Das Hauptquartier der radikalen Tierrechtsorganisation HSUS (2009) | Foto: AgnosticPreachersKid, Lizenz: CC BY-SA 3.0

HSUS-Skandal hat wohl gerade erst begonnen

Exklusiv für zoos.media – 25.03.2018. Autor: Philipp J. Kroiß

Die radikale Tierrechtsorganisation HSUS, die sich auch gegen Zoos positioniert, kommt nicht aus den Schlagzeilen – die Vorwürfe wegen sexuellem Missbrauch bleiben aktuell.

HSUS-Skandal hat wohl gerade erst begonnen

Nachdem CEO Wayne Pacelle zurückgetreten war, hoffte man wohl den Mantel des Schweigens über die “Kultur des sexuellen Missbrauchs” bei der HSUS zu hüllen, doch nun wächst auch der Druck auf Pacelles Nachfolgerin Kitty Block und die Organisation, der sie vorsteht. Die Tierrechtlerin selbst war zwei Jahrzehnte zuvor gegen ihren ehemaligen Chef, David Wills, vorgegangen, weshalb die Wahl wohl nicht umsonst auf sie fiel, denn so hofft man wohl verlorenes Vertrauen zurückzugewinnen, wovon sie auch in ihrem Statement sprach.

Lückenlose Aufklärung? Fehlanzeige

Ex-CEO der HSUS, Wayne Pacelle, bei einer Buchpräsentation. | Foto: Dwight Burdette, Lizenz: CC BY 3.0

Von einer lückenlosen Aufklärung des Skandals kann aber keine Rede sein, denn nach Pacelles Weggang, endete auch die Untersuchung. Es kam also nicht ansatzweise zu einer Aufarbeitung, sondern die Untersuchung wirkte so eher wie ein Druckmittel gegen Pacelle, statt Zeugnis von wahrem Interesse an der Wahrheit. Der Aufsichtsrat stand nach außen hin auch immer hinter Pacelle, was man nicht vergessen darf. Forderungen, die entsprechenden Aufsichtsratsmitglieder auszutauschen, blieben ohne Folgen und ebenso die Forderungen nach weiteren Untersuchungen – so viel wollte man den kritischen Spendern, die das forderten, dann wohl doch nicht entgegenkommen.

Der Washington Post schrieb ein Geldgeber, dass es keinen gesunden Weg vorwärts gebe ohne die Fehler der Vergangenheit zuzugeben. Die HSUS behauptet demgegenüber, das alles gut sei – große Spender stünden, nach einem Gespräch mit den Funktionären, weiterhin zu der radikalen Tierrechtsorganisation, die auch gegen Zoos so wie andere Tierhaltungen hetzt.

Der CEO Pacelle verdiente einen sechsstelligen Dollar-Betrag pro Jahr und eigentlich könnten Spender ja erwarten, dass ihre Spenden der Sache bezahlten und nicht Entgelte für Fehlverhalten, was diese auch der Washington Post mitteilten. Von den Geldgebern gibt es keine offizielle Liste, aber einige meldeten sich im Rahmen des Missbrauchsskandals. Menschen wie der Philanthrop Greenbaum fordern nun tiefgreifendere Veränderungen. Bisher blieben die Forderungen ohne Folge bis auf ein Lippenbekenntnis, dass man eine neue Untersuchung in Betracht ziehen würde.

“Kein guter Wille von der HSUS”

Zehn Mitarbeiter haben sich nun zusammengetan und lassen sich von der Anwältin Kelly Dermody vertreten. Die erklärte gegenüber der Washington Post: “Ich habe noch keinen guten Willen von HSUS gesehen”, so die Anwältin. “Die ganze Frage war: Wer war der CEO? Und nicht dieses ganze Klima, in dem Frauen jahrelang Freiwild wurden. Jetzt soll es plötzlich besser sein?”

Es sind berührende Schicksale, die dieser Skandal hervorbrachte wie etwa das von Tulsa Simpson. Die zu dem Zeitpunkt des Geschehens glühende Unterstützerin der HSUS, die auch in der Organisation arbeiten wollte, wurde von Pacelle, wohl unter einen Vorwand, auf sein Zimmer gelockt, wo er sie dann am Arm packte und sie überfallartig küsste. Die junge Frau floh verschreckt und erzählte es gleich ihrer Mutter. Eine andere Mitarbeiterin soll er nach Küssen und Sex in seinem Büro gefragt haben. Nachdem sie immer abgelehnt hatte, wurde sie mehr und mehr ausgeschlossen.

Kampf gegen Windmühlen

Wayne Pacelle beim Handshake mit Representative Sherwood (2014) | Foto: DesertHiker81, Lizenz: CC BY-SA 4.0

Blocks Kampf für eine Veränderung in der HSUS scheint wie ein Kampf gegen Windmühlen. Es wirkt eher so, als würde man eine Person, die schon vor Jahrzehnten Missstände aufdeckte, die nun, in anderer Form und mit anderen Personen, wieder aufkamen und wegen der sie nun gefährlich werden könnte, an der Spitze ruhig stellen und verhungern lassen wollen. An sie wurden nun neue mutmaßliche Vergehen von Pacelle herangetragen, wie sie selbst berichtet. Tun kann sie anscheinend nicht viel, ist sie doch wohl eher Symbolfigur für die Spender, statt jemand, der wirklich etwas gegen die Kultur des sexuellen Missbrauch ausrichten könnte.

Als sie vor zwei Jahrzehnten ihren Vorgesetzten Willis verklagte und ihm tatsächlich der Prozess gemacht wurde, kam allerlei heraus: Er bestritt zwar Blocks Vorwürfe, aber Sex mit Frauen, die ihm untergeben waren, hatte er gehabt. Pikanter war wohl, dass er auch Gelder der HSUS dafür nutzte, Prostituierte zu bezahlen. Nachvollziehbarer Weise nahm die Affaire für Willis natürlich kein sonderlich gutes Ende für ihn und auch danach ging es nicht gut weiter: 2017 wurde Willis wegen einer anderen Affaire, in der es um mutmaßliche Straftaten, darunter andauernder sexueller Missbrauch eines Kindes und andauernder Kinderhandel, ging und die schon fünf Jahre andauerte.

Man merkt an diesem Fall, wie tief verwurzelt diese viel zitierte “Kultur des sexuellen Missbrauchs” bei der HSUS ist. Kitty Block kann man durchaus unterstellen, dass sie ein ehrliches Interesse an Aufklärung hat und die Opfer hoffentlich ernster nimmt als offenbar andere Funktionäre, aber was kann sie ausrichten gegen Leute, die wohl jahrzehntelang sexuellen Missbrauch zumindest vertuschten? Man muss wohl kein Prophet sein, um, gerade im Angesicht des Falls Willis, zu vermuten, dass auch Pacelle nicht der letzte HSUS-Protagonist in einem Sex-Skandal war. In diesem Fall muss aber auch dringend nachgefragt werden, inwiefern Pacelles Kollaborateure in der Zoo-Szene in diese Vorgänge, Kagan, Ashe und Manby, involviert waren.

Diesen Beitrag teilen