Weißer Tiger im Circus | Foto: Astrid Reuber (Lacey Fund e. V.)

Klöckners Anti-Zirkus-Verordnung gestoppt

Exklusiv für zoos.media – 26.06.2021. Autor: Philipp J. Kroiß

Der Bundesrat lehnte die Teilabschaffung des Zirkus in Deutschland ab – das Ende einer bisher beispiellosen Farce.

Klöckners Anti-Zirkus-Verordnung gestoppt

Der Zirkus besteht seit jeher aus drei Säulen repräsentiert durch Akteure in der Manage: Akrobaten, Clowns und Tierlehrer. Nimmt man eine dieser Säulen weg, stürzt das Gebäude zusammen. Ein Zirkus ohne Akrobaten, Clowns oder Tiere ist keiner. Julia Klöckner (CDU) wollte den Zirkus in Deutschland also, Seite an Seite mit Tierrechtlern, scheibchenweise zerstören: zuerst sollten bestimmte Wildtiere aus der Manege verbannt werden, dann noch mehr und so weiter. Das Endziel der Tierrechtsindustrie ist das Ende jeder Form der Tierhaltung und somit auch das Ende des Zirkus, genau wie das Ende von Zoos und Haustieren. Statt sich dagegen zu stellen, hat sich Klöckner offenbar als Erfüllungsgehilfin angeboten. Der Bundesrat hat das nun gestoppt.

Bundesrat lehnt Verordnung ab

Martin Lacey jr. mit dem weißen Löwen “King Tonga” | Foto: Usien, Lizenz: CC BY-SA 1.0

Dass der Bundesrat die Verordnung ablehnte, war allerdings nichts weiter als ein politisches Ränkespiel, genauso wie Klöckners Theater, das sie als Reaktion darauf vom Stapel ließ: “Wildtiere haben nichts in der Manege verloren”, behauptete sie ideologisch, denn es gibt keinerlei wissenschaftliche Evidenz für eine so generalisierte Aussage. Genauso könnte man sagen, dass Weinköniginnen nicht in die Politik gehören würden – das ist genauso Blödsinn. Die Blockade des Bundesrates sei, laut Klöckner, “ein Vergehen am Tierschutz”, was auch nicht stimmt, aber anders als sie es meint und was durchaus mit dem Hinweis auf ein bestimmtes Sprichwort versehen werden könnte, das auf ein Glashaus abzielt. Mit einem hat Klöckner aber ohne Zweifel tatsächlich Recht: das Scheitern war parteipolitisch motiviert – leider. Zu bedauern ist das deshalb, weil das Scheitern eigentlich evidenzbasiert motiviert sein müsste.

Es gibt keinen standhaften Hinweis darauf, dass Zirkus per se ein schlechter Ort für Tiere wäre: es gibt Zirkusse, die halten ihrer Tiere gut und welche, die halten sie nicht gut – genauso wie es auch gute und schlechte Politiker gibt. Aufgabe seriöser Politik wäre es, dafür zu sorgen, dass man die Tiere in Zirkussen nur gut halten kann. Klöckners eigenes Vergehen am Tierschutz war, dass sie in diese Richtung als Ministerin rein gar nichts zu Stande brachte. Sie hätte ja die Chance gehabt, schlechte Zirkustierhaltung zu beenden und gute zu stärken – dafür hat sie sich aber nicht entschieden. Sie wollte lieber der populistischen Verbotsforderung Folge leisten. Was hätte Klöckner für den Tierschutz tun können, wenn sie differenziert an die Frage heran gegangen wäre? Man wird es wohl nie erfahren.

Der Bundesrat schiebt nun vor, dass das Verbot nicht weit genug ginge. Schützenhilfe bekommen sie davon von Lobbyorganisationen, die seit Jahren mit der Tierrechtsindustrie verwoben sind, wie Vier Pfoten und der Deutsche Tierschutzbund. Das soll wohl darüber hinwegtäuschen, dass das Ringen um diese Verordnung ein Kampf verbotsverliebter Populisten war, der letztendlich nicht von Fakten, sondern durch Parteipolitik entschieden wurde. Der gesamte Vorgang ist ein Bärendienst an einer Demokratie, die einmal freiheitlich sein will, aber in der man sich andererseits auch einer rechtsstaatlichen Sicherheit gewiss sein sollte: solange ich meine Tiere gut halte, habe ich nichts zu befürchten. Das System hat sich insgesamt enorm lächerlich gemacht und das fing schon bei der Verordnung selbst an:

Was dabei rauskommt, wenn sich das BMEL von Tierrechtlern beraten lässt

Tierschutz profitiert von Fakten

Der zentrale Denkfehler des BMEL mit seiner Ministerin, aber auch der des Bundesrates ist die Faktenbefreitheit ihrer Argumentation. An beiden Orten hat man eine Ideologie und denkt sich offenbar: “An meinem Wesen soll die Tierwelt genesen.” Es ist die typische Hybris der Ideologen, die man seit Jahrzehnten aus der Tierrechtsszene kennt. Solange man nur der richtigen Ideologie folge, könne man ja nichts falsch machen – so etwas ist parareligiös. Statt Glauben ist aber Wissen das, was Tierschutz voran bringt. Circus Krone zum Beispiel kann nachweisen, dass es den Tieren in ihrer Obhut gut geht. Wie auch immer man das persönlich bewerten mag: es ist Fakt. Da können Ministerinnen noch so oft ideologieverliebt das Gegenteil behaupten, die Sachlage ist eben so und das wüsste sie auch, wenn sie sich vor Ort man ordentlich umgesehen hätte.

Circus Krone, um bei diesem Beispiel zu bleiben, ist also kein Problem für Tiere oder Menschen, weil der Zirkus niemandem schadet. Es wird niemand gezwungen dort hin zu gehen und es gibt keinen Grund mündigen Bürgern hier eine Entscheidungsfreiheit zu rauben. Vielmehr zeigt Krone seit Jahrzehnten wie das System Zirkus funktionieren kann: eben nicht nur durch tiergerechte Haltung, sondern auch begleitet von einem Engagement für Tier- und Artenschutz, das in diesem Fall im Lacey Fund konzentriert wird.

Es gibt weite Zirkusse, die dies auf unterschiedliche Weise zeigen und belegen. Statt also blind gegen Zirkus als Institution zu schießen, würde es mehr Sinn machen, diese funktionierenden Beispiele zu nutzen, um andere Zirkusse hier entsprechende Vorgaben zu machen, aber auch gleichzeitig ihnen zu helfen, diese zu erfüllen. Es wäre dann am Ende so allen geholfen: den Tieren, der Institution Zirkus und natürlich den einzelnen Betrieben ebenso. So eine faktenbasierte Arbeit ist aber eben auch mehr Arbeit als plumper Populismus, allerdings auch eine solche Arbeit, die man einem Ministerium zutrauen kann, ohne dabei vermessen zu sein. Hier hat Frau Klöckner, oder wer auch immer ihr nachfolgen möge, eine Chance wirklich was für den Tierschutz zu erreichen. Es steht zu hoffen, dass das nicht wieder in einem parteipolitischen Kasperletheater endet wie diese Verordnung.

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