Staffordshire Terrier des Fotografen | Foto: Neube2b, Lizenz: CC BY-SA 3.0

Animal Peace fordert den Tod für “Mörder” von Chico

Exklusiv für zoos.media – 17.04.2018. Autor: Philipp J. Kroiß

Mit einer völlig menschenverachtenden Forderung will anscheinend die Tierrechtsorganisation “Animal Peace” auf sich aufmerksam machen – dieser Artikel ordnet dies in die Tierrechtsindustrie ein.

Animal Peace fordert den Tod für “Mörder” von Chico

Die Tierrechtsorganisation Animal Peace ist für das Prinzip “Aufmerksamkeit um jeden Preis” durchaus berüchtigt. Sie versuchen offenbar nicht durch Leistung auf sich aufmerksam zu machen, sondern durch Facebook-Beiträge, deren Geschmacklosigkeit sich kaum in Worte fassen lässt. Sind sie nun zu weit gegangen? Das Hundezentrum Mittelfranken findet, das dem so ist und erklärte entsprechend Anzeige erstatten zu wollen.

Was Animal Peace hier macht, erschreckt tatsächlich aufgrund der Menschenverachtung und des plumpen Populismus dieses Beitrags. Animal Peace hat zum Ziel, dass “ein echtes Tierrecht, das den Tieren das Grundrecht auf ihr Leben, ihre körperliche Unversehrtheit und ihre Freiheit einräumt, den Tieren echten Schutz bietet” implementiert wird. Für die Menschen, die Chico vor großem Leid bewahrt haben, gilt das dann wohl allerdings nicht. Ebenso wurde der schreckliche Anschlag in Berlin durch ein fragwürdiges Posting heruntergespielt – Respekt vor den Opfern gab es nicht.

Wenn jemand Tiere rechtlich zu Menschen mach will und Menschen so missachtet – was sagt das dann über dessen Glaubwürdigkeit bezüglich dessen aus, den Tieren etwas Gutes zu tun? Sehr viel. Animal Peace demonstriert ohne Rücksicht auf Verluste: Das zu diesem Zeitpunkt erkrankte Delfinweibchen Flapine verstarb während einer ihrer Demonstrationen im Delfinarium des Zoo Duisburg.

Der “Fall Chico”

Eigentlich ist der Fall sehr klar: Ein falsch sozialisierter Haushund hat, wohl als Folge dessen, zwei Menschen getötet. Der Hund war darüber hinaus sehr schwer erkrankt. Dieser Erkrankung allein hätte eine Einschläferung durchaus begründbar machen können, weil der Genesungsprozess für den Hund sehr belastend und risikoreich sein würde. Natürlich spielte auch die ungewisse Zukunft des Tieres und somit die Langzeitprognose eine Rolle, denn selbst, wenn er es überlebt hätte, war es fraglich, inwieweit er noch ein hundegerechtes Leben führen könnte, in dem er für sich, andere Tiere und andere Menschen keine Gefahr mehr gewesen wäre.
Wie es in Deutschland vorgeschrieben ist, hat ein Team aus Experten diese Entscheidung gefällt.

„Angesichts der Schwere der Befunde, deren weitere Behandlung und Nachsorge aufgrund der Aggressivität des Hundes jeweils nur unter Vollnarkose hätte erfolgen können, und der Tatsache, dass der Hund aufgrund einer fehlenden Sozialisation nur isoliert von anderen Hunden hätte gehalten werden können, sowie dem Umstand, dass aufgrund der gesteigerten Aggressivität im konkreten Fall Menschen nicht mehr als Sozialpartner in Frage gekommen wären, wurde unter Einbindung von Sachverständigen die Entscheidung getroffen, den Hund noch in der Narkose zu euthanasieren.“ – Udo Möller, Sprecher der Stadt Hannover

Der Fall Chico brachte eine falsch verstandene Tierliebe zu Tage, die das Wohl des Tieres völlig außer Acht ließ und eine Diskussion hervorbrachte, die hauptsächlich von den jeweiligen Agendae der einzelnen Lager bestimmt war. Medial wurde das ganze dann so emotional aufgeladen, dass es kaum zu sachlicher Diskussion kam, die tatsächlich die beste Lösung für alle Beteiligten im Blick hatte. So wird nun auch diese Entscheidung bepöbelt.

Warum Aufmerksamkeit für Animal Peace?

Tierrechtler demaskieren sich meist am besten selbst. Diese speziellen Mitglieder der Tierrechtsindustrie sind darin besonders gut und werfen auf ein sehr ungeschöntes Schlaglicht auf die Industrie von denen sie ein Teil sind. Andere Vertreter der Tierrechtsindustrie, wie etwa der Deutsche Tierschutzbund, der entgegen seinem Namen vermehrt Tierrechtspositionen vertritt und sich in der Industrie auch entsprechend engagiert, oder Vier Pfoten, eine Tierrechtsorganisation, die laut Stiftung Warentest unwirtschaftlich arbeitet und bei der nicht mal die Hälfte der Spenden in Projekte und Kampagnen flössen, distanzieren sich zwar, was sich aber wohl mehr aus dem Konkurrenzkampf in der Industrie rekrutiert, als ernst zunehmende inhaltliche Kritik darstellt. PETA hingegen zeigt in seinem Shop Nähe zur Organisation.

Animal Peace ist akzeptierter Teil der Szene. Der Deutsche Tierschutzbund zelebriert seine Distanzierung in einem Interview mit topagrar.com, gibt aber gleichzeitig zu: “Es mag große, lockere Bündnisse geben, in denen auch Animal Peace als Unterstützer geführt wird […] Das Vertreter von Animal Peace und dem Deutschen Tierschutzbundes bei bestimmten Aktionen auf einem Foto oder einem Video erscheinen, lässt sich mitunter gar nicht vermeiden. So gibt es auf YouTube ein Video von einer Demonstration gegen den Hundewelpen-Verkauf bei Zoo Zajac in Duisburg 2012, auf dem Vertreter beider Organisationen zu sehen sind.” Eine klare Kante gibt es also nicht wirklich.

Was Animal Peace letztendlich macht, ist die Tierrechtsideologie kompromisslos und rücksichtslos auszulegen. Womit manche Tierrechtsorganisationen noch sehr zurückhaltend umgehen, halten sie nicht hinterm Berg. PETA erklärt noch “Wir setzen uns nicht für ein “Recht auf Leben” für Tiere ein” und in einem anderen Zitat erfährt man dann, dass Tiere ja mit Menschen gleichzusetzen wären: „Eine Ratte ist ein Schwein ist ein Hund ist ein Junge. Sie sind alle Tiere.“ Die Verachtung für Mensch und Tier ist da sehr zurückhaltend ausgedrückt – Animal Peace macht das demgegenüber sehr klar und dabei kommen solche Postings wie jetzt im Fall Chico heraus. Daher hat die Tierrechtsindustrie kaum Chancen, eine echte inhaltliche Distanzierung vorzunehmen, sondern attackiert meist Oberflächlichkeiten oder verliert sich in Eifersüchteleien, denn es ist letztendlich die gleiche Ideologie – sie wird nur jeweils anders kommuniziert.

Somit kann man Animal Peace nicht ausklammern, wenn man über die Tierrechtsindustrie aufklären will. Sie vertreten auch in Bezug zu Zoos die gleiche Linie wie die übrigen Tierrechtler, weil sie gegen jede Form der Haltung von Tieren sind und so auch gegen umfassenden Tier-, Arten- und Naturschutz, denn der ist nur in Kooperation mit modernen Zoos und Aquarien umfassend möglich.

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