Exklusiv für zoos.media – 18.11.2019. Autor: Philipp J. Kroiß
Unser Beiratsmitglied Michael Miersch hat auf Twitter einen interessanten Thread veröffentlicht, der erklärt, warum bio und vegan nicht gleichzeitig gehen.
Geht Bio und Vegan gleichzeitig?
In einigen sozialen Schichten hat sich die Idee durchgesetzt, dass “Bio” und “Vegan” Attribute einer gesunden und möglichst für Körper und Planeten guten Ernährung wären. Das Problem: beides geht gar nicht gleichzeitig.
Düngen als Casus Knacksus
Sich vegan zu ernähren bedeutet, auf mit Tieren erzeugte Produkte zu verzichten und so eine Tierhaltung obsolet zu machen. Das würde aber bei Bioprodukten für erhebliche Probleme sorgen.
Wenn alle vegan würden, wäre Schluss mit Bio. Biolandbau erlaubt lediglich Tierfäkalien, um die Pflanzen mit den nötigen Nährstoffen zu versorgen. Mineraldünger ist verboten.
— Michael Miersch 🦔 (@MMiersch) November 17, 2019
Man müsste also Tiere halten, um Dünger für die Bio-Produkte zu erzeugen. Ganz streng genommen, ist dann aber das Bio-Produkt dann nicht mehr vegan, weil ja tierische Produkte gebraucht werden, um ihre Existenz zu ermöglichen.
So führt der Weg in die vegane Zukunft unweigerlich durch die Düngemittelfabrik. Seltsam nur, das man über diese einfache Erkenntnis so selten etwas hört.
— Michael Miersch 🦔 (@MMiersch) November 17, 2019
Das ist vielen gar nicht bewusst. Michael Miersch weist aber auf eine Kuriosität hin:
Veganer und Bio-Anhänger sind natürliche Gegner, die sich im gleichen kulturellen Milieu tummeln.
— Michael Miersch 🦔 (@MMiersch) November 17, 2019
Also das gibt wohl nichts mit der bio-veganen Ernährung, die aktuell vor allem die politisch tendenziell linke Upper Middle Class in den Städten für sich als Ideal auserkoren hat. Nachhaltiger und gesünder für Planet und Mensch wäre eine maßvolle, umfassende Nutzung der Tiere in der Landwirtschaft. Das hilft den Bauern und den Konsumenten. Es ist nicht mal eine neue Erfindung, sondern wurde früher so gemacht als man mit den Tieren in landwirtschaftlicher Nutzung deutlich umfassender wirtschaftete.
Zoos schützen bedrohte Nutztierrassen
In der heutigen Landwirtschaft geht es um Hochleistungszucht und das Tier muss einen bestimmten Zweck erfüllen. Das war nicht immer so. Doppel- oder sogar Mehrfachnutzungsrassen sind nicht einseitig auf ein Leistungsmerkmal gezüchtet, sondern liefern die Option, die Tiere für mehr als einen Zweck zu nutzen. Eine weitestgehend bio-vegane Ernährung würde etwa bedeuten, auch wieder Einnutzungsrassen im Hinblick auf ihre Fäkalien-Leistung zu züchten, bedeutet aber auch, dass die Tiere ansonsten völlig ungenutzt blieben – eine ziemlich dekadente Verschwendung, die man sich dann leisten würde.
Das würde wieder zu mehr bedrohten Nutztierrassen führen, denn, wenn Rassen nicht mehr genutzt werden, sind sie in ihrem Bestand bedroht und ein kultureller Schatz droht verloren zu gehen. Moderne zoologische Einrichtungen wollen das verhindern und haben sich zusammen geschlossen, deren Aussterben zu verhindern. Hier sind drei Beispiele:
Zoo schützen also weit mehr als nur exotische Tiere.

Ein hervorragendes Beispiel für nachhaltige Nutzung versus maßlose Nutzung ist etwa der Amerikanische Bison: Bis 1870 töteten indianische und immigrierte Jäger nur so viel Bisons wie sie zum Leben brauchten und verwerteten das Tier quasi komplett. Die Art war nicht bedroht. Ein Jahr später hatten dann Gerber in Großbritannien und Deutschland ein neues Verfahren entwickelt, mit dem Büffelleder in Schuhsohlen und Antriebsriemen für Maschinen verwandelt werden konnte und das Tier wurde deshalb massivst bejagt – die gehäuteten Kadaver blieben in der Prärie zurück. Hinzu kam der Eisenbahnbau und der Bison war eine wichtige Ressource zur Versorgung der Arbeiter. Professionelle Jäger wie etwa der bekannte Buffalo Bill konnten 50 bis 100 Tiere täglich mit dem Gewehr erlegen. Ebenso versuchte man die Indianer durch Tötung ihrer Nahrungsgrundlage – der Bisons – in die Reservate zu zwingen.
Der Bison war zu einem Massenprodukt geworden, das nicht mehr nachhaltig genutzt wurde. 1902 waren nur noch 23 Tiere übrig. Es ist auch modernen Zoos zu verdanken, dass diese Art gerettet wurde. Die Geschichte der Bisons ist ein exzellentes Beispiel dafür, das zeigt, dass es die maßlose Nutzung von Tierbeständen ist, die ein Problem darstellt, nicht aber die maßvolle. Heute ist Bisonfleisch wieder im Kommen als Bio-Alternative zu Rindfleisch – und so schließt sich dann auch wieder der Kreis zur Bio-Landwirtschaft. Inzwischen ist der Bison auch – neben dem Weißkopfseeadler, zu einem Nationalsymbol der Vereinigten Staaten geworden. Es bleibt zu hoffen, dass die der Art hilft.