Giraffenfütterung im Miami Metrozoo | Foto: NancyHeise, Lizenz: public domain

COVID-19 und die Wildtierhaltung

Exklusiv für zoos.media – 19.06.2020. Autor: Philipp J. Kroiß

Tierrechtler nutzen die Stimmung zum Coronavirus, um gegen die Wildtierhaltung zu Felde zu ziehen. Dieser Artikel blickt kritisch auf den Kurs von Pro Wildlife.

COVID-19 und die Wildtierhaltung

In Zeiten, in denen sich die öffentliche Diskussion hauptsächlich um das Coronavirus zu drehen scheint, müssen die Gegner jeglicher Tierhaltung einen Taktikwechsel vornehmen. Für Tierrechte spendet nämlich jetzt kaum jemand mehr. Also weben Tierrechtler nun ihre Ideologie in ein Milieu der Angst ein, um relevant zu bleiben. Die Haltung von Tieren, insbesondere die von Exoten, soll abgeschafft werden. Hierfür ist den Tierrechtlern jedes Mittel recht. Mit der Realität haben solche Thesen allerdings rein gar nichts zu tun.

Wildtiere – eine Gefahr für die Gesundheit?

Vieraugen-Pfauenaugensumpfschildkröte (Sacalia quadriocellata) | Foto: François Charles, Liezenz: CC BY-SA 3.0

Nach den Fantasien von Pro Wildlife und vergleichbaren Organisationen, die Teil oder Unterstützer der Tierrechtsindustrie sind, sind exotische Tiere Keimschleudern. Dies ist Teil einer Kampagne gegen die Haltung von Wildtieren. Hierzu gehört unter anderem auch eine mehr als fragwürdige Studie für das Bundesamt für Naturschutz.

Wenn aber Tiere, egal ob exotisch oder einheimsch, legal gehandelt, medizinisch überwacht und hygienisch gehalten werden, sind sie alles andere als Keimschleudern. Dazu erklärt die renommierte Bremer Tierärztin Dr. K. Alexandra Dörnath, die einen Master in Wildtiergesundheit in London absolviert hat: “Zur medizinischen Überwachung gehören, wenn nötig und sinnvoll, neben der klinischen Allgemeinuntersuchung, weiterführende Untersuchungen wie parasitologische, mikrobiologische und virologische Untersuchungen. Somit werden potenzielle Zoonose-Erreger erkannt und unterbunden. Im Übrigen ist die Haltung exotischer Tiere in Menschenhand in der westlichen Welt in gar keiner Weise vergleichbar mit dem, was sich auf Asiatischen Tiermärkten abspielt. Niemand hier isst schließlich seinen Schützling auf.”

Hygiene ist bei moderner Tierhaltung immer das A und O

Dr. Dörnath, die auf Wildtiere spezialisiert ist und fast ausschließlich exotische Tiere behandelt, erläutert: “Es ist selbstverständlich, dass ein Tierhalter vor und nach dem direkten oder indirekten Kontakt mit seinem Schützling sich seine Hände reinigt und nötigenfalls desinfiziert. Dies dient dem Schutz des Tieres vor dem Menschen und des Menschen vor dem Tier. Dies gilt allerdings auch im Umgang mit dem Haushund und der Hauskatze.”

Hygiene ist immer ein Thema in moderner und verantwortungsvoller Tierhaltung – das gilt bei jedem Tier zu Hause, aber auch im Zoo. Dazu wird auch teils großer Aufwand betrieben. Bei Pinguinen aus der Antarktis in menschlicher Obhut beispielsweise ist es deshalb nicht unüblich, nicht nur das Wasser, sondern auch die Luft zu filtern.

Schmierenkampagne schadet Artenschutz

Dass die Tierrechtsindustrie gegen Tierhaltung wettert, ist nicht verwunderlich. Eines ihrer ideologischen Ziele ist nämlich die Abschaffung jeder Form der Tierhaltung: vom kleinen Stubentiger zu Hause bis zum mächtigen Sibirischen Tiger im Zoo. In ihrer Salamitaktik stehen nur die Exoten gerade ganz oben auf der Liste.

Das schadet dem Artenschutz, denn die legale Haltung von Exoten kann den Artenschutz unterstützen. Daher kooperieren Zoos und Privathalter bei der Rettung von Arten. Dazu gibt es zahlreiche Projekte – besonders im Bereich der Terraristik und Aquaristik. In Privathand können hervorragend bestimmte Arten gezüchtet werden, um eine diverse Metapopulation aufzubauen, von der aus potentiell ausgewildert werden kann.

Diskussion geht am eigentlichen Thema vorbei

Das riesige Problem für den Artenschutz ist gar nicht die legale und verantwortungsbewusste Tierhaltung, sondern der Schwarzmarkt. Der wird aber durch ein Verbot des legalen Marktes überhaupt nicht berührt. Der Schwarzmarkt ist ja auch jetzt schon illegal und es gibt ihn trotzdem. Er wird auch durch ein Verbot von legalem Handel nicht verschwinden. Es ist genau dieser illegale Handel, der dem Artenschutz schadet. Darüber wird dann wiederum bemerkenswert wenig in der Diskussion gesprochen, denn die wird maßgeblich von den Leuten geführt, die ohnehin gegen jede Form der Tierhaltung sind – egal ob legal oder illegal.

Hier gilt es auch für die Tierhalter generell, sich in dieser wichtigen Diskussion nicht über den Tisch ziehen lassen, weil die Gegner der Tierhaltung über ihre Vereine jahrelang größere Lobbyarbeit mit Spenden wohlmeinender Tierfreunde finanziert haben. Diesbezüglich sitzen die verantwortlichen Tierhalter alle in einem Boot, ob als Halter eines Wellensittichs, einer Kornnatter, eines Hundes oder anderer Tiere.

Dämonisierung der Tierhaltung richtet großen Schaden an

Ein Paar Persische bzw. Asiatische Löwen im Tiergarten Nürnberg | Foto: Rufus46, Lizenz: CC BY-SA 3.0

Tierhaltung soll generell dämonisiert werden, wenn es nach den Tierrechtsaktivisten geht. Das fügt auch dem Artenschutz massiven Schaden zu. Gleichzeitig unterstützt es einen abzulehnenden Schwarzmarkt, der plötzlich nicht mehr als das zentrale Problem verkauft wird, sondern eben auch nur Teil dieses “Bösen” ist. Teil dessen ist aber plötzlich auch der Reptilienfreund mit seiner geliebten Bartagame oder der Aquarianer mit seiner bewundernswerten Zucht von im natürlichen Lebensraum ausgestorbenen Ameca-Kärpflingen, mit denen er aktiven Artenschutz betreibt. Zu solchem trägt zum Beispiel auch der private Gepardenhalter, wenn ihm die Zucht mit seiner Großkatze gelingt, oder auch der Züchter von Aspisviper, Würfelnatter, Europäischer Sumpfschildkröte oder Silberäffchen bei.

Auch aus Zoos will die millionenschwere Tierrechtsindustrie die Exoten verbannen. So sollen Zoos, natürlich nur als ersten Schritt zur vollkommenen Abschaffung, nur noch heimische Tierarten halten. Damit würden über Jahrzehnte gewachsene Artenschutz-Projekte exotischer Tiere zerstört. Somit ist der Zoo in genau der gleichen Situation wie die Heimtierhalter: per Salamitaktik soll schließlich die gesamte Tierhaltung zerstört werden. Der Schaden für den Artenschutz wäre immens und irreparabel.

So Pro Wildlife, wie der Name es vielleicht vermuten ließe, ist diese Organisation letztendlich gar nicht. Wo Pro Wildlife draufsteht, ist leider nicht Pro Wildlife drin – eher das Gegenteil. Die Sicherung einer langfristigen Existenz von Wildtieren in der Natur funktioniert nicht ohne Zoos und Aquarien, ohne engagierte Privathalter und viele weitere wahre Artenschützer. Ohne diese wird es langfristig kein Wildlife mehr geben. Es ist also genau die falsche Taktik, gegen verantwortungsvolle Tierhaltung zu Felde zu ziehen. Die Tierrechtler sind aber leider der gegenteiligen und somit irrtümlichen Ideologie teils fanatisch verfallen.

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