Im Zoo von Detroit können die Besucher Eisbären durch einen Tunnel beobachten. | Foto: Detroitzoo, Lizenz: CC BY-SA 4.0

Einordnung des Hitzerekords: Problem für die Tiere im Zoo?

Exklusiv für zoos.media – 26.07.2019. Autor: Philipp J. Kroiß

Die Medien sind voll von Berichten über den Hitzerekord – aber was bedeutet das für die Tiere in Zoos? Der Artikel ordnet sowohl den Hitzerekord als auch die in diesem Zusammenhang erwähnte Haltung von Eisbären in Zoos ein.

Einordnung des Hitzerekords: Problem für die Tiere im Zoo?

Alle sprechen über den Hitzerekord und auch Zoofreunde, die vielleicht noch nicht so viele Sommer wie diesen erlebt haben, machen sich Sorgen um Tiere aus kälteren Gefilden. Das nutzt leider auch die Tierrechtsorganisation PETA aus, um daraus Kapital zu schlagen, allerdings muss sich niemand ernsthaft Sorgen machen, denn im Zoo – ganz im Gegensatz zu PETA – arbeiten staatlich anerkannte Experten für Tiere und deren Versorgung mit jahrelanger Praxis-Erfahrung und Erfahrungswerten aus vielen Jahrzehnten erfolgreicher Tierhaltung.

Ist es den Eisbären zu heiß?

Eisbären assoziieren die meisten Leute mit Kälte, aber auch mit Wärme können Sie gut umgehen wie der Tiergarten Nürnberg in einer Antwort auf die lächerliche PETA-Kampagne formuliert:

Für Eisbär-Experten und -Fans, die die Art schon lange kennen, ist das nichts Neues, aber eine wachsende Naturentfremdung hat viele leichtgläubige Tierfreunde zu leichten Opfern der Tierrechtsorganisationen werden lassen. Seit vielen Jahrzehnten kämpfen moderne, zertifiziert und akkreditierte zoologische Einrichtungen gegen Naturentfremdung. Es muss sich also keiner Sorgen um Eisbären machen oder etwa um andere Botschafter der kälteren Gefilde – für die ist in den professionellen zoologischen Einrichtungen bestens gesorgt.

Viel Gewese um einen fraglichen Rekord

Der Grund warum alle von dem großen Hitzerekord sprechen ist eine Messung vom 25.07.2019, die in Sondersendungen ausgeschlachtet wurde, aber wohl doch mit Vorsicht zu genießen ist. Warum, erklärt der bekannte Metereologe und Wetterexperte Jörg Kachelmann:


Letztendlich wurde der Hitzerekord in Lingen dann doch anerkannt, obgleich der Rekord nur durch das sehr spezielle Messfeld vor Ort zu Stande kam, wie Kachelmann erklärt: “Lingen ist halt ein sehr spezielles Messfeld, um es vorsichtig zu haben – ein kleine grabartige Senke mit minimalem Luftumsatz, unmittelbar daneben geparkte Autos – deshalb will der DWD auch weg von dort, weil nur so die 42,6 möglich wurden“. Die anderen aufgestellten Hitzerekorde an den Messstationen, die seit deren Bestehen gemessen wurden, waren über ein Grad kühler. Solche sogenannten “Allzeitmaxima” beziehen sich ohnehin nur auf die Messstationen an sich und die vergleichsweise kleine Zeit der Wetteraufzeichnungen.

Weitere Untersuchungen legen nahe, dass es in Europa und der Arktis mit und ohne Menschen oder Eisbären bereits wärmer und kälter war. Bevor beide durch die Evolution entstanden, standen auch mal, durch die drastische Klimaerwärmung im Eozän, Palmen auf der Arktis. Die Framstraße, die einzige Tiefenwasserverbindung zwischen dem Arktischen Ozean und dem Atlantik und eine der Antriebsquellen für die globalen Meeresströmungen, war vor gerade erst mal 15.000 Jahren für rund 200 Jahre völlig eisfrei – heute verlassen dort große Mengen arktischen Meereises den Arktischen Ozean und werden Teil des Ostgrönlandstroms. Eisbären haben sich wohl vor rund 600.000 Jahren von den Braunbären abgespalten. Die Eisbären haben eben auch Klimaveränderungen bereits durchlebt.

Das ändert aber nichts am Hitzerekord selbst, denn der ist über gesamt Deutschland völlig unbestritten. Jörg Kachelmann erwartet allerdings auch, dass – nach der dringend notwendigen und vom Deutschen Wetterdienst (DWD) gewünschten Verlegung der Messstelle – keinen solchen Rekord mehr geben wird:

Sicherlich wird man die Entwicklung sehr genau beobachten müssen, aber man kann sich sicher sein, dass die Eisbären in deutschen Zoos noch sehr lange werden gedeihen können. Sie sind immerhin Teil eines Zuchtprogrammes, in dem die Tiere doppelt so alt werden wie in der Natur und die Jungtiere eine deutlich höhere Überlebenschance haben. Das kann man allerdings sicher nicht mit dem Klima erklären, sondern liegt viel mehr an der erstklassigen Versorgung dieser Tiere in akkreditierten und zertifizierten Zoos und Aquarien – mehr dazu hier. Zweifelsohne hat der Klimawandel nämlich Auswirkungen auf die Tiere und zoologische Einrichtungen beobachten das sehr genau und sind bereits heute Teil der Lösung, die es braucht, um das Überleben der Art zu sichern.

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