Elephantenherde am Hapoor Dam im Addo Elephant National Park | Foto: NJR ZA. Lizenz: CC BY-SA 3.0

Elefantenbaby ‘fliegt’ im Addo-Elefanten-Nationalpark

Exklusiv für zoos.media – 04.05.2017. Autor: Philipp J. Kroiß

Unser Autor erklärt die Hintergründe eines viralen Videos, indem ein Elefantenbulle ein Elefantenbaby durch die Luft wirft. Gefilmt wurde es im Addo Nationalpark.

Elefantenbaby ‘fliegt’ im Addo-Elefanten-Nationalpark

Real-Life-Dumbo nennt die internationale Presse den kleinen Elefanten, der von einem Elefantenbullen durch die Luft geschleudert wird. Tatsächlich bieten sich viele Wortspiele an und es wird bestimmt auch noch einige geben. Aber eins zeigt das Video auf jeden Fall: Elefanten sind eben nicht immer die ‘sanften Riesen’, als welche sie vermarktet werden.

Warum?

Auch wenn eine Ferndisgnose freilich schwer ist, deutet alles auf einen Elefantenbullen in der sog. Musth hin. Fast immer im Winter, ab der Pubertät, bekommen Elefantenbullen einen gehörigen Testosteronschub. Zu dieser Zeit können sie richtig aggressives Verhalten an den Tag legen. Deshalb sind sie dann nicht böse, was man dem Elefanten im Video auf den ersten Blick vielleicht unterstellen mag, sondern es gehört zu ihrer Natur.

Für andere Elefanten ist ein Bulle in der Musth leicht zu erkennen – er riecht anders. Es gibt eine erhöhte Urinausscheidung und auch Sekretabsonderungen aus den Schädeldrüsen. Dies macht andere Elefanten auf den hocherregten Zustand des Bullens aufmerksam. Die Elefanten wissen, dass man diesem Bullen besser nicht im Weg stehen sollte.

Das Elefantenbaby war sich dem anscheinend nicht bewusst und musste nun auf die harte Tour lernen, was erfahrene Tiere schon wissen. Es stand im Weg des Bullens und musste, aus seiner Sicht, weg da. Das Kleine kennt sowas natürlich gar nicht und ist ziemlich in Panik, als es zum ersten Mal in die Luft geworfen wird, kann sich aber wieder aufrichten und weitergehen. Auch danach kommt das Kleine dem großen nochmal ins Gehege und er versucht es immer wieder vor der Nase wegzubekommen.

Wo?

Elefanten im Nationalpark von Addo in Südafrika | Foto: Gorgo, Lizenz: gemeinfrei

Das alles ereignete sich im größten Nationalpark des Ostkaps, dem Addo Olifant Nasionale Park, wie der Addo-Elefanten-Nationalpark auf afrikaans heißt. Er wurde ursprünglich zum Schutz der letzten Elefanten dort eingerichtet und hat im Jahr rund 120.000 Besucher und von denen etwa 50 Prozent ausländischen Besuchern kommt ein Großteil der Parkbesucher aus Deutschland, den Niederlanden und dem Vereinigten Königreich.

Inzwischen ist der Park ein touristischer Hotspot geworden, denn, nachdem 2003 auch zusätzlich Löwen angesiedelt wurden, kann man dort die berühmten Big 5 im Park antreffen. Im Zuge dessen ist es möglich, verschiedenste Touren zu buchen und sogar zu übernachten.

Nationalparks vermitteln die Illusion einer Wildbahn, die es in Afrika leider kaum noch gibt. Es sieht für viele Besucher so aus, als lebten die Tiere in “Freiheit”, obgleich natürlich auch ein Nationalpark einen Zaun hat. Dieser ist wichtig, um die Tiere zu schützen vor den Wilderern, die in Addo stark wüteten: man startete hier mit nur 11 Elefanten. Die Tiere leben allem Anschein nach, ohne Training im Nationalpark und sind damit entweder sich selbst überlassen sind oder, bei Bedarf, in Narkose gelegt werden müssen.

Solche Parks müssen einen schweren Spagat stemmen, denn viele brauchen Tourismus, um überleben zu können, aber eigentlich sollten sie vordergründig eine Schutz- und Forschungseinrichtung sein. Vielen Nationalparks fällt es schwer, hier ein ausgewogenes Verhältnis auszuwiegen. In Nationalparks ist aber die Chance, dass ein Elefant nicht den Wilderern zum Opfer fällt, deutlich größer – zehntausende sterben nämlich durch die kompromisslosen Elfenbeinjäger jährlich. So sind Nationalparks auch eine wichtige Einrichtung für den Artenschutz. Auch moderne Zoos nehmen im Schutz von Elefanten eine wichtige Rolle ein.

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