Altes Geburtstagskind - Schimpanse Max wird 56 | Foto: Erlebnis-Zoo Hannover

Erlebnis-Zoo Hannover: Schimpansen-Senior Max feierte 56. Geburtstag

Exklusiv für zoos.media – 04.08.2020. Autor: Philipp J. Kroiß

Schimpansen-Senior Max beging am 3. August 2020 seinen 56. Geburtstag im Erlebnis-Zoo Hannover – ein Grund zum Feiern aus vielen verschiedenen Gründen. Welche das sind, erklärt der Artikel.

Erlebnis-Zoo Hannover: Schimpansen-Senior Max feierte 56. Geburtstag

Bei Schimpansen geht man von einer Lebenserwartung von 30-40 Jahren aus. Das ist weniger als die Hälfte von dem, was man als Mensch aktuell so erwarten kann. Wenn man sich also nach menschlichen Maßstäben vorstellen will, wie alt der Schimpansen-Senior Max geworden ist, kann man sich einen um die 100 Jahre alten Menschen vorstellen. So alt zu werden, ist schon eine Leistung, die durchaus respekteinflößend ist – besonders, wenn man dabei noch so fit ist wie Max. Futtermeister Thomas Severitt hatte ihm zum Geburtstag ein besonderes Geschenk gemacht: nämlich eine Enrichtment-Torte, die der betagte Schimpansen-Senior genoss.

Das geschah allerdings in einem solchen Tempo, dass Schimpansen-Weibchen Victoria sich berufen fühlte, die Torte zu stehlen und diese Gelegenheit nahm Kollegin Chunya gleich zum Anlass, sich auch nicht lange bitten zu lassen, um beim Verzehr der Torte ebenfalls zu helfen

Dreister Diebstahl war keine Überraschung

Tortendiebstahl – Schimpansin Victoria macht sich mit der Torte davon | Foto Erlebnis-Zoo Hannover

“Wie im letzten Jahr”, kommentiert das Team des Erlebnis-Zoos schmunzelnd. Schimpansen sind der Verhaltensforschung schon seit geraumer Zeit als “Egoisten” bekannt, die zuerst und vor allem den eigenen Vorteil im Blick haben als den der anderen – das hat die Tiere in der Evolution erstaunlich erfolgreich gemacht. Herausgefunden haben das unter anderem die Leipziger Max-Planck-Forscher, die mit dem dortigen Zoo kooperieren, um das Verhalten der Tiere besser zu verstehen. Daher ist das für uns Menschen respektlos erscheinende Verhalten der beiden Weibchen, für Schimpansen völlig normal. Der entspannte Senior ließ sich dementsprechend auch davon nicht beirren und löste es ganz locker mit der Weisheit des Alters.

Aktuell sieht es in der Forschung danach aus, dass die Schimpansen nichts ohne eigenen Vorteil machen, was die veraltete These, dass Schimpansen altruistisch handeln könnten, doch sehr deutlich widerlegt. Das können Zoobesucher auch durchaus beobachten – wie etwa bei der Geburtstagsfeier. Das ist wichtig, um zu verstehen, dass es zu unseren immer wieder so bezeichneten “nächsten Verwandten” eben doch maßgebliche Unterschiede gibt, die spannend zu beobachten sind. Letztendlich hatten alle drei gemeinsam den Kuchen, der nicht zufällig als groß genug für alle proportioniert worden war, schnell verputzt – dabei wurde aber auch nichts verschenkt, denn sogar die Salatblätter, die als eine Art Kuchenteller fungiert hatten, sammelte Victoria noch ein.

Am Ende waren alle glücklich: Max hatte eine ereignisreiche Geburtstagsfeier, seine beiden Ladys sind auch noch satt geworden, die Besucher hatten ein tolles Erlebnis und das Zoo-Team konnte auch froh über die gelungene Aktion sein. “So soll eine gute Feier doch sein”, freute man sich. “Die Torte und das Buffet leer, die Gäste und Max satt und zufrieden.” Allerdings hatte die Feier natürlich noch einen weiteren Zweck außer ein sehr liebevoll gestaltetes Enrichment für die Schimpansen zu sein. Max wird dadurch erneut zum wichtigen Botschafter.

Schimpansen in Zoos von großer Wichtigkeit

Ohne Zoos wie den Erlebnis-Zoo Hannover wären Schimpansen für die meisten Menschen nur irgendwelche Tiere in Afrika, die vielleicht bei Dokumentationen im TV mal durchs Bild laufen oder die man ausgestopft im Museum sehen könnte. Dank Zoos aber werden sie zu “nahen Verwandten”, die man tatsächlich besuchen kann, deren Geschichten man kennt und mit denen man sogar Geburtstag feiern kann. So entsteht eine persönliche Verbindung zu den Tieren und sie sind nicht mehr auf einem fernen Kontinent, sondern quasi in der Nachbarschaft. Das verändert was in der Position, die Menschen zu diesen Tieren einnehmen.

Max kennen die Besucher vom Erlebnis-Zoo Hannover schon sehr lange, wie der Zoo es in seiner Pressemitteilung beschreibt: “Viele Besucher kennen den Schimpansen-Senior seit Jahren und haben ihn in ihr Herz geschlossen. Er trug lange Jahre die Verantwortung als Clan-Chef der Schimpansen, übergab seine Rolle mit zunehmendem Alter aber an den jüngeren Toto. Oft sitzt er an seinem Lieblingsplatz direkt vor den Scheiben, genießt die Sonne oder interagiert mit den Besuchern. Zu seinen Pflegern hat Max eine enge, vertrauensvolle Beziehung. Er macht gerne auf sich aufmerksam, ist ein guter “Zuhörer” und bekommt im Alter noch mehr Aufmerksamkeit und Fürsorge.” Max ist eben nicht irgendein Schimpanse weit entfernt in Afrika, sondern vielen Menschen ganz nah.

Wenn diese Menschen dann erfahren, dass seine Art bedroht ist und die Zoos Hilfe brauchen, um sie vor dem Aussterben zu bewahren, hat das eine ganz andere Kraft. Es ist eine starke Message, die ankommt. Daher ist es für Zoos wichtig, solche Geschichten ihrer tierischen Botschafter zu erzählen und die Chance dann zu nutzen, das umzumünzen auf die Tiere in der Natur und für deren Schutz zu werben.

Somit zeigt Max nicht nur durch sein hohes Alter wie gut ihm die Haltung im Erlebnis-Zoo Hannover tut, sondern er ist ein wichtiger Botschafter für seine bedrohten Artgenossen, denen häufig ein viel kürzeres Leben beschert ist, aufgrund dieser Bedrohungen für die Art. Daher sind Zoologische Gärten so wichtig und wenn es Institutionen wie den Erlebnis-Zoo Hannover nicht schon längst geben würde, müsste man sie schleunigst erfinden, denn sie werden dringend benötigt – und aktuell sogar dringender als jemals zuvor.

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