Trainerin Dawn Brancheau mit Katina bei SeaWorld. | Foto: Mariomassone; Lizenz: CC BY-SA 3.0

Ex-SeaWorld-Trainer Thad Lacinak über den Tod von Dawn Brancheau

Exklusiv für zoos.media – 01.02.2021. Autor: Philipp J. Kroiß

Der Tod der Orca-Trainerin Dawn Brancheau sorgte für große öffentliche Diskussion. Ex-SeaWorld-Trainer Thad Lacinak erklärt wie es zu dem Unfall kommen konnte.

Ex-SeaWorld-Trainer Thad Lacinak über den Tod von Dawn Brancheau

Der Lügen-Film “Blackfish” hatte versucht, den Tod von Dawn Brancheau aufzuarbeiten und ist kläglich gescheitert. Heraus kam ein Film voller Lügen und Desinformationen, der ein völlig falsches Bild zeichnete, weshalb sich auch die Familie der Verstorbenen deutlich distanzierte. Seit dem Erscheinen des Films klärt auch Thad Lacinack über den Film anhand von Fakten auf und riss so etwa auch Pseudo-Experten, die im Film zu Wort kommen, die Maske herunter. Wie dreist der Film manipuliert, wird auch in diesem Video konkret an einem Beispiel gezeigt:

Insgesamt konnten fast 70 Gründe dafür gefunden werden, dass dieser Film nicht der Realität entspricht. Das bedeutet, dass es fast jede Filmminute mindestens eine Fehl- oder Desinformation gibt.

Was geschah mit Dawn?


In diesem Video spricht Thad Lacinak über die tatsächlichen Umstände ihres Todes. Sie hatte sich damals lange Haare wachsen lassen, um sie später für Krebspatienten zu spenden, die im Laufe der Therapie ihre verloren hatten. Tilikum war nicht an Wasserarbeit gewöhnt, weil es dem Personal vom Management her nicht erlaubt worden ist, mit ihm im Wasser zu arbeiten, da er bereits in seiner Zeit bevor er nach SeaWorld kam im Verdacht stand, in einen tödlichen Unfall verwickelt gewesen zu sein. Solches Training allerdings ist sehr wichtig, damit die Tiere souverän damit umgehen können, wenn mal etwas oder jemand im Wasser landet. Das ist auch dann notwendig, wenn in den Shows keine Wasserarbeit gemacht wird.

Als nun Dawn Brancheaus Pferdeschwanz ins Wasser ragte, dache Tilikum, sie würde ihm etwas zum Spielen ins Wasser halten. Also fing er an, mit dem Pferdeschwanz zu spielen, was für die erfahrene Trainerin dann tödlich endete. Thad Lacinak betont dabei, dass das keine Aggression de Tieres war, sondern Spieltrieb. Tilikum wäre nie ein aggressives Tier gewesen. Die Verletzungen des dann bereits toten Körpers fügte Tilikum diesem erst zu, als die Verantwortlichen Dawn Brancheaus Körper wieder aus dem Wasser holen wollten. Für ihn war es ja sein Spielzeug und das wollte er nicht wieder her geben. Diesen Umstand nahm man dann später zum Anlass, um das Märchen zu verbreiten, das Tier hätte seine Pflegerin auf gewisse Art durch gezielte Bisse ermordet.

Tilikum war nicht aggressiv

Schwertwal Tilikum in SeaWorld 2009. | Foto: Milan Boers; Lizenz: CC BY 2.0

“He played with Dawn to death”, erklärt der Experte und ehemalige Senior Trainer von SeaWorld. Orcas wissen, dass von den Trainer nur Gutes ins Wasser kommt: Spielzeuge, Futter und ähnliches. Durch Training mit den Tieren im Wasser lernen sie dann, dass es eben auch Menschen sein können, die man dann besser nicht einfach anrührt, sondern nur sicher mit ihnen agiert. Normalerweise lernen Schwertwale das von Geburt an. Tilikum gehörte aber nicht zu den Orcas, die von Geburt an in SeaWorld lebten, sondern kam aus einer anderen Haltung, wo er bereits in einen Unfall verwickelt war. Daher war man besonders vorsichtig mit dem Tier – zu vorsichtig, wie man nun im Nachhinein weiß.

Allerdings lässt sich im Nachhinein auch vieles verstehen, was man aber im Vorhinein gar nicht ahnen konnte. Inzwischen weiß man so viel mehr über das Verhalten von Orcas und wie man solche Dinge in Zukunft verhindern kann. Wasserarbeit wird nach wie vor erfolgreich an vielen Orten auf der Welt mit Delfinen betrieben. Heute weiß man sehr gut, wie man es sicher praktizieren kann. Auch mit den größten Delfinen, den Orcas, wird es besonders in Asien seit Jahrzehnten sicher und erfolgreich angewandt. Auch dort hat man aus dem Unfall von Dawn Brancheau gelernt. Wasserarbeit ist nicht per se sonderlich gefährlich für erfahrene Trainer. Zudem ereignete sich dieser Unfall mit Tilikum ja nicht mal während einer solchen Trainingsession. Von Millionen von Interaktionen von Trainern und Orcas verliefen nur drei innerhalb vieler Jahrzehnte tödlich.

Dawn Brancheaus Tod stand am Ende einer unglücklichen Verkettung von Umständen: der Haarzopf, der unglücklich ins Wasser ragte, die unglückliche Verwechslung mit einem Spielzeug, die Nicht-Gewöhnung des Tieres an Wasserarbeit. Es war weder eine Attacke, noch etwas, das irgendwer hätte vorausahnen können. Training mit Tilikum im Wasser und ein Nicht-Vorhandensein des Zopfes oder vielleicht auch nur, eine andere Art ihn zu binden, hätten das alles vielleicht verhindern können, aber wer wusste denn vorher, dass eine solche Verkettung hätte entstehen können? Niemand. Es gibt keinen Schuldigen, weil keiner es vorher hätte besser wissen können. Es gibt Dinge, die kann man nicht voraussehen oder -ahnen und auf die kommt man selbst nicht, wenn man sämtliche Szenarien vorab durchdenkt. Das ist allerdings bei keinem Tier so – nicht bei einem Orca und nicht mal bei einem Hund. Es gibt für nichts im Leben 100% Sicherheit.

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