Orca-Dame Morgan im Loro Parque | Foto: zoos.media

Die Free Morgan Foundation und das liebe Geld

Exklusiv für zoos.media – 20.05.2019. Autor: Philipp J. Kroiß

Die radikale Free Morgan Foundation bettelt mal wieder um Geld – Grund genug mal einen genaueren Blick auf die Kampagne und der Verwendung von Spendengeldern zu werfen.

Die Free Morgan Foundation und das liebe Geld

Die Free Morgan Foundation (FMF) ist massiv intransparent. Sie bettelt, noch dazu mit Kampagnen, in denen sie es mit der Wahrheit nicht besonders genau nimmt, immer wieder um Spenden gutgläubiger Tierfreunde, aber wie die verwendet werden, bleibt im Prinzip im Dunkeln. Es gibt nur grobe Hinweise auf den Verbleib der eingeworbenen Spenden, verfolgen kann man die Geldströme allerdings nicht genau. Das ist gleichermaßen fragwürdig wie unseriös.

Aktuelles Beispiel

Ingrid Visser jagt Orcas mit Unterwasserkamera – die Tiere schwimmen vor ihr weg. | Foto: Screenshot des Films “Woman swims with killer whales in the wild.webm” von Fair Projects (Lizenz: CC BY 3.0)

Die ideologisch verblendeten Delfinariengegner Ingrid Visser und Matthew Spiegl von der Free Morgan Foundation wollen jetzt mal wieder unter Verwendung von Spendengeldern in die Niederlande reisen, um dort am 29. Mai einer Verhandlung wegen Morgan vor dem Staatsrat (Raad van State) beizuwohnen. Es wäre Teil eines angeblichen „epic fight“ für die Orca-Dame Morgan. Diese hatte, nachdem sie im Jahre 2010 nach Bergung im niederländischen Wattenmeer vor dem sicheren Tod gerettet worden war, und nachdem festgestellt worden war, dass sie nicht mehr ausgewildert werden konnte, auf Anfrage der niederländischen Behörden hin seit November 2011 eine dauerhafte und tiergerechte Unterkunft in der modernsten Orcahaltung der Welt im Loro Parque auf Teneriffa gefunden. Die Räder der Justiz würden langsam rollen, erklärt jetzt die Free Morgan Foundation ihre erneuten Versuche, eine Auswilderung von Morgan beziehungsweise ihre Überführung in ein sogenanntes „Sanctuary“ zu erreichen.

Das ist mal wieder dreist gelogen. Vor jeder möglichen gerichtlichen Instanz in den Niederlanden ist die Free Morgan Foundation mit ihren Verschwörungstheorien und dreisten Fehlinterpretationen gesetzlicher Vorgaben krachend gescheitert. Die Delfinariengegner haben in keiner der zahlreichen Verhandlungen hinreichende Beweise vorbringen können, dass ihre eigenen realitätsfremden Thesen der Wahrheit entsprechen. Dieser „epic fight“ besteht also eher aus einer Reihe von „epic defeats“.

Spannend ist dabei, dass die Free Morgan Foundation diese Niederlagen gar nicht wirklich kommuniziert. Erst vor Kurzem ist man krachend bei der EU gescheitert. Die Free Morgan Foundation hatte eine Petition eingereicht, in der sie die Rechtmäßigkeit des niederländischen CITES Zertifikats für Morgan in Frage stellte. Dazu gab es auch eine Anhörung in Brüssel, ohne dass dort den abenteuerlichen Interpretationen der Free Morgan Foundation recht gegeben worden wäre. Die Petition ist nun geschlossen. Auch hier hatten Spender die Reisekosten der Aktivisten übernehmen sollen. Das letzte Update auf der Facebook-Seite der Free Morgan Foundation, aus dem Juli 2018, sagt, dass die Petition offenbleiben würde. Dass sie die Petition längst geschlossen wurde und somit eine erneute Niederlage eingefahren worden ist, ist dann bezeichnenderweise nicht mehr kommuniziert worden, ganz offensichtlich, um die Spendenbereitschaft fehlinformierter Tierfreunde auch weiterhin aufrecht zu erhalten.

Lügen-Kampagnen halten Stiftung am Leben

Baby Ula und Mutter Morgan geht es im Loro Parque sehr gut. | Foto: Loro Parque

Eigentlich ist der Fall Morgan schon längst abgeschlossen: Sie ist nicht auswilderungsfähig, was von unabhängigen Experten im Rahmen des behördlichen Verfahrens bestätigt wurde. Hinzu kommt, dass es dem Tier im Loro Parque sehr gut geht! Denn entgegen der immer wieder vorgetragenen Lügenmärchen radikaler Zoogegner gelang es den Experten im Loro Parque hervorragend, Morgan – trotz ihres nachgewiesenen Hörschadens – in die dort lebende Orca-Gruppe zu integrieren.  Sie hat hier eine neue, intakte Familie gefunden. Im September 2018 wurde sie zum ersten Mal Mutter und hat das erstklassig gemeistert, insbesondere wenn man sich vor Augen führt, dass es bei erstgebärenden Müttern auch in der Natur eine hohe Verlustrate bei den Jungtieren gibt. Zwar hatte Morgan nicht genug Milch, so dass die Experten des Loro Parque das Kalb in den ersten Lebenswochen zeitweise von seiner Mutter trennen mussten, um zufüttern zu können, und so  das Leben des Säuglings zu retten, aber schon längst sind die beiden wieder vereint, und zeigen ein ausgesprochen harmonisches Mutter-Kind-Verhältnis. Morgan (und ihr Kalb Ula) aus dieser intakten, neuen Familie zu entreißen, wäre völlig tierschutzwidrig und ihre Auswilderung wäre ihr Todesurteil.

Wofür kämpft die Stiftung Free Morgan dann? Um die Besitzrechte an Morgan. Ingrid Visser ist in einem Netzkäfig-Projekt, das man schönfärberisch als „Sanctuary“ bezeichnet, engagiert, dem kein seriöser Orca-Halter Tiere geben würde, weil nicht zu erwarten ist, dass sie dort tiergerecht gehalten werden. Die Aktivisten haben ja keinerlei Erfahrung in langfristiger, tiergerechter Haltung von Orcas. Die Free Morgan Foundation möchte zusammen mit anderen radikalen Tierrechtlern und Anti-Zoo-Gruppierungen selbst so etwas wie eine schlechte Version von SeaWorld aufbauen. Morgan soll somit eine Bewohnerin eines Projektes werden, bei dem das Wohl der Tiere der wirklichkeitsfremden Tierrechts-Ideologie und der fehlenden praktischen Expertise der Delfinariengegner geopfert wird, und somit auf der Strecke bleibt.

Es ist mehr als fragwürdig, ob es ein solches Netzkäfig-Projekt jemals in funktionierender Form geben wird, und ob man es langfristig finanzieren kann. Zudem ist nach all den Jahren ausgeschlossen, dass Ingrid Visser Morgan tatsächlich bekommt. Dennoch sammelt die Free Morgan Foundation mit dieser unseriösen Masche schon seit langem Spendengelder wohlmeinender Tierfreunde, die auf derartige populistische Kampagnen hereinfallen. Sie möchte den auch durch ihre Kampagnen populär gewordenen Orca Morgan möglichst lange als eine Art „Cash-Cow“ melken und missbrauchen, um an möglichst viel Geld zu kommen. Dafür desinformiert die Stiftung die Öffentlichkeit auch vorsätzlich, wie auch das aktuelle Beispiel zeigt.

Wofür das viele Geld?

Morgan (r) und die beiden anderen Weibchen Kohana und Skyla springen während der edukativen Orca Show im Loro Parque. | Foto: zoos.media

Ohnehin ist fraglich, wohin das Geld der neuen Spendenkampagne fließen wird. Das Spendenziel ist 8.500$. Flüge von Neuseeland in die Niederlande gibt es schon für wenige hundert Euro pro Person und pro Strecke, wenn man zweckmäßig und nicht feudal reisen will, und wenn man sich eben auch für ein paar Tage mit einer zweckmäßigen und nicht luxuriösen Unterkunft zufriedengeben würde. Der Raad sitzt in Den Haag.

Dazu ein Rechenbeispiel (abgerufen am 18.05.2019): Für den Flug von Auckland (Neuseeland) nach Rotterdam, dem nächsten Flughafen von Den Haag, gibt es pro Person Angebote ab 1.205€ für den Hin-und Rückflug. Rechnen wir einfach mal aufgerundet mit zusammen 2.800€ für die Flüge der beiden Aktivisten Visser und Spiegel, obgleich es einige billigere Optionen gibt. In unserem Rechenbeispiel wäre man vom 27.05. bis zum 31.05. unterwegs – also knapp eine Woche mit genug Platz um die Verhandlung des Staatsrats am 29. Mai in Den Haag herum. Aufgrund der langen Dauer des Flugs spart man zwei Hotelübernachtungen. Wenn man für die verbliebenen Nächte in einem günstigen Hotel unterkommt und sehr großzügig rechnet, stehen nachher für beide Aktivisten Kosten von insgesamt etwa 3.500-4000$ zu Buche. Dieser Betrag ist, wie gesagt, schon sehr großzügig gerecht, aber er ist merklich geringer als die Hälfte des Spendenziels in Höhe von 8.500$.

Von den PETA ist bekannt, dass man dort gerne mal teuer reist und sich auf Spenderkosten eine luxuriöse Zeit macht. Man fragt sich schon, welche Luxus-Reise die Free Morgan Foundation mit so vielen Spendengeldern finanzieren will, oder ob man bei der Free Morgan Foundation einfach gar nicht nach dem günstigsten Flug schaut und versucht, mit dem Spendengeld optimal zu haushalten. Egal, was hier zutrifft, auch mit einer solchen fehlenden wirtschaftlichen Seriösität disqualifiziert sich die Free Morgan Foundation deutlich für jede weitere Spende.

Ohnehin ist einmal mehr festzustellen, dass die radikalen Zoo- und Delfinariengegner sich nur vorgeblich um den Natur- und Artenschutz und um den Tierschutz kümmern. Denn angesichts des dramatischen Verlustes an biologischer Vielfalt durch die sechste globale Aussterbewelle auf unserer Erde sind seriöse NGOs gut beraten, sich gemeinsam mit den pragmatischen Natur- und Tierschutzverbänden und den modernen Zoologischen Gärten für den Natur- und den Tierschutz einzusetzen.

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