Exklusiv für zoos.media – 18.08.2018. Autor: Philipp J. Kroiß
WWF und Greenpeace sind bezüglich des Klimawandels mit Unternehmen, die Lösungen anpreisen, erschreckend eng vernetzt. Gibt es dabei nicht ein Greenwashing fragwürdiger Produkte?
Klimawandel: Umweltschützer und Energieanbieter gut vernetzt
Seit Jahren lässt sich gutes Geld damit verdienen, eine Klimakatastrophe vorherzusagen, weil die Öffentlichkeit geneigt ist, selbst die abstrusesten Vorhersagen zu glauben. Die schadet nachhaltig dem Tier-, Arten- und Naturschutz, weil die Maßlosigkeit solcher unseriösen Voraussagungen die Öffentlichkeit abstumpft für die realen Probleme und deren Komplexität. Letztendlich profitieren davon aber eben auch viele – besonders die Unternehmen, deren Technologien als Heilsbringer gepriesen werden, obgleich sie es vielleicht gar nicht sind.
LichtBlick und WWF
Zweifelt jemand an der Klimakatastrophe, wird sofort unterstellt, er würde von der Kohle- oder Ölindustrie bezahlt.
Organisationen wie Greenpeace oder WWF arbeiten ganz offen mit Energieunternehmen der Windbranche zusammen. Doppelstandard.
Zitat aus WWF-Pressemitteilung:… pic.twitter.com/iQrBSfpHww— Michael Miersch (@MMiersch) 17. August 2018
Es ist eine durchaus fragwürdige Kooperation, die der WWF hier einging. LichtBlick ist Marktführer in Sachen Ökostrom und gehört zu den 20 größten deutschen Stromanbietern. Zu 50% ist das Unternehmen in Privatbesitz und die übrigen 50% hält das niederländische Energieversorgungsunternehmen Eneco im Besitz von 61 niederländischen Gemeinden. Allerdings soll das Unternehmen privatisiert werden die Mineralölkonzerne Shell und Total als neue Eigentümer gehandelt, aber auch die Finanzinvestoren HAL und CVC Capital Partners, der Pensionsfonds PGGM und der Versorger Engie und Verbund AG sind im Gespräch. Aktuell gibt es große Konflikte um diesen Verkauf.
LichtBlick wurde 2010 sehr drastisch kritisiert, weil man in eine Anti-Atom-Demo eingriff. Das Unternehmen setzte einen Sonderzug im Rahmen der Demonstration ein und musste sich deshalb den Vorwurf gefallen lassen die Demonstrationsfreiheit “als Instrument des Marketing” zu instrumentalisieren – so empfand das zumindest Bundestagsabgeordnete Christel Happach-Kasan (FDP).
Ein Jahr zuvor hatte man, zusammen mit Volkswagen, die ZuhauseKrafwerke vorgestellt. Bereits 2004 hatte der Bund der Energieverbraucher festgestellt, dass LichtBlick keine direkten Investitionen in Anlagen zur Erzeugung erneuerbarer Energie geleistet habe. Das wollte man damit wohl ausbügeln. 2014 beendeten Volkswagen und LichtBlicke ihre Kooperation und das Projekt starb.
LichtBlick kam zudem in die Kritik, weil sie Graustrom (Strom unbekannter Herkunft) an der Börse kaufte. Das ist ein generelles Problem der Ökostromanbieter, was auch als „unvermeidbarer Graustromanteil“ bezeichnet wird. In Graustrom ist in Deutschland aber nur etwa ein Viertel Ökostrom enthalten.
So super sauber ist es bei LichtBlick also nicht und da hilft natürlich das WWF ganz gut. Die Organisation schreibt dazu: “Wir vereinen die gesellschaftliche und umweltpolitische Sicht des WWF mit der energiewirtschaftlichen und marktorientierten Perspektive von LichtBlick auf die anstehenden Herausforderungen.” Schaut man sich die Ziele der Kooperation an, zeichnet sich eines ganz klar ab: Man macht die Lobbyarbeit und LichtBlick hat rein zufällig dazu die passenden Produkte. Der WWF wird also so etwas wie ein Werbepartner, der er bereits für Edeka ist, aber nur in einer anderen Branche.
Seit 2014 läuft die Kooperation und die Zahnräder passen gut ineinander: der WWF erzeugt eine Kimakatastrophen-Hysterie für die natürlich LichtBlick ganz zufällig die passenden Produkte liefert. Die Umweltschutzorganisation wirbt sogar damit, solche Kooperationen einzugehen: “Der WWF bietet nachfolgende Formen der Zusammenarbeit an. Die Möglichkeiten des Zusammenwirkens sind auf Kooperationsebene miteinander kombinierbar.” Was sich anhört wie der Auszug eines halbseidenen Verkaufsgesprächs, findet man aktuell auf der Seite vom WWF.
Liest man zwischen den Zeilen, so könnte sich hier der Eindruck aufdrängen, dass man beim WWF Greenwashing für bestimmte Gegenleistungen quasi kaufen kann. Wer aber, wie mit LichtBlick, in Kooperationen steckt bei denen der Unternehmenserfolg davon abhängt wie gruselig man den Klimawandel darstellt – kann der noch wirklich unabhängig berichten? Wer kauft denn noch die teureren Ökostromprodukte, wenn als unabhängig wahrgenommene Organisationen nicht mehr oder weniger subtil die Werbetrommel dafür rühren?
Greenpeace ist quasi bundesweiter Energieversorger
Warum aber eine fragwürdige Kooperation eingehen, wenn man das doch gleich selbst machen kann?, hat sich wohl Greenpeace gefragt. Während man die als gemeinnützig anerkannte Organisation kennt, ist wohl der Energieversorger weniger bekannt. Die beiden seien natürlich auch voneinander unabhängig, beteuert man – bis eben auf fünf Anteile, die Greenpeace an der Genossenschaft hält und einem Vertrag über die Namensverwendung.
Greenpeace Energy streitet sich aktuell mit dem NABU um zwei Windräder, die laut den Naturschützern zwei seltene Seeadler-Paare bedrohen. Michael Friedrich, Sprecher von Greenpeace Energy und, weil die ja so unglaublich unabhängig sind, ehemaliger Chefredakteur des Greenpease-Magazins, betont: “Uns ist eben auch der Schutz des Seeadlers enorm wichtig, weil wir auch unsere Wurzeln in der Umweltbewegung haben.” Von NABU-Seite erklärt man: “Auch wenn sich hier zwei Umweltorganisationen streiten … Es geht in dem Fall nicht anders. Hier hat das Interesse des Arten- und Naturschutzes für uns größeres Gewicht, als die Harmonie zwischen Greenpeace und NABU.”
Tatsächlich sind Greenpeace und Greenpeace Energy nämlich enger vernetzt als man es so öffentlich zugeben will. Auf der Unternehmenswebseite erinnert sich ein Vorstandsmitglied an die Anfangszeit: “Wir hatten uns quasi auf den Fluren von Greenpeace zur Untermiete einquartiert”. Erst später bezog man dann andere, eigene Büros.
Zurück zu den Windkraftanlagen. Über die informiert natürlich auch Greenpeace e.V.:
“Die Diskussionen um das Für und Wider der Windenergienutzung ebben nicht ab. Immer wieder wird befürchtet, Windräder würden die Vogelwelt beeinträchtigen. Bislang wurde zwar in mehreren Studien festgestellt, dass Windräder den verschiedenen Vogelarten nicht in dem Maße schaden, wie zuvor vermutet wurde. So wird das Brutverhalten der meisten Arten von Windanlagen nicht nachweisbar beeinträchtigt. Es ist allerdings für einige Vogelarten ein Verdrängungeffekt zu beobachten, und es kommt zu Kollisionen von Vögeln mit Windkraftanlagen. Das Kollisionsrisiko ist aber geringer, als viele annehmen, weil der Vogelzug in aller Regel in größerer Höhe stattfindet und Vögel solchen Hindernissen ausweichen.”
Ein schönes Detail: Den Link, den Greenpeace in den Text einfügte und den wir so belassen haben, führt zu einer Seite des NABU. Wie verhält nicht nun Greenpeace e.V. im Streit zwischen NABU und Greenpeace Energy? Springt der angeblich so unabhängige Verein etwa der Naturschutzorganisation an die Seite, auf die man sich ja genau in dieser Frage bezieht und dessen Urteilsvermögen man offensichtlich entsprechend vertraut? Nein. Das hat natürlich überhaupt nichts damit zu tun, dass der Verein und das Energieunternehmen verbandelt sind, denn wer könnte auf diese verrückte Idee kommen, nicht wahr?
Die Moral von der Geschicht’?
Organisationen wie Greenpeace und WWF werden gerne völlig unkritisch rezipiert: denn welches Interesse hätten diese Natur-, Umwelt- und Klimaschützer denn bitte in Bezug auf dem Klimawandel und erneuerbarer Energien zu lügen? Naja, man muss sehen, dass da eben doch ein gewisses Interesse besteht, dass einem solchen wirklich unabhängigen Zugang im Wege steht. Demgegenüber sind es aber auch genau Aktivisten dieser Organisationen, die dann anderen wiederum wegen teils ähnlicher Verknüpfungen anderen eine Abhängigkeit vorwerfen.
Greenpeace und WWF sind gut vernetzt mit der Industrie, die von der Idee der Klimakatastrophe profitieren will, weil so Kunden akquiriert werden für ein Produkt, dass letztendlich doch deutlich fraglichwürdiger ist, als es von den Organisationen dargestellt wird. Das schadet allerdings dem seriösen Naturschutz enorm. Ähnliches erleben wir ja auch in der Tierrechtsindustrie mit der sowohl der WWF als auch Greenpeace ja gerne liebäugeln.
Schon lange hat zum Beispiel die Whale Watching Industrie die Delfinariengegner als Werbepartner erkannt. Sie bieten ihnen ein tolles Paket, um die fragwürdigen Touren, die mehr schaden als nützen, doch irgendwie grün anzumalen. Auch hier muss man nur recherchieren, um ähnliche Verknüpfungen massenweise aufzudecken. Auch das zeigt wie viel kritischer man mit gemeinnützigen Vereinen und Organisationen umgehen muss, denn meist besteht eben doch ein Interesse, das man auf den ersten Blick nicht so leicht erkennt.
Das heißt jetzt allerdings nicht, dass alles falsch ist, was Greenpeace und der WWF von sich geben, sondern es zeigt nur wie viel kritischer man mit den Aussagen bestimmter Organisationen mit bestimmten Verknüpfungen umgehen muss. Auch ein medial guter Ruf von einer Körperschaft, in den diese beiden Organisationen für sich ja auch viel Geld investieren, entbindet den einzelnen Rezipienten eben nicht von der Pflicht, die Aussagen kritisch zu prüfen.