Komodowaran | Foto: Raul654, Lizenz: CC BY-SA 3.0

Ein Video von einem grausamen Komodowaran?

Exklusiv für zoos.media – 11.10.2016. Autor: Philipp J. Kroiß

Der Autor vollzieht hier die Veröffentlichung eines Videos nach, das mit reißerischer Überschrift versehen wurde, um anscheinend die Reaktions- und Klickzahlen zu erhöhen. Dr. Julia Kögler vom VdZ kommentiert dieses Vorgehen und stellt Missverständnisse klar.

„Komodowaran entsetzt Besucher im Zoo“, titelt T-Online. Weiter wird dazu geschrieben: „Komodowaran erbeutet und verschlingt Eichhörnchen in einem Stück. Komodowarane sind die größten Echsen der Welt und auch im Zoo zu bewundern. Dort werden die Tiere normalerweise mit Fleischstücken auf Spiessen gefüttert. Wie gefährlich und giftig die Zähne der Komodowarane aber wirklich sind, das bekamen die Zoobesucher in San Diego dennoch zu sehen. Hier hatte sich nämlich ein Eichhörnchen in das Gehege der Echsen verirrt. Das grausame, natürliche Verhalten des Komodowarans entsetzte das Publikum, doch auf die Gefühle der anwesenden Kinder und deren Eltern nahm das wilde Tier selbstverständlich keine Rücksicht. Und so ließ sich ganze zwei Minuten später auch dieser Anblick nicht verhindern.“

Was ist passiert? T-Online zeigt ein Video, dessen Lizenz mal auf viralhog.com in der Tierrubrik erwerben kann. Im Original heißt dieses Video: „Komodowaran fängt und isst ein Eichhörnchen im Zoo von San Diego“. Der Untertitel lautet: „Ein Eichhörchen fiel in das Gehege des Komodowarans am 06. Juli 2016. Und das passierte dann.“

In der schnelllebigen Social-Media-Welt erwerben manche Online-Medien gezielt vermeintlich spektakuläre Videos und versehen sie mit emotionalen, teils reißerischen Überschriften, um die Reaktions- und Klickzahlen zu erhöhen.

Dr. Julia Kögler vom Verband der Zoologischen Gärten (VdZ)  kommentiert: „Wenn man genau hinhört, erkennt man, dass sich die Zoobesucher nicht entsetzt, sondern vielmehr fasziniert äußern.“ So erklärt etwa eine Mutter ihren Kindern, dass ein Komodowaran nun einmal ein Raubtier ist und in der Wildbahn auch jagen würde.  Für ihre Erklärungen nutzt sie dabei erfreulicherweise die  Informationen, die der San Diego Zoo als Teil seines umfangreichen edukativen Angebotes für Zoobesucher vermittelt.

Julia Kögler weiter: „Der VdZ ist überzeugt, dass es bei diesem faszinierenden Video keiner reißerischen Überschrift bedurft hätte. Denn die Beobachtung des artgemäßen Jagdverhaltens eines Komodowarans stellt ein faszinierendes Mensch-Wildtier-Erlebnis dar, das moderne Zoos einer breiten Bevölkerungsschicht im urbanisierten Raum ermöglichen können. In diesem Sinne freuen wir uns über die interessierten, nicht entsetzten, Kommentare der Zoobesucher.“

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