Im Loro Parque geborene, dann ausgewilderte Lear-Aras mit Nachwuchs in der Natur | Foto: Loro Parque Stiftung

Loro Parque: Meilenstein für den Lear-Ara

Exklusiv für zoos.media – 16.08.2022. Autor: Philipp J. Kroiß

Seit Jahrzehnten kämpft der Loro Parque um das Überleben der Lear-Aras und wilderte auch schon einige Tiere aus. Nun wurde ein weiterer Meilenstein erreicht.

Loro Parque: Meilenstein für den Lear-Ara

Die Stiftung Loro Parque Fundación rettet 10 Papageienarten vor dem Aussterben | Foto : Loro Parque Fundación

Insgesamt 10 Arten hat die Loro Parque Stiftung schon vor ihrem bevorstehenden Aussterben gerettet. Der Lear-Ara ist eine dieser Arten. Der nach dem englischen Vogelmaler Edward Lear (1803–1888) benannte Papagei wurde 1856 vom italienische Ornithologen Charles Lucien Bonaparte (1803-1857) beschrieben, nachdem dieser eine Abbildung von eben jenem Edward Lear gesehen und einen so genannten Balg der Art im Naturhistorischen Museum in Paris gefunden hatte. Diese Art gehörte damals zu den blauen Aras, die zu jener Zeit in großem Stil nach Europa importiert worden sind. Dies ist auch einer der Gründe für ihren heutigen Bedrohungsstatus.

Erst 1978, also erst sechs Jahre nach Gründung des Loro Parque auf Teneriffa, kannte man, nach jahrzehntelanger Forschung von Helmut Sick (1910-1991), das Verbreitungsgebiet der Art. Es ist extrem klein – bis heute. Der Loro Parque und die 1994 gegründete Stiftung des modernen Zoos auf Teneriffa – zwei Jahre zuvor hatte man eine Spezialisten-Gruppe zur Rettung der Art ins Leben gerufen – haben sich im Laufe ihres Bestehens in der Erhaltungszucht dieser besonderen Art sehr verdient gemacht.

Erhaltungszucht wichtige Säule

Ein Problem der Lear-Aras in der Natur ist, dass von den ohnehin schon wenigen Exemplaren nur ein Bruchteil brütet. Man geht von unter 200 Brutpaaren aus. Das ist bei inzwischen zum Glück mehr als 1.000 wilden Lear-Aras recht wenig. Auch in Menschenobhut ist ihre Zucht komplex: neben einem harmonierenden Paar sind auch die Umstände der Haltung wichtig. Es erfordert somit auch vom Halter durchaus großes Geschick, diese Tiere zu züchten und sie dann aus der Haltung wieder auszuwildern, ist nochmal eine größere Herausforderung.

Knapp eine halbe Millionen Dollar wurden in das Projekt von der Loro Parque Stiftung an Geld investiert. Die Zucht der Tiere ist in diesen reinen Geldwert aber nicht eingerechnet, weil die Tiere innerhalb des Projektes den offiziellen Wert von 0€ haben – wie das in vielen Erhaltungszuchtprojekten auf der ganzen Welt der Fall ist. Vor ein paar Jahren konnten wir Einblicke in die Haltung und Zucht der Tiere der Loro Parque Stiftung gewinnen:

Ausgewilderte Vögel haben Nachwuchs

Lear-Aras sind bedroht – der Loro Parque züchtet und schützt sie | Foto: Loro Parque

Schon im Video wurden auch die Auswilderungen erwähnt. Nun gibt es ganz besondere Neuigkeiten: “Das erste Lear-Ara-Küken ist in situ (in seinem natürlichen Lebensraum) geschlüpft, als Nachwuchs von Vögeln, die ex situ (außerhalb ihres natürlichen Lebensraums) geboren und aufgezogen wurden”, verkündete der Loro Parque, gemeinsam mit seiner Stiftung, in einer Pressemitteilung. Insgesamt sind in den vergangenen Jahren in der Zuchtstation La Vera, die von der Loro Parque Stiftung geschaffen wurde und betrieben wird, 40 dieser besonderen Aras geschlüpft, 19 davon wurden nach Brasilien transportiert und acht erfolgreich ausgewildert.

Eine solche Auswilderung ist nicht nur aufwendig, sondern auch komplex. Einfach die Tiere nach Brasilien bringen und dann fliegen lassen, wäre Verschwendung. Tatsächlich braucht es erst eine stabile Zuchtpopulation. Dabei ist auch eine möglichst weite Verbreitung der Tiere auf der Welt in Menschenobhut wichtig. Dann braucht es Habitate, damit die Tiere die wenigen, verbliebenen Lebensräume nicht überbevölkern. Dazu müssen die Tiere auch die Kompetenzen haben draußen zu überleben.

Wenn all das gegeben ist und man die Tiere tatsächlich in die Natur bringt, ist es aber noch nicht vorbei. Man muss sehen, ob sie überhaupt überleben. Allerdings hilft es einem auch nichts, einfach nur Tiere in der Natur zu haben: sie müssen sich auch fortpflanzen. Dann kann sich die Natur-Population erst natürlich vergrößern. Es sind also unglaublich viele Schwierigkeiten zu bewältigen.

Großer Meilenstein

Dass die Tiere nun all das bewältigt haben und sich in der Natur erfolgreich reproduzieren, ist für diese Art ein riesiger Meilenstein. “Dies ist eines der wichtigsten Projekte der Loro Parque Fundación, der es gelungen ist, die Kategorisierung dieser Art auf der Roten Liste der Weltnaturschutzunion (IUCN) von “vom Aussterben bedroht” in “gefährdet” zu verbessern. Damit konnte sie vor dem drohenden Aussterben gerettet werden, was der Loro Parque Fundación bei bisher insgesamt 10 Arten gelungen ist”, erklären Stiftung und Zoo in der Pressemitteilung.

Seit 2006, als man die ersten beiden Paare erhielt und dann schließlich auch erfolgreich vermehren konnte, arbeiten Park und Zuchtstation unermüdlich auf so eine Nachricht hin. Allerdings endet die Arbeit damit auch nicht: nun geht es daran, den Erfolg zu reproduzieren. Man merkt aber , dass Artenrettung eben kein Sprint, sondern ein Marathon ist. Dass man nun eine der wichtigsten Teiletappen erfolgreich bewältigen konnte, fällt in das Jahr des 50-jährigen Bestehens des Loro Parque.

Dies ist auch dem ganzheitlichen Ansatz des Projektes zu verdanken: In bester Tradition des von der Weltnaturschutzunion (IUCN) formulierten One Plan Approach verbindet die Stiftung Maßnahmen außerhalb mit solchen innerhalb des natürlichen Lebensraumes der Art. Das ist nicht ohne Zoos und Aquarien möglich. Ohne den Loro Parque würden die Lear Aras wohl aktuell dem sicheren Aussterben entgegenblicken.

Zoos retten Arten

Würde es Zoologische Gärten, wie den Loro Parque, nicht geben, müsste man sie schleunigst erfinden. Zu Rettung der blauen Aras arbeiten sie auch international zusammen. Im Rahmen des Baus der Großvoliere Aralandia im Grünen Zoo Wuppertal wurde auch genau dieses Lear-Ara-Projekt unterstützt. Man war also bei diesem Erfolg – dank der Kooperation – tatsächlich dabei. Dazu wird in der Voliere ein neues Konzept erprobt: die begehbare Anlage soll als Dating- und letztendlich auch als Hochzeitsvoliere fungieren.

Dort treffen und finden sich dann bald Paare, die zur Erhaltungszucht dringend benötigt werden. Aktuell passiert das mit den etwas weniger, aber immer noch stark bedrohten Hyazinth-Aras. Man wird aber auch sehen, wenn sich das Konzept bewährt, dass es für weitere Arten und sogar weit über die Grenzen Wuppertals ausgerollt werden wird. Das ist dann besonders spannend für Zoobesucher, die quasi dabei sein können, wenn ein Teil der Zuchtprojekte passiert.

Ohne Zoologische Gärten wäre das nicht möglich. Haltung rettet Arten – das zeigt sich einmal mehr. Erneut wird auch die Tierrechtsindustrie deutlich Lügen gestraft. Sie leugnet solche Erfolge und will sie in Zukunft unmöglich machen. Hiervon dürfen sich Zoos und Aquarien, aber eben auch die Politik, die Medien, sowie die Öffentlichkeit nicht beirren lassen. Erfolge wie diese könnte niemand feiern, wenn es nicht eben, wie im Falle der Lear-Aras, den Loro Parque, den Grünen Zoo Wuppertal und weitere Beteiligte des Projekts geben würden.

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