Orca-Show im Jahr 2013: Die fünf Orcas des Marineland Antibes starten zum Sprung. | Foto: Andreas Ahrens, Lizenz: CC BY 2.0

Orca “spricht” und sagt nicht: “lass mich frei”

Erschienen auf marineanimalwelfare.blogspot.de am 03.02.2018. | Von: John Dineley

Unter dieser augenzwinkernden Überschrift geht der Experte und Blogger auf jüngste Forschungsergebnisse aus der Orcahaltung im Marineland in Frankreich ein.

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Anmerkung: Der Orca spricht natürlich nicht und es gibt keinen Hinweis darauf, dass Orcas überhaupt so etwas wie eine Sprache haben. Bedeutungstragende Vokalisationen mit regionalen und individuellen Besonderheiten konnten bisher bei Delfinen nachgewiesen werden – mehr nicht. So etwas gibt es bei den meisten Tieren und ist zudem noch weit davon weg, tatsächlich eine Sprache zu sein.

Was man bei der Orca-Dame Wickie nun nachweisen konnte, ist das, was Papageienhalter von ihren Tieren kennen: sie können Laute imitieren. In der Tierwelt und auch unter den Meeressäugern ist das kein Spezifikum der Orcas – es gibt einige Arten, die das können und aus verschiedenen Gründen machen. Für Orcas hatte man bisher beobachten können, dass sie das untereinander tun und können. Das Interessante ist, dass Wickie dieses Verhalten nun auch gegenüber ihren Trainer zeigt. Dabei ist sie zwar noch weit von der Exaktheit mancher Papageien entfernt, allerdings muss man auch bedenken, dass wir es bei Orcas mit einem wohl deutliche anderen Hörspektrum zu tun hat und ein Orca auch bestimmte anatomische Gegebenheiten hat.

Die Präzision der Imitation ist für weitere Forschungen auch viel weniger von Belang als die soziale Komponente: Orcas verändern in der Sprache aufgrund sozialer Gegebenheiten. Stößt nämlich ein neues Tier zu einer Gruppe, wird dies den “Dialekt” übernehmen und es kann auch sein, dass die Gruppe ihren “Dialekt” an das neue Tier angleicht. Was bedeutet es also, dass Wickie nun quasi den “Dialekt” der Menschen imitiert? Das wird sehr spannend weiter zu erforschen sein und viele interessante Erkenntnisse zur Kommunikation von Meeressäugern liefern – etwas, dass man in der Wildbahn nie würde erforschen können. Gerade die Forschung in Menschenobhut und die Forschung in der Natur ergänzen sich so gegenseitig.

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