Orca Show in SeaWorld | Foto: Business Navigatoren, Lizenz: CC BY-SA 3.0 DE

Orcaschutz: SeaWorld veröffentlicht wichtigen Beitrag

Exklusiv für zoos.media – 22.05.2019. Autor: Philipp J. Kroiß

SeaWorld hat Daten aus vielen Jahren Orcahaltung der Wissenschaft zur Verfügung gestellt und leitest damit einen großen Beitrag zum Schutz der Southern Residents.

Orcaschutz: SeaWorld veröffentlicht wichtigen Beitrag

SeaWorld hält seit vielen Jahrzehnten Schwertwale in Menschenobhut – eine Population, die sich gut erhielt, obgleich das Unternehmen vor über 40 Jahren aufgehört hatte, diese Spezies wild zu fangen. Akribisch hat man dabei Daten gesammelt und durch Fortschritte in der Wissenschaft war das immer häufiger, frequenter und detaillierte möglich. Diese Daten wurden nun veröffentlicht, um den Artenschutz der bedrohten Population der Southern Residents voran zu treiben. Das ist ein großartiger Beitrag, der aber auch über Probleme im Unternehmen nicht hinwegtäuschen kann.

Großer Wert der Daten

Die Orca-Show “Believe” in SeaWorld. | Foto: Michael Lowin, gemeinfrei

Deborah Fauquier vom National Marine Fisheries Service ist enorm dankbar und äußerte sich gegenüber der Associated Press sehr positiv und betonte die Wichtigkeit der Blutproben, die in der Natur kaum möglich sind, aber in Menschenobhut sehr gut. Sie schätzt die Arbeit, die SeaWorld-Mitarbeiter über Jahrzehnte hinweg vollbracht haben.

“For us, collecting blood from free-ranging killer whales is exceedingly difficult, so it’s something we would rarely ever do. Having partners that are in the managed-care community that can provide us with blood values from those animals is very useful. It’s giving us a very robust baseline data set that we haven’t had previously for these whales.” – Deborah Fauquier, National Marine Fisheries Service

Der National Marine Fisheries Service, auch bekannt unter der Bezeichnung NOAA Fisheries, ist an der Front der Populationsschützer, wenn es um die Rettung der Southern Resident Schwertwale geht. Obgleich nämlich Orcas global nicht bedroht sind, stehen einzelne Populationen vor dem Aussterben. Die Südlichen Residenten sind eine davon. Seit Jahren investiert SeaWorld enorm viel Geld und Arbeit, damit diese Population nicht ausstirbt.

“Our stance is to do research with our animals to try to help this population now, and that’s what we’re doing. That’s why I got into what I do — to try to help animals in the wild.” –  Todd Robeck, SeaWorlds Vizepräsident für Natur- und Artenschutzforschung

Seriöse Schutzprojekte bauen immer auf Wissenschaft. Nur mit Fakten überzeugt man Menschen in verschiedenen Kulturkreisen zusammen zu arbeiten und eben nicht mit rührseligen Geschichten, Alarmismus oder Lügen. Das Projekt zur Rettung der Southern Residents krankt massiv daran, dass Projektbeteiligte, die von der Tierrechtsindustrie unterstützt werden, ihren Hass gegen Zoos und Aquarien über die Rettung der Tiere stellen – ein Grund, warum auch das Vaquita-Projekt bereits scheiterte. Solche Vorgänge zeigen auch wie die Tierrechtler den wichtigen Schutz für Tiere torpedieren und lieber gegen Tierhalter hetzen als wirklich das Projekt zu unterstützen, während sie gleichzeitig versuchen durch die Teilnahme am Projekt Interesse am Schutz von Arten vorzutäuschen.

Zukunft fraglich

Shamu Stadium in SeaWorld Orlando (2008) | Foto: Fantaz, Lizenz: CC BY 2.0

Bei all der Freude über diesen Datenschatz soll auch nicht vergessen werden, dass es diesen in Zukunft nicht mehr geben wird – zumindest nicht in der Größenordnung und der breiten thematischen Abdeckung. Aufgrund eines tierschutzwidrigen Zuchtstopps für Orcas, zu dem das Unternehmen in Kalifornien gezwungen wird und den man sich fälschlicherweise an den anderen beiden Standorten in den Staaten selbst auferlegte, wird man über die Reproduktion der Schwertwale nichts mehr erfahren. Bisher hat man umfassende Daten überhaupt nur in Menschenobhut ermitteln können, weil es in der Natur unmöglich ist.

Gerade die Reproduktion ist aber von entscheidender Wichtigkeit, denn die massive Kontamination der Population der Southern Residents, scheint die Tiere unfruchtbar zu machen. Der Aufzuchterfolg der wilden Orcas ist alarmierend gering. Es braucht also intensive Forschung in diesem Bereich, um zu erfahren wie die Mechanismen sind und wie man es schaffen kann, den Wildpopulationen nachhaltig zu helfen, denn ein Ende der Umweltverschmutzung ist nicht in Sicht. Hier müsste getestet werden, inwieweit man mit dem geringsten Eingriff in das Leben der Wildtiere, Methoden entwickeln kann, die Fertilität der Tiere wieder zu erhöhen. Das ist nun, aufgrund des Zuchtstopps in den USA, nicht mehr möglich.

Schuld daran trägt einmal eine fragwürdige Politik vor allem im von Demokraten regierten Kalifornien, eine nach dem Lügen-Film “Blackfish” zu schwache Verteidigung von SeaWorld durch das Unternehmen selbst, die Zoologische Gemeinschaft und Naturschutzorganisationen, die gerne von SeaWorld profitierten, aber es offenbar nicht fertig brachten die Stimme zu erheben, sowie mit Joel Manby ein fragwürdiger CEO, der auf Kuschelkurs mit den radikalen Tierrechtsaktivisten ging, die die Zoowelt in den USA zerstören wollen. Es war also eine Mixtur aus selbst gemachten Problemen, dem massiven Populismus in den USA und der Untätigkeit derer, die von SeaWorld sehr gerne die vielen Millionen nahmen, aber nichts gegen den Populismus tun wollten, der ihnen nun den Geldhahn zugedreht hat.

Über diese strukturellen Probleme können dann auch ein erhöhtes Besucherinteresse und solche Veröffentlichungen nicht hinwegtäuschen. Wenn SeaWorld es nicht schafft, sich und sein Umfeld strukturell zu wandeln, wird es weiter bergab gehen. Man sah ja auch, wo SeaWorld unter Manby in Zeiten der finanziellen Not zuerst sparte und Leute entließ: im zoologischen Bereich – und zwar so viel wie noch nie zuvor. Das Unternehmen ist heute nur noch ein Schatten seiner selbst im Vergleich zu der Zeit, aus der die meisten dieser Daten stammen. Ohne Reform wird es aber keine Zukunft geben – nicht für SeaWorld und auch nicht für die Southern Residents.

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