Großer Soldatenara in einer Gemeinschaftsvoliere in der Zuchtstation der Loro Parque Stiftung | Foto: zoos.media

Das “letzte Aufgebot von PETA Deutschland vor dem drohenden Entzug der Gemeinnützigkeit?”

Exklusiv für zoos.media – 17.09.2018. Autor: Philipp J. Kroiß

“Ist das schon das letzte Aufgebot von PETA Deutschland vor dem drohenden Entzug der Gemeinnützigkeit?”, fragt Gero Hocker (FDP). Unser Autor hat sich den betreffenden Artikel mal angesehen.

Das “letzte Aufgebot von PETA Deutschland vor dem drohenden Entzug der Gemeinnützigkeit?”

Sebastian Leber vom Tagesspiegel hat einen Artikel geschrieben, der besonders den FDP-Politiker Gero Hocker angreift und radikale Tierrechtsaktivisten fast schon löwengleich verteidigt. Er spricht direkt mit Aktivisten, allerdings nur über Politiker statt mit ihnen. Zu Stande kommen dadurch dann so Absätze wie der, in dem er von “grotesken Vorwürfen” spricht, die den Aktivisten gemacht wurden:

“Besonders energisch vertritt diese Behauptung der FDP-Bundestagsabgeordnete Gero Hocker. Er sagt, heimlich aufgenommenes Filmmaterial aus Tierställen sei in „99 Prozent der Fälle manipuliert“ und entspreche nicht der Realität. Es spricht nichts dafür, dass er recht hat.”

Jeder Zoofreund weiß, dass dem nicht so ist. Es gibt viele desinformative geschnittene Videos über angebliche Stereotypen im Zoo, die keine sind, aber dann auf dem Video so erscheinen. Besonders prominent ist aber sicher der Fall des Erlebnis-Zoos Hannover. Hierbei hat eine Medienwissenschaftlerin das Video analysiert:

Elefanten in Hannover: So soll PETA manipuliert haben

Der Fall wurde sogar international bekannt:

PETA teilt manipuliertes und manipulierendes Video über deutschen Zoo

Der Journalist geht in seinen Vorwürfen aber noch weiter:

“Wenn man Gero Hocker fragt, wie er auf die Idee komme und ob er ein Beispiel nennen könne, wo Bilder aus einem Mast- oder Zuchtbetrieb manipuliert wurden, kommt von Hocker auch auf mehrfache Bitte: nichts. Aus dem Umfeld seiner Fraktion heißt es, Hocker werde wohl auch in Zukunft keine Belege nennen können, sein Vorwurf sei nämlich ausgedacht. Auch dazu nimmt Hocker gegenüber dem Tagesspiegel keine Stellung.”

Das stimmt schlicht nicht wie Gero Hocher beschreibt:

“Obwohl auf Nachfrage dem Tagesspiegel die Quellen dafür geliefert wurden, dass PETA im Fall des Zoo Hannover Videoaufnahmen manipuliert hat, wird behauptet, dass diese Aussagen unsererseits ohne Belege erfolgt seien.”

Es gab also sehr wohl eine Antwort, die der Journalist hier anscheinend dreist unterschlägt.

Sebastian Leber und Delfinarien

Es ist nicht das erste Mal, dass Leber Tierrechts- bzw. PETA-freundlich berichtet. So schrieb er für den Tagesspiegel auch einen Artikel über das tierquälerische Zuchtverbot für Delfine in Frankreich, das , für die Tiere glücklicherweise, schon wieder Geschichte ist. Völlig unkritisch wurden hier die Ausführungen der PETA-Aktivistin Breining behandelt und den Aussagen des Experten Dag Encke gegenübergestellt – ganz so, als wären die Aussagen der Aktivistin ohne Erfahrung mit Delfinhaltung, irgendwie gleichwertig.

So schaffte er auch damals schon ein schiefes Bild. Die Medikamentengabe wurde dann noch falsch dargestellt und Encke, vielleicht sogar absichtlich, falsch verstanden und desinformierend wiedergegeben. Wir haben übrigens eine weltweit anerkannte veterinärmedizinische Expertin mit hinreichender Erfahrung zur Medikamentengabe bei Großen Tümmlern mit besonderem Fokus auf die Gabe der Psychopharmaka befragt.

Das war aber nicht das erste Mal, dass er sich undifferenziert zu Delfinarien äußerte. Meeresakrobaten hat ebenfalls mal einen Artikel von ihm analysiert:

Gute oder schlechte Delfinarien?

Wenn Tierschützer zu Tierrechtlern werden

Sebastian Leber nobilitiert die Tierrechtler systematisch, in dem er sie auch als Tierschützer bezeichnet. Auch so desinformiert er die Öffentlichkeit, weil das völlig verschiedene paar Schuhe sind. Tierschützer sind nicht generell gegen Tierhaltung, Tierrechtler schon. Garniert wird das dann noch mit einer völlig missglückten Kürzung einer Aussage von CDU-Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner. In einer Zwischenüberschrift zitiert er sie mit den Worten: “Wir brauchen keine Stallpolizei”. Erst im Fließtext muss er dann quasi zugeben, dass sie in Wahrheit gesagt hat: “Wir brauchen keine selbsternannte Stallpolizei.” Natürlich ist das etwas völlig anderes. Das sind dann doch sehr fragwürdige Methoden zu berichten.

Tierschützer und Tierrechtler – ein wichtiger Unterschied

Im Interesse des seriösen Tier-, Arten- und Naturschutzes wäre es tatsächlich zu begrüßen, wenn dies das letzte Aufgebot gewesen wäre, bevor die Tierrechtsindustrie endlich von der Gemeinnützigkeit ausgeschlossen würde.

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