Ein Paar Persische bzw. Asiatische Löwen im Tiergarten Nürnberg | Foto: Rufus46, Lizenz: CC BY-SA 3.0

PETA verlangt vom Tiergarten Nürnberg Tierquälerei

Exklusiv für zoos.media – 12.07.2018. Autor: Philipp J. Kroiß

Nach einem traurigen Todesfall im Tiergarten Nürnberg schlägt PETA dem modernen Zoo nun eine Haltungsumstellung vor, die Tierquälerei bedeuten würde.

PETA verlangt vom Tiergarten Nürnberg Tierquälerei

Dass PETA auf den Gefühlen von Tierhaltern herumtrampelt, denn anders kann man solch eiskalte Öffentlichkeitsarbeit gar nicht mehr nennen, ist nichts neues. Während das Team im Tiergarten Nürnberg noch den Verlust der Asiatischen Löwin Keera verkraften muss, macht PETA mit Forderungen auf sich aufmerksam, deren Zeitpunkt nicht nur unverschämt gewählt ist, sondern die für den Tiergarten Nürnberg eine tierquälerische Haltung und die Aufgabe von einer Teilnahme an einem wichtigen Zuchtprogramm bedeuten würden.

Löwen sind Rudeltiere

Asiatischer Löwe (Panthera leo persica) im Zoo Zürich | Foto: albinfo, Lizenz: CC BY-SA 3.0

Die Tierrechtsindustrie versteht bereits seit Jahren nicht, dass Löwen Rudeltiere sind. Sie leben gemeinhin in Familiengruppen, in denen sie ihr artgemäßes Verhaltensspektrum abspielen können. In Zoos haben wir noch die Besonderheit, dass es Seniorenrudel gibt, die bereits ein so biblisches Alter erreicht haben, in dem sie sich nicht mehr fortpflanzen können bzw. es für sie nicht gut wäre, dies zu tun. Sie haben aber ein Leben voller Interaktion mit verspielten Jungtieren hinter sich und konnten dieses Verhalten zur Genüge ausleben. Bachelor-Gruppen, die es zudem in der Natur gibt, findet man auch in modernen Zoos.

Tierrechtler bzw. die von Tierrechtlern unterstützten Sanctuaries, ignorieren das und zwingen die Löwen erschreckend häufig in Einzelheitungen oder, wenn sie eine Gruppe halten, sorgen sie für die Unmöglichkeit von Nachwuchs und dem Erleben einer natürlichen Gruppenstruktur. Das lässt sich durchaus als Tierquälerei bezeichnen, aber muss mindestens als mehr als fragwürdige Haltung bezeichnet werden.

Moderne Zoos wissen das und halten nur natürlich vorkommende Gruppenstrukturen – dazu gehört natürlich auch die Zucht. Gerade bei Löwen musste man kosntatieren, dass dauerhafte Verhütung, die Tieren nicht verantwortbaren gesundheitlichen Gefahren aussetzt:

In vielen Fällen sind [Kontrazeptiva] auf Dauer gesundheitsschädlich. Großkatzen etwa können Tumore entwickeln. Die Medikamente führen bei vielen Arten zu sozialen Verwerfungen in der Gruppe. Außerdem halten sie den Tieren eine der zentralsten Verhaltensaufgaben in ihrem Leben vor: die Vermehrung.” – Dag Encke

Asiatische Löwen sind bedroht

Junger Asiatischer Löwe im Gir-Wald | Foto: Sumeetmoghe, Lizenz: CC BY-SA 4.0

Panthera leo persica, der Asiatische bzw. Persische Löwe, benötigt dringend Schutz. Die Unterart geht, weil sie zwischenzeitlich auf unter 20 Tiere in der Wildbahn geschrumpft war, durch einen genetischen Flaschenhals. Der Fortbestand dieser Art gilt inzwischen als nicht gesichert, aber stabil. Trotzdem braucht es eine Back-Up-Population in Menschenobhut. Im Jahr 2014 ging man von etwa 175 fortpflanzungsfähigen Tieren in der Natur aus – die Stabilität ist also trügerisch.

Die Haltung der Asiatischen Löwen hatte in Menschenobhut gewisse Startschwierigkeiten, weil auch nicht reinrassige Tiere in bestimmte Zoos kamen. Das hat man allerdings erst durch speziell dafür entwickelte Gentests feststellen können. Aus diesem Grund musste 1990 das Zuchtbuch neu organisiert werden als der Zoo in London wirklich reinrassige Exemplare aus dem Sakkarbaug-Zoo in Junagadh bekommen hatte. Die Tiere im heutigen Zuchtbuch gehen auf gesicherte Herkunft zurück und Zucht ist enorm wichtig, um eine lebendige Population zu erhalten.

Dieses Zuchtprogramm wird aktuell von Rikke Kruse Nielsen geleitet und es spielt eine sehr wichtige Rolle in der Edukation, der Forschung und dem Schutz der wilden Asiatischen Löwen. Der Zuchtbuchführer wird dafür zuständig sein, dem verbliebenen Weibchen einen guten Partner an sie Seite zu stellen, um so den Erhalt dieser nicht so bekannten Unterart zu fördern.

Löwen aus dem Zirkus aufnehmen?

PETA hat ja auch einen Vorschlag: Es sollen Löwen aus dem Zirkus aufgenommen werden. Es dürfte fraglich sein, welche Löwen PETA da meint und diese müssten ja auch einen entsprechend anerkannten Unterartenstatus aufweisen. Zudem kann man ja nicht einfach in einen Zirkus gehen und Löwen shoppen, denn man sollte nicht nur von der Unterart, sondern auch vom Charakter her passen sollten.

Ebenso muss erst mal ein Bedarf an Plätzen für solche Löwen bestehen. Bisher wurde ja von keiner Behörde entsprechendes signalisiert oder Tiere beschlagnahmt, die dringend eine Unterbringung benötigen würden, obgleich Zirkusbetriebe sehr engmaschig kontrolliert werden. Gleichzeitig wird auch von keinem Zirkusbetrieb signalisiert passende Tiere zu haben und verkaufen zu wollen.

Somit zeigt auch dies die Lächerlichkeit der Forderung der Haltungsumstellung von der radikalen Tierrechtsorganisation PETA.

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