Kohana öffnet das Maul bei einer er Fütterung im Orca Ocean des Loro Parque. | Foto: Philipp J. Kroiß bzw. zoos.media

Robert Marc Lehmann: Lügen über Orcas in Menschenobhut

Exklusiv für zoos.media – 09.09.2022. Autor: Philipp J. Kroiß

Robert Marc Lehmann veröffentlichte eine “Ansage an SeaWorld” mit vielen längst widerlegten Anschuldigungen gegen die Haltung von Orcas in Menschenobhut – dieser Artikel schaut auf die Methodik solcher Videos.

Robert Marc Lehmann: Lügen über Orcas in Menschenobhut

Der Aktivist Robert Marc Lehmann fällt erneut durch ein mehr als peinliches Video über Tierhaltung auf. Diesmal hat er die Orcas von SeaWorld ins Visier genommen, spricht aber auch darüber hinaus, und ist wieder an der Realität gescheitert. Er wiederholt längst widerlegte Behauptungen. Wir wollen aber an zwei Beispielen zeigen, wie Lehmann vorgeht und Desinformationen verbreitet.

Keine Unfälle mit Orcas in der Natur?

„Wichtig ist aber zu wissen: in der freien Natur gibt es keine Unfälle mit Orcas“, behauptet er im Video. Das ist einfach nicht wahr. Es wäre auch nur halb so lächerlich so eine Behauptung zu verbreiten, wenn es nicht erst jüngst eine Serie aus Medienartikel über den “Angriff der Killerwale“, wie die Süddeutsche es natürlich skandalisierend beschrieb, gegeben hätte.

Es gibt leider immer wieder auch Unfälle mit Orcas in der Natur. Sie werden manchmal von Booten überrollt, aber auch sie selbst “attackieren” Boote. Wir haben auch schon vorher über solche Vorfälle berichtet. Sie werden aber eher selten großartig medial thematisiert, was aber natürlich nicht bedeutet, dass es sie nicht gibt.

Erzwungene Tablettengabe im Loro Parque?

Ein absichtlich desinformierend gekürztes Video von einer Endoskopie des männlichen Orca Keto vor vielen Jahren im Loro Parque, das immer wieder populistisch von Tierrechtlern benutzt wird, wird von Lehmann mit den Worten kommentiert: “Wenn er seine Tabletten nicht essen will, dann geht’s zur Sache.” Durch ein Endoskop kann man aber bekanntlich keine Tabletten verabreichen: man schaut sich nur das Tier von innen an.

Was man bei Lehmann natürlich nicht sieht, ist, wie ruhig Keto bei dieser Untersuchung insgesamt war. Nur, als der Schlauch rausgezogen wurde, wand sich das Tier verständlicherweise, weil es nun man ein unangenehmes Gefühl ist, wenn der lange Schlauch dann herausgezogen wird. Das sind Sekunden des Unwohlseins, die jedes Tier und auch jeder Mensch bei Endoskopien erlebt.

Unseriöse Quellen

Loro Parque: Orca Keto zeigt seinem Trainer seinen Bauch – ein Vertrauensbeweis. | Foto: zoos.media

Lehmanns Quellen für diese Einschätzungen sind ganz offensichtlich die Seiten von solch umstrittenen NGOs selbsternannter “Tierrechtler” wie der Free Morgan Foundation (FMF) und des Wal- und Delfinschutzforums (WDSF) – beiden wurde schon mehrfach die Verbreitung falscher Tatsachen nachgewiesen. So bleibt auch von den anderen Anschuldigungen bei seriöser Prüfung der Fakten schlicht nichts über.

Wie groß ist das zur Schau getragene Interesse an Fakten, wenn man sich ideologisch motivierten Projekten bedient, die mit ihren populistischen Anschuldigungen nicht einen gerichtsfesten Stich gegen seriöse Institutionen setzen konnten? Es ist wohl gar nicht vorhanden. Die Orca-Haltung des Loro Parque wurde mehrfach überprüft und evaluiert – von renommierten Wissenschaftlern, von unabhängigen Behörden von seriösen Tierschützern. Es gab keine Beanstandung.

Zahlreiche Pseudo-Delfinschützer haben gegen den Loro Parque rechtliche Schritt eingeleitet. Der Haltung hat man nichts nachweisen können. Es gab nicht einen Verstoß gegen geltende Gesetze. Nicht von ungefähr sind seriöse Tierschützer, wie American Humane, voll des Lobes für die vorbildliche Tierhaltung im Zoo auf Teneriffa, und haben den Loro Parque deswegen auch zertifiziert.

Billige Masche

Der junge Orca Adán im Loro Parque | Foto: zoos.media

Letztendlich spielt Lehmann hier auf eins: eine außergewöhnliche Ignoranz seiner Rezipienten. Seine “Argumentation” ist zu 100% darauf angewiesen, dass die Zuschauer nichts von dem, was er wohl ebenso populistisch wie emotionalisierend sagt, hinterfragen. Einfache, grundlegende Recherchen widerlegen ihn nämlich schon.

Das hat sich auch bei seinem Abledern zu anderen Themen gezeigt: nur, wer naiv genug ist, um nicht kritisch zu hinterfragen, fällt auf solche Videos rein. Das gilt nicht nur bei Videos zum Thema Tierhaltung. Leider fallen solcherlei Videos auch bei anderen emotionalisierenden Themen auf. Wichtig ist dabei immer, selbige zu hinterfragen.

So schwemmt auch Lehmann hin und wieder mit solchen Videos seine Zuschauer auf unseren YouTube-Kanal. Diese blamieren sich dann damit, dass Sie genau diese Fake News in den Kommentarspalten ablassen und einfach widerlegt werden können.

Wie Lehmann mit Kritik umgeht

Wildes Orca-Weibchen (Antarctic Type B) übersät mit sog. Rake Marks | Foto: Robert Pitman (National Science Foundation Office of Polar Programs), Lizenz: public domain

Im Rahmen seiner SeaWorld-Schelte hat Lehmann auch zoos.media in einer Story erwähnt. Das führte zu einem Mini-Shitstorm von meist anonymen Accounts gegen zoos.media. Die offensichtlichen Opfer der Desinformation forderten den Tod der Zoos und ihrer Unterstützer, feuerten niveaulose Schimpfworte ab und Ähnliches.

Daran sieht man aber auch, wie sehr Lehmann emotionalisiert und anscheinend ja auch hetzt. Das waren keine Leute, die zufällig auf zoos.media gelangt sind, sondern sie wurden ganz offensichtlich erst durch seine Verlinkung auf das Projekt aufmerksam. Unsere Kommentarrichtlinien verbieten solche Shitstorms und wir haben entsprechend reagiert.

Am Ende können einem generell vor allem solche Leute leidtun, die sich durch Fake News aufhetzen lassen, und möglicherweise am Ende gar Straftaten begehen, weil sich irgendein YouTuber völligen Blödsinn ausgedacht hat, den sie selbst mit simpelster Recherche hätten widerlegen können. Es ist schon sehr bedauerlich, dass trotz unserer aufgeklärten Zeit immer wieder Menschen auf derartigen dumpfen Populismus hereinfallen!

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