Burmesische Tigerpython im Zoo von Ankara (2008) | Foto: Walterince; Lizenz: CC BY-SA 3.0

Delfine streicheln und eine „ausbrechende“ Python

Exklusiv für zoos.media – 28.10.2016. Autor: Philipp J. Kroiß

Die Rheinische Post berichtete defizitär über Zoos. Unser Autor setzt sich in diesem Artikel mit der Berichterstattung genauer auseinander und klärt über Fehlinformationen und Hintergründe auf.

Delfine streicheln und eine „ausbrechende“ Python – Rheinische Post berichtet defizitär über Zoos

Es ist doch hochgradig ärgerlich wie fehlerhaft die Rheinische Post (RP) in letzter Zeit zu Lasten von Zoos berichtet. Geprägt ist die Berichterstattung der Zeitung und ihrer Onlineversion (RPonline) leider viel zu häufig durch für Zoos nicht zuträgliche Fehlinformationen. Hier zwei aktuellere Beispiele.

Delfinariengegner berichtet falsch über Delfinarium

Die Seite dolphinaria.truth bezeichnet den RP-Autor Christian Schwerdtfeger als „Hofberichterstatter“ für eine kleine Delfinariengegnerorganisation. Dieser Terminus lässt sich sicher diskutieren, pointiert aber präzise den Umstand, dass Schwerdtfeger selbst eine Anti-Delfinarienhaltung in seinen Veröffentlichungen erkennen lässt – besonders stark in einer ebenfalls durch dolphinaria.truth verlinkten Veröffentlichung für das Presseportal.

Dass nun ausgerechnet dieser auch noch die Fehlinformation über das Delfinarium Duisburg verbreitet, man dürfe dort für 50€ Delfine streicheln, ist schon ein besonderer angeblicher „Zufall“. Zudem wurde in diesem Beitrag auch der Wechsel des von radikalen Delfinariengegnern immer wieder unsachlich attackierten Duisburger Zoodirektors Achim Winkler in ein neues Amt falsch dargestellt. Vielleicht sollte man angesichts wiederholter unsachlicher falscher Darstellungen an dieser Stelle zukünftig eher objektiven Journalisten, die Aufgabe geben über Zoos zu berichten.

In einer kleinen Notiz in der nächsten Ausgabe und im Internet, schreibt man dann: „In unserer gestrigen Ausgabe hatten wir fälschlicherweise geschrieben, dass Winkler seinen Posten räumen müsse. Dem ist nicht so. Ebenfalls korrigieren wir, dass Delfine bei einer Sonderveranstaltung gestreichelt und gefüttert werden dürfen.“ Weder im Internet, noch in der Zeitungsveröffentlichung, erfolgt diese Richtigstellung so auffällig wie der zuvor in diesen Punkten desinformierende Artikel. Das versuchte man offensichtlich dadurch zu kaschieren, dass die Internetveröffentlichung im Nachhinein angepasst wurde.

Keine Python aus dem Zoo

Jüngst ereignete dann der nächste Fehler. So titelte man am 18.10.2016: „Zoo Bochum Python bricht aus Terrarium aus“. Auch das war nicht der Fall, denn das Tier, das ausgebrochen war, gehörte einem Privathalter und wurde nicht im Zoo gehalten. Zudem verlinkte man am Schluss dieses Artikels auch ein „Informationsstück darüber, wie Zoos in NRW reagieren, wenn Tiere aus ihrem Gehege ausbrechen”, und verstärkte so den falschen Eindruck, die Pythonschlange sei aus dem Tierpark Bochum entwichen.

Später fand man dann eine Anmerkung der Redaktion unter dem Artikel: „In einer früheren Version des Artikels wurde durch die Dachzeile der Eindruck erweckt, die Schlange stamme aus dem Zoo in Bochum. Das ist nicht der Fall. Wir bitten, den Fehler zu entschuldigen.“ Die Verlinkung zum „Informationsstück“ verschwand kommentarlos.

Dies geschah allerdings erst nachdem Zoodirektor Ralf Slabik Berichtigungsansprüche auf der Grundlage der §§ 1004, 823 BGB i.V.m. § 249 BGB aufgrund einer falschen Tatsachenbehauptung geltend machte.

Rheinische Post in der Kritik

Zoos.media kritisiert die Rheinsche Post für diese falschen Tatsachenbehauptungen und beobachtet mit Verwunderung diesen doch sehr kreativen Umgang mit der Wahrheit, die radikalen Zoogegnern in die Karten spielt. Vielleicht sollte der Chefredakteur Manfred Bröcker, den einige vielleicht als Biographen von Philipp Rösler (FDP) kennen, die Inhalte entweder besser selbst überprüfen oder auf anderem Wege konsequent dafür sorgen, dass solche Fehler nicht passieren können.

Eine sachliche Diskussion zu gesellschaftlichen Fragen ist letztendlich nur möglich, wenn Medien seriös und wahrheitsgetreu berichten. Wenn dann solche Fehler geschehen und deren Richtigstellung zudem so klein gehalten wird, kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass hier tendenziös berichtet wird. Bekanntlich hat die Berichtigung an vergleichbarer Stelle wie die Falschmeldung zu erfolgen, was auch dieselbe Rubrik, Sendung und Positionierung inkludiert, um denselben Empfängerkreis anzusprechen. Besonders auffällig waren die Defizite in der Richtigstellung im ersten Fall, aber auch der zweite Fall besticht nicht unbedingt durch einen optimalen Gesamtverlauf der Berichterstattung attestieren.

Fehler können bekanntlich vorkommen auch Journalisten sind davor nicht gefeit. Sie sind dann verzeihlich, wenn der betreffende Journalist sich ordentlich dafür entschuldigt und dafür Sorge trägt, dass diese so nicht wieder vorkommen, aber Im Falle der Berichterstattung der Rheinischen Post über Zoologische Gärten  ist die Häufung der Geschehnisse ist schon auffällig, zumal diese Zoos eher in einem negativen Licht erscheinen lassen.

Vielleicht wäre es sinnvoll für die Rheinische Post hier verstärkt den Kontakt zu Experten zu suchen. Diese können entweder über einen Zooverband, etwa dem Verband der Zoologischen Gärten VdZ  vermittelt werden, oder die Redaktion sucht den Kontakt zu unabhängigen Beratern, wie etwa bei zoos.media. Es besteht schließlich wenig Interesse der Öffentlichkeit, dass es weiterhin zu solchen defizitären Berichten kommt. Denn mit Sicherheit hat die Öffentlichkeit ebenso wie die modernen, wissenschaftlich geleiteten Zoos Anspruch auf eine bessere und weniger tendenziöse Berichterstattung ihrer Zeitung.

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