Gorilla-Senior Massa im Zoo Krefeld | Foto: zoos.media

Trainierbarkeit & Intelligenz – zwei unterschiedliche Dinge

Exklusiv für zoos.media – 16.01.2019. Autor: Philipp J. Kroiß

Im Training können Tiere, auch in Zoos, beeindruckende Verhalten lernen – aber sind sie deshalb gleich Genies? Wir schaut wie Trainierbarkeit und Intelligenz von Tieren zusammenhängt.

Trainierbarkeit & Intelligenz – zwei unterschiedliche Dinge

Immer wieder machen vergleichbare Videos auf Social Media die Runde:

Ganz häufig werden dabei zwei unterschiedliche Dinge verwechselt: Trainierbarkeit und Intelligenz. Was stimmt ist, dass Ratten verhältnismäßig intelligent sind, aber eben nicht, weil sie trainierbar sind.

Intelligenzforschung und was dabei zählt

Vor einiger Zeit haben wir dieses Video über Intelligenzforschung bei Papageien veröffentlicht:

Papageien sind auch intelligent und trainierbar, aber letzteres ist gar nicht entscheidend für die Intelligenz wie die Expertin erklärt:

“Man kann Tiere trainieren die komplexesten Sachen zu können, aber das hat absolut nichts mit Intelligenz zu tun. Intelligenz bedeutet spontane Lösung von komplett neuen Problemen.” – Dr. Auguste Marie Philippa Prinzessin von Bayern

Trainierbarkeit kein Zeichen von Intelligenz

Blaulatzara in der großen Dschungelvoliere im Loro Parque | Quelle: Loro Parque

Wie die renommierte Forscherin es richtig ausdrückt, ist allein die Tatsache, dass ein Tier ein gewisses Verhalten erlernen kann, keine Frage der Intelligenz. Warum? Tiergerechtes Training basiert ja auf natürlichen Vorgängen: das heißt, durch Belohnung lernt ein Tier ein gewisses Verhalten auszuführen, um dadurch immer wieder erneute Belohnung zu bekommen. Dieses Prinzip zu verstehen, dass auf ein gewisses Verhalten eine Belohnung folgt, ist nicht schwer beziehungsweise ein Tier ist deshalb nicht automatisch sonderlich intelligent – es ist in der Natur sogar ziemlich normal, dass Tiere so Verhalten erlernen.

Ein Beispiel ist zum Beispiel wie sich Tiere an die Anwesenheit des Menschen gewöhnen und sich urbanen Lebensraum erschließen. Ratten haben durch das Finden von Futter gelernt, dass in Müll oder generell im von Menschen bewohnten Raum durchaus für sie Schmackhaftes zu finden ist und sie suchen deshalb natürlich immer solche Futterplätze auf. Das ist unbewusstest Training in einer sehr einfachen Form. Wer Vögel füttert wird auch immer wieder Vögel in seinem Garten antreffen und sie werden dort sogar nisten, weil sie gelernt haben, dass es dort gut für sie ist. In beiden Fällen haben Tiere ein Verhalten gelernt und rufen das immer wieder ab, um ihr Überleben zu sichern. Es gibt viele vergleichbare Vorgänge in der Natur.

Eine Ratte ist also nicht intelligent, weil sie Verhalten reproduzieren kann, sondern, weil sie bestimmte Intelligenztest besteht. Labyrinthe zum Beispiel sind klassische Intelligenztests für Ratten. Dabei werden sie auch nicht darauf trainiert, diese Labyrinthe zu lösen, sondern werden spontan vor diese Aufgaben gestellt und müssen Lösungen selbst finden. Man kann sie darauf trainieren die komplexesten Labyrinthe zu lösen, aber dadurch bekäme man ja nichts davon mit, ob sie das auch so gekonnt hätten und somit dafür intelligent genug gewesen wären.

Training in der Forschung

Natürlich aber findet Training in der Forschung statt, wenn zum Beispiel Tiere für einen Intelligenztest, ein bestimmtes Verhalten lernen müssen, dass sie noch nicht kennen. Aber auch in diesem Fall ist das Training dann nicht der Forschungsgegenstand, sondern der Test an sich. Ein zu lernendes Verhalten bei Intelligenztests ist zum Beispiel der token exchange. Dabei lernen die Tiere wie sie zum Beispiel einen Gegenstand gegen Futter eintauschen können.

Max Planck Experiment – Intelligence of Parrots

Discover the interesting studies that are carried out at the prestigious Max-Planck-Institute, which has an investigation centre at Animal Embassy in Loro Parque and collaborates in research with Loro Parque Fundación.

Gepostet von Loro Parque Fundación am Dienstag, 14. Juni 2016

So eine Forschung wie im Video gibt also die Antwort auf die Frage, ob ein Papagei den “Wert” eines Token erkennen kann. Hier geht es dann nicht darum, ob der Papagei das trainierte Verhalten, also einen Token zurück zu geben, verstanden hat, sondern wie er es in einem Intelligenztest anwendet. Auch hier ist nicht entscheidend wie trainierbar das Tier ist, sondern, ob es eine vom Training unabhängige Fragestellung versteht. Das muss man also sehr differenziert verstehen.

Leider sind auch Medien dafür verantwortlich, dass viele Menschen das nicht tun. Kaum hat ein versierter Trainer einem Tier ein beeindruckendes Verhalten antrainiert, wird es als Genie gefeiert. Das passiert zum Beispiel in dem Video von der “Animal Bible” ganz oben. Dem Tier macht das Training sichtlich Spaß und es findet es toll, so psychisch und physisch gefördert und gefordert zu werden, aber das macht es nicht zu einem Genie.

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