Schwertwal Tilikum in SeaWorld 2009. | Foto: Milan Boers; Lizenz: CC BY 2.0

Wie Naomi Rose SeaWorld erpressen wollte

Exklusiv für zoos.media – 06.12.2018. Autor: Philipp J. Kroiß

Gerichtsunterlagen zeigten einen Schriftverkehr zwischen Tierrechtsaktivistin Naomi Rose und Ex-SeaWorld-CEO Joel Manby bei dem es zu etwas kam, das man “Erpressung” nennen könnte.

Wie Naomi Rose SeaWorld erpressen wollte

Im Rahmen eines Gerichtsverfahren, in dem eine Koalition aus Tierrechtsverbänden die Herausgabe von Obduktionsberichten von SeaWorld-Orcas erzwingen will, kam ein Schriftverkehr zwischen der Tierrechtsaktivistin Naomi Rose, die für das Animal Welfare Institute (AWI) arbeitet, und dem damaligen CEO von SeaWorld, Joel Manby. Das Animal Welfare Insititute ist weder ein Institut, noch geht es dabei wirklich um Animal Welfare. Man kooperiert nämlich, wie in diesem Fall auch, nicht selten mit radikalen Tierrechtsorganisationen wie PETA.

Dabei ist AWI vor allem eines: Lobbyorganisation. Deshalb wurde die Organisation bereits zu Beginn erfinderisch. Man wollte damals als gemeinnützig gelten, um von Steuern ausgeschlossen zu bleiben, aber durfte dann keine Lobbyarbeit machen, weil es damals noch nicht erlaubt war. Also wurde die Society for Animal Protective Legislation (SAPL) entwickelt, die die Lobbyarbeit formaljuristisch ausgliederte. Als dann das Gesetz geändert wurde, verschmolzen die beiden Organisationen.

Die Drohung

Rose kontaktierte Manby mit Ziel, dass der die Obduktionsberichte freiwillig herausgeben würde, nachdem sie eine Antwort der zuständigen Behörde erhalten hatte, dass sie sie nicht bekommen würde.

I am sending you the attached draft document, a letter to SeaWorld, which is intended for open publication in the absence of a positive response to this request. My colleagues and I would genuinely like to avoid publishing this letter, which we foresee generating negative publicity for Sea World (whereas we foresee voluntary compliance generating nothing but positive publicity!) and therefore ask for release of the required information within two weeks. […] In the absence of a response after two weeks, the document will be published as an open letter.” – Naomi Rose
Übersetzung: “Ich sende dir im Anhang den Entwurf eines Briefes an SeaWorld, der zur öffentlichen Veröffentlichung bestimmt ist, sofern keine positive Antwort auf diese Anfrage vorliegt. Meine Kollegen und ich möchten es auf jeden Fall vermeiden, diesen Brief zu veröffentlichen, der für SeaWorld eine negative Publicity bedeuten würde (während wir vorhersehen, dass freiwillige Fügsamkeit nichts anderes als positive Publicity hervorruft!) und darum bitten, die erforderlichen Informationen innerhalb von zwei Wochen freizugeben. […] Wenn nach zwei Wochen keine Antwort erfolgt, wird das Dokument als offener Brief veröffentlicht.”

Übersetzt heißt das: Gib uns was wir haben wollen oder wir werden dir intentional wirtschaftlich schaden. Das kann man durchaus als Erpressung wahrnehmen, aber um dieser Dreistigkeit noch das Sahnehäubchen zu gönnen, schickte Rose an Manby gleich den Text des offenen Briefs mit. Ihre “Kollegen”, bzw. die des AWI für das sie sprach, waren übrigens PETA und vergleichbare Organisationen, die SeaWorld nie irgendetwas Gutes wollten.

Das Theater

Manby ging darauf nicht ein.

Therefore, we plan to move ahead with publishing the open letter. I am communicating this intent to you in a final effort to provide SeaWorld the opportunity to release this information voluntarily, even if you maintain the position that you have no legal obligation to do so. […] It is unfortunate that it has come to this, but SeaWorld’s refusal to share this information compels us to move forward, given the scientific value of the data.” – Naomi Rose
Übersetzung: “Daher planen wir, den offenen Brief zu veröffentlichen. Ich teile dir das in der Absicht mit, um SeaWorld die Möglichkeit zu geben, diese Informationen freiwillig zur Verfügung zu stellen, auch wenn du der Ansicht bist, dass ihr dazu keine rechtliche Verpflichtung habt. […] Es ist bedauerlich, dass es dazu gekommen ist, aber SeaWorlds Weigerung, diese Informationen weiterzugeben, zwingt uns, angesichts des wissenschaftlichen Wertes der Daten, den Brief auf den Weg zu bringen.”

Das AWI und seine Kooperationspartner veröffentlichten den Brief anschließend – adressiert war er an Joel Manby, der ihn bereits kann. Die Kampagne, die dann folgte war ein billiges Schmierentheater für Medien und Spender, die darauf hereingefallen sind. Hauptdarsteller dieser schlechten Komödie waren wohl die Unterzeichner: Jared Goodman von der PETA Foundation, natürlich Rose, aber auch Regina Asmutis-Silvia von WDC North America, Mark J. Palmer vom Earth Island Institute und William W. Rossiter von der Cetacean Society International.

Die Gerichtsunterlagen legen nun offen mit welch miesen Tricks die Tierrechtsindustrie arbeitet. Die Öffentlichkeit wird hier hinters Licht geführt: dieser “offene Brief” war anscheinend nur ein Dokument gescheiterter Erpressung und nicht das, was er vorgab zu sein: eine ehrliche Nachfrage nach Informationen. Es war von vornherein auch geplant, ihn als Waffe gegen SeaWorld einzusetzen. Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung wusste also zumindest Rose wie sinnlos er war.

Warum kann SeaWorld diese Ergebnisse nicht einfach veröffentlichen?

Tilikum und sein Tod sind Gegenstand drittparteilicher, wissenschaftlicher Forschung. Ergebnisse von Studien vorher zu ganz oder in Teilen zu veröffentlichen ist nicht nur unprofessionell, sondern schadet auch der Forschungsarbeit auf verschiedenen Ebenen. Zoos.media arbeitet auch mit Forschern zusammen und wir kennen diese Prinzipien sehr gut, weshalb wir auch Videos über Forschungsarbeiten erst nach der Veröffentlichung derselben veröffentlichen. Das hat mit Heimlichtuerei oder Intransparenz nichts zu tun, sondern mit wissenschaftlichen Standards. Es gibt Journale, die wollen unbedingt erstveröffentlichende der Daten sein und lehnen Publikationen ab, wenn die Daten bereits publiziert sind.

Rose, die in der AWI als “marine mammal scientist” ausgewiesen wird, müsste das nicht nur wissen, wenn sie diese Bezeichnung entsprechend verdient tragen würde, sondern wusste es tatsächlich, weil Manby es ihr erklärt hatte. Gerade solche Aktionen, die sie im Rahmen ihres Aktivismus und ihrer Arbeit für das AWI betreibt, machen sie allerdings vor Fachkollegen lächerlich, die ja genau wissen wie der Hase läuft. Treffender wäre es also Rose als “marine mammal activist” zu bezeichnen, denn es ist fraglich, ob man sie nicht nur nach dieser Aktion, sondern auch nach bereits vielen davor, wirklich sinnvoll als Wissenschaftlerin bezeichnen sollte.

Bereits während des Keiko-Projekts fiel Rose bereits durch fragwürdige Aktionen auf:

Keiko wählte Menschen, Tierrechtler seinen Tod

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