Exklusiv für zoos.media – 01.03.2023. Autor: Philipp J. Kroiß
In der Zoo Science Library sollen zahlreiche wissenschaftliche Arbeiten zu finden sein. Sie alle wurden dank modernen Zoos und Aquarien möglich.
Zoo Science Library: Forschung im Zoo
Am World Wildlife Day oder auch Internationalen Artenschutztag der Vereinten Nationen (UN) ist die Zoo Science Library an den Start gegangen. Das ist eine frei zugängliche Forschungsdatenbank von peer-reviewed Veröffentlichungen in internationalen Fachzeitschriften, die unter Beteiligung der VdZ– und EAZA-Mitgliederzoos und -aquarien entstanden sind. So eine Datenbank ist natürlich nicht nur spannend, um sich zu informieren, sondern belegt auch den immensen Beitrag der Zoos und Aquarien zur Forschung.
Start mit 600 Publikationen
Es sind allein rund 600 Veröffentlichungen, die so in den Jahren 2020 bis 2021 entstanden und in der Library abrufbar sind. Beim Finden soll eine Suchfunktion helfen. Die Forschungsfelder sind umfassend: von Natur- bis hin zu Geisteswissenschaften werden Arbeiten in Zoos und Aquarien erstellt. Das macht sie zu Zentren der Bildung und Wissenschaft.
“Wir und unsere Partner forschen als Teil eines globalen Netzwerkes in unseren Zoos und in der Natur. Umso mehr freuen wir uns, mit der Zoo Science Library jetzt den Beitrag unserer Zoos zur Wissenschaft gebündelt sichtbar zu machen. Wir tragen mit unserer Forschung in der Biologie, Veterinärmedizin, den Sozialwissenschaften und in weiteren Bereichen zum Wissensgewinn bei und ermöglichen faktenbasierte Entscheidungen in der Praxis. Dieses Wissen wird immer wichtiger – in den Zoos, aber auch in den ursprünglichen Lebensräumen der Tiere, um Arten vor der Ausrottung zu bewahren.” – Volker Homes, Geschäftsführer des Verbandes der Zoologischen Gärten (VdZ)
So wird deutlich welcher Wissensschatz in Zoologischen Gärten gehoben wurde und gehoben wird. Für umfassende wissenschaftliche Arbeit zu Tieren, sind sie völlig unersetzbar. Zudem ist Wissenschaft die Basis von Natur- und Artenschutz. Bestimmte Forschungsfragen lassen sich aber eben nur in Menschenobhut beantworten. Diese Tatsache unterstreicht die Wichtigkeit der Forschung in modernen Zoos und Aquarien.
Zoos & Wissenschaft
Wie wichtig Zoologische Gärten für die Wissenschaft sind, ist auch immer wieder Thema auf zoos.media. Deshalb haben wir schon oft über Forschung in Zoo und Aquarien berichten können. Diese kommt übrigens nicht immer nur den Tieren zu Gute – auch für Menschen wird in zoologischen Institutionen geforscht. Ein sehr gutes Bespiel ist eine Forschung mit Spinnen, die wir begleiten konnten.
Meistens steht aber das Tier im Zentrum des Forschungsinteresses. Das kann von Grundlagen-Forschung bis zu sehr detaillierter Forschung gehen. Eine besondere Erkenntnis, die man Zoos, Aquarien und Delfinarien zum Beispiel zu verdanken hat, ist das Wissen um die Echolokation bei Cetaceen. Diese wiederum ist essentiell, um die Beifang-Problematik zum Beispiel zu verstehen. Dazu muss man sehr genau herausfinden, wie das eigentlich funktioniert.
Bei manchen Arten aber geht es um wichtige Grundlagen statt Details. Für einen Bedrohungsstatus ist es wichtig, die Bestandszahlen in der Natur zu kennen. Durch gewisse Gegebenheiten kann es schwer sein, die Zählung durchzuführen. Dank Forschung mit dem Amazonasflussdelfin “Baby” im Zoo Duisburg konnten so wichtige Grundlagen geschaffen werden, um diese Exemplare dieser Art zu zählen. Inzwischen ist das gelungen und die Art konnte auf Basis von Daten als bedroht klassifiziert werden. Das macht nun die Haltung der Art nochmal besonders wichtig.
Forschung: Mit Geld nicht aufzuwiegen
Bei Delfinen und anderen Walen hat sich eine rein universitäre Haltung nie durchgesetzt. Die Forschung ist also auf die Haltung der Tiere in Zoos und Aquarien angewiesen, um voran zu kommen. Allerdings gilt das gleiche noch für viele andere Arten: Elefanten hält man als Universität nicht mal eben so auf dem Campus. Allerdings können auch kleine Arten sehr aufwendig in der Haltung sein, sodass es unmöglich ist, sie rein für die Lehre oder Forschung zu halten. Zoologische Gärten allerdings können genau das leisten.
Der Beitrag zur Forschung ist nicht wirklich zu beziffern. Was ist eine wissenschaftliche Erkenntnis wert? Das kann man nicht wirklich messen. Daher wird dieser wichtige Beitrag von Zoos und Aquarien zum Natur- und Artenschutz sowie zur Bildung und Forschung oft nicht gezählt. Hinzu kommt, dass die Durchbrüche meist wenig Beachtung finden, weil sie in wissenschaftlichen Fachmagazinen weit ab der öffentlichen Wahrnehmung erscheinen. Leider haben auch viele Medien selten ein Interesse daran, dies für die breite Öffentlichkeit aufzubereiten.
Somit sorgt die Zoo Science Library auch für eine sehr wichtige Sichtbarkeit. Daher ist allein auch der Start mit 600 Publikationen aus zwei Jahren schon ein starkes Statement. Wer weiß, wie viel Arbeit es ist und wie viel Zeit es braucht, eine wissenschaftliche Veröffentlichung von der Idee über die Durchführung bis zur Publikation zu bringen, kann ermessen wie viel das ist. Trotzdem arbeitet man in vielen Zoos und Aquarien daran, noch mehr zu ermöglichen.