Exklusiv für zoos.media – 07.03.2021. Autor: Philipp J. Kroiß
Viele haben sie wahrscheinlich schon mal, aber was steckt hinter diesen Souvenirs? Ein Interview mit Gonzague Cunningham, Geschäftsführer der EuroSchein Souvenir GmbH.
Besondere Zoo-Souvenirs: 0-Euro-Scheine
Die 0-Euro-Souvenirscheine sind eigentlich gar nichts wert, wenn man ihren Geldwert betrachtet, aber gleichzeitig sind sie sehr wohl sehr viel wert, erinnern sie die Besitzer doch an einen schönen Tag im Zoo, Tiergarten oder Aquarium. Einige akkreditierte und auch nicht akkreditierte zoologische Gärten bieten diese Souvenirs inzwischen an.
Aus einer Idee wird Geld
“Den 0-Euro-Souvenirschein hat Richard Faille kreiert”, erklärt Gonzague Cunningham, Geschäftsführer der EuroSchein Souvenir GmbH. “Richard ist seit mehr als 25 Jahren Pionier im Tourismus- und Souvenirbereich und viele Touristenattraktionen konnten durch ihn zusätzliche Einnahmen erzielen. In diesen vielen Jahren auf dem Gebiet hat er sich durch seine Innovationen und sein Fachwissen zum Lieferanten Nummer 1 der Sehenswürdigkeiten entwickelt.”
Mitte der 1990er Jahre war Faille bereits der Kopf hinter dem Konzept der Souvenirmünzen gewesen, das man heute in verschiedenen Interpretationen im Umfeld vieler Sehenswürdigkeiten sehen kann. So war der Schein eine durchaus logische Fortsetzung. “Die Ziele sind nach wie vor dieselben”, betont Cunningham. “Es geht immer noch darum, ein qualitativ hochwertiges Produkt mit den gleichen technischen Merkmalen wie echte Banknoten zu gestalten und es zu einem erschwinglichen Verkaufspreis von 2 Euro einem großen Publikum anbieten zu können.”
Mit diesem Anspruch war aber nicht einfach und schnell zum Ziel zu kommen: “Es hat fast 3 Jahre Entwicklung und hohe Investitionen gebraucht, um diese außergewöhnliche Idee zu verwirklichen. Viele Institutionen mussten konsultiert werden, bis die Genehmigung der Behörden für den Verkauf vorlag. Beim Gestalten einer echten Banknote musste darauf geachtet werden, dass sie nicht mit einer im Umlauf befindlichen Banknote verwechselt werden kann. Daher sieht man die Null ganz deutlich. Und die Behörden haben nur die Farbe Lila genehmigt, weil die nicht mit anderen Scheinen verwechselt werden konnte.”
Allerdings war die Genehmigung nur der erste Schritt, wie Cunninham erläutert: “Die andere große Herausforderung bestand darin, eine Gelddruckerei zu finden, die technisch Auflagen von 10.000 oder 5.000 Scheinen mit dem jeweiligen Bild der Sehenswürdigkeit produzieren kann.” Normalerweise hätten Geldscheine ganz andere und viel höhere Auflagenzahlen. “Angenommen hat diese technische Herausforderung schließlich die Druckerei Oberthur Fiduciaire, die ja auch unsere echten Euroscheine druckt und die auch Geldscheine für viele andere Zentralbanken auf der ganzen Welt druckt.” Sie ist eine der größten Banknotendruckereien der Welt.
So kam es, dass man nach langem Prozess nun ganz besondere Souvenirs in Händen halten konnte: Echte Geldscheine. Vorher war das noch nie möglich gewesen.
Besonderer Geldstrom
Geld verbreitet sich eigentlich dadurch, dass es ausgegeben und wieder eingenommen wird. Da die Scheine aber nicht zum Bezahlen da sind, muss man andere Wege finden, diese Idee bekannt zu machen. Dies ging aber recht gut: Nachdem der Duisburger Zoo der erste Ort war, der das neue Produkt anbot und damit Erfolg hatte, wurden auch andere Zoos und Aquarien darauf aufmerksam.
“Die Verantwortlichen und Entscheidungsträger der europäischen Zoos und Aquarien waren sehr schnell von dem Souvenirschein überzeugt, zumal er bei ihren Besuchern und Sammlern aus der ganzen Welt in kürzester Zeit beliebt wurde”, erklärt Cunningham. “Wir arbeiten heute mit den größten europäischen Zoos und Aquarien zusammen und jedes Mal avanciert der Schein aufs Neue zu deren meistverkauftem Souvenir!”
Von einem Erfolg sei man von Anfang an überzeugt gewesen und behielt recht: “Der Erfolg bei den touristischen Sehenswürdigkeiten stellte sich eigentlich sofort ein. Der Schein schlug auf dem Sammlermarkt wie eine Bombe ein”, schildert Cunningham rückblickend. “Wir sind sehr zufrieden mit diesem Erfolg, denn der Sinn dieses Konzepts besteht ja darin, große Einnahmen für die Aufwertung und Erhaltung des touristischen und kulturellen Erbes zu erzielen.”
Sammler sorgen für Wertsteigerung
Mit der Zeit würden die Scheine als Souvenirs immer bekannter und beliebter, weil immer mehr auf den Sammlerzug aufspringen würden. Sie würden dann sogar andere Zoos besuchen, um ihre Sammlung vollständiger zu machen. Dazu gibt es bei den einzelnen Zoos auch immer Nachschub – der Duisburger Zoo hat inzwischen den achten Schein herausgebracht.
An der Duisburger Serie zeigt Gonzague Cunningham auch, wie die 0-Euro-Scheine nun plötzlich doch Wert bekommen, nämlich Sammlerwert: “Der erste Schein aus dem Duisburger Zoo im Jahr 2016 wurde mit einer Auflage von 5.000 Exemplaren gedruckt und zum üblichen Preis von 2 € vor Ort verkauft, und der wird heute auf Auktionsseiten zwischen 40 und 50 € gehandelt.” Davon sei man überrascht worden.
Coronakrise hinterlässt ihr Spuren
Während man das Produkt selbst immer weiter verbessert und technische Neuerungen der echten Scheine auch bei den Souvenirscheinen integriert, geht aber auch die Coronakrise nicht spurlos an dem Unternehmen vorbei und man hat sein Angebot angepasst: „2021 haben wir uns, um den Tourismussektor angesichts des Rückgangs der Besucherzahlen aufgrund der Covid-19-Krise zu unterstützen, ausnahmsweise dazu entschlossen, kleinere Bestellmengen anzubieten.“ Dadurch könnten auch neue und kleinere Sehenswürdigkeiten in die Sammlung aufgenommen werden. “Diese Initiative ist bei vielen Touristenattraktionen sehr gut angekommen, weil sie damit eine neue Einnahmequelle haben, um den Rückgang ihrer Besucherzahlen auszugleichen.”
Aber das bleibt nicht die einzige Neuerung. So will man die Scheine zukünftig auch antiviral mit dem Bioguard-Patent von Oberthur behandeln. Das sei ein “starkes Argument in der jetzigen Zeit”. Cunningham freut sich, “dass wir unsere Präsenz bei Tourismus- und Kulturbetrieben weiter ausbauen können, weil wir damit zur Finanzierung dieser Stätten beizutragen, und die haben sie wirklich bitter nötig.” So will man als Souvenir-Anbieter seinen Teil dazu beitragen, dass Tourismus-Destinationen, von deren Existenz natürlich auch das Geschäftsmodell mit den Scheinen abhängt, diese schwere Zeit überstehen können.