Orca-"Kuss" im Marineland Antibes 2010 | Foto: Axou, Lizenz: CC BY-SA 1.0

BBC berichtet über „obdachlose Orcas“ in Frankreich

Exklusiv für zoos.media – 02.03.2025. Autor: Philipp J. Kroiß

Was passiert mit den Marineland-Orcas? Die neue Idee der französischen Umweltministerin stößt auf Kritik: Sie will nämlich erstmal nach einem Sanctuary schauen.

BBC berichtet über „obdachlose Orcas“ in Frankreich

In einem Artikel von George Sandeman und Giulia Imbert geht es um den aktuellen Stand rund um die Orcas Wikie, 23, und ihren 11 Jahre alten Sohn Keijo. Wo sollen sie hin? Das wird leider politisch entschieden. Agnès Pannier-Runacher, die zuständige Ministerin, hatte dem Whale Sanctuary Project eine Absage erteilt. Das vom Projekt in Aussicht gestellte Sanctuary existiert nicht. Zudem sei das Wasser dort, laut dem BBC-Artikel, ohnehin zu kalt für die beiden Orcas.

Viele hatten damit gerechnet, dass dann der Weg für die Tiere in den Loro Parque frei war, weil der Zoo die beste Option für die Orcas darstellt. Allerdings begannen in Frankreich NGOs die Ministerin unter Druck zu setzen. Ihre Sanctuary-Idee ist letztendlich ein Einknicken unter diesem Druck, wie Beobachter vermuten. Pannier-Runacher gehört dem linken Flügel der Macron-Partei an. Manche vermuten auch, sie zeige solche Zurückhaltung aus Sorge durch – bei bestimmten, fragwürdigen NGOs – unpopuläre Entscheidungen ihre politische Karriere, die sie schon durch einige Ministerien führte, zu gefährden.

Sanctuary-Idee stößt auf Kritik

Blick auf die Show und das Mehrbeckensystem der Orca-Haltung im Marineland Antibes | Foto: Loïc Ventre, Lizenz: CC BY-SA 2.0

Im Zuge der Berichterstattung fragte die BBC unter anderem den Loro Parque an. Der renommierte und unter anderem auch Tierschutz-zertifizierte, moderne Zoologische Garten auf der Kanaren-Insel Teneriffa, erklärte, dass der aktuelle Vorschlag „völlig ungeeignet“ sei. Christoph Kiessling, Vizepräsident der Loro-Parque-Gruppe, sagte, so genannte Sanctuarys seien „derzeit nicht in der Lage, die komplexen physiologischen, sozialen und ökologischen Bedürfnisse“ der Orcas zu erfüllen. Das wurde jüngst durch eine Studie nochmals bestätigt.

Den Organisationen der Tierrechtsindustrie, die gegen den Loro Parque hetzen und etwa versuchen die Orca-Tode dort zu instrumentalisieren, konnte derweil eine klare Absage erteilt werden: „Eine wissenschaftliche Untersuchung dieser Orcas durch die Universität von Las Palmas de Gran Canaria ergab, dass der Tod unvermeidbar war.“ Mit der Haltung selbst hatten die Tode also nichts zu tun. Tatsächlich ist der Loro Parque mit seiner Orca-Haltung nicht nur von Zooverbänden akkreditiert und in Bezug auf Tierschutz zertifiziert, sondern auch vielfach ausgezeichnet.

Dr. David Perpiñán, Diplomat am European College of Zoological Medicine, warf zudem, laut BBC, in die Diskussion ein: „Wikie und Keijo stammen ursprünglich aus Island. Diese beiden Orcas gehören nicht zu den Ökotypen, die man im Mittelmeer findet.“ Und weiter: „Die Möglichkeit, im Mittelmeer ein Schutzgebiet für sie zu errichten, ist wahrscheinlich die schlechteste der möglichen Optionen.“ Ein Grund: Wasser in Netzkäfigen kann man, anders als in modernen Orca-Installation wie im Loro Parque, nämlich nicht kühlen. Das Mittelmeer wäre einfach „zu warm“, wie die BBC erläutert.

Tierrechtsindustrie will Transport weiter verhindern

Christoph Kiessling während seiner Rede auf der Pressekonferenz des Loro Parque zu PETA & WAP | Foto: Loro Parque

Ebenfalls zu Wort in der BBC kommt Katheryn Wise. Sie ist Managerin für Wildtierkampagnen bei der unseriösen Organisation World Animal Protection (WAP). Gemeinsam mit der radikalen Tierrechtsorganisation PETA bezeichnete der Loro Parque die Organisation WAP als „Ökoterroristen“. „Es ist ein sehr starkes Wort“, erklärte Christoph Kiessling bei einer 2024 abgehaltenen Pressekonferenz. Während dieser belegte es dann aber anhand von der beispielhaften Darstellung von Aktionen von PETA und WAP, das Zutreffen der Bezeichnung.

Wise behauptete gegenüber der BBC, der Loro Parque sei „letztlich ein Unterhaltungsunternehmen“. Unerwähnt bleibt leider, dass dank der angeschlossenen Stiftung des Loro Parque nicht nur 12 Tier-Arten bereits vor dem Aussterben gerettet werden konnten, sondern auch der umfassende Schutz von in der Natur bedrohten Orca-Populationen gemäß dem von der Weltnaturschutzunion (IUCN) formulierten One Plan Approach to Conservation erst ermöglicht wird. Das zeigt auch wie sehr Artenschutz im Zentrum steht. WAP bringt derweil nichts in diese Richtung zustande, sondern terrorisiert lieber Reiseveranstalter.

Ziel der Tierrechtsindustrie und ihren willfährigen Kollaborateuren ist aber nicht nur die Haltung von Schwertwalen zu zerstören und so ihren umfassenden Schutz unmöglich zu machen. Ziel von Organisationen wie zum Beispiel dem WAP-Kollaborateur PETA ist das Ende jeglicher Tierhaltung. Davon sind die gut gehaltenen Orcas in Zoos also genau so betroffen, wie die geliebten Hunde und Katzen, die Millionen von Menschen als Teil ihrer Familie begreifen. Es geht also lange nicht mehr „nur“ um Orcas. Jeder Tierhalter steht auf der Abschussliste.

Transport in den Loro Parque „im besten Interesse des Tierwohls“

Trainer mit einem Orca im Marineland Antibes 2010 | Foto: michel3333FR, Lizenz: CC BY-SA 3.0

Aktuell leben Wikie und ihr Sohn Keijo noch im geschlossenen Marineland in Frankreich. Dort kümmert man sich um die Tiere so gut es geht. Laut BBC sagten die Verantwortlichen dort, „ein möglichst baldiger Umzug in den Loro Parque sei im besten Interesse des Tierwohls“. Sie haben das Umweltministerium auch um die Genehmigung dafür gebeten. Das Ministerium steht allerdings aktuell auf der Bremse. Es hat es aber auch nicht ausgeschlossen, dass es sich nicht doch noch für den Loro Parque entscheidet.

Der Loro Parque wäre, laut BBC, auch bereit, die Tiere aufzunehmen. Eine langfristig tragfähige Lösung im Sinne des Tierwohls scheitert also aktuell nur an Entscheidungen der Ministerin Pannier-Runacher. Mit ihrem Sanctuary-Strohfeuer kauft sie letztendlich nur sich Zeit und vergeudet die der Tiere. Das Wasser im Mittelmeer wird sich nicht auf magische Weise abkühlen. Es wird auch nicht plötzlich sauberer werden oder sonst wie auf einmal bessere Bedingungen bieten. Die Sanctuary-Idee ist somit das sprichwörtliche „tote Pferd“ der Diskussion.

So zeigt diese Hängepartie in Frankreich auch wie schädlich der Einfluss der Tierrechtsindustrie und Pseudo-Tierschutzorganisationen, wie zum Beispiel WAP und Sea Shepherd, für Tiere ist. Die beste Entscheidung für die Orcas in Marineland wäre wohl längst getroffen, hätte die Politik solchen NGOs nicht großen Einfluss gewährt. So werden politische Vorfeld-Organisationen zum Strick für das Tierwohl. Aktuell baden die Orcas im Marineland die aus dem System entstandene, politische Unfähigkeit, das Richtige zu tun, aus.

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