Exklusiv für zoos.media – 03.02.2025. Autor: Philipp J. Kroiß
Die radikale Tierrechtsorganisation PETA hat eine deutliche Abfuhr in Bezug auf ihren Populismus zum Murmeltier-Tag kassiert. Aber, wie der Amerikaner sagt: There’s more to the story.

Murmeltiertag: Gouverneur erteilt PETA deutliche Absage
Sieht es seinen Schatten oder nicht? Das ist die große Frage an jedem 02. Februar in den USA und Kanada. Dann wird nämlich beobachtet, wie sich ein Murmeltier verhält. Ein berühmtes Murmeltier in dieser Frage ist Punxsutawney Phil. Er gilt als das Murmeltier und – glaubt man den Leuten – so sind alle anderen Murmeltiere nur Imitatoren von Phil. Angeblich ist es nämlich seit 1886 immer das Waldmurmeltier Phil, der die wahren Vorhersagen trifft. Man merkt daran: Diese Tradition wird mit einem gewissen Augenzwinkern ernstgenommen.
Waren es früher nur rund 2.000 Menschen, die sich dafür interessierten, sorgte der Film “Und täglich grüßt das Murmeltier” (1993) mit Bill Murray für massiv mehr Interesse. Seit der Veröffentlichung des Films verfolgen 10.000-20.000 Menschen die Vorhersage von Phil pro Jahr und seit 2018 zudem auch noch mehr online. So war es fast klar, dass die radikale Tierrechtsorganisation PETA auf den Zug aufspringt und auch etwas vom Fame abhaben will. Sie fordert deshalb das, was sie immer fordert: Die Abschaffung der Tradition. Konkret soll Phil aktuell durch einen veganen Kuchen ersetzt werden.
PETA erfährt Ablehnung
Der aktuelle Gouverneur von Pennsylvania, der Demokrat Joshua David – genannt: Josh – Shapiro, verpasste seit seinem Amtsantritt am 17. Januar 2023 keinen “Groundhog Day” mit Punxsutawney Phil. Bei seinem diesjährigen somit dritten Besuch fand er deutliche Worte für den Vorschlag von PETA.
If anyone comes for Phil, they have to go through me and all 50,000 of us at Gobbler’s Knob today. pic.twitter.com/oKsN3WGRar
— Governor Josh Shapiro (@GovernorShapiro) February 2, 2025
Es sei eine “crazy idea”, die PETA da gehabt habe. Die Menge buhte die Idee lautstark aus. “Wenn jemand Phil an den Kragen will, muss erst an mir und allem von euch vorbei, nicht wahr?”, erklärte er sinngemäß. Die Leute jubelten dem Politiker und seinem klaren Bekenntnis zur Tradition zu. Vorher hatte PETA schon mal gefordert Phil doch durch einen Roboter zu ersetzen. Auch an diesen Vorschlag hat wohl niemand einen Gedanken verschwendet.
Jenseits des Murmeltiertags
Punxsutawney Phil hat an sich ein entspanntes Leben. Das an Menschen gewöhnte und bei der alljährlichen Zeremonie recht entspannte Murmeltier-Männchen lebt sonst in der Punxsutawney Memorial Library. Dort hat man eine Gehege-Installation für Phil eingerichtet mit Außen- und Innenbereich. Er lebt dort gemeinsam mit Phyllis. Im letzten Jahr passierte es dann zum ersten Mal, dass Punxsutawney Phil Vater wurde. Das war durchaus eine Überraschung für die Pfleger, weil man dachte, die Murmeltiere würden sich in Menschenobhut nicht fortpflanzen. Nun will man der Murmeltier-Familie einen neuen Bau schenken.
Andernorts leben die wettervorhersagenden Murmeltiere auch mal in Zoologischen Gärten. Shubenacadie Sam, die die erste Vorhersage Nordamerikas macht, lebt zum Beispiel im Shubenacadie Wildlife Park in Niova Socia. Staten Island Chuck, den man auch als Charles G. Hogg kennt, lebt im Staten Island Zoo. Eigenen Angaben nach handelt es sich dabei um den größten kleinen Zoo von New York City.
Eigentlich sind Murmeltiere nicht so beliebt. Wilde Vertreter der Art gelten als aggressiv und werden teils als Schädlinge angesehen. Daher hat man sie mancherorts schon unter Schutz stellen müssen. Eine solche Tradition poliert das Image der Tiere durchaus auf. Für das Ökosystem sind sie nämlich von enormer Wichtigkeit. In der Natur leben sie bis zu sechs Jahre, aber meistens nur zwei oder drei. In Menschenobhut können sie bis zu 14 Jahre leben.
Bedrohte Art gibt auch Vorhersage
Die Murmeltiertag-Tradition hat man sich auch im Zusammenhang mit dem Schutz der vom Aussterben bedrohten Vancouver-Murmeltiere zunutze gemacht. 2025 übernahm Van Isle Violet diese ehrenwerte “Aufgabe”.
Diese Art konnte dank modernen Zoologischen Gärten vor dem Aussterben gerettet werden. 1997 war klar, dass diese Art eine Ex-Situ-Population als Absicherung und Basis für Auswilderungen brauchte. So konnten nicht nur Tiere ausgewildert werden, sondern die zoogeborenen Tiere pflanzten sich auch fort. Jedes Jahr wildert die Marmot Revovery Foundation Murmeltiere, die im Calgary Zoo, im Toronto Zoo und im Tony Barrett Mount Washington Recovery Centre geboren wurden, aus.
“Die Zucht in Menschenobhut und die Auswilderung sind der Eckpfeiler der Bemühungen zur Wiederansiedlung dieser Art“, heißt es auf der Webseite der Organisation. 2024 allein konnten so 67 Vancouver-Murmeltiere ausgewildert werden. PETA will das Ende jeder Form der Tierhaltung. Würde man der Ideologie der radikalen Tierrechtsorganisation folgen, gäbe es nicht nur keinen Murmeltier-Tag mehr, sondern die Vancouver-Murmeltiere wären wohl schon lange ausgestorben.