Moderne Zoos und Aquarien sind vielfältig engagiert. Welche Arten betrifft das aber überhaupt? Diese Liste konkreter Arten soll zeigen warum zoologische Institutionen so wichtige Arbeit leisten.
Leider gibt es aktuell kaum vollständige Listen über dieses Engagement. Dies soll sich nun ändern. Zwar wird auch diese Liste hier keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben können, weil die Zoowelt so riesig ist, sie hat aber zumindest das Ziel, der Vollständigkeit am nächsten zu kommen. In alphabetischer Reihenfolge werden nun Arten aufgelistet, für die moderne Zoos und Aquarien wichtige Hilfe zum Überleben geleistet haben und leisten. So trifft man auch auf viele Arten, die bereits als gerettet gelten. Eines eint aber alle: ohne Zoos hätten sie wohl keine so gute Chance mehr auf eine Zukunft auf diesem Planeten.
Arten-Liste
Acipenser naccarii: Adriatischer Stör
Auf dem Balkan schon ausgestorben und in Italien stark bedroht, hat der “Dinosaurier der Adria” den höchsten Bedrohungsstatus inne. Das liegt an Umweltverschmutzung, Lebensraumfragmentierung und der Nachfrage nach Kaviar. Zum Glück allerdings werden diese Störe besonders in Italien und Spanien gerne in Menschenobhut gehalten. Das hat ihnen wohl das Leben gerettet.
Von dieser Population aus waren auch Auswilderungen möglich und man versucht in den Hindernissen, die für die Fragmentierung der Flüsse sorgen, einen Weg zu finden, dass die Störe trotzdem wandern können. Der Fang von Jungtieren gab einen Hinweis darauf, dass adriatische Störe auf natürliche Weise in italienischen Flüssen gelaicht haben. Molekulare Analysen zeigten, dass einige dieser Fische nicht mit den in Menschenobhut gehaltenen Brutbeständen verwandt waren, sodass es immer noch einen wilden Brutbestand gibt.
Das gibt Hoffnung für diese Art, deren Überleben ohne Zoos und Aquarien, die ex situ und in situ mit dieser Art arbeiten, wohl deutlich weniger wahrscheinlich wäre.
Acropora palmata: Elchgeweihkoralle
Korallen sind auch Tiere und Korallenriffe stark bedroht. Der Rückgang der Elchgeweih- und Hirschgeweihkorallen fällt dabei besonders auf, aber Acropora-Arten generell galten als enorm stark bedroht. Ex-situ-Aktivitäten wurden als notwendig erachtet, um zur Erhaltung und Wiederherstellung dieser Arten beizutragen. Es entstand 2012 die weltweit erste Korallen-Kryobank, die bereits damit beginnt, weltweit zur Wiederherstellung von Riffen beizutragen.
Eine globale Allianz arbeitet zusammen, um Fragmente aller 1.000 Korallenarten zu sammeln. Dies geschieht, indem Korallen mithilfe standardisierter Methoden in Menschenobhut gebracht werden, wodurch auch Populationen in Menschenobhut entstanden. Diese Kryobank besteht aus einer großen Anzahl von Korallenarten und -individuen aus dem Great Barrier Reef und ist heute zum Beispiel die größte Wildtierbank Australiens.
Diese im Rahmen dessen entwickelten Techniken werden nun genutzt, um weltweit neue Korallen zur Wiederherstellung von Riffsystemen zu schaffen. Beispielsweise leben in Florida mittlerweile über 600 so produzierte Korallen in menschlicher Obhut. Damit will man die Riffe Floridas aufforsten. Entsprechend engagiert ist in diesem Zusammenhang auch das Florida Aquarium. Allerdings beteiligen sich auch viele andere Zoos und Aquarien aktiv an der Rettung der Korallen.
Actinemys marmorata: Pazifische Sumpfschildkröte
Seit mehr als 20 Jahren haben örtliche Zoos ein Programm, bei dem wilde Schildkröten-Eier gesammelt und die geschlüpften Jungtiere ausgewildert werden, wenn sie groß genug sind, um für hungrige Ochsenfröschen uninteressant zu sein. Allerdings macht allen Schildkröten dieser Art nun eine Krankheit zu schaffen, die den Panzer der adulten Tiere schwächt. Für die sich nur langsam vermehrenden Schildkröten wird das zum Problem. Ihnen soll ein One Plan Approach helfen.
Der Woodland Park Zoo engagiert sich hierbei besonders. Er hat seit 2018 über 1.300 Schildkröten aufgezogen und wieder in die Natur gebracht. Für den Zoo bedeutet das Artenschutz direkt vor der Haustüre. Dafür versucht er auch so viele seiner Besucher wie möglich zu mobilisieren. Ob sich viele Leute überhaupt der Art bewusst wären ohne die Arbeit, die dieser und andere Zoos leisten, darf bezweifelt werden.
Der Kampf für die Rettung dieser heimischen Art bedeutet auch der Einsatz gegen Invasiv-Arten, die zum Problem werden. Dazu vermutet man geburtenschwache Jahrgänge, weil in den 1990er Jahren kaum junge Schildkröten in der Natur gesehen wurden. Es kommen also durchaus noch härtere Zeiten auf die Art zu. Dank Zoologischer Gärten, hat die Art aber überhaupt eine Chance auf eine Zukunft.
Addax nasomaculatus: Mendesantilope
Diese Antilope wird oft auch einfach nur als Addax bezeichnet, weil sie die einzige Vertreterin ihrer Gattung ist. Die nah mit den Oryx-Antilopen verwandten Tiere wurden schon immer für ihr Fleisch lokal bejagt. Das stellte über Jahrhunderte und Jahrtausende nie ein Problem dar. Dann kam die Jagd zwecks des “Vergnügens” allerdings auch in das Verbreitungsgebiet der sehr leicht zu erlegenden Tiere und das Drama nahm seinen Lauf.
Im natürlichen Lebensraum der Art, im Niger und im Tschad, leben keine 100 Addax mehr. Aber es gibt Hoffnung und die Wiege deren liegt im Erlebnis-Zoo Hannover. Hier wird nämlich das Europäische Zuchtprogramm (EEP) für diese Art, seit seiner Entstehung 1991, von Biologen koordiniert. Das geschieht in sehr enger Zusammenarbeit mit der Sahara Conservation Fund.
Mit ihm hat man auch so genannte halb-wilde Populationen etabliert, um sie geschützt in Tunesien und Marokko zu managen. In diese Nationalparks wurden auch zahlreiche im Zoo geborenen Tiere integriert. Die Zucht verläuft überall sehr gut und es gibt eine sehr berechtigte Hoffnung für diese Art, doch noch überleben zu können. 2019 gab es dann die erste Auswilderung: 32 Tiere kamen, ausgestattet mit von Zoos finanzierten Senderhalsbändern zur Überwachung, in das M’Hamid Reserve. Mitte Januar 2020 wurden im zentralen Tschad 15 zoogeborene Addax wieder angesiedelt.
Agapornis nigrigenis: Rußköpfchen
Die zu den Unzertrennlichen gehörenden, kleinen Papageien mit einer Färbung, als hätten sie ihren Kopf in Ruß getaucht, gehören zu den bedrohten Arten. Dass mag viele überraschen, weil Unzertrennliche, die auch als “Love Birds” bekannt sind, beliebte Haustiere sind. Zum Glück konnte aber, dank der Loro Parque Stiftung, eine wesentliche Verbesserung ihrer Situation in der Natur erzielt werden.
Der Heimtierhandel war auch ein großes Problem dieser Tiere. Nachdem die Art zu Beginn des 20. Jahrhunderts entdeckt wurde, gab es einen Boom und die Tiere wurden gefangen. Aufgrund besonders des Zweiten Weltkriegs und der daraus resultierenden Not der Halter, konnte aber keine große Population etabliert werden, von der aus man später wieder hätte auswildern können oder auch nur die Nachfrage seitens der Heimtierhalter decken.
Dazu trocknet inzwischen auch ihr Lebensraum aus und die Landwirtschaft verändert sich. Statt den bei den Tieren beliebten Sorghum- und Hirsekulturen wird hauptsächlich Reis angebaut, dass für die Tiere diesbezüglich eher unterinteressant ist. In Sambia engagiert sich die Loro Parque Stiftung aktuell in der Grundlagenforschung zur Verbreitung der Tiere und leitet dann aus den so ermittelten Daten Strategien zur Bewahrung der Wildpopulationen ab. Dadurch soll ein langfristiges Überleben ermöglicht werden und erste Erfolge gibt es schon: sie sind aktuell nun nicht mehr so bedroht wie früher.
Ailuropoda melanoleuca: Großer Panda
Pandas sind zum Symbol für den Artenschutz geworden. Das wäre ohne Zoos nie möglich gewesen. Das Panda-Schutzprojekt ist komplett eine Ausgründung aus einem Zoo. Es hat seine Wurzeln im Zoo von Chengdu, der mit dem Panda-Zuchtzentrum eine Außenstelle eröffnete, nachdem das Projekt zu groß wurde, um noch auf Zoo-Grund so realisiert werden zu können.
Das Zuchtprojekt hat es dann wiederum möglich gemacht, Pandas in die ganze Welt zu verbreiten. Das System funktionierte dabei so gut, dass es nun auch für andere Arten adaptiert werden soll. Die daraus resultierende, internationale Zusammenarbeit zwischen Zoos war es, die dieser Art einen wichtigen und bedeutenden Wendepunkt brachte. So konnte sogar der Bedrohungsstatus herabgestuft werden. Sie sind jetzt weniger bedroht als die kleineren Roten Pandas.
Ohne Zoologische Gärten, die diese Tiere halten, wäre dieser große Erfolg niemals möglich geworden. Auch hier setzt man wieder auf eine Verbindung von Maßnahmen im natürlichen Lebensraum der letzten wilden Exemplare dieser Art und auf den Aufbau einer Population in Menschenobhut. Diese Kombination brachte den Erfolg und wird auch nach wie vor weitergeführt, um die Art auch langfristig zu bewahren.
Alexandrinus eques: Mauritiussittich
Sie sind die einzigen endemischen Papageien, die auf Mauritius vorkommen: Mauritiussittiche. Zur Jahrtausendwende existierten nur noch etwas mehr als 100 Tiere vor Ort. Mit dem höchsten Bedrohungsstatus stand die Art auf Messers Schneide. Dass es nicht mal 20 Jahre später wieder über 500 dieser Papageien gab, ist im Wesentlichen der Loro Parque Stiftung zu verdanken.
Sie sind, wie viele Papageienarten generell, von Bäumen abhängig, damit sie nisten können. Wird nun dieser Baumbestand geschädigt, wird es schwer für sie, sich erfolgreich fortzupflanzen. Genau dieses Schicksal ereilte die Mauritiussittiche. Also galt es einmal den Naturbestand an Bäumen und somit eben auch dieser Papageien zu schützen, aber man wilderte zur Unterstützung der Wildpopulation auch Vögel aus. Dazu wurde eine Aufzuchtstation eingerichtet, wo man wildgefangene Männchen mit fruchtbaren Weibchen zusammenbrachte.
Diese Kombination sorgte für den Erfolg und führte mit der Zeit zu einem kleinen, aber wichtigen, weil nachhaltigem Boom der Population. Erstmals seit dem 18. Jahrhundert konnte sich die Population so wieder ausdehnen. Ohne ihre Haltung in Zoos, die wichtige Erfahrungswerte für die erfolgreiche Zucht lieferten, wäre das nicht möglich gewesen.
Alligator sinensis: China-Alligator
Früher war diese besondere Alligator-Art in weiten Teilen Chinas bis nach Korea verbreitet, aber in den 1980er bis 1990er Jahren reduzierte sich dieses Gebiet um mehr als 90%, was für die vergleichsweise kleinen Alligatoren ein riesiges Problem war. Zum Glück waren in den 1970er Jahren, als sich so eine Entwicklung bereits abgezeichnet hatte, bereits Zuchtprogramme in Menschenobhut gestartet worden. Daher leben einige tausend Tiere in der Obhut von Menschen, aber kaum ein paar hundert in der Natur.
2007 wilderte man erstmalig sieben Tiere aus. Hier steuerte zum Beispiel der Bronx Zoo Expertise und Tiere bei. Das funktionierte auch, denn 2008 konnte man schon Schlüpflinge beobachten, die offensichtlich Nachkommen dieser Tiere waren. Sechs weitere China-Alligatoren wurden 2015 ausgewildert. In dem geschützten Raum in der Natur, in dem das passiert, funktioniert das auch alles sehr gut. Er ist frei von Bedrohungen für diese Tiere.
Erneut waren es also Zoologische Gärten, die der Art Hoffnung auf eine Wiederkehr gaben. Inzwischen halten auch zahlreiche Zoos diese besondere Art. Ohne die Haltung der Tiere in Menschenobhut hätte sie aber keine Chance auf eine Zukunft auf diesem Planeten.
Allodontichthys polylepis: Vielschuppiger Grundkärpfling
Um das Jahr 2012 war der Vielschuppige Grundkärpfling wohl die seltenste Fisch-Art der Welt. Warum? Es gab nur noch acht dieser Fische. Alle lebten zu diesem Zeitpunkt im Haus des Meeres in Wien. Fische dieser Art hatte zum Glück Dr. Alfred Radda, langjähriger Vizepräsident des Hauses, der Natur rechtzeitig entnommen. Andernfalls wäre die Art heute wohl vollständig verloren. Zwar fand man bei einer Expedition wieder 20 Tiere in der Natur, trotzdem besitzt die Art immer noch den höchsten Bedrohungsstatus.
Gründertiere der heute in Menschenobhut lebenden Vielschuppigen Grundkärpflinge sind die ursprünglich von Dr. Radda in den späten 1980er Jahren gefangenen Tiere. Die sind seitdem gezüchtet worden. Es gab zwar Aufs und Abs in der Population, aber dank Haltung konnte sie bewahrt werden. Dass sie nach wie vor in der Natur überlebt, gibt auch Hoffnung, dass die Art gerettet werden kann. Darum kümmert sich unter anderem auch die Goodeid Working Group, die mit dem Haus des Meeres aus der Taufe gehoben werden konnte.
Das Beispiel der Kärpflinge zeigt einmal mehr: Haltung rettet Arten. Ihr Retter, Dr. Alfred Radda, ist 2022 verstorben. Dass diese Art ihn überleben konnte, dafür hat er zeitlebens selbst gesorgt. Sein Beispiel zeigt auch wie Menschen, die in Zoos arbeiten und wirken, dank bewährtem Vorgehen innerhalb zoologischer Institutionen, große Erfolge erzielen, die weit über ein Leben hinausgehen. Ohne Zoos und Aquarien hätte diese Art wohl keine Chance mehr gehabt.
Amazona barbadensis: Gelbschulteramazone
Dass diese Amazonen-Art heute nicht mehr als so bedroht gilt, ist im Wesentlichen modernen Zoos zu verdanken und ganz besonders der Stiftung des Loro Parque auf Teneriffa. Sie ließ es sich fast eine halbe Million Dollar kosten, dass aus weniger als 1.800 Tieren, die am Ende der 1980er Jahre noch übrig waren, inzwischen mehr als 5.000 werden konnten. Seit 2004 unterstützt man seitens des Loro Parque diese besondere Art.
Das große Problem der Amazonen war und ist auch leider noch immer der illegale Wildtierhandel. Rund 95% der Nester der Art wurden geplündert. Um das zu verhindern gab es – neben dem teuren und aufwendigen Schutz der Nester – auch Umweltbildungsaktivitäten. Dazu wurde zum Beispiel ein Buch veröffentlicht, das Lehrer einen Leitfaden gab, um den Schutz der besonderen Vögel zu unterrichten.
Dies alles wurde begleitet durch Aufforstungskampagnen, die neben den Amazonen auch vielen anderen Arten zugute kamen und ihren Schutz natürlich vorantrieben. Bisher konzentriert man sich mit den Schutzmaßnahmen sehr auf die eine Insel, aber auch auf La Blanquilla und Bonaire gibt es noch vereinzelte Populationen. Die Erfolge auf der Insel Margartia aber liefern eine wichtige Blaupause für weitere Unterstützung der Art.
Amazona brasiliensis: Rotschwanzamazone
Ohne die Haltung der Rotschwanzamazonen wären sie wohl verloren. Dank den Erfahrungen aus den Volieren konnte man erforschen wie ihre Bedürfnisse hinsichtlich von Nestern aussehen und so PVC-Modelle für den Einsatz zu ihrer Rettung in der Natur zu entwickeln. Diese waren mit der wichtigste Baustein, dass aus wenigen tausend wieder viele tausend Rotschwanzamazonen in der Natur werden konnten.
Hinzukommend arbeitete man aber auch in der Natur. Die wenigen verbliebenen Nisthöhlen wurden gesucht und registriert. Davon konnten dann auch einige überwacht werden, denn wieder war die sammelmotivierte Nachstellung der Tiere auch bei diesen Amazonen ein Problem. Hinzukommend wurde eine wichtige Reservepopulation in Menschenobhut aufgebaut.
Die Umsetzung der In-Situ-Projekte kostete die federführend agierenden Loro Parque Stiftung allein über eine halbe Million Dollar. Aber es hat sich gelohnt: inzwischen gilt die Art nicht mehr als so stark bedroht. Das ist ein sehr großer Erfolg.
Amazona leucocephala: Kuba-Amazone
2005 gab es weniger als 10.000 dieser Papageien in der Natur. Zum Glück steht er aber, gemeinsam mit dem Kuba-Sittich, im Schwerpunkt der Betätigung der Loro Parque Stiftung auf der Insel Kuba. Inzwischen gibt es wieder wieder über 23.000 Kuba-Amazonen und die Art gilt nicht mal mehr als bedroht. Ob das ohne die Betätigung des Loro Parque möglich gewesen wäre, darf stark bezweifelt werden.
Der Fall der Sowjetunion hat sehr viel mit der Bedrohung dieser Art zu tun. Russische Soldaten brachten nämlich viele Tiere dieser Art als Haustiere mit. Das Problem an der Haltung einer der wertvollsten Amazonen der Welt, ist, dass sie schwer zu züchten sind. Die Hähne werden nämlich aggressiv gegenüber Nachwuchs und Partnerinnen. Daher griff man immer wieder auf Wildfänge zurück und dies leider in einer nicht-nachhaltigen Form.
Darüber hinaus wurde parallel der natürliche Lebensraum der Tiere für sie immer lebensfeindlicher. Daher war es notwendig, dass wichtige Projekte zum Erhalt der Art umgesetzt wurden, die durch die Unterstützung der Loro Parque Fundación möglich wurden.
Ambystoma taylori: Brackwasser-Querzahnmolch
Seit 2004 wird der Brackwasser-Querzahnmolch, der auch als Taylors Salamander bekannt ist, auf der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN als vom Aussterben bedroht eingestuft. Er kommt nur an einem kleinen Ort in der Laguna Alchichica vor. Die Qualität seines Lebensraums ließ massiv nach. Der Africam Safari Zoo im nahegelegenen Puebla machte sich Sorgen über den Zustand der Population dieses Salamander und und untersuchte sie von 2015 bist 2017. Zudem wurde die Wasserqualität des Sees getestet.
Man entschied sich eine Gruppe von 38 Gründer-Tieren aus der Natur in Menschenobut zu verbringen. Mit ihnen sollte eine Reservepopulation aufgebaut werden. Gemeinsam mit der Bevölkerung vor Ort wurden 12.000 Bäume gepflanzt. Die Stadt errichtete Barrieren, um den Zugang für Fahrzeuge und Vieh zu versperren, wodurch die Menge an Müll in der Schutzzone um mindestens 50 % reduziert werden würde. In Schulen vor Ort wurden Workshops abgehalten, um Freiwilligenteams als Wächter für den See zu bilden.
Im Jahr 2019 gab es dann die erste Nachzucht des Brackwasser-Querzahnmolches in Menschenobhut. Dieses Ereignis ergänzte bereits gesammelte Daten über die Biologie und Haltungsbedürfnisse der Art. Nun hat man eine gute Chance aus der wichtigen Reservepopulation Tiere in die Natur zu bringen, sollte sich die Art nicht von selbst erholen können. Ohne den Africam Safari Zoo, der vor seiner Haustür die Augen auf die Natur richtete, wäre die Art wahrscheinlich einfach so verschwunden.
Anatolichthys fontinalis: Burdur-See-Kärpfling
Diese Art kennt aktuell noch nicht mal die Rote Liste der Weltnaturschutzunion (IUCN). Sie wurde erst im 20. Jahrhundert überhaupt wissenschaftlich beschrieben. Wie bedroht sie ist, weiß man gar nicht, aber zum Glück hat der Tiergarten Schönbrunn in Wien von der Typuslokalität, einer Quelle in der Nähe des Yarisli-Sees, Tiere erhalten, sodass er sie züchten kann.
Man vermutet die Art in den Zuflüssen vom Burdur-See. Das ist ein See in der Türkei. Das Problem hier: Durch Sulfate ist der See für Fische schlecht geeignet. Aber nicht nur das: Korkmaz et al. (2023) befürchten, dass die Burdur-See-Kärpflinge und weitere Arten, die dort leben, gegen Ende des Jahrhunderts keinen Lebensraum mehr in der Natur zur Verfügung haben werden durch befürchtete Klima-Veränderungen.
Somit ist diese Art ein hervorragendes Beispiel von rechtzeitigem Einsatz moderner Zoos und Aquarien. Man kann nicht immer erst agieren, wenn es schon fast zu spät ist. Gerade, wenn man absehen kann, dass eine Art bald einer schweren Bedrohungslage ausgesetzt sein wird, macht es Sinn, sich der Art frühzeitig anzunehmen, um wichtige Erfahrungen beim Erhalt der Tiere sammeln zu können, die dann verstärkt zur Anwendung kommen. So wichtige Pionierarbeit zeigt einmal mehr die Bedeutung von Zoos. Ohne sie hätte auch diese Art keine Chance aufs Überleben.
Anaxyrus houstonensis: Houston-Kröte
1975 war diese besondere Kröte in ihrem namensgebenden Bereich komplett ausgestorben. Nur bei paar Kröten verblieben überhaupt in Texas. Der Houston Zoo zusammen mit dem Fort Worth Zoo und Dallas Zoo schafften es, die Wildbestände massiv zu vergrößern. Von 2014 bis 2021 stieg die Gesamtzahl der jährlich in die Natur gebrachten Eier von etwa 150.000 auf 1.000.000 an. Immer mehr schlossen sich dem erfolgreichen Projekt an. Insgesamt besteht die Reserve-Population aus etwa 1.000 erwachsenen Houston-Kröten. Bis heute wurden über 6,3 Millionen Eier, Jungtiere und Kaulquappen in die Natur gebracht.
Neue Techniken haben das Programm massiv nach vorne gebracht und zu einer dramatischen Steigerung der Eierproduktion geführt. Die Wildpopulation ist auf dem Weg der Erholung. Man sieht immer mehr erwachsene Kröten und zum ersten Mal seit 2006 sind große Chöre von Männchen zu hören. Im Jahr 2021 wurden die Rufe von über 450 Männchen an den Auswilderungsstellen gehört und 42 wilde Eierstränge gefunden.
Ohne die Zoos, die solche wesentlichen Fortschritte durch ihre Haltung der Tiere in Menschenobhut entwickeln konnten, stünde es noch immer schlecht um diese Kröten-Art. Wer weiß, ob es sie überhaupt noch geben würde. Dass es also diese Kröte noch an und um ihrem namensgebenden Ort gibt, liegt wesentlich an den zoologischen Institutionen, die sich ihr annahmen.
Anodorhynchus leari: Lear-Ara
Internationale Schlagzeilen machte ein riesiger Erfolg des Projektes: ein in Menschenobhut geborenes Lear-Ara-Pärchen hatte in der Natur Nachwuchs. In zwei Projekten zum Schutz der Aras hat die Loro Parque Stiftung über eine halbe Millionen US-Dollar eingebracht und dieser Meilenstein für die Art ist eine Frucht dieser wichtigen Arbeit, die ohne die Haltung der Tiere unmöglich wäre. Es gibt keinen zweiten Ort auf der Erde, der dafür verantwortlich ist, dass sich die Lear-Aras in Menschenobhut und der Natur so gut vermehren.
Schon insgesamt neun der schwer zu züchtenden Aras kamen von Teneriffa aus in ihren angestammten Lebensraum. Sie sind auf der Kanareninsel im erfolgreichen Erhaltungszuchtprojekt geboren worden und fliegen inzwischen wieder durch die südamerikanischen Lüfte. Ursprünglich hatte die Stiftung nur vier Tiere von der brasilianischen Regierung bekommen. Als sich allerdings zeigte, wie gut die Zucht vor Ort funktionierte, entwickelte sich ein Zuchtprogramm, an dem nun auch andere Zoologische Gärten mitwirken.
1999 hatten nur noch 22 Lear-Aras wild gelebt, dass es 2018 schon wieder 1.200 Papageien waren, verdankt man der Loro Parque Stiftung, die sich nicht nur in der Erhaltungszucht, sondern auch in den Schutz des Lebensraumes intensiv einbrachte.
Anthochaera phrygia: Warzenhonigfresser
Der Taronga Zoo und Privathalter haben für Auswilderungen gesorgt. Das Projekt des Zoos hat das Ziel, dass sich die im Süden Australiens quasi ausradierte Art wieder auf dem Kontinent etablieren kann. Gemeinsam mit Partnern wird die Art gezüchtet und ausgewildert. Ohne diese Aktion würde sie wahrscheinlich für immer verschwinden.
Diese Honigfresser leiden unter der Zerstörung ihres Lebensraumes besonders. Warum? Sie sind ohnehin schon bei der Zucht nicht sonderlich erfolgreich; besonders produktiv sind die Nester in der Natur nicht. Wegen verschwindender Männchen lernt der Nachwuchs die Paarungsrufe nicht mehr richtig. Daher “singen” 12% der Männchen schon die “Lieder” anderer Arten und die Komplexität der arteigenen Rufe ist messbar gesunken (Crates et al., 2021). Das schwächt die Reproduktion natürlich nochmal.
Die Honigfresser stecken also in der Natur in einer Sackgasse, in der sie irgendwann aussterben würden. Zum Glück gibt es aber Zoologische Gärten, die sich der Art annehmen. Ohne diese wäre sie wohl schon verloren. Das zeigt einmal mehr die Bedeutung moderner Vogelhaltung und das bei solchen Vögeln eben nicht nur in Zoos, sondern auch bei Privathaltern. Gemeinsam kann man es schaffen, eine eigentlich schon verloren geglaubte Art doch noch zu retten.
Apalone spinifera: Dornrand-Weichschildkröte
Viele assoziieren Schildkröten immer mit einer gewissen Härte. Das liegt daran, dass Weichschildkröten nicht so bekannt sind. Trotzdem kennen sich natürlich die Zoo-Experten mit diesen besonderen Schildkröten aus. Zu denen gehören auch die Dornrand-Weichschildkröten. Sie sind zwar global nicht bedroht, gelten aber in Kanada als gefährdet. Auch die Schwarze Dornrand-Weichschildkröte, eine mexikanische Unterart mit dem wissenschaftlichen Namen Apalone spinifera atra, hat den höchsten Bedrohungsstatus inne. Hier sind Zoologische Gärten gefragt.
Der Zoo de Granby konnte schon über 2.000 Dornrand-Weichschildkröten auswildern. Weitere Auswilderungen sind schon geplant. Warum sind die wichtig? Der Schlupferfolg in der Natur beträgt nur 28%. In Menschenobhut lässt sich eine Erfolgsrate von 83% erzielen. Daher ist die Haltung ein wesentlicher Schlüssel dazu, dass sich die Wildbestände schnell wieder erholen können. Ob sich die Art ohne Unterstützung von Zoos und Aquarien erholen könnte, ist daher fraglich.
Die Erfolge in Kanada sind aber nicht nur für die dortige Population wichtig. Man kann die erzielten Erfolge sowohl auf die stark bedrohte Unterart als auch auf andere Weichschildkröten gegebenenfalls übertragen und daraus lernen. Hierbei hilft die internationale Vernetzung von Zoologischen Gärten weltweit. Dadurch können sich Experten gut verbinden und auf die Rettung der Art hinarbeiten.
Aphanius sirhani: Azraq-Kärpfling
Fische in der Wüste? Das klingt fast unglaublich. Der Oasenkärpfling zeigt schon in seinem Namen wie das sein kann. Ihn gibt es nur noch in Jordanien, genauer gesagt in den Gewässern der Azraq-Oase. Hier ist der kleine Fisch aber vom Aussterben bedroht. Dort machen ihm invasive Buntbarsche und die Extraktion von Wasser das Überleben schwer. Daher ist eine Reservepopulation in Menschenobhut von großer Wichtigkeit.
Wichtige Pionierarbeit bei der Haltung leistete der Tiergarten Schönbrunn in Wien und konnte dadurch auch Erkenntnisse zum Schutz der Art gewinnen. Weitere Zoos und Aquarien schlossen sich dann der Erhaltungszucht an. So wird auch im Aquazoo Löbbecke Museum in Düsseldorf eine Gruppe gepflegt. Diese Erhaltungszucht ist die Grundlage, um die Art überhaupt in der Natur vor dem Aussterben zu bewahren. So basiert die gesamte Wildpopulation auf dieser in Menschenobhut gepflegten Population.
Ziel ist es natürlich, dass die Wildpopulation immer selbstständiger überleben kann. Dazu ist es noch ein weiter Weg. Sollten sich Zoos und Aquarien sowie Exotenhalter gegen die Pflege dieser Tiere entscheiden müssen, stirbt die Art aus. Dann wäre sie für immer verloren. Soweit soll und darf es nicht kommen. Azraq-Kärpflinge spielen eine wichtige Rolle beim Überleben des gesamten Ökosystems.
Atelopus zeteki: Panama-Stummelfußfrosch
Diese besonderen Frösche sind ein National-Symbol von Panama. Ihr Überleben wurde durch einen invasiven Pilz bedroht. Zoologische Institutionen konnten die Art retten, indem sie die Überlebenden züchteten und nun ein Wiedereinführungsprogramm entwickeln. Ein Überleben dieser Froschart wäre ohne Zoos und Aquarien nicht möglich gewesen.
Der San Diego Zoo begann mit seiner Arbeit im Jahr 2003, als er die ersten Frösch bekam. Über 500 Frösche konnten dort gezüchtet werden. Dazu gab es finanzielle Unterstützung für Panama, um dem Pilz Herr zu werden. Eine Auswilderung wäre nämlich erst dann möglich, wenn der Pilz besiegt ist. Daher hängt aktuell die Existenz dieser Art an den teilnehmenden Zoos und Aquarien. Der Houston Zoo hat zudem für die Gründung des El Valle Amphibian Conservation Center (EVACC) gesorgt. Dort wurde sogar ein Hotel für über 300 Frösche eingerichtet.
Der Pilz, der die Erkrankung Chytridiomykose auslöst, bedroht natürlich auch noch andere Amphibien. Entsprechend ist der Panama-Stummelfußfrosch eine Art von deren Schutz viele andere Arten auch profitieren werden. Das zeigt sehr deutlich: Arten kann man nicht isoliert schützen, sondern man schützt mit ihnen noch viele weitere.
Aythya innotata: Madagaskar-Moorente
1929 wurde die Art zuerst in Le parc zoologique de Clères in Frankreich importiert. 1935 kamen weitere Tiere. Die Erhaltungszucht funktionierte und Tiere wurden an mindestens einen anderen Zoo sowie Privathalter weitergegeben. Als dann der Zweite Weltkrieg ausbrach, kamen die Bemühung aber zum Erliegen. In den 1940er und 1950er Jahren begann die Zahl dieser Enten dramatisch zu sinken. Das lag an in den Lebensraum der Tiere eingebrachten Fischen. Die kommerzielle Nutzung des Sees tat ihr Übrigens und die Art verschwand wohl im Laufe der 1960er Jahre fast komplett.
Man suchte intensiv nach den Tieren in den 1990er bis in den Beginn der 2000er Jahre hinein. Dabei brachte man es auf eine Sichtung 1991 von einem Tier, das ein Jahr später starb. Man dachte, die Art seit damit verschwunden, bis es 2006 zu ihrer Wiederentdeckung kam. Die erfolgte allerdings an einem Ort, der für die Enten eher lebensfeindlich war. Als 2008 nur noch 25 Tiere in der Natur zu finden waren, startete man ein Jahr später erneut einen Versuch, die Art zu retten. Also wurden Eier gesammelt.
2011 gab es dann erstmal Nachwuchs in Menschenobhut. 2013 konnte man die Population in Menschenobhut vervierfachen. Als es 2017 90 Tiere gab, begann man Vorbereitungen für die Auswilderung. Zuerst wurden ein Jahr später 21 Enten am Lake Sofia in Zusammenarbeit mit den Anwohnern ausgewildert. Inzwischen wurde im Projekt, das der mit dem Jersey Zoo verbundene Durell Wildlife Conservation Trust federführend unterstützt, über 50 Tiere ausgewildert. Ohne Erhaltungszucht in Zoologischen Gärten wäre diese Art vermutlich schon ausgestorben.
Babyrousa celebensis: Sulawesi-Hirscheber
Hirscheber sind sehr bemerkenswerte Tiere, aber leider wenig bekannt. Zusammen mit den beiden anderen bekannten Hirscheber-Arten, den beiden Anoa-Arten und den Bantengs (Bos javanicus) sind die Sulawesi-Hirscheber Teil eines Projekts, das sich der Rettung dieser eher unbekannten Huftiere verschrieben hat. Obwohl fast kaum einer sie kennt, sind sie doch bedroht.
2015 wurden für die Arten Global Species Management Plans (GSMPs) gegründet, um jeweils eine möglichst große Ex-Situ-Population aufzubauen. Sie soll als Back-Up dienen. Natürlich ermöglichen diese Populationen aber auch Forschungs- und Bildungsprojekte. Daher arbeitet man intensiv international zusammen, um gesunde Population langfristig zu etablieren. Wichtig ist dabei natürlich der Erhalt der genetischen Diversität.
Durch den Austausch von Know-How kamen in Indonesischen Zoos über 37 erfolgreiche Geburten im Rahmen dieser Plans bereits (Stand: 2021) zustande. All das ist verbunden mit In-Situ-Maßnahmen zum Schutz der Wildpopulationen. Über 63 Zoos und Universitäten weltweit beteiligen sich an dieser wichtigen und für die Arten wohl überlebensrettenden Arbeit.
Batagur baska: Nördliche Batagur-Schildkröte
Die im Jahr 2010 durchgeführten Suchaktionen nach den Schildkröten in natürlichen Lebensräumen blieben erfolglos. Auf Anregung des Tiergartens Schönbrunn wandte sich das Team jedoch Teichen in Dörfern und auch Märkten zu, wo sie die ersten Tiere sammeln konnte, um eine kontrollierte Zucht und Wiederansiedlung zu versuchen. Es wurden Zuchtgruppen gegründet. Der in Wien ansässige Tiergarten Schönbrunn wurde zum Koordinator des Sumpfschildkröten-Projekts. Zudem half er bei der Ausarbeitung von Empfehlungen für verbesserte Haltungsbedingungen sowie bei der Mittelbeschaffung für das Projekt.
Zusätzlich zu einer Schutzstation im Bhawal-Nationalpark wurde in Karamjal in den Sundarbans, einem historischen Verbreitungsgebiet von Sumpfschildkröten, eine Haltung eingerichtet. In beiden Einrichtungen wird eine sichere und optimierte, tiergerechte Unterbringung und Haltung gewährleistet. Da es keinen Strom und keine Brutkästen gibt, werden die Eier an Sandstränden gesichert und unter natürlichen Temperatur- und Feuchtigkeitsbedingungen bebrütet, aber natürlich vor Raubtieren geschützt.
Im ersten Schritt zu einer erfolgreichen Wiederansiedlung wurden einige erwachsene Männchen mit Satellitensendern ausgestattet, um Migrationsrouten, Lebensraumpräferenzen und das Überleben in der Natur im heimischen Verbreitungsgebiet der Art zu beurteilen. Auf den Daten aufbauend werden Haltung, Zucht und Auswilderung weiter optimiert, um die Art zu retten. Ohne den Tiergarten Schönbrunn wäre das völlig unmöglich.
Bos bison: Amerikanischer Bison
Zahlenmäßig gehört das Comeback des Amerikanischen Bisons sicherlich zu den beeindruckendsten Erfolgen. Im 19. Jahrhundert waren die Bisons fast vollständig ausgerottet. Ende des Jahrhunderts wurden sie unter Schutz gestellt und in Zoos sowie Reservaten gezüchtet. Heute gibt es wieder über 300.000 Bisons in den USA. Ohne Zucht in Menschenhand wären die Bisons wohl für immer verschwunden.
Zoos wie der Bronx Zoo sind zudem auch dafür verantwortlich, dass auch Städter mit der Geschichte der Bisons vertraut gemacht werden. Das ist von großer Bedeutung. In den USA sind gerade die Küsten stark besiedelt, aber dort kommen die Tiere gar nicht vor. In New York bekäme man es daher vielleicht medial mit, aber ein Zoo in Bronx, der diese Tiere zeigt, macht sie der Bevölkerung viel bewusster als jedes Bild in den Medien es jemals könnte.
Früher erstrecke sich das Verbreitungsgebiet breit über Nordamerika von Mexiko bis nach Alaska in drei Unterarten. Nun hat man immerhin wieder einzelne Populationen entlang dieses historischen Verbreitungsgebietes. Das zeigt aber auch: Die Arbeit von Zoos und Aquarien ist noch nicht beendet. Ziel ist es natürlich diese Art zu alter Größe zu führen, soweit dies in Ko-Existenz mit den übrigen Bewohnern des Ökosystems möglich und sinnvoll ist.
Bos bonasus: Wisent
Die Europäischen Bisons sind keine Bisons aus der Prärie, sondern sie leben vielmehr in den Wäldern. Als die gerodet wurden, ging es auch den Wisenten an den Kragen. 1927 wurde der letzte seiner Art geschossen. Alle heute noch lebenden Tiere stammen von 12 Wisenten ab, die in Zoos und Tiergehegen übrig geblieben waren. Hätte es dieses Duzend nicht gegeben, wäre die Art für immer weg gewesen.
Fünfundzwanzig Jahre später konnten die ersten Herden wieder angesiedelt werden. Zum Glück hatte man sich nämlich schon vor dem Aussterben organisiert. So war 1923 schon die Internationale Gesellschaft zur Erhaltung des Wisents gegründet worden, an deren Spitze der Frankfurter Zoodirektor Kurt Priemel (1880-1959) gewählt wurde. Das aus den Erhaltungsbemühungen hervorgegangene Zuchtbucht gilt als das älteste Zuchtbuch für eine Wildtierart überhaupt.
Allein aus dem Tierpark Berlin sind zum Beispiel 46 Wisente zur Auswilderung nach Aserbaidschan gereist. Aktuell geht man von über 6.000 Wisenten in über 40 Herden in der Natur aus. Allerdings werden nur etwa acht als selbsterhaltend eingeschätzt. Das heißt also, die Arbeit mit dieser Art muss – obgleich sie als von Zoos gerettet gilt – noch weiter.
Bos javanicus: Banteng
Diese besonderen Rinder sind nicht mir ihrer domestizierten Form, dem Balirind, zu verwechseln. Sie sind nämlich stark bedroht. Mit Hirschebern und Anoas sind sie Teil eines Projekts, das sich unterrepräsentierten asiatischen Huftieren annimmt. Bantengs gelten nach einem Verlust von 50% der Wildpopulation seit 2016 als gefährdet.
2015 wurden für die insgesamt sechs Arten Global Species Management Plans (GSMPs) gegründet, um möglichst große Ex-Situ-Populationen aufzubauen. Sie sollen als Absicherung dienen. Natürlich ermöglichen diese Populationen aber zudem Forschungs- und Bildungsprojekte. Daher arbeitet man intensiv international zusammen, um gesunde Populationen langfristig zu etablieren. Wichtig ist dabei natürlich eine große genetische Diversität.
Durch den Austausch von Know-How konnte man in indonesischen Zoos über 37 erfolgreiche Geburten im Rahmen dieser Plans bereits (Stand: 2021) zustande bringen. All das ist verbunden mit In-Situ-Maßnahmen zum Schutz der Wildpopulationen – wie zum Beispiel erfolgreiches Monitoring der Banteng-Bestände in der Natur. Über 63 Zoos und Universitäten weltweit beteiligen sich an dieser wichtigen und für die Arten wohl überlebensrettenden Arbeit.
Branta sandvicensis: Hawaiigans
Lokal wird die Art – in lautmalerischer Anlehnung an ihren Ruf – Nene genannt. Sie trägt auch im wissenschaftlichen Namen ihre Herkunft, denn früher kannte man Hawaii auch unter den Namen Sandwich-Inseln. Die Population war Mitte des 20. Jahrhunderts auf 30 Tiere zusammengeschrumpft. Dass es nun wieder fast 4.000 Tiere in der Natur gibt (Stand: 2022) ist modernen Zoologischen Gärten zu verdanken. Ohne Zoos wäre die Art wohl ausgestorben. Nach wie vor gilt sie als seltenste Gänse-Art der Welt. Die Arbeit ist also auch noch nicht beendet.
Nach wie vor steigen auch immer mehr Zoologische Gärten in die so wichtige Haltung der Tiere ein, wie zum Beispiel der Woodland Park Zoo im Jahr 2023. Das ist wichtig, denn auch heute noch sind die Nene in ihrem natürlichen Lebensraum Bedrohungen ausgesetzt. Menschen, die sie füttern, gewöhnen sie an sich und Autos. Das Problem ist, dass die Gänse deshalb die Nähe zu Menschen und Autos suchen, was wiederum Kollisionen mit schnell fahrenden Autos begünstigt.
Die Stiftung vom Honolulu Zoo erklärt zudem: “Vom Menschen verursachte Veränderungen im Ökosystem werden wahrscheinlich immer ein gewisses Maß an Management der Hawaiigänse erfordern, um schwere Störungen des Ökosystems zu “kompensieren”“. Somit sorgten Zoologische Gärten nicht nur für die unmittelbare Rettung der Art vor dem Aussterben, sondern sind auch der Schlüssel zu ihrem zukünftigen Überleben. Dafür kann niemand anders so sorgen wie Zoos es können.
Bubalus mindorensis: Tamarau
Nur auf der zu den Philippinen gehörenden Insel Mindoro leben überhaupt Tamaraus und da auch nur in zwei kleinen Schutzgebieten. Früher bewohnte das Rind die ganze Insel und auf einer Nachbarinsel ist die Art schon ausgestorben. Eine Herausforderung ist aber schon die Zählung und Überwachung der Populationen, allerdings sind Mensch-Tier-Konflikte in diesem Zusammenhang ein großes Problem. Hier arbeitet man auch an Mediation.
Zudem werden bessere Beziehungen zu den indigenen Gruppen aufgebaut, deren angestammtes Gebiet sich mit den Grenzen der größten Subpopulation überschneidet. Stammesführer der betroffenen indigenen Gemeinschaften sind inzwischen bereit, die strenge Schutzzone für das Tamarau gemäß den Stammesgewohnheitsgesetzen zu erweitern. Das gibt den Tamaraus mehr Raum und soll die Konflikte zwischen Mensch und Tier verringern.
Mit 427 Individuen im Jahr 2021 gab es einen deutlichen Anstieg. Im Jahr 2000 waren es nur noch 154 Tiere gewesen. Dies ist ein klarer Beweis für den erfolgreichen Schutz in der Region. Zoos auf der ganzen Welt haben sich engagiert und werden sich weiter engagieren. Beteiligt sind zum Beispiel die Zoologische Gesellschaft von London, der Tierpark Berlin, der Phoenix Zoo und einige andere mehr.
Bubalus quarles: Berg-Anoa
Das Berg-Anoa kennt man eigentlich nur noch aus dem Krefelder Zoo, wo das letzte Botschafter-Tier dieser Art – zumindest in der so genannten Westlichen Welt – lebt. Zusammen mit dem Tiefland-Anoa (Bubalus depressicornis) sowie dem dem Molukken-Hirscheber (Babyrousa babyrussa), Sulawesi-Hirscheber (Babyrousa celebensis), Togian-Hirscheber (Babyrousa togeanensis) und dem Banteng (Bos javanicus) gehören sie zu relativ unbekannten Vertretern der Huftiere. Gleichzeitig sind sie aber bedroht.
2015 wurden für die Tiere Global Species Management Plans (GSMPs) gegründet, um für jede Art eine gesunde Ex-Situ-Population aufzubauen, die als Back-Up dienen soll. Natürlich ermöglichen diese Populationen aber auch Forschungs- und Bildungsprojekte. Daher arbeitet man intensiv international zusammen, um gesunde Population langfristig zu managen. Wichtig ist dabei natürlich auch der Erhalt der genetischen Diversität.
Durch den Austausch von Know-How kamen in indonesischen Zoos über 37 erfolgreiche Geburten im Rahmen dieser Plans zustande (Stand: 2021). All das ist Verbunden mit In-Situ-Maßnahmen zum Schutz der Wildpopulationen. Über 63 Zoos und Universitäten von vier Kontinenten beteiligen sich an dieser wichtigen und für die Arten wohl überlebensrettenden Arbeit.
Canis rufus: Rotwolf
Die Wiege des Projektes zur Rettung der Rotwölfe liegt im Point Defiance Zoo & Aquarium. Der Zoo hatte in den 1970er Jahren 14 Überlebende aus der Wildbahn erhalten. 1980 wurde der Wolf als in der Natur ausgestorben beschrieben. Schon 1987 konnten aber die ersten Tiere zur Wiederauswilderung gebracht werden. Aus insgesamt 63 ab dann in die Natur gebrachten Rotwölfe konnte bist 2012 eine Population von über 100 Tieren anwachsen. Leider konnten die Schutzvorschriften nicht so gut durchgesetzt werden wie erhofft. 2021 zählte man nur noch acht Tiere.
Das sind Rückschläge, die zu jedem Natur- und Artenschutzprojekt gehören. Es ist wichtig daraus zu lernen. Ebenfalls ist hierbei wesentlich, dass man weiß, dass das Prinzip funktioniert. Darauf kann man aufbauen. Gerade Wölfe haben ein schwieriges Image. Eine Wiederansiedlung stellt Artenschützer deshalb vor große Herausforderungen. Daher ist es von großer Wichtigkeit einen Weg mit der örtlichen Bevölkerung zu finden.
Eines steht aber sehr klar fest: Ohne Zoologische Gärten, die an diesem Programm teilnehmen, hätte man diese wunderschönen Wölfe bereits vor vielen Jahrzehnten verloren. Die gute Chance, die man nun auf Wiederansiedlung hat, würde heute gar nicht mehr bestehen. Die Pionierarbeit durch Zoos und Aquarien hat diese Art gerettet. Inzwischen beteiligen sich zum Glück viele am Schutz dieser besonderen Tiere.
Cacatua goffiniana: Goffinkakadu
Diese besondere Art kommt ursprünglich ausschließlich auf den indonesischen Tanimbar-Inseln vor. In den 1970er Jahren wurden sie durch Holzfäller aus Japan verwüstet. Dazu wurden viele dieser Papageien für den Heimtierhandel gefangen. Viele überlebten den Transport nicht. Verantwortliche Papageienhalter aber hatten sich dieser Art genommen und sie in Menschenobhut erfolgreich vermehren können. Das gibt der Art Hoffnung für eine Zukunft wieder in der Natur. 2004 gab es schon wieder 100.000 Exemplare, was sich bis 2019 vervierfachte.
Der Schutzplan für diese Art auf den Inseln wird von der Loro Parque Stiftung finanziert. Zudem werden die Kakadus sehr erfolgreich auf der Zuchtstation gezüchtet. Vor Ort haben sie ein sehr kleines Verbreitungsgebiet. Zum Glück ist ihre Population ist jedoch nicht stark fragmentiert. So hat sich eine Population halten können. Allerdings führen die Verschlechterung des Lebensraums, der Fang und die anhaltende Verfolgung wahrscheinlich zu einem moderaten Rückgang der Population. Daher gilt sie immer noch als NT-Art und steht vor der Gefährdung.
Damit es nicht so weit kommt, arbeiten Zoologische Gärten und engagierte Privathalter auf der ganzen Welt. Zucht ist der Schlüssel dazu, dass diese Tiere nicht aussterben. Hinzukommend ist aber natürlich auch die wichtige Arbeit im natürlichen Lebensraum wichtig. Beide wären aktuell ohne Zoos überhaupt nicht möglich. Das zeigt auch wie anhängig diese Art im Moment von der Existenz von Zoologischen Gärten ist.
Capra ibex: Alpensteinbock
Alle Steinböcke, die man heute in den Alpen sieht, stammen von Tieren ab, die aus Zoologischen Gärten in die Natur gebracht wurden. Ohne diese Auswilderungen durch Zoos wäre die Art ausgestorben. Sie war in Europa fast ausgerottet bis auf eine kleine Population in Grajischen Alpen. Zum Glück gab es noch Tiere in Menschenobhut. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurden die ersten Tiere ausgewildert. Es folgten zahlreiche weitere Projekte mit Zoo-Beteiligung.
Inzwischen gilt der Wildbestand wieder als weitestgehend gesichert. Das ändert aber nichts daran, dass nicht weiterhin auch Tiere ausgewildert werden. 2023 und 2024 waren es 10 und 11 Tiere aus EAZA-Zoos, die in die Natur gebracht wurden. Die Jahre vor waren es im Mittel jeweils 6 Tiere. Dass sie aktuell nicht mehr bedroht sind, heißt nicht, dass man sie außer Acht lassen sollte. Daher helfen Zoologische Gärten mit, dass die Erfolge nicht wieder verloren gehen. Dazu hat sich die Spezies auch noch nicht zu 100% erholt.
Ohne Zoologische Gärten gäbe es die Alpensteinböcke nicht mehr. Bevor also die Weltnaturschutzunion (IUCN) gegründet und lange bevor der One Plan Approach to Conservation formuliert wurde, haben Zoologische Gärten bereits mit einer Kombination aus Maßnahmen ex situ und in situ Arten gerettet. Die Rote Liste gibt beziehungsweise gab 2024 eine Erholungsrate der Spezies von 79% an und die Wildpopulation gilt nur noch als mäßig erschöpft. Das ist ein riesiger Erfolg moderner Zoos.
Caretta caretta: Unechte Karettschildkröte
So unecht ist diese Schildkröte gar nicht, wie ihr Name einem weiß machen will. Es könnte sie aber bald nicht mehr geben, denn die Meeresschildkröte ist stark bedroht. Bei der Unechten Karettschildkröte handelt es sich um eine der vielen Botschafter-Arten für die Meeresverschmutzung. Hinzu kommt, dass Menschen sie auch durch ihre Anwesenheit großen Risiken aussetzen: Bootsverkehr und Fischerei sind wesentliche Bedrohungsfaktoren.
So kommt es dann auch immer wieder zu Unfällen. Hier können dann Zoos und Aquarien helfen: durch ihr medizinisches Knowhow lassen sich die Verletzten versorgen und halten. Wenn sie dann wieder bereits sind, können sie wieder in die Natur gebracht werden. Aus diesen Momenten, in denen die Schildkröten vom Strand in die Wellen wandern, machen viele zoologische Institutionen edukative Erlebnisse besonders für Schulklassen.
Aber nicht jede Schildkröte kann wieder zurück in die Natur. Bei zu starken Verletzungen und einer lebenslangen Angewiesenheit auf menschliche Pflege bieten Zoos und Aquarien den Tieren auch eine langfristige, artgemäße Unterbringung an.
Centrocercus urophasianus: Beifußhuhn
Die Populationen des Großen Salbeihuhns, wie die Art auch genannt wird, war in den vergangenen Jahrzehnten um 98 % zurückgegangen. Auch das Geschlechterverhältnis wurde immer ungünstiger. Wenn man nichts täte, so war die Befürchtung, könnte die Art in 10 Jahren aussterben. So entstand vor eigen Jahren im Calgary Zoo eine Keimzelle zur Rettung der Art, der sich weitere Organisationen anschlossen. Alle vereint in einem Ziel: dieses Huhn vor dem Aussterben zu bewahren.
Bei der Rettung der Art verfolgt man einen One Plan Approach. Man vereint also Maßnahmen im natürlichen Lebensraum und außerhalb dessen. So wird zum Beispiel vom Zoo ausgehend, eine Ex-Situ-Population aufgebaut, um die Art abzusichern. 2022 konnte die Art zum ersten Mal in Menschenobhut nachgezüchtet werden. Das war ein wichtiger Erfolg und hoffentlich der Startschuss für den Aufbau eines großen Zuchtprogramms.
Gäbe es moderne Zoos nicht, wäre das Beifußhuh dem Untergang geweiht. Nur mit Institutionen wie dem Calgary Zoo lassen sich solche Projekte überhaupt umsetzen. Zudem haben sie die Chance eine Spezies bekannt zu machen. Das Beifußhuhn ist nämlich trotz seiner Bedrohung nicht in aller Munde. Zoologische Gärten aber können hier eine Faszination wecken, aus der dann Motivation für den Schutz der Art erwächst.
Columbina cyanopis: Blauaugentäubchen
Die Art kennt man seit dem frühen 19. Jahrhundert, aber sah sie in der Natur immer nur sporadisch. 75 Jahre galt sie als verschwunden, 2015 fand man sie wieder. Da war klar: jetzt muss gehandelt werden. Ziemlich schnell wurde deutlich, dass es auch eine Population in Menschenobhut braucht, um die Wildpopulation zu stärken. Sie besteht nämlich schätzungsweise nur noch aus 15 Tieren [2024].
2023 wuchsen zum ersten Mal Küken dieser Art in Menschenobhut auf. Die Eier waren in der Natur gesammelt worden. Dank dem Experten Joe Wood und seinem Team im Toledo Zoo gelang das Unterfangen gut. 2024 feierte der Chester Zoo schon das weltweit dritte Aufwachsen von Küken dieser bedrohten Art. Das zeigt, dass es möglich ist, diese Art in Menschenobhut aufzuziehen und zu retten.
Ohne moderne Zoologische Gärten wäre es eine Frage von Jahren gewesen bis die Blauaugentäubchen ausgestorben wären. Dank der nun möglich werdenden Erhaltungszucht, hat diese Art eine realistische Chance auf eine Zukunft sowohl in Menschenobhut als auch deshalb langfristig in der Natur. Ohne Zoos wäre die Art wohl verschwunden ohne, dass viele Menschen sie überhaupt gekannt hätten. Die positiven Schlagzeilen zur erfolgreichen Zucht, sorgen erst dafür, dass Menschen überhaupt von der Existenz der Art erfahren.
Corvus hawaiiensis: Hawaiikrähe
2002 wäre die Hawaiikrähe – lokal auch ‘Alalā genannt – komplett ausgestorben, wenn man nicht zuvor rechtzeitig reagiert hätte. Weniger als 20 Tiere lebten mal in Menschenobhut, inzwischen sind es über hundert. Nachdem die Population auf über 140 Vögel angewachsen war, starteten ab 2016 Wiederansiedlungsbemühungen. Das führte zum ersten Mal, dass es überhaupt diese Krähen wieder in der Natur gab. Aber die Wiederansiedlung der Tiere ist sehr aufwendig und kompliziert.
Nach der Auswilderung wurden eine intensive Nachbeobachtung, zusätzliche Fütterung und eine Bekämpfung von Raubtieren durchgeführt. Die Krähen wuchsen auf und einige Brutpaare etablierten sich. Dann er erste große Erfolg: das erste Paar baute ein Nest – die erste Brutaktivität in der Natur seit fast 20 Jahren zu diesem Zeitpunkt. Aber es lief nicht alles wie am Schnürchen, die Tiere mussten zwischenzeitlich eingefangen werden, weil es unerklärliche Todesfälle gab.
Wesentlich verantwortlich für das komplizierte Projekt zeichnet sich die San Diego Zoo Wildlife Alliance. Diese gemeinnützige Organisation betreibt den San Diego Zoo und den San Diego Zoo Safari Park. Gemeinsam mit Partnern haben sie sich dem schwierigen Unterfangen verschrieben. Jetzt schon kann man sagen, dass ohne Zoos diese Art bereits nicht mehr existieren würden, geschweige denn eine Chance auf eine Rückkehr in die Natur hätte.
Crex crex: Wachtelkönig
Global gilt sie als nicht bedroht, lokal ist sie das schon sehr. Damit liefert die Art ein hervorragendes Beispiel dafür, wie die Arbeit moderner Zoos schon vor dem Moment beginnen musst, wenn sie als global bedroht gilt. Im Idealfall kommt es nämlich erst gar nicht so weit. In Österreich kommen schon jetzt nur noch wenige Brutpaare in verinselten Populationen in der Natur vor.
Die Vogelart steht dem Wiener Tiergarten Schönbrunn besonders nah, weil ein ein bis zwei der verbliebenen Paare auf Wiesen im Wienerwald, die vom Tiergarten Schönbrunn bewirtschaftet werden, zu finden sind. So hatte der Zoo schon in den 1990er Jahren ein Projekt gestartet, das nicht nur dieser Art hilft, sondern auch Feldlerche, Schwalbenschwanz und Feuchtwiesen-Prachtnelke. Das alles ist erfolgreich: der Brutbestand des Wachtelkönigs bleibt stabil und geht nicht zurück wie andernorts.
So beweist der Tiergarten Schönbrunn in Einem auch, dass brutfreundliche Mahd-Termine, Verzicht auf künstlichen Dünger, Bestandsmonitoring und Informationen für Wanderer eine nachhaltige Koexistenz von Wachtelkönig und Wiesenbewirtschaftung ermöglichen. Dieses Vorangehen mit einem positiven Beispiel ist von großer Wichtigkeit, um mit einem “proof of concept” arbeiten zu können.
Crocodylus siamensis: Siam-Krokodil
Man weiß bis heute nicht genau, wie viele Siam-Krokodile es in der Natur noch gibt – Forscher gehen von unter 1.000 aus. Man weiß aber inzwischen sehr gut, wie man sie in Menschenobhut züchtet. Daher sind sie dort nicht gefährdet und Auswilderungen konnten bereits realisiert werden. Nach wie vor ist es aber eines der am meisten bedrohten Krokodile der Welt. So hat man dank dem Engagement moderner Zoos und Aquarien zwar schon große Erfolge feiern können, aber im natürlichen Habitat treten auch immer neue Probleme auf.
Das für Menschen recht ungefährliche Krokodil kam ursprünglich durch den Handel mit Krokodilhäuten in Gefahr. Darauf machen Zoos auch sehr deutlich aufmerksam. Inzwischen aber ist es häufiger das Problem, dass die Tiere Bauprojekten im Weg stehen. Im Kambodscha geht es dabei zum Beispiel um grüne Energie, die man sich aus Wasserkraftwerken erhofft. Die werden genau da geplant, wo es die meisten Vorkommen dieser Art gibt. Das sorgt für immense Probleme.
Der Pang Sida Nationalpark in Thailand, in der Nähe von Kambodscha, hat ein Projekt zur Wiederauswilderung des siamesischen Krokodils. Eine Reihe junger Krokodile wurde in einem kleinen und abgelegenen Fluss im Park ausgesetzt, der für Besucher nicht zugänglich ist. In den Schutz der Art bringt sich auch die Wildlife Conservation Society (WCS) ein. Sie arbeitet dabei vorwiegend mit der Regierung von Laos. Die WCS verwaltet, neben dem Bronx Zoo, den Central Park Zoo, das New York Aquarium, den Prospect Park Zoo und den Queens Zoo. Im Projekt arbeitet sie auch mit dem Laos Zoo zusammen.
Crocodylus mindorensis: Philippinen-Krokodil
2016 wurde geschätzt, dass weniger als 200 ausgewachsene Philippinen-Krokodile in der Natur überhaupt noch am Leben sind. Sie waren verteilt auf drei getrennte Standorte, wobei die Populationen im Vergleich zum historischen Niveau stark zurückgingen. Zum Glück hatten sich zu diesem Zeitpunkt Zoologische Gärten der Art schon angenommen. Das Europäische Zuchtbuch (ESB) war schon 2012 worden eingerichtet. Es wird vom Kölner Zoo verwaltet. Alle ESB-Teilnehmer unterstützen vor Ort den Schutz philippinischer Krokodile im Norden.
Für die Zucht wurden 15 junge Krokodile vom Palawan Wildlife Rescue & Conservation Center importiert und vom philippinischen Ministerium für Umwelt und natürliche Ressourcen ausgeliehen. Die erste Zucht in Europa fand 2013 im Kölner Zoo statt, der sich nicht nur dadurch zu einem Zentrum für umfassende Krokodilforschung, einschließlich Studien zum Sozial- und Fortpflanzungsverhalten, entwickelt hat. Danach stellten sich auch weitere Zuchterfolge in anderen Zoos ein.
Parallel führten Feldforschungen zur Entdeckung einer neuen Population im Süden der Philippinen sowie ein geeigneter Lebensraum für die Einführung von Krokodilen im Paghungawan-Sumpfgebiet auf der Insel Siargao. Eine ausgewilderte Population von in Menschenobhut gezüchteten Krokodilen hatte sich dort bereits erfolgreich vermehrt. Daher sollten dorthin die ersten ESB-Tiere gebracht werden. Hulky und Dodong, die im Juli 2015 im Kölner Zoo im Rahmen der ersten Naturbrut schlüpften, wurden dazu auserkoren. Diese beiden Männchen wurden im Dezember 2020 auf die Philippinen umgesiedelt. Weitere sollen folgen.
Cryptobranchus alleganiensis: Schlammteufel
Schlammteufel kommen neben der Nominatform auch noch als Cryptobranchus alleganiensis bishopi, den man auch Ozark-Hellbender nennt, vor. Beide gibt es in der Natur aktuell viel zu selten, aber Zoologische Gärten schicken sich an, das zu ändern. Sie stärken die Wildbestände durch Auswilderungen. Hier ist zum Beispiel der St. Louis Zoo sehr aktiv. Inzwischen konnte sogar schon berichtet werden, dass sich ein im Zoo geborener und dann ausgewilderter Ozark-Schlammteufel bereits in der Natur vermehrt hat. Das hat Geschichte geschrieben.
Der Nashville Zoo schaut auf beide Unterarten und wildert ebenfalls aus. Zum Glück schließen sich immer mehr Zoos dem erfolgreichen Projekt an. Da das Auswilderungskonzept funktioniert und sich die Tiere in der Natur fortpflanzen, sieht es nun für die sehr besonderen Amphibien-Art gar nicht mehr so schlecht aus. Ohne Zoologische Gärten aber wäre das nicht möglich. Dank ihnen haben die Riesensalamander eine echte Chance auf eine Zukunft auf diesem Planeten.
Der harmlose Salamander mit dem furchteinflößenden Namen bekommt von den Zoologischen Gärten auch eine Image-Kampagne. Das ist wichtig bei solchen Arten, die durch allerlei Volksglaube diskreditiert wurden. Daher ist, neben der Erhaltungszucht, auch die Aufklärung eine wichtige Säule des Projekts. Das befriedet auch eine lokale Bevölkerung und baut Ängste ab. Mit Teufeln oder der Hölle haben die Tiere nämlich nichts gemein.
Cyclura lewisi: Blauer Leguan
Der Blaue Leguan lebt in der Natur nur auf der Insel Grand Cayman. Mit einer Population von weniger als 25 Tieren war der Leguan vor Beginn des Erhaltungszuchtprogramms eines der seltensten Tieren der Erde. Der amerikanische Zooverband AZA setzte das Tier 1990 zur höchsten Priorität für Artenschutzprojekte. 25 amerikanische Zoos und Aquarien nahmen zu Beginn am Erhaltungszuchtprojekt daran Teil. 2006 wurden dann die ersten Tiere ausgewildert. Inzwischen sind es über 750 Tiere, die ausgewildert wurden. Dank Zoologischer Gärten hat die Art also wieder eine Chance.
Die Bedrohung der Art entstand durch die Ankunft des Menschen auf der Insel. Einmal brachte der Tiere mit, auf die die Leguane und ihr Lebensraum nicht vorbereitet waren. Zudem waren die Leguane auch beliebtes Essen. Man achtete dabei aber nicht auf Nachhaltigkeit und da es eine Insel war, war die Population ohnehin begrenzt. So kam es schnell wie es kommen musste: der Bestand war bedroht.
Aus dem Blue Iguana Recovery Programme, das sich ständig vergrößerte, ist inzwischen Blue Iguana Conservation (BIC) geworden. Das ursprüngliche Ziel des Programms war die Wiederherstellung einer wilden Population von 1.000 Blauen Leguanen, um langfristig eine lebensfähige Population zu ermöglichen. 2018 wurde der tausendste Blaue Leguan ausgewildert. Der Bedrohungsstatus auf der Roten Liste wurde reduziert. Ohne Zoos und Aquarien wäre das so nie möglich gewesen.
Cygnus buccinator: Trompeterschwan
Schwäne kennt man von vielen menschennahen Gewässern. Trompeterschwäne gelten zwar noch nicht als gesichert, aber das Engagement von Zoologischen Gärten hat dazu geführt, dass der Trend in diese Richtung geht. Über 17.000 Vögel kann man nun in der Natur wieder beobachten. Die Basis für diesen Erfolg waren Zucht und Auswilderungsprogramme zoologischer Institutionen.
Ursprünglich waren Trompeterschwäne in Nordamerika weit verbreitet. Sie sind für das Leben dort auch hervorragend angepasst: dichtes Gefieder und Talgdrüsen ermöglichen ihnen selbst niedrige Temperaturen gut zu überstehen. Bejagung war allerdings das Problem, weshalb die Tiere immer mehr verschwanden. 1935 ging man davon aus, dass nur noch 69 Tiere übrig waren. Inzwischen gelangen aber die Wiederansiedlungen und die Art hat wieder Hoffnung.
Die Art gilt als die nordamerikanische Version des in Eurasien verbreiteten Singschwans.
Cyprinodon longidorsalis: Langflossen-Wüstenkärpfling
Die Art, die man auch als La-Palma-Wüstenkärpfling kennt, gilt als in der Natur ausgestorben. Sie überlebt nur noch in Aquarien. Die Kärpflinge waren endemisch im Ojo de Agua la Presa im südwestlichen Bundesstaat Nuevo León in Mexiko. Dort starb die Spezies jedoch 1994 aufgrund des Verlusts ihres Lebensraums aus. Die Art teilte diesen Lebensraum mit drei anderen verwandten Kärpflingen. Zwei konnte man nicht mehr retten, der dritte, der Charco-Azul-Wüstenkärpfling (Cyprinodon veronicae), überlebt auch nur noch in Menschenobhut.
Diese Haltung ist der Schlüssel zum Überleben dieser besonderen Kärpflinge. Gerade auch für Mexiko ist bekannt, wie wichtig Kärpflinge als Grundlage des Ökosystems sind. Fehlen diese kleinen Fische, sieht man diese Mangel in den Bestandszahlen bis hoch zu den Spitzenprädatoren. So unscheinbar die Fische also scheinen mögen, sagt dies nichts über ihre Bedeutung im Ökosystem aus.
Im Tiergarten Schönbrunn in Wien ist der La-Palma-Wüstenkärpfling eine zentrale Botschafter-Art für eine ganze Reihe von Kärpflingen, die nur dank des Einsatzes von modernen Zoologischen Gärten überleben können. So konnte man sich 2022 über 30 Neujahrs-Babys dieser Art freuen. Das ist ein besonderes Geschenk, zumal die Art als Glückbringer gilt. Europaweit gibt es rund 10 öffentlich zugängliche Haltungen dieser Art. Diese Intuitionen bieten die letzten Zuflucht für diese Spezies und zugleich die einzige Hoffnung für ihre Wiederkehr in die Natur.
Dendrolagus goodfellowi: Goodfellow-Baumkänguru
Der Krefelder Zoo ist sowas wie die Wiege für die Erhaltung dieser Art. Hier wird das Europäische Erhaltungszuchtprogramm geleitet und mit Dr. Wolfgang Dreßen leitete ein ausgewiesener Experte für Goodfellow-Baumkängurus den Zoo viele Jahre. Zahlreiche Jungtiere vom dortigen Zuchtpaar Summer und Bud leben dank seiner Arbeit und der seines Teams inzwischen in ganz Europa. Das ist deshalb von großer Bedeutung, weil die Art nicht leicht zu züchten ist. Zudem werden die Goodfellow-Baumkängurus eher selten gehalten, wenn man das mit anderen Kängurus vergleicht.
Neben den Erfolgen ex situ, unterstützt der Zoo Krefeld auch den Schutz der Art in situ. Kooperationspartner vor Ort ist dabei die Tenkile Conservation Alliance (TCA). Diese wird von Jim Thomas geleitet, der jahrelang bei den Zoos Victoria tätig war. Auch daran sieht man wie fließend die Übergänge zwischen Arbeit in Zoos und der Arbeit im Lebensraum vor Ort sind. Die Allianz umspannt den Erdball und wird auch vom Perth Zoo und Tierpark Berlin zum Beispiel noch unterstützt.
Gäbe es also eine Chance für umfassenden Artenschutz für Goodfellow-Baumkängurus ohne Zoologische Gärten? Nein. Zoos machen auch bei dieser Art einen sehr großen Unterschied. Das fängt schon bei den Besuchern an: Kängurus kennt jeder, aber Baumkängurus? Viele erfahren im Zoo überhaupt erstmal davon, dass diese bedrohte Art überhaupt existiert. Das ist die Grundlage dafür, Menschen zu motivieren, sich an der Seite von Zoologischen Gärten für das Überleben dieser besonderen Tiere zu engagieren.
Dermatemys mawii: Tabascoschildkröte
Der nach dem mexikanischen Bundesstaat benannten Art geht es in der Natur nicht all zu gut. Auch dieser Art soll ein One Plan Approach helfen. Natürlich sind Zoos und Aquarien auch mit von der Partie, wenn es um die Rettung dieser besonderen Schildkröte geht. So bildete sich auch ein Erhaltungszucht-Vorhaben, an dem verschiedene Zoos vor allem in Nordamerika, aber auch im Rest der Welt teilnehmen.
Der Zoo New England unterstützt die Belize Foundation for Research and Environmental Education (BFREE). Hierbei geht es um finanzielle, aber auch aktive Unterstützung der Arbeit vor Ort. Das Field Conservation Department spielt hierbei eine wichtige Rolle. Es unterstützt mit Fachwissen in der veterinärmedizinischen Versorgung der Schildkröten und der Haltung sowie bei Programmen zur Wiederansiedlung von Schildkröten und zur Populationsvergrößerung vor Ort.
So hat die Art eine wichtige Chance, die sie ohne Zoos und Aquarien niemals hätte. Hier zeigt sich auch, wie unbezahlbar und in Zahlen auch nicht ausdrückbar die Unterstützung von zoologischen Institutionen sein kann. Wie viel das Know-How, das in dieses Projekt gegeben wird, wert ist, kann niemand beziffern. Fest steht aber, ohne die Haltung der Tiere würde das überhaupt nicht existieren.
Diceros bicornis: Spitzmaulnashorn
2019 reisten Nashörner aus europäischen Zoos in den Akagera-Nationalpark. Dort wurden sie ausgewildert. 2023 gab es dann Baby-News: eines dieser Nashörner ist Mutter geworden. Die Tiere gehörten zur Unterart Diceros bicornis michaeli. Sie gilt als unmittelbar vom Aussterben bedroht und ist als CR von der Weltnaturschutzunion (IUCN) gelistet. Dank der erfolgreichen Auswilderung gibt es nun Hoffnungen für die Zukunft, die es ohne Zoos nicht geben würde.
Gleichzeitig liefert diese erfolgreiche Auswilderung nicht nur eine Blaupause für weitere solcher bestandsrettenden Maßnahmen für diese besondere Unterart, sondern auch für viele weitere Nashorn-Arten und -Unterarten. Dieser Erfolg gibt also weit mehr Hoffnung als nur für diese eine bestimmte Unterart, die übrigens als herausfordernder zu managen gilt als andere Unterarten.
Auswilderungen werden bei dieser Unterart auch deshalb eine große Rolle spielen, weil die Wildpopulation zunehmend männlich wird. Daher finden sich in der Natur nur schwierig und dann auch nur wenig Paare. Auch aus diesem Grund ist die Arbeit der Zoologischen Gärten von großer und unersetzbarer Bedeutung. Dank ihr konnten 2024 21 Spitzmaulnashörner auch schon dort ausgewildert werden, wo sie ein halbes Jahrhundert zuvor ausgestorben waren.
Drymarchon couperi: Östliche Indigonatter
Global gilt die Natter als nicht bedroht, aber das ist auch den Zoos und Aquarien zu verdanken, die in den Staaten arbeiten, in denen sie schon als bedroht gilt. Das gilt besonders für Florida und Georgia. In Alabama ist sie leider schon ausgestorben. In Florida steht zum Beispiel besonders das Apalachicola Bluffs and Ravines Preserve (ABRP) im Fokus der Schutzbemühungen. Die letzte Sichtung der Art dort war auf 1982 datiert, aber es gab dort inzwischen auch wieder Auswilderungen.
Der Zoo Atlanta macht sich für die Art im Süden von Georgia und Alabama stark. Seit 2010 wurden über 150 östliche Indigonattern in den Conecuh National Forest im Süden von Alabama ausgewildert. Davor hatte man die Art dort 1954 zuletzt gesehen. Über 100 dieser Schlangen sind im Zoo von Atlanta aufgewachsen. Das bedeutet, dass es ohne den Zoo die meisten der Tiere, die nun dort leben, niemals gegeben hätte. Inzwischen weiß man auch: die ausgewilderten Tiere pflanzen sich fort.
Dadurch hat die Art nun Hoffnung. Eine Hoffnung, die es ohne Zoos und Aquarien, die diese Art halten und züchten, nicht geben würde.
Elaphurus davidianus: Davidshirsch
Jean Pierre Armand David (1826-1900), oft aufgrund seiner Geistlichkeit als Père David bezeichnet, war wohl der erste Europäer, der diese Art 1865 erblickte. Er hatte sich über ein Verbot hinweggesetzt und kam durch Bestechung der Wachen sogar an Felle. So erfuhr man in Europa von dieser Art, die schon damals auf nur eine Population in einem Jagdgehege des Kaisers von China reduziert war.
Durch Geschenke an Diplomaten gelangten die ersten Davidshirsche schließlich lebend nach Europa. Diese Geschenke waren ein echter Glückfall, denn in China starb die Art zu Beginn des 20. Jahrhunderts aus. Die Art wäre für immer verschwunden, wenn sich nicht noch in Europa Tiere befunden hätten. Zur schlimmsten Zeit waren nur noch 18 Tiere übrig – davon waren dann aber nur ein Hirsch und fünf Kühe fortpflanzungsfähig. Allerdings wurde ein Zuchtbuch eingerichtet und das lief sehr gut.
1956 kehrten dann die ersten Davidshirsche nach China zurück. Der Zoo von Peking erhielt fünf Tiere. 1985 gab es dann die erste Auswilderung im Yancheng-Naturreservat. Zudem wurde ein Beijing Milu Park eingerichtet, wo auch ausgewilderte Exemplare leben. Das alles lief so gut, dass man das Zuchtbuch inzwischen beenden konnte, weil tausende Tiere eine stabile Population in Menschenobhut und geschützter Natur darstellen.
Equus przewalskii: Przewalski-Pferd
Eine Existenz von Wildbeständen dieser Pferde-Art ist ohne Zoologische Gärten nicht denkbar. Immer wieder werden Zoogeburten ausgewildert. Obwohl die Gründerpopulation nur aus wenigen Tieren bestand, ist die daraus entstandene Population nicht durch Inzucht gefährdet. Die Zucht in Zoos geht aufgrund des Erfolges auch weiter. Obwohl es für die Przewalski-Pferde aktuell gut aussieht, darf man jetzt nicht nachlassen. Hinzukommend muss die Population in Menschenobhut erhalten werden. Sie ist die Basis des Erfolgs.
Mitte der 1990er Jahre wurde das Pferd als in der Natur ausgestorben klassifiziert. Zum Glück hatte man bereits 1899 mit der Haltung und Zucht dieser Tiere zum Arterhalt begonnen. Aus 12 dieser damals gefangenen Tiere gehen die heute lebenden Pferde dieser Art zurück. Anfang des 20. Jahrhunderts gab es Zuchtlinien in Europa und den USA. Die Zucht lief schlecht und den Zweiten Weltkrieg überlebten nur 31 Tiere. Davon war aber nur ein knappes Duzend fortpflanzungsfähig. Damit begann alles fast von Neuem.
Hauptsächlich von München und Prag aus wurde dann wieder gezüchtet und die Art in den Zoologischen Gärten verbreitet. In den 1950er Jahren entstand dann das erste Zuchtbucht für die Tiere. So wuchs der Bestand bis in die 1990er Jahre auf über 1.500 Pferde. Daher konnte man an Auswilderungen denken. Diese waren so erfolgreich, dass ihr Bedrohungsstatus inzwischen schon zweimal heruntergestuft werden konnte. Der Kölner Zoo führt das Europäische Zuchtbuch für die Tiere. Auch hier läuft die Zucht hervorragend und Tiere konnten ausgewildert werden.
Emys orbicularis: Europäische Sumpfschildkröte
Die Europäischen Sumpfschildkröten haben, gerade, wenn sie noch jung sind, eigentlich schon genügend Feinde in der heimischen Fauna. Dazu kommen aber noch Haustiere und Invasivarten. Besonders der Waschbär und die Amerikanischen “Cousins und Cousinen” stellen ein großes Problem dar. Dazu haben sich die eingeschleppten Amerikaner zu einer Plage für das Ökosystem entwickelt, weil sie viel mehr fressen als gut für die Systeme ist und die europäischen Verwandten würden.
In Deutschland ist die Art deshalb vom Aussterben bedroht. Es gibt daher Wiederansiedlungsprojekte in Hessen, Rheinland-Pfalz, Mecklenburg-Vorpommern und in Niedersachsen. Zudem werden die letzten noch einigermaßen intakten Populationen im Land Brandenburg sowie im Nationalpark Donau-Auen in der Nähe von Wien in Österreich geschützt.
Zoos und Aquarien arbeiten hieran sehr aktiv mit und wenn man es schafft, dass die Europäischen Sumpfschildkröten wieder ihren angestammten Lebensraum erobern können, hilft man nicht nur dieser einen Art, sondern dem ganzen Ökosystem. Das zeigt einmal mehr, dass von solchen Schutzprojekten, die eine Art im Fokus haben, tatsächlich sehr viele Arten profitieren können. Gerade auch für die Öffentlichkeitsarbeit für die Art haben moderne Zoos, wie der Tiergarten Schönbrunn in Wien, auch eine herausragende Bedeutung.
Enhydra lutris: Seeotter
Ein großes Glück der Seeotter ist, dass sie sich nicht nur gut halten, sondern auch gut züchten lassen. 1979 gelang es bereits zum ersten Mal dem Seattle Aquarium, dass ein Baby-Seeotter in Menschenobhut von der Zeugung bist zum Erwachsensein begleitet werden konnte. Das war wichtig für diese bedrohte Schlüsselart. Sie wurde früher sehr stark bejagt, was die Populationen bedrohte.
In den 1920er Jahren dachte man schon, die Seeotter seien zumindest lokal ausgestorben, aber Ende der 1930er Jahre fand man wieder 50 Otter nahe Big Sur. Das war der Startschuss für das Artenschutz-Programm, das sich besonders um die Unterart Enhydra lutris nereis kümmert. Dass man sie züchten kann und auch eine Auswilderung möglich ist, ist eine große Hoffnung für diese Art. Sie allein durch In-Situ-Maßnahmen nachhaltig zu retten, scheint bisher nicht von Erfolg gekrönt.
Die Wiederansiedlung der Seeotter war im Südosten Alaskas, wo es mindestens 23.000 Seeotter gibt – basierend auf 450 in den 1960er Jahren ausgewilderten Ottern – und in British Columbia mit mindestens 8.000 Seeottern erfolgreich. Das gibt Hoffnung. Es zeigt sich aber wieder einmal, dass eben Haltung und Zucht Arten retten kann. Ohne Zoos und Aquarien wäre also eine Rettung der Seeotter schlicht nicht möglich.
Eretmochelys imbricata: Echte Karettschildkröte
Wenn es eine Unechte Karettschildkröte gibt, die wir weiter oben bereits kennengelernt haben, liegt es nahe, dass es auch eine Echte “Version” gibt. Auch diese als vom Aussterben bedrohte Art verdankt es Zoos und Aquarien, dass sie noch eine Chance hat. Eines der Projekte zur Rettung dieser Art hat mit einem sehr ikonischen Bau in Dubai zu tun: dem Burj al Arab. Dieser “Turm der Araber”, wie sich der Name übersetzen lässt, beherbergt auch ein Aquarium. Dieses ist die erste Anlaufstelle für gerettete Schildkröten dieser Art.
Der Turm ist eines der luxuriösesten und teuersten Hotels der Welt. Betreiber des Hotels ist die Jumeirah Group. Die 1997 gegründete Hotelkette betreibt auch das Dubai Turtle Rehabilitation Project (DTRP). Im Rahmen des Projekts wurden, nach eigenen Angaben, 2.000 eigentlich totgeweihte und dann gerettete Schildkröten ausgewildert. Besucher können bei dieser wichtigen Aktion dabei sein – sowohl im Aquarium als auch im Turtle Rehabilitation Sanctuary im benachbarten Luxus-Hotel Jumeirah Al Naseem.
Die Arbeit passiert in Zusammenarbeit mit dem Artenschutzbüro von Dubai, tierärztlicher Unterstützung durch die Dubai Falcon Clinic und dem Zentralen Labor für Tiermedizin-Forschung, das für Analysen bereit steht. Es ist das erste Projekt dieser Art in der Region überhaupt. Solche Systeme aber machen natürlich Schule und so gibt es weltweit einige Projekte, die sich die Rettung dieser Art zur Aufgabe gemacht hat. Erneut zeigt sich, dass die Tierhaltung eben auch Arten retten kann.
Eunymphicus cornutus: Hornsittich
Im Jahr 1999 gab es nur noch 2.000 Hornsittiche in der Natur. Dass es 2018 wieder über 8.000 Tiere waren, ist der Loro Parque Stiftung wesentlich zu verdanken. Diese Population ist aber nach wie vor sehr anfällig. Bisher wurden schon fast 200.000$ in den langfristigen Schutz der Art seitens der Stiftung investiert. Das ist auch wichtig, weil die Art leider mehrere Aspekte aufweist, die sie in Bedrohungssituationen bringt.
Ein wesentliches Problem aktuell sind Invasivarten. Warum? Die Nester von Hornsittichen befinden sich oft auf dem Boden oder in umgestürzten Baumstämmen. Dadurch sind sie auch für schwarze Ratten und die Hauskatzen leicht zu erreichen. Diese Arten betätigen sich traditionell gerne im Nestraub. Die Biologie der Hornsittiche ist entsprechend gar nicht auf solche Feinde ausgelegt, weil sie nicht natürlich sind.
Studien sollen zudem auch genauer klären, welche Rolle diese Invasivarten spielen, aber eben auch welchen Einfluss klimatische Faktoren haben oder ob es noch weitere Faktoren gibt, die man noch nicht auf der Rechnung hat.
Euproctus platycephalus: Sardischer Gebirgsmolch
Wie es der Name schon vermuten lässt, ist diese Art nur auf Sardinien beheimatet. In der Natur wird sein etwa 500 Quadratkilometer großes Verbreitungsgebiet fragmentiert, verschmutzt und zerstört. Hinzu komm auch noch die Bachforelle, die die Art massiv bedroht. Zudem ist auch die Chytridiomykose präsent. Es stand und steht also nicht gut um die Wildpopulation.
Das war Grund genug für die Experten der Fondazione Bioparco di Roma, der Naturschutzstiftung des Zoologischen Gartens von Rom, seit 2010 insgesamt 22 Tiere aus drei isolierten Populationen zu entnehmen und mit ihnen eine Reservepopulation aufzubauen. Schon fünf Jahre später bestand diese aus fast 200 Tieren. Dem Zuchterfolg folgten auch schon Auswilderungen. Die sind dafür verantwortlich, dass sich die Art halten kann.
Der Schutz dieser Art ist aber kein Sprint, sondern ein Marathon. Es wird nicht nur auch weiter die Erhaltungszucht in Menschenobhut brauchen, sondern Sardinien wird auch gefragt sein, wenn es darum geht, die wesentlichen Probleme der Art in der Natur selbst zu lösen.
Falco peregrinus: Wanderfalke
In Nordamerika wurde der Wanderfalke, eine kosmopolitische Art, die auf der ganzen Welt vorkommt, fast ausgerottet. Der Grund war die Nutzung von Pestiziden, die die Tiere töteten. Dabei ging es nicht nur, aber besonders um Dichlordiphenyltrichlorethan (DDT). Die Schalen der Eier wurden dadurch weniger dick und der Fortpflanzungserfolg der Falken wurde so drastisch reduziert. Dazu kamen noch Polychlorierte Biphenyle (PCB). Besonders hart traft das neben den Tieren in Nordamerika auch die in Belgien und Finnland.
1972 startete man in Nordamerika deshalb ein Zuchtprogramm. Seitdem wurden 6.000 Tiere ausgewildert. Gemeinsam mit einem Verbot für die für Falken schädlichen Pestizide konnte so eine signifikante Verbesserung für die Bestände erzielt werden. So konnten die Wanderfalken 1999 von der Lister der bedrohten Arten in den USA genommen werden. Diese Verbesserung wäre ohne die Haltung und Zucht der Tiere nicht in dieser Form möglich geworden.
Bis heute werden Wanderfalken auch Opfer von Kollisionen mit verschiedener menschlicher Infrastruktur. Hier sind zoologische Institutionen auch präventiv aktiv und kümmern sich um die tierischen Verletzten, um sie in die Natur zu entlassen oder – wenn das nicht möglich ist – langfristig zu pflegen. Das zusammen mit dem aufmerksamen Monitoring der Bestände sorgt dafür, dass es hoffentlich auch gar nicht mehr so weit kommt wie zur Mitte des 20. Jahrhundert, als die Wanderfalken so stark bedroht waren.
Falco punctatus: Mauritiusfalke
Pestizid-Kontamination in den Vorjahren sorgte dafür, dass es 1974 nur noch ein Zuchtpaar dieser Falkenart in der Natur gab. Wie erholt sich eine Art von so einer Situation? Eier wurden gesammelt, die Art in Menschenobhut gezüchtet und schließlich über 330 Tiere wieder ausgewildert. Ohne Zoologische Gärten wäre das nie möglich geworden. Entsprechend erholten sich die Falken in der Natur und der Bedrohungsstatus konnte mit bis zu 400 Mauritiusfalken in der Wildbahn erstmal herabgesetzt werden.
2014 musste der Bedrohungsstatus aber wieder erhöht werden, denn erneut gab es einen massiven Populationsrückgang. Das Comeback, das als eines der größten der Vogelwelt überhaupt gilt, war plötzlich in Gefahr. Zum Glück forschten Wissenschaftler unter anderem der Zoologischen Gesellschaft Londons und der Durell Artenschutz-Stiftung, die beide auch mit dem Management von Zoologischen Gärten betraut sind, unentwegt an diesen besonderen Falken. Sie stellten 2021 eine wichtige Studie vor, um die Art ein zweites Mal zu retten.
Das zeigt, das Engagement moderner Zoologischer Gärten geht weit über das Züchten und Auswildern hinaus. Ziel ist es, Arten langfristig zu schützen. Dazu gehört auch das wissenschaftliche Monitoring und weitere Erforschen von Populationen. Dem Mauritiusfalken hat letztendlich der Umstand das Leben gerettet, dass Zoologische Gärten, gemeinsam mit den Partnern vor Ort, dran geblieben sind. So sichern Zoos langfristig Überleben. Ohne sie wäre so eine Arbeit gar nicht erst möglich.
Geronticus eremita: Waldrapp
Die Glatze und die scheinbar nur schwarzen Federn haben dem Waldrapp leider nicht unbedingt den Ruf eingebracht zu den schönen Tieren zu gehören. Zum Glück aber kümmern sich moderne Zoologische Gärten nicht wirklich um die Schönheit der Arten. Aber wer sich sowieso Zeit nimmt, Waldrappe wirklich zu beobachten, der entdeckt sicher auch eine Faszination für diese Art. Das in vielen Farben schimmernde Gefieder, der sympathische Blick – Zeit und Muße sowas zu erkennen und zu sehen, haben Menschen im Zoo.
Ein wesentliches Zentrum für die Rettung der Art ist der Tiergarten Schönbrunn in Wien, der auch als Zoo Vienna bekannt ist. Eine immersive Anlage ist eng verbunden mit einem Projekt, das schon viele Tiere erfolgreich hat auswildern können. Im 17. Jahrhundert war die Art in Europa schon ausgestorben. Seit 2002 setzt sich der Tiergarten Schönbrunn intensiv für ihre Rückkehr ein. Auch andere Zoologische Gärten sind bei der Rettung der Art aktiv wie etwa der Kölner Zoo.
Eine große Schwierigkeit bei der Art ist natürlich, dass der Waldrapp ein Zugvogel ist. Diese Migration muss den Tieren tatsächlich auch beigebracht werden. Daher fliegen die vertrauten Pfleger der Tiere mit ihnen und so lernen die Vögel, wann sie wohin ziehen müssen. Dieser riesige Auffand ist enorm kostenintensiv und braucht ein hohes Maß an Expertise. Ohne Zoologische Gärten wäre das wohl niemals möglich geworden.
Goniurosaurus catbaensis: Cat Ba Tigergecko
Ein kleiner Gecko mit einem kleinen Verbreitungsgebiet – es ist leider fast kein Wunder, dass diese Art bedroht ist. Dass wir sie überhaupt kennen, verdanken wir dem Kölner Zoo. Prof. Thomas Ziegler, der dort für das Aquarium zuständig ist, entdeckte die Art auf einer Forschungsreise gemeinsam mit den internationalen Partnern des Zoos im Artenschutz. Doch eine Art einfach nur zu entdecken, reicht natürlich nicht aus. Weitere Forschungen brachten die Bedrohung des kleinen Geckos zutage.
So nahmen sich Prof. Ziegler und seine Kollegen der Art an. Nicht nur wurde die Forschung weiter vorangetrieben, sondern auch die Haltung sowie die Zucht. Ziel ist es durch Erhaltungszucht eine Reservepopulation in Menschenobhut aufzubauen. Die braucht der Gecko nämlich, um langfristig eine Zukunft zu haben. Erneut zeigt sich hier die Wichtigkeit der konsequenten Umsetzung eines One Plan Approach, um das Überleben der Art zu gewährleisten.
Ohne Zoos wüsste wohl niemand von der Art und ihr würde auch nicht der Schutz zuteil, in dessen Genuss sie aktuell kommt. Das zeigt einmal mehr wie wertvoll systematische und intensive Forschung durch Zoo-Experten für den Artenschutz ist. Cat Ba Tigergeckos sind davon lebendige Zeugen, die man aktuell noch selten in Zoos und Aquarien sehen kann. Deren erfolgreiche Arbeit, wird dies aber sicherlich auch ändern.
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Gopherus polyphemus: Georgia-Gopherschildkröte
Diese Schildkröte zählt als Schlüsselart. Man geht davon aus, dass rund 400 Arten in ihrem Ökosystem von ihr abhängig sind. Daran sieht man, dass der Schutz einer Art letztendlich für viele andere Arten auch überlebensnotwendig sein kann. Aus diesem Grund ist der Beitrag von Zoos und Aquarien an dieser Stelle in seinem Wert kaum zu bemessen. Man weiß nur, dass er riesig ist und so wohl viele Arten vor Bedrohung und Aussterben retten kann. Ohne das Engagement für diese Art stünde es also um das gesamte Ökosystem deutlich schlechter. Genau beziffern kann man solche Erfolge nicht.
Beispielsweise im Zoo Miami hat man ein Programm gegründet, das sich auf den Schutz dieser Art spezialisiert hat. Immer wieder gehen aus solchen Programmen auch Auswilderungen hervor. Im Oktober 2022 wilderte zum Beispiel der Birmingham Zoo fast 100 Tiere in Alabama aus, nachdem er ein Jahr zuvor dem Gopher Tortoise Head Start Program beigetreten war. Durch solche Aktionen erreichen die Zoos und Aquarien enorm viel für diese eine Art, aber eben auch für viele andere.
Gorilla beringei: Östlicher Gorilla
Beide Unterarten, der Berggorilla (Gorilla beringei beringei) und der Östliche Flachlandgorilla (Gorilla beringei graueri), der auch Grauergorilla genannt wird, werden selten in Zoos gehalten. Dank der Haltung der Westlichen Flachlandgorillas konnten Zoologische Gärten auch für die anderen Unterarten arbeiten. Ein Beispiel dafür sind zum Beispiel die Gorilla Doctors, die etwa im Houston Zoo für ihren Einsatz in der Natur trainieren. Sie profitieren dabei von veterinärmedizinischen Erkenntnissen, die es ohne Zoos nicht geben würde.
Der Dallas Zoo unterstützt zum Beispiel das Gorilla Rehabilitation und Conservation Education Center (GRACE) und den Dian Fossey Fund International. Erstere Organisation hat sich auch schon mit deutlichen Worten beim Zoo bedankt. Dabei erklärten die Experten auch klar, wie wichtig moderne Zoos für ihre Arbeit zur Rettung der Grauergorillas sind.
Wesentlich um Berggorillas hat sich der Columbus Zoo verdient gemacht. Begeistert von einem Aufenthalt in einer Forschungsstation mit Dian Fossey holte Gorilla-Pflegerin Charlene Jendry den damaligen Direktor Jack Hanna mit ins Boot, der Fossey auch schon kannte. Daher ist es der großen Unterstützung dieses Zoos, dem sich auch noch andere anschlossen, zu verdanken, dass der Berggorilla inzwischen als weniger bedroht gilt. Ohne Zoos und die dortige Haltung von zumeist Westlichen Flachlandgorillas, hätte auch diese Gorilla-Art wohl kaum eine Chance.
Gorilla gorilla: Westlicher Gorilla
Der Westliche Gorilla ist den meisten durch seine Unterart, dem Westlichen Flachlandgorilla (Gorilla gorilla gorilla) bekannt. Sie ist in Zoologischen Gärten ziemlich präsent. Dass das Zuchtprojekt so florieren konnte, ist dem Loro Parque auf Teneriffa besonders zu verdanken. Er entwickelte mit der Junggesellengruppe ein Haltungssystem, das die Zuchtorganisation enorm optimierte und als Blaupause für die ganze Welt gilt. Das System wird inzwischen auch in anderen Zoos umgesetzt.
Moderne Zoologische Gärten führten außerdem ein Auswilderungsprogramm zum Erfolg, das vorher immer gescheitert war. Auch das wird als Blaupause für weitere solcher Maßnahmen genommen werden können. Allerdings muss dafür erstmal wieder Platz sein. Es hilft nichts die wenigen verbliebenen Schutzorte dieser Art mit Tieren voll zu stopfen. Daher arbeitet man seitens der Zoos auch intensiv im Lebensraum der Tiere, um mehr geschützte Räume für die Art zu schaffen, dass sie sich verbreiten kann.
Das Erhaltungszuchtprogramm ist das Rückgrat der Unternehmung, diese Unterart vor dem Aussterben zu bewahren. Es wird sich auch, bei Bedarf, auf die zweite Unterart, die Cross-River-Gorillas (Gorilla gorilla diehli), übertragen lassen. Dass der Westliche Gorilla als Art überleben kann, ist ohne Zoos und Aquarien nicht denkbar. Dazu holen sie auch ihre Besucher mit ins Boot, indem die zum Beispiel aufgefordert werden, ihre alten Handy zu recyceln.
Grus americana: Schreikranich
Man kann kann mit Fug und Recht behaupten, dass es die Schreikraniche ohne Zoologische Gärten wohl nicht geschafft hätten. Früher waren sie in den Feuchtgebieten in der Langgrasprärie im Mittleren Westen Nordamerikas beheimatet, heute gehören sie zu den seltensten Vögeln der Welt. Man geht allerdings davon aus, dass sie ohnehin nie zahlreich waren und es nie mehr als 10.000 von ihnen auf der Erde gab. Die Umwandlung ihrer Lebensräume in Agrarland hat dazu geführt, dass 1941 nicht man mehr 17 der Kraniche übrig waren.
Der Ausgang für die Rückkehr der Tierart liegt im Audubon Zoo in Louisiana. 1950 waren dort die Schreikraniche Josephine and Crip für die erste Nachzucht der Art in Menschenobhut verantwortlich. Bis zu ihrem Tod 1965 legten sie über 50 Eier. Erfolgreich war die Zucht nicht, aber sie lieferte wichtige Grundlagen für Erfolge, die noch kommen sollten. Hierbei spielten auch der kanadische Calgary Zoo und der US-amerikanische San Antonio Zoo eine große Rolle.
Immer mehr Zoologische Gärten schlossen sich der Bewegung zur Rettung der Schreikraniche an. Zusammen mit der International Crane Foundation haben sie es geschafft, dass es heute wieder deutlich mehr Tiere gibt. Aktuell geht man von rund 800 Tieren in der überlebenden Zugpopulation, drei wieder ausgewilderten Populationen und in Menschenobhut aus. Ohne Zoos läge der Bestand wohl heute bei 0.
Gymnogyps californianus: Kalifornischer Kondor
Ohne Zoos wäre die Art wohl ausgestorben. Dank Zoologischen Gärten konnten schon über 1.000 Küken geboren werden. 1987 war der letzte wildlebende Vertreter dieser Art gefangen worden. Insgesamt gab es zu diesem Zeitpunkt nur noch 27 Tiere. Das Glück dieser Vögel war es, dass bereits Anfang des 20. Jahrhunderts mit einem Zuchtprogramm begonnen worden war. Pioniere des Erhaltungszuchtprogramms waren der San Diego Zoo Safari Park, der Los Angeles Zoo und der Oregon Zoo.
Mit der Zeit kamen weitere Zoologische Gärten hinzu und so konnten schon 1992 die ersten Kalifornischen Kondore bei Big Sur im Los Padres National Forest ausgewildert werden. Zehn Jahre später verzeichnete man dann die erste erfolgreiche Brut der ausgewilderten Tiere in der Natur. Zwischenzeitlich hatte man noch weitere Tiere ausgewildert und tut das bis heute.
Das Projekt zählt als das größten Erhaltungszucht-Programm der USA. Ohne Zoologische Gärten wären weder das Programm, noch dessen nachhaltiger Erfolg möglich gewesen. Hätte es dieses Engagement nicht gegeben, wären die Kalifornischen Kondore vermutlich ausgestorben.
Gypaetus barbatus: Bartgeier
Global gelten Bartgeier noch als noch nicht bedroht, sondern “nur” kurz davor. In Europa ist der Populationsrückgang aber verheerend gewesen. In den 1970er Jahren gab es nur noch 70 Paare auf dem ganzen Kontinent – viel zu wenig! Allerdings auch in Afrika und Asien steht es nicht gerade gut um die Populationen. Dort werden aber die Erkenntnisse aus Europa von großem Wert sein, denn hier hat man es geschafft, dass sich die Bartgeier-Populationen wieder erholen können. Der Tierpark Berlin hat zum Beispiel über 30 Tiere an Auswilderungsprojekte übergeben. Allerdings ist die Arbeit selbst in Europa auch noch nicht vorbei.
Um das Überleben der Art in Europa zu sicher, wurden von der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt etwa 30 in mehreren europäischen Zoos lebende Bartgeier gekauft und ein Zuchtprogramm gestartet. Schon wenige Jahre später erfolgte in den Hohen Tauern die erste Auswilderung. Die Zucht von Bartgeiern, wie sie auch zum Beispiel der Tiergarten Schönbrunn in Wien betreibt, gestaltete sich aber weder einfach noch schnell: fünf bis sieben Jahre dauert es, bis die Vögel ausgewachsen sind. Mit acht Jahren können die Vögel züchten und es wird nur ein Küken pro Jahr geboren. Durch von Experten entwickele Zuchtmethoden konnten die Zuchterfolge aber erhöht werden.
Zwischen 1978 und 2020 wurden 585 Jungtiere erfolgreich in den Alpen, im Regionalen Naturpark Grands Causses, im Mittelmeerraum und in Spanien ausgewildert. Die Überlebensrate der Tiere liegt mit den aktuellen Methoden zwischen 88 % und 96 %. Dank dieser Wiederansiedlungen gibt es nun eine gesunde und wachsende Brutpopulation in den Alpen (60 Paare) und Andalusien (55 Paare). Die Zucht in den Grands Causses wird in Kürze erwartet. Ohne zahlreiche Zoos wäre das niemals möglich gewesen.
Gyps fulvus: Gänsegeier
Global gelten Gänsegeier nicht als bedroht. Damit das so bleibt, arbeiten Zoologische Gärten mit lokalen Populationen, deren Größe abnahm. 2015 etwa flogen weniger als 100 durch die Lüfte in Sardinien. Dadurch hätte die Art in ganz Italien bald aussterben können. Ihr Problem vor Ort war, dass es kaum gesundes Essen mehr gab und daher richtete man so etwas wie “Restaurants” für sie ein. Hinzukommend wurden Tiere aus Zoos ausgewildert. Nun gibt es dort wieder 250 Gänsegeier mit steigender Tendenz.
Mehr als 80% des europäischen Bestandes der Geier lebt in Spanien. Im benachbarten Frankreich waren die Gänsegeier schon verschwunden und dank einem Wiederansiedlungsprojekt kann man sich nun über mehr als 450 Brutpaare freuen. So schaffte man hier wichtige Lücken im Verbreitungsgebiet zu schließen.
Im Salzburger Zoo gibt es seit 1966 etwas sehr besonderes: die Gänsegeier leben dort ohne Voliere. Es gibt einen Futterplatz, von dem die Tiere des Zoos, aber auch wilde Gänsegeier profitieren. Wilde Geier, die in der Kvarner Bucht in Kroatien brüten, übersommern nämlich in Salzburg. Sie verpflegen sich dabei an dem Futterplatz. Die Geier des Zoos ziehen mit ihren Artgenossen an die Adria.
Hapalemur griseus: Östlicher Bambuslemur
Die auch als Östliche Halbmakis bezeichnete Art profitieren vom Bambus-Projekt Volohasy vom Parco Natura Vivo, einem Safari-Park in Norditalien. Dabei stehen besonders diese Bambuslemuren im Fokus, weil sie von dem Verschwinden der Bambuswälder Madagaskars massiv bedroht werden. Zusammen mit dem Italienischen Zooverband (UIZA) und weiteren Mitgliedern arbeitet man nun massiv an der Aufforstung der Wälder im Lebensraum der Tiere.
Hinzukommen Bildungsprojekte zur Unterstützung der lokalen Bevölkerung, um Natur- und Artenschutz auch vor Ort zu stärken. Die vom Safari-Park gehaltenen Alaotra-Bambuslemuren (Hapalemur alaotrensis) sind dabei wichtige Botschafter in Italien und helfen auch zum Beispiel durch mit ihnen verbundene Aktivitäten, wie die Übernahme einer Patentschaft, Gelder für die Aufforstungs- und Bildungsaktionen zu sammeln.
Somit hilft der Schutz dieser Bambuslemur-Art, die durch eine andere Art beworben wird, ganze Lebensräume zu retten. Der Bambuslemur profitiert nämlich nicht allein von den so aufgeforsteten Wäldern, sondern sehr viele Arten.
Hapalopsittaca fuertesi: Chapmans Zwergamazone
Mit nur rund 24 Zentimetern Länge gehören sie zu den Zwergen unter den Amazonen. Leider ist ihre Bedrohung sehr groß gewesen. Dass es ihnen nun besser geht, verdanken sie der Loro Parque Stiftung, die sich seit 2005 mit rund einer Million Dollar in den Schutz der Art einbrachte. 2002 waren nur noch 60 Vögel verblieben, 2022 schätzte man über 300 Vögel, die es nun wieder in der Natur geben soll.
Das größte Problem war, dass die meisten Bäume mit natürlichen Nisthöhlen einfach gefällt worden waren. Daher musste man intensiv darin investieren, dass es wieder Höhlen für sie geben würde. Dabei hilft auch das Anbringen natürlicher Nisthöhlen. Für eine Art, die rund 50% ihres natürlichen Verbreitungsgebietes verloren hat, ist das nicht mal einfach so möglich.
Daher brauchte es eine lange Zeit, viel Geld und sehr große Anstrengungen, um diese Art in ihrem natürlichen Lebensraum nicht nur erhalten zu können, sondern auch dafür zu sorgen, dass sich ihre Population wieder vergrößert.
Hoplodactylus duvaucelii: Duvaucel-Gecko
Diese Art ist zum Glück noch nicht bedroht. Damit es aber erst gar nicht zur Bedrohung kommt, arbeitet der Auckland Zoo mit der Massey University (MU) zusammen. Die Biologin Manuela Barry managt dort ein Zucht- und Auswilderungsprogramm zur Erhaltung der Art. Diese war früher sehr viel weiter verbreitet, aber invasive Tiere dezimierten die Population drastisch – das ist ein typisches Problem vieler heimischer Arten in Australien und Neuseeland.
Das Zuchtbuch für Austalasien wird von Chye-Mei geführt. Sie ist Tierpflegerin im Auckland Zoo und kennt die Art besonders gut. Zur Rettung der Duvaucel-Geckos arbeitet sie deshalb auch eng mit Manuela Barry zusammen. 2023 konnten sie daher gemeinsam die Ergebnisse der ersten Auswilderungsmaßnahmen des Programms vor Ort in der Natur begutachten.
Auf zwei Inseln im Hauraki Golf waren 2020 zahlreiche Tiere ausgewildert worden. Die staatlichen Maßnahmen im Zuge der Coronakrise hatten einen Check der Tiere einige Jahre unmöglich gemacht. Rund 3 Jahre später, fanden die Artenschützerinnen gesunde Populationen vor. Das zeigt erneut, dass die generelle Strategie der Vernetzung von Zucht- und Auswilderungsprogrammen funktioniert. Die Expertise und auch die finanzielle Unterstützung durch Zoologische Gärten ist hierbei unabdingbar.
Hylobates lar: Weißhandgibbon
Diese Art ist die in den meisten Köpfen wohl präsenteste Gibbon-Art. Das ist modernen Zoologischen Gärten zu verdanken. Sie kümmern sich aber nicht nur um die Tiere in ihrer Obhut, sondern auch um jene in der Natur. Nur 10% ihres ursprünglichen Verbreitungsgebietes ist geschützt. In den letzten drei Generationen verlor der Wildbestand rund 50%. Moderne Zoos und Aquarien auf der ganzen Welt setzen sich dafür ein, dass die Weißhandgibbons in der Natur besser geschützt werden. Das ist kein einfaches Unterfangen.
Daher ist der Aufbau einer stabilen Population in Menschenobhut unerlässlich. Dabei kommt den Zoo-Experten ein wichtiger Umstand zugute: In Menschenobhut vermehren sie sich regelmäßiger und dadurch besser. Solche Ergebnisse wissenschaftlicher Studien machen Hoffnung für diese Art und auch andere Gibbon-Arten, auf die das vermutlich übertragbar sein wird. So gibt es in den USA ein Species Survival Plan für Gibbons. In Europa gibt es ein EEP und in Asien beteiligen sich auch einige Zoos an der Haltung und Zucht dieser Art.
Heutzutage ist der Weißhandgibbon der am häufigsten anzutreffende Gibbon in Zoologischen Gärten und die Zucht muss gemanagt werden, damit die genetische Basis der Zoo-Population möglichst divers bleibt. Sie ist die Basis für sämtliche Bemühungen in der Natur. Moderne Zoo und Aquarien sind wichtige Quellen von Forschung, Know-How und auch Finanzierung der In-Situ-Projekte. Ohne Zoologische Gärten sähe es für diese Art sehr viel schlechter aus und es gäbe nicht diese hervorragende Rückversicherung für die Art im Rahmen einer BackUp-Population.
Hyperolius pickersgilli: Pickersgills Schilffrosch
Mit seinen meistens nur 22 Millimetern Länge, fällt dieser Frosch nicht unbedingt auf. Es ist aber gut, dass er Forschern und Artenschützer aufgefallen ist und das rechtzeitig. Die Art kommt in weniger als 20 kleinen Feuchtgebieten entlang eines schmalen, extrem fragmentierten Verbreitungsgebiets vor, das sich insgesamt nur über 9 Quadratkilometer erschreckt. Die Prognose für den Lebensraum ist nicht sonderlich optimistisch und es ist klar: Es muss was getan werden.
Diese Art profitiert ganz aktuell von einem One Plan Approach. Man hat auch 30 Frösche in der Natur gesammelt, um mit ihnen in die Erhaltungszucht einzusteigen. Diese Population soll eine Reservepopulation für die stark bedrohte Wildpopulation darstellen. Hier engagiert sich besonders der Afrikanische Zooverband (PAAZAB). Zum Glück funktionierte die Zucht gut und rund 800 Tiere konnten bereits in die Natur gebracht werden.
Ohne Zoos hätte diese Art, für die ein Leben in der Natur immer lebensfeindlicher wurde, keine Chance mehr gehabt. Nun haben sie aber eine Chance auf eine Zukunft, die wirklich reell ist. Kämen Tierrechtler mit ihren Forderungen durch, wäre dies aber eine Art, die dann zum Aussterben verdammt wäre. Haltung rettet Arten. Diese winzigen Frösche sind einer von vielen Beweisen für diesen Lehrsatz im Artenschutz.
Iguana delicatissima: Kleiner Antillen-Leguan
2015 waren nur noch 19 Kleine Antillen-Leguane übrig. Dass sie besonders gut schmecken, wie ihr wissenschaftlicher Name anteasert, ist dabei nicht der Grund für diesen massiven Populationsrückgang. In erster Linie führte Zerstörung und Fragmentierung des Lebensraums sowie Hybridisierung mit den vor Ort invasiven Grünen Leguanen beinahe zur kompletten Ausrottung dieser besonderen Art. Ohne Zoologische Gärten gäbe es sie heute wohl nicht mehr.
Allerdings ist die Zucht der Tiere selbst in Menschenobhut nicht einfach. Vor allem dank der ersten Zuchterfolge vom Durrell Wildlife Conservation Trust, der den Jersey Zoo betreibt, konnte man die Art in Zoos verbreiten. Ziel ist es langfristig eine Reservepopulation aufzubauen, die dazu eingesetzt werden kann, die Wildpopulation zu unterstützen.
22 wilde Leguane hatte man zwischen 2016 und 2022 bereits auf die Insel Prickly Pear East gebracht. Hier will man – abseits der Gefahren – eine stabile Population etablieren. Bisher funktioniert das auch, denn die dort ausgewilderten Exemplare vermehren sich bereits. Die Insel könnte somit zur Keimzelle werden, aber Arten, die nur auf einer kleinen Insel leben, sind natürlich enorm anfällig. Daher braucht es auch Tiere in Ex-Situ-Programmen, um die Art langfristig abzusichern.
Kinyongia vosseleri: Vosseler-Zweihornchamäleon
Der Tiergarten Schönbrunn in Wien arbeitet eng mit den Tierschützern vom österreichischen Zoll zusammen und ist auch international vernetzt. So konnte der Schmuggel verschiedener Chamäleons aus den Usambara-Bergen aufgehalten werden. Die Tiere kamen in den Schönbrunner Zoo, genauer gesagt ins Aquarien- und Terrarienhaus. Dort konnte dem überwiegenden Großteil der durch den Schmuggel stark mitgenommenen Tieren das Leben gerettet werden.
Unter diesen Chamäleons waren auch Vosseler-Zweihornchamäleons. Das war das erste Glück für diese Art. Das zweite Glück war dann auch noch, dass genug dabei waren, um in die Erhaltungszucht dieser bedrohten Chamäleons einzusteigen. Dadurch gab es für die Art nun eine Chance. Ihr Verbreitungsgebiet ist in der Natur bereits stark fragmentiert und auf wenige Quadratkilometer begrenzt. Naturzerstörung in diesen Fragmenten verringert den Lebensraum dieser Tiere zunehmend.
Aus diesem Grund ist eine Reservepopulation in Menschenobhut überlebenswichtig für die bedrohte Art. Einmal sichert sie die Wildpopulation ab, aber sie ermöglicht auch wichtige Erkenntnisse zu der in der Natur schwer zu findenden und somit noch schwerer zu erforschenden Art zu erlangen. Ohne Zoologische Gärten, wie die auch als Zoo Vienna bekannte Institution im Garten vom Schloss Schönbrunn, wäre so etwas gar nicht unmöglich. Die Art wäre zum Aussterben verdammt.
Leucopsar rothschildi: Balistar
Als der deutsche Ornithologe Erwin Stresemann den Balistar 1911 wissenschaftlich beschrieb, lebte die Art nur in einem etwa fünfzig Kilometer langen Küstenstreifen im Nordwesten von Bali. Mehr als 900 Tiere wird es schon damals nicht gegeben haben. Etwas mehr als ein halbes Jahrhundert später lebten nur noch 200 Balistare. Um diese verbliebene Wildpopulation herum entstand 1983 der Nationalpark Bali Barat, wo es bis heute die letzte Wildpopulation gibt.
1988 wurde dann im Grünen Zoo Wuppertal ein Erhaltungszuchtprogramm gegründet. Ein paar Jahre später folgte die offizielle Etablierung eines Europäischen Erhaltungszuchtprogramms. Bei der Erhaltungszucht helfen auch Privathalter, die sich auf diese Art spezialisiert haben. Diese Zucht wird vom Kölner Zoo aus koordiniert. Von dieser so entstandenen Population werden auch immer wieder Tiere in den Nationalpark gebracht.
Die Population hängt am seidenen Faden und ist massiv auf diese Auswilderungen angewiesen, wenn man die Art wieder zu alter Größe führen möchte. Das haben sich inzwischen sehr viele Zoologische Gärten zum Ziel gemacht und so war der Balistar auch ein Star der “Silent Forest”-Kampagne der EAZA. Was man durch den Schutz des Balistars lernt, kann man nämlich auch auf weitere bedrohte Arten übertragen.
Leontopithecus caissara: Schwarzkopflöwenäffchen
Diese Art ist in Europa nahezu unbekannt. Es gibt sie überhaupt nur im Jersey Zoo, auf dem europäischen Festland in keinem Zoo und trotzdem ist Italien besonders mit dieser Art verbunden. Der Parco Zoo Punta Verde startete eine erste Kampagne zur Rettung der Art und es folgte dann die Einrichtung eines Bereiches, der sich ganz einem umfassenden Schutzprojekt in Brasilien verschreibt.
Obwohl ein Großteil des Verbreitungsgebiet der Art bereits in Nationalparks liegt, ist der Lebensraum der Schwarzkopflöwenäffchen weiterhin bedroht. Dazu kommt die geringe Populationsdichte, die sie sehr anfällig für Bedrohungen macht. Darum gehört die Art auch zu den 25 am stärksten bedrohten Affenarten.
Der italienische Zoo hat von 2002 bis 2021 schon eine viertel Million Euro sammeln können, um Projekte im Lebensraum der Tiere umzusetzen. Es wird genutzt, um einmal direkte Schutzprojekte zu ermöglichen, aber auch deren Basis: die Erforschung der kaum bekannten Art. So soll diese besondere Art vor dem sonst sicheren Aussterben gerettet werden.
Leontopithecus rosalia: Goldenes Löwenäffchen
Das erfolgreiche Zuchtprogramm hat wesentlich zum Erhalt der Wildbestände beigetragen. Ob sie sich ohne Zoos und Aquarien erholt hätten, kann bezweifelt werden. 1969 waren nur noch 150 Goldene Löwenäffchen in der Natur übrig – es stand sehr schlecht um die Art. 1984 begann dann unter Federführung des National Zoo in Washington das Auswilderungsprogramm, an dem zu dem Zeitpunkt 140 Zoologische Gärten weltweit beteiligt waren.
Bis ins Jahr 2000 konnten aus dem Programm 146 Tiere ausgewildert werden. Über 50% des heutigen Wildbestandes dieser Art stammen von diesen Tieren ab. Das Konzept funktioniert also, aber bisher eben nur in einem kleinen geschützten Bereich. Ziel ist es natürlich, das auszuweiten und an Land zu kommen, um es unter Schutz zu stellen. Es bringt nämlich nichts, geschützte Bereiche, wie den Poço-das-Antas-Naturpark jetzt mit den Äffchen voll zu stopfen.
Dank der Haltung der Tiere in modernen Zoos und Aquarien aber hat die Art eine sehr realistische Chance, nicht aussterben zu müssen. Das ist eine große Errungenschaft, die ohne die Haltung der Tiere gar nicht möglich wäre. Somit zeigt sich wieder, das Haltung sehr gut Arten retten kann.
Leptodactylus fallax: Antillen-Ochsenfrosch
“Berg-Hühnchen” wird die Art gerne im englischsprachigen Bereich genannt. Warum? Der Grund ist der Geschmack der Tiere, denen man nachsagt, nach Hühnchen zu schmecken. Im Englischen ist diese Beschreibung allerdings ein geflügeltes Wort, dass man nutzt, wenn es den Geschmack eines ungewöhnlichen Essens zu beschreiben gilt. Allerdings nicht umsonst gilt der Frosch als lokale Delikatesse der Inseln Montserrat und Dominica. Das ist zugleich auch ein Grund für den rapiden Rückgang der Wildpopulation.
Der Hunger auf das “Hühnchen” ließ den Bestand in der Natur von Mitte der 1990er bis Mitte der 2000er Jahre um ganze 80% schrumpfen. Weitere Ereignisse führten dazu, dass Ende der 2010er Jahre keine Antillen-Ochsenfrösche mehr auf Montserrat zu finden und unter 200 nur noch auf Dominica zu vermuten waren. Zum Glück hatte man rechtzeitig reagiert und bereits Ende der 1990er Jahre das Zuchtprogramm im Jersey Zoo gestartet.
Rund 20 Jahre später war die Zuchtpopulation in Europa auf 236 Frösche angewachsen. 51 Tiere konnten auf Montserrat ausgewildert werden, aber der Kampf um ihr Überleben geht weiter. Inzwischen soll es nur noch 21 in der Natur geben (Stand: 2024). Alle Hoffnung dieser Art liegt nun also auf den Zoologischen Gärten, die sie halten. Ohne moderne Zoos und Aquarien wären die Antillen-Ochsenfrösche bereits verloren. Die Zeichen aber stehen nicht schlecht, weil es diese Tiere in Menschenobhut gibt.
Litoria spenceri: Gefleckter Laubfrosch
Diese stark bedrohte Art trägt einen recht unauffälligen Namen. Die nur in Australien vorkommende Spezies ist aber nichtsdestoweniger stark bedroht. Mit einem 1,6 Millionen $ schweren Plan sind deshalb die Zoos Victoria angetreten, die Art vor dem Aussterben zu bewahren. Haltung und Zucht sind dabei von größter Wichtigkeit, denn so lassen sich die Tiere auswildern, was auch geschieht.
Gemäß dem One Plan Approach to Conservation von der Weltnaturschutzunion (IUCN), der als Blaupause für erfolgreichen Natur- und Artenschutz gilt, endet die Betätigung aber nicht an den Grenzen der Zoos. Es wird auch direkt im Lebensraum der Tiere gearbeitet. Der wird nämlich geschützt und die lokale Bevölkerung informiert. Mit diesem umfassenden Ansatz hat die Art beste Chancen, zu überleben.
Wäre die Rettung dieser Art ohne moderne Zoos und Aquarien möglich? Wohl kaum! Haltung rettet Arten und das zeigt diese Frosch-Art einmal mehr sehr deutlich. Das Überleben solcher Arten ist eng mit dem Überleben moderner Zoos und Aquarien gekoppelt. Solche Projekte wären ohne zoologische Institutionen unmöglich.
Lontra canadensis: Nordamerikanischer Fischotter
Zoos und Aquarien schafften für die USA eine wichtige Umkehr eines für die Art bedrohlichen Trends. Global gilt die Art aktuell nicht als bedroht. Das ist auch auf das Engagement zoologischer Institutionen zurück zu führen. Allerdings geht man durchaus davon aus, dass der Sonora-Fischotter (Lontra canadensis sonora) als bedroht zu zählen ist. Ihn findet man im Südwesten der USA und Mexiko.
Ihr Problem ist, dass sie bei Umweltverschmutzung sehr sensibel sind. Solange der Lebensraum intakt ist, halten die Bestände sogar gut nachhaltige Wildfänge – etwa zur Gewinnung von Pelz – aus. Allerdings hat sich die Qualität des Lebensraums seit der großräumigen Besiedlung des Kontinentes von Europa aus, nicht wirklich insgesamt von selbst verbessert. Das macht sie bei Naturschutz-Vorhaben zu wichtigen Botschaftern. Sie sind nämlich quasi ein Indikator für die Gesundheit des Lebensraums.
Dort, wo man sie schützt und auf die Qualität des Lebensraumes achtet, können sie nämlich inzwischen wieder gut leben. Daher ist die Art auch nicht mehr so bedroht. Das bedeutet aber nicht, dass die sprichwörtliche Kuh schon vom Eis wäre. Der Seneca Park Zoo zum Beispiel ist Teil einer Initiative zur Wiedereinführung des Flussotters im Westen von New York. Auswilderungen fanden unter anderem am Honeoye Lake und am Genesee River statt. Das ist ein Beispiel von vielen möglichen in Zoologischen Gärten der Vereinigten Staaten.
Lophura edwardsi: Vietnamfasan
Bei dieser Art gibt es etwas Durcheinander, weil auch Lophura hatinhensis unter dem gleichen Trivalnamen bekannt ist. Diese Art ist allerdings wissenschaftlich umstritten. Manche Autoren halten Lophura hatinhensis für eine Unterart von Lophura edwardsi – die Art wird auch daher manchmal als Edwardsfasan bezeichnet – und andere für eine Hybrid-Art. Inzwischen hat es sich aber durchgesetzt Lophura edwardsi auch als Vietnamfasan zu bezeichnen. So geschieht das zum Beispiel bei der Vietanamzing-Kampagne der EAZA.
Moderne Zoologische Gärten sind nämlich bei der Rettung der stark bedrohten Art involviert. Das geschieht zum Beispiel im Rahmen vom Khe Nuoc Trong Project, das der Zoo Berlin unterstützt. Das ist auch dringend nötig, denn zuletzt wurde im Jahr 2000 ein Exemplar dieser Art in Vietnam gesichtet. Dank moderner Zoologischer Gärten treten sie aber ihren Weg zurück in die Natur an. Ohne Zoos wäre die Art also ausgestorben und hätte keine Chance auf Rückkehr in die Natur.
Neben einem Europäischen Zuchtbuch, das in Prag geführt wird, gibt es auch noch ein Internationales Zuchtbuch für diese wichtige Art, das in Berlin gemanagt wird. Diese Zuchtpopulationen sind von größter Wichtigkeit. An ihnen hängt auch die Zukunft der Art in der Natur. Ohne Auswilderung der Tiere geht es nämlich nicht. Auswilderung setzt Zucht voraus und diese Zucht wiederum erfahrene Halter. Zoologische Gärten sind also der Schlüssel zum Überleben dieser Art in Menschenobhut und in der Natur gleichermaßen.
Loxodonta africana: Afrikanischer Elefant
Um die Elefanten in Afrika steht es nicht gut. Daher arbeiten moderne Zoologische Gärten sehr intensiv an der Ermöglichung ihres Überlebens. Dazu werden über 85 Natur- und Artenschutzprojekte durch Zoos und Aquarien unterstützt. Dabei ist der Afrikanische Steppenelefant das am häufigsten gezeigte Tier. Es wird aber auch der Waldelefant (Loxodonta cyclotis) nicht vergessen. Letztendlich lassen sich auch viele Erkenntnisse übertragen und von Schutzprojekten profitieren alle Elefanten sowie viele weitere Arten.
Dazu inspirieren die Elefanten, die in Zoos gezeigt werden, die Besucher für den Schutz der Tiere. Hinzukommend ermöglicht die Haltung wichtige Forschung für den Artenschutz. Das zeigt wie auch über den direkten Schutz durch Unterstützung von Schutzorganisationen auch viel in den Zoologischen Gärten selbst für den Schutz dieser beeindruckenden Tiere geschieht. So greifen viele Zahnräder auf der ganzen Welt ineinander, um Afrikanische Elefanten zu schützen. Dieses Uhrwerk würde ohne Zoos gar nicht funktionieren.
Weltweit gilt als erfolgreichster Züchter Afrikanischer Elefanten aktuell der Grüne Zoo Wuppertal. Auch dieser Zoo verknüpft seine Haltung mit Artenschutz im natürlichen Lebensraum der Tiere:
Lycaon pictus: Afrikanischer Wildhund
Denkt man an Hunde, würde man nicht an Bedrohung denken, weil es so viele davon überall gibt. Bei den Afrikanischen Wildhunden ist das anders: es gibt nur noch wenige verinselte Populationen. Sie sind die letzten Überlebenden ihrer Gattung. Sterben sie aus, ist sie komplett verloren. Auch deshalb kämpft man um das Überleben der Wildhunde und kann schon Erfolge verbuchen.
Allerdings gibt es ein riesiges Problem: Studien zeigen, dass ein Rudel ion der Natur zwischen 200 bis 2.000 Quadratkilometer Land benötigt, weil Umweltfaktoren sie dazu zwingen. In Menschenobhut, wo dieser Platzbedarf drastisch sinkt, weil die dafür verantwortlichen Zwänge wegfallen, sieht es anders aus. Leider sind aber die meisten Nationalparks in Afrika somit nicht groß genug auch nur ein Rudel zu beherbergen. Allerdings Rudel, die außerhalb von Schutzgebieten leben, werden immer noch von Bauern und Viehzüchtern getötet.
Aus dem Grund ist es wichtig, die Reservepopulation in Menschenobhut zu erhalten, um dann bereit zu sein, wenn man mehr Schutzgebiete hat, die Rudel aufnehmen können. Dazu arbeitet zum Beispiel die San Diego Zoo Wildlife Alliance mit dem Northern Rangelands Trust zusammen. Basis dafür sind Forschung und Erhaltungszucht. Ohne Zoos wäre das unmöglich.
Macaca sylvanus: Berberaffe
Die einzige wildlebende Primatenart Europas ist beliebt, aber auch bedroht. Allerdings gehen die heutigen europäischen Berberaffen auf den Einfluss den Menschen zurück. Durchaus aber war die iberische Halbinsel in vorgeschichtlicher Zeit schon mal mit Berberaffen besiedelt gewesen, wie Fossilienfunde zeigen. Die Keimzelle der Berberaffen liegt jedoch in Nordafrika und genau dort ist die Art auch bedroht. Daher engagieren sich europäische Zoos und Aquarien im Rahmen der EAZA im Schutz der Art dort.
Der Tiergarten Schönbrunn in Wien finanziert zum Beispiel einen Mitarbeiter des Schutzprojekts. Berberaffen-Experte Achmed Chetuan hält Vorträge an Schulen, um der jungen Generation vor Ort, die besonderen Affen und ihren Schutz näher zu bringen. Er ist aber auch in der Erwachsenenbildung aktiv und spricht mit den Hirten vor Ort. Diese Edukationsprogramme sind wichtig, denn der menschliche Einfluss auf den Lebensraum bedroht den Fortbestand der Art, aber Bildung kann hier helfen, um das weiter zu minimieren und eine friedliche Koexistenz zu organisieren. Dazu führt Achmed Chetuan Feldforschung durch und überwacht die wilden Berberaffen-Gruppen.
Der Tiergarten im Schönbrunner Schlossgarten finanziert zudem den Monkey Bus. Mit ihm werden sowohl Feldstudien als auch die Konfiszierung illegal gehaltener Berberaffen möglich. Dazu wird das Projekt den Besuchern des Zoos in Wien präsentiert und so wird auch diesen bewusst wie bedroht die Tiere in der Natur sind. Leider sind sich viele Menschen der Bedrohung dieser besonderen Primaten-Art nicht bewusst, aber Zoos können das ändern und so den Schutz der Art voranbringen.
Macrotis lagotis: Großer Kaninchennasenbeutler
Diese Art ist wahrscheinlich deutlich besser als Bilby bekannt. Sie ist Teil der Tarongas Legacy-Arten und ist deshalb zum Beispiel im Taronga Zoo Sydney zu sehen. Im Australischen Bundesstaat New South Wales (NSW) galt die Art für 100 Jahre als ausgestorben. Durch die Auswilderung von 10 Bilbys im Sturt-Nationalpark 2020 wurde diese Phase beendet und die Rückkehr der Großen Kaninchennasenbeutler eingeläutet. 2022 gab es schon 60 Bilbys dort. Die Tiere aus der Ethaltungszucht in Menschenobhut pflanzen sich auch in der Natur erfolgreich fort.
Seitdem wurden noch mehr Tiere ausgewildert. Diese Arbeit soll weitergehen, sodass die Großen Kaninchennasenbeutler nicht das gleiche Schicksal ereilt wie die Kleinen Kaninchennasenbeutler, die im 20. Jahrhundert bereits ausgestorben sind. Die Problemlage ist ähnlich wie damals, aber heute hat man, dank moderner Zootierhaltung, bessere Möglichkeiten, solche Arten vor dem Aussterben zu bewahren.
Die Hauptbedrohungen für die Bilbys sind der Verlust ihres Lebensraums, die Konkurrenz mit invasiven Arten und Raubtiere, wie Katzen und Füchse. Hierbei spielt die Land- und Forstwirtschaft eine große Rolle und man muss eine Koexistenz verhandeln, die Mensch und Tier genügend Platz zum Überleben lässt. Daher ist es wichtig, eine Reservepopulation in Menschenobhut zu haben, die es möglich macht, eine langfristige Perspektive für die Art zu eröffnen.
Manis javanica: Malaiisches Schuppentier
Im Zoo von Singapur liegt die Wiege der Rettungsmission des Malaiischen Schuppentiers. Der Zoo gehört zur Mandai-Gruppe, deren zoologische Institutionen aktiv im Bereich der Tierrettung sind. Sie nehmen jedes Jahr durchschnittlich 20 wilde Schuppentiere in Not auf. Die Tiere werden gesund gepflegt und dann wieder ausgewildert – rund 120 Tiere (Stand: 2020) konnten so vor dem sonst sicheren Tod gerettet werden. Davor bekommen sie allerdings einen Mikrochip, um das Schicksal des jeweiligen Tieres verfolgen zu können. Generell liefert die Verfolgung der Schuppentiere wichtige Erkenntnisse für Forschung und Schutz der Tiere.
Singapore Night Safari, ein Zoo, der auch zur Mandai-Gruppe gehört, ist die erste Einrichtung der Welt, die erfolgreich diese Schuppentiere züchtet. Die drei erfolgreichen Geburten im Park sind ein großer Erfolg für den Erhalt der nicht leicht zu züchtenden Tiere. Das erste Ex-situ-Programm zur Rettung vom Sunda-Schuppentier, wie die Art auch genannt wird, wurde im Januar 2021 ins Leben gerufen, wobei ein Tierpfleger des “Night Safari”-Teams zum Programmkoordinator ernannt wurde.
Das Zeigen der Tiere im Zoo dient dazu, das Bewusstsein für die Art zu schärfen und die Öffentlichkeit über die Bedrohungen aufzuklären, denen Schuppentiere weltweit ausgesetzt sind. Die Arbeit hat aber auch bereits schon Auswirkungen im Lebensraum, denn sie lieferte zum Beispiel Optionen zur Minimierung von Schuppentier-Roadkill. Eine Verhinderung dessen ist nämlich wichtig für den Erhalt der Populationen. Dazu wurde eine Kampagne vor Ort gestartet, um das Bewusstsein für Singapurs Schuppentiere zu stärken und lokale Unterstützer zu gewinnen.
Marmota vancouverensis: Vancouver-Murmeltier
Von den 1980er Jahren bis in die 2000er hinein, verloren diese Murmeltiere 80-90% ihres Bestandes. Dass sich die Bestände aktuell erholen können, ist Zoologischen Gärten zu verdanken. 2003 gab es weniger als 30 Tieren, 2015 wieder 250-300 und 2021 ging man von 25 Kolonien aus. Dieser Anstieg ist einem Recovery Program zu verdanken, dass ohne Zoos nie möglich geworden wäre. Deren Arbeit ist zwar noch nicht vorbei, aber ein Turnaround des Trends konnte geschafft werden.
1997 war dem Team zur Rettung der Art klar: es braucht eine Reserve-Population in Menschenobhut. Daher wurden sechs Tiere aus der Natur in den Toronto Zoo gebracht. Weitere Institutionen, wie der Calgary Zoo, schlossen sich später an. So konnte eine Population aufgebaut werden, weil die Zucht funktionierte. Von dieser aus gibt es auch Auswilderungen, um die Wildpopulation zu unterstützen. Das ist – neben der Arbeit zum Schutz des Lebensraumes der Tiere – ein sehr wichtiger Baustein zur Erholung.
Die Überlebensraten machen Mut und man weiß auch, dass sich die ausgewilderten Exemplare in der Natur fortpflanzen. Das nächste Ziel ist 400-600 Tiere in den drei Metapopulationen zu haben, die man aktuell kennt. Aber das Überleben ist für die Vancouver-Murmeltiere nicht einfach: es gibt wenige, verinselte Gebiete, in denen sie überleben können. Sie werden zunehmend von anderen Tieren bejagt und die Überlebensrate der Jungtiere ist durch den Winter auch limitiert. Noch ist auch unbekannt wie sich der Wandel des Klimas hierauf auswirken wird.
Manouria emys: Braune Landschildkröte
Die größte Landschildkröten-Art Asiens lebt in den immergrünen Wäldern des tropischen Asiens – eigentlich. Statt in einer grünen Idylle lebt sie nämlich in einer immer mehr zerstörten Welt. Die Zerstörung ihres Lebensraums und die Bejagung hat sie an den Rand der Ausrottung gebracht. Manche Menschen glauben leider den Märchen über die angebliche Heilkraft, die Körperteile der Tiere hätten. So steht diese Schildkröte leider auf der Roten Liste mit dem höchstmöglichen Bedrohungsstatus.
So soll es aber nicht bleiben. Zoos und Aquarien auf der ganzen Welt, wollen die Art vor dem Verschwinden retten. Ein Schritt dazu ist eine Population in Menschenobhut. Hier ist zum Beispiel der Mandalay Zoo sehr aktiv. Man versucht so einerseits die Nachfrage nach den Tieren zu decken, um Wildentnahmen zu verhindern. Andererseits sollen diese Populationen aber auch die Basis von Auswilderungsprojekten sein. Hierbei unterstützt zum Beispiel die Stiftung vom Burgers’ Zoo in Arnheim. Diese Auswilderungen passieren in Schutzgebieten, weil eine Überlebenschance der Art in der Natur nicht möglich erscheint.
Erneut zeigt sich wie wichtig es ist Hand in Hand zu arbeiten: einerseits geht es um die Nachzucht der Tiere im Zoo – wie es etwa im San Antionio Zoo schon sehr gut gelingt – und andererseits auch um die Schaffung von Lebensraum. Die Braunen Landschildkröten nur in der Natur erhalten zu wollen, wäre ein aussichtsloses Unterfangen. Aus dem Grund arbeitet man ex situ und in situ Hand in Hand. Ohne Zoos wäre das gar nicht möglich.
Melanophryniscus admirabilis: Wunder-Schwarzkröte
Man wusste sehr wenig über die kleine Kröte bis es plötzlich schnell gehen musste, denn rund 300 Meter von dem einzigen Ort entfernt, an dem diese Art vorkam, sollte ein Kleinwasserkraftwerk errichtet werden. Erst dadurch erfuhr man dann wie stark bedroht die Art wirklich ist und wie sehr sie durch den Bau bedroht würde. Als direkte Konsequenz der Ergebnisse entschied man sich, den Bau nicht zu erlauben. Dies war das erste Mal in der Geschichte Brasiliens, dass die Gefährdung einer vom Aussterben bedrohten Amphibie den Bau eines bedeutenden Infrastrukturprojekts verhinderte.
Bisherige Haltungsversuche von Jungtieren und wenigen Einzeltieren in Laboren schlugen fehl. Allerdings geht man davon aus, dass die Erfahrungen von Zoos mit der Haltung und Zucht von anderen Schwarzkrötchen, wie Stelzners Schwarzkrötchen, die aktuell (Stand: 2023) in Berlin und Hamburg gehalten werden, hierfür wichtige Informationen liefern.
Daher ist diese Art ein tolles Beispiel, wie moderne Zoos und Aquarien auch indirekte Auswirkung auf Artenschutzprojekte haben können. Sie können sehr wohl auch, auf Basis des eigenen Bestandes und Knowhows, wichtigen Einfluss auf Projekte für Arten nehmen, für die es noch gar keine Ex-Situ-Population gibt. Sicherlich wird es trotzdem wichtig sein, für die Wunder-Schwarzkröte auf Dauer eine Population außerhalb ihres winzigen natürlichen Vorkommens aufzubauen, um die Art abzusichern.
Mitu mitu: Mituhokko
Die Geschichte des Alagoas-Mitu, wie die Art auch genannt wird, hat tatsächlich Geschichte geschrieben. Im Jahr 2020 war er nur einer von drei jemals bekannten Fällen, in denen es gelungen ist, mit sehr wenigen Tieren einer Art das Aussterben noch zu verhindern. Daher haben Francisco et al. in diesem Jahr der Art eine eigene Arbeit gewidmet. Die Geschichte vom Mituhokko ist von großem Wert – ganz genau so wie das Überleben der Art.
In der Natur hatte man die Art 1979 zuletzt gesehen, als man die letzten verbliebenen fünf Mituhokkos einfing, um mit der Zucht zu starten. Die gesamte Population, die aktuell noch lebt, stammt von drei dieser fünf Tiere ab. Zur Rettung der Art trugen verschiedene Faktoren bei: die Rettung der letzten verbliebenen Tiere, die zum Glück nicht verwandt waren, das richtige Zucht-Management in Menschenobhut, dass die zweite Generation mit 19 Individuen die genetische Variabilität an die nachfolgenden Generationen weitergeben konnte und ein langfristiges genetisches Monitoring, das weitere Verluste der genetischen Diversität vermeiden konnte.
Als die Population in Menschenobhut 100 Tiere umfasste, gab es im September 2019 die erste Auswilderung von drei Paaren mit der Perspektive mehr Tiere in der Zukunft auszuwildern. Ohne Zoologische Gärten wäre die Zucht dieser Tiere kaum möglich. So sorgte zum Beispiel der brasilianische Parque Das Aves in Foz do Iguaçu, der wohl größte Vogelpark Lateinamerikas, international für Schlagzeilen, als auch bei ihm die Zucht der Art glückte.
Morelia carinata: Rauschuppenpython
Die einzige Python-Art, die an Körperschuppen einen Kiel aufweist, ist endemisch an einigen Orten im Nordwesten von Kimberley in Western Australia und eine der seltensten Schlangen Australiens. Auf der Roten Liste aber gilt sie als LC-Art. Dadurch wird der Anschein erweckt, sie sei nicht bedroht. Basis dieser Klassifizierung ist allerdings der Umstand, dass man weder die Gesamtpopulation, noch deren Trend kennt, man geht aber davon aus, dass sie ein noch größeres Verbreitungsgebiet hat. Belege dafür gibt es nicht wirklich.
Moderne Zoologische Gärten aber lassen sich von solch fragwürdigen Klassifikationen erstmal nicht beirren. So sind zum Beispiel der Perth Zoo sowie der Australian Reptile Park dabei die Art zu halten und zu vermehren. Dort kann man die Tiere überhaupt erst sehen, verbringen sie doch ihre Zeit in der Natur damit, versteckt auf Beute zu warten. Daher sieht man sie dort auch kaum. Nun kann es sein, dass sich die Tiere einfach immer super gut verstecken oder dass es sie tatsächlich kaum noch gibt.
Daher ist es wichtig, präventiv zu agieren und eine möglichst große Erhaltungszuchtpopulation aufzubauen. Dabei werden auch Privathalter mit ins Boot geholt, weil sich die Pythons in Menschenobhut sehr gut vermehren. In dieser BackUp-Population liegt die Zukunft für diese besonderen Pythons, die zu den seltensten Schlangenarten der Welt gehören. Hierbei ist auch der Grüne Zoo Wuppertal aktiv und züchtet die Art erfolgreich.
Mustela nigripes: Schwarzfußiltis
Ohne Zoos wäre die Art ausgestorben. Zur Rettung der Art wird auch modernste Technologie eingesetzt. Darauf konnte man aber in den 1960er Jahren noch nicht zurückgreifen. Damals begannen die Nachzuchtbemühungen der schon zu dieser Zeit massiv bedrohten Tiere. Daraus resultierten dann die ersten Auswilderungen im Jahr 1991. Bis dahin war es ein weiter Weg gewesen, auf dem man teilweise das Aussterben in der Natur befürchten musste.
1979 galt sie als ausgestorben. 1982 entdeckte man die vermutlich letzte Kolonie der Tiere. Innerhalb von wenigen Jahren wurde sie stark dezimiert. Alle heute lebenden Schwarzfußiltisse haben die 18 Tiere aus dieser Kolonie als Vorfahren. Hätte man die letzten Tiere dieser Kolonie nicht eingefangen, gäbe es diese Art heute nicht mehr. Aber auch der Weg der Auswilderung war steinig. Seit man diese Art kennt, reagiert sie sehr empfindlich auf Krankheiten und deshalb wurden bereits viele Wild- und später auch ausgewilderte Populationen ausgelöscht.
Über 4.000 Tiere wurden aus der Menschenobhut in die Natur gebracht. Jedes Jahr sind es 150-220 Tiere. Aufgrund der großen, natürlichen Verluste, weil es sich eben auch um Beutetiere handelt, geht man aktuell von ein paar hundert Exemplaren in der Natur aus. Das teigt sehr deutlich: ein solches Projekt ist kein Sprint, sondern ein Marathon. Aber es lohnt sich, denn der Erfolg, dass sich überhaupt Wildpopulationen halten können, ist enorm. Ohne Zoos wäre er nie möglich gewesen und die Art längst ausgestorben.
Myrmecobius fasciatus: Numbat
Die auch als Ameisenbeutler bekannten Tiere sehen aus wie eine seltsame Mischung aus Erdmännchen und Spitzmaus, sind aber tatsächlich Beuteltiere. Nach der Ankunft der europäischen Siedler in Australien wurde die Art auf nur zwei Gebiete zurückgedrängt. Das war eine dramatische Situation, die dank Auswilderungen etwas entschärft werden konnte. Dazu werden sie in Menschenobhut gezüchtet und Tiere aus diesem Erhaltungszuchtprogramm werden immer wieder ausgewildert.
Eine besondere Rolle spielt dabei der Perth Zoo, worüber zoos.media auch schon öfters berichtete. Seit 1993 konnten [Stand: September 2023] 294 im Zoo geborene Numbats ausgewildert werden. Wenn man bedenkt, dass es wahrscheinlich weniger als 1.000 Tiere überhaupt noch in der Natur gibt, zeigt das, was ein großer Beitrag das Projekt leistet. Interessierte sind dazu angehalten, das Projekt auch aktiv zu unterstützen. So nimmt der Zoo die lokale Bevölkerung mit.
In diesem Zoo gelang auch 1992 zum ersten Mal die Nachzucht der Tiere. Erneut konnte man also durch Haltung einer Art eine große Chance auf Überleben schenken. Ob es noch Numbats geben würde ohne diesen Durchbruch? Das darf bezweifelt werden, aber in jedem Fall hätte die Art wohl keine Chance mehr auf überleben, wenn der Perth Zoo sie nicht so erfolgreich gezüchtet hätte. Das zeigt einmal mehr die große Bedeutung, die moderne Zoologische Gärten schon seit Jahrzehnten für den Artenschutz haben.
Myuchelys georgesi: Bellinger-Schnappschildkröte
Diese besondere Schildkröte kommt nur in Australien vor. Die Art findet man ausschließlich in dem kleinen Küsteneinzugsgebiet vom Bellinger River. Daher auch der Name. Dort hat der Rotfuchs leider Einzug erhalten. Für ihn sind die Schildkröten Beute. Dazu kommt die Konkurrenz mit der ebenfalls invasiv wirkenden Murray-Flussschildkröte. Erneut sind es also wieder einmal dem Habitat eigentlich fremde Arten, die heimischen Arten Probleme machen. Das ist nicht untypisch – gerade in Australien.
2015 wurden dann 90% der Population von einem Virus ausgerottet, wodurch die Art als in der Natur funktional ausgestorben galt. Der Taronga Zoo nahm sich der Art an. 2020 waren schon 35 Schildkröten dort geschlüpft. Die werden auch ausgewildert, während man aber natürlich die Population in Menschenobhut stabil halten muss. Über 30 wurden bereits in die Natur gebracht.
Hätten diese seltenen Schildkröten eine Chance ohne Zoologische Gärten? Vermutlich hätten sie das nicht. Sie wären für immer verschwunden. Damit das nicht passiert, arbeiten Herpetologen unermüdlich. Ihnen kommen auch Erfahrungen aus der Haltung und Zucht anderer Schildkröten-Arten zugute. Dieser Erfahrungsschatz ist von unschätzbarem Wert. Haltung rettet Arten.
Naemorhedus goral: Grauer Goral
In Asien findet man sehr besondere Ziegenartige, die über den Kontinent hinaus nicht sehr bekannt sind: Gorale. Im Himalaya wohnt der Graue Goral. Dort werden die Gorale allerdings leider bejagt und ihr Lebensraum vernichtet. Noch gilt die Art nicht als bedroht, aber soweit soll es auch gar nicht kommen. Die Westbengalische Zoobehörde hatte in einer Studie herausgefunden, dass es gut wäre, die beobachteten Wildbestände durch Auswilderungen zu unterstützen.
Empfohlen wurden dabei Tiere des Padmaja Naidu Himalayan Zoological Park, der auch als Darjeeling Zoo bekannt ist. Dieser hält und züchtet die Art nach wie vor sehr erfolgreich und beherbergt einige Tiere. So wurde die erste Auswilderung dieser Art möglich, die auch vom Weltzooverband (WAZA) gefeiert wurde. Gleichwohl steht die Population in Menschenobhut vor gewissen Herausforderungen, was genetische Diversität anbelangt. Erfolge bei anderen Arten aus einer überschaubaren Zahl an Gründertieren hohe genetische Vielfalt zu generieren, geben hierbei Hoffnung.
Es ist unstrittig, dass die Zucht dieser Tiere in Menschenobhut ein Schlüssel zu ihrem langfristigen Überleben ist. Ohne Zoologische Gärten wären ein Aufbau so eines Zuchtprogramms gar nicht möglich. Dank Zoos haben die Grauen Gorale also eine Chance auf eine Zukunft. Ohne sie wäre dieser Hoffnungsschimmer gar nicht existent.
Nanger dama: Damagazelle
Wie wichtig moderne Zoos für den Erhalt der Damagazellen sind, zeigt besonders eine ihrer Unterarten: die Mhorrgazelle (Nanger dama mhorr). Sie galt seit den 1980er Jahren als in der Natur ausgerottet. Dank einem Erhaltungszuchtprogramm in Zoologischen Gärten konnte die Art aber in Menschenobhut die Zeit überdauern und war nicht für immer verloren. Man versucht diese Unterart nun wieder anzusiedeln, was sich als nicht einfach erweist. Ohne Zoologische Gärten allerdings wäre diese Unterart längst ausgestorben.
Die Rothalsgazelle (Nanger dama ruficollis) ist in der Natur zwar noch vorhanden, aber sehr selten geworden. Auch hier gibt es Erhaltungszuchtbemühungen, damit die Unterart nicht verschwindet. Sie wird besonders in den USA gepflegt und so ist auch dort der Schwerpunkt der Erhaltungsbemühungen. Bei der Mhorrgazelle ist dies Europa. Die Nominatform der Damagazelle (Nanger dama dama) gibt es nur im Al Ain Zoo und kaum noch in der Natur.
Daran sieht man, dass das Überleben der Damagazelle mit all ihren Unterarten an der Existenz der Zoologischen Gärten hängt. Ohne sie gibt es für diese, die bedrohteste Gazelle der Welt, keine Perspektive für eine Zukunft. Das untermauert erneut wie wichtig Zoos für das Überleben von Arten und Unterarten sind.
Nasalis larvatus: Nasenaffe
Diese Affen sind keine leichten Pfleglinge. Jahrelang lief die Haltung der stark bedrohten Tiere nicht sonderlich gut. Erst der Zoo in Singapur konnte nachweisen, dass man die Tiere erfolgreich, langfristig und nachhaltig in Menschenobhut pflegen kann. Diese Haltung dient nun als Blaupause in der so genannten Westlichen Welt, die vor diesen wertvollen Erkenntnissen aus Singapur mit der Art so ihre Probleme hatte. In Singapur ist aber auch aktuell das Zentrum für den Schutz der Art.
Der Zoo geriet in die Schlagzeilen als ihr dominantes Männchen als Vertreter der sechstausendsten Art für die National Geographic Photo Ark von Joel Sartore fotografiert wurde. Auch solche Aktionen sind wichtig, um die Art überhaupt erst bekannt zu machen und zu erklären, warum ihre Erhaltung wichtig ist. Leider ist die Bedrohung von Nasenaffen zu wenig bekannt. Das wollen Zoologische Gärten natürlich ändern.
So unterstützt auch der Zoo von Singapur ein Projekt zum Schutz und Erhalt einer der größten bekannten Populationen des Nasenaffen in der Balikpapan-Bucht in Indonesien. In diesem Projekt geht es besonders um die Aufklärung der lokalen Bevölkerung und die Bewertung der Bedeutung der Regeneration von Sekundärwäldern für die Art. Vom Schutz dieser Tiere werden also wieder noch viel mehr Arten profitieren können.
Nasikabatrachus sahyadrensis: Indischer Purpurfrosch
Dieser Frosch hat ohne jeden Zweifel ein sehr besonderes Aussehen. Trotzdem ist die Art eher unbekannt. Zum Glück hat sich aber das EDGE-Programm der Zoologischen Gesellschaft Londons dieser Art angenommen. Seit 2017 arbeitet man bereits mit diesen Fröschen. Ganz wichtig war es, dass ihre Brutgebiete vor Touristen geschützt wurden. Auch weitere Schutzmaßnahmen wurden eingeleitet. Dabei wurde auch ganz aktiv mit der lokalen Bevölkerung gearbeitet und alle mit ins Boot geholt. Dabei ging es auch um die Popularität der Art.
Als Ergebnis dieser Aktivitäten hat sich das bekannte Verbreitungsgebiet des Indischen Purpurfrosches vergrößert. Vielleicht kann sein Bedrohungsstatus sogar bald herabgestuft werden. Zudem wird eine verwandte Art des Frosches, der Bhupathy-Purpurfrosch (Nasikabatrachus bhupathi), die erst 2017 überhaupt entdeckt wurde, ebenfalls von den Schutzmaßnahmen profitieren.
Der Indische Purpurfrosch soll als Botschafter für den Amphibienschutz etabliert werden. Dadurch soll er nochmal mehr ins Bewusstsein der Öffentlichkeit gelangen. Man ist optimistisch, dass man so eine vollständige Erholung des Indischen Purpurfroschs innerhalb der nächsten 30–50 Jahre erzielen könnte. Ob das ohne das EDGE-Programm der Zoological Society of London, die den London Zoo und den Whipsnade Wild Animal Park betreibt, möglich wäre, ist mehr als fraglich.
Nectophrynoides asperginis: Kihansi-Gischtkröte
Die in Tansania endemische Kröten-Art war in der Natur ausgestorben. Dass es heute wieder Auswilderungen gibt, verdankt man Zoos und Aquarien. Besonders aktiv waren hier der Bronx Zoo und der Toledo Zoo. Allerdings war die Zucht der kleinen Krötchen zu Beginn gar nicht so einfach. Es brauchte viel Entwicklungsarbeit, um eine stabile Ex-Situ-Population aufzubauen. Ohne Erfahrungen aus der Zucht anderer Amphibienarten wäre das so nicht möglich gewesen. Das zeigt erneut den Wert der Expertise, die in zoologischen Institutionen besteht.
In der Natur fluktuierte die Population der Tiere im Bereich von 17.000 Tieren. Zu Beginn des dritten Jahrtausend fiel die Zahl der Individuen aber stark. Bereits am Ende des ersten Jahrzehnts galt die Art in der Natur als ausgestorben. Hätte man nicht rechtzeitig 500 Tiere in die USA geflogen, um dort mit ihnen ein Zuchtprogramm aufzubauen, wäre die Art für immer verloren gewesen.
Grund für ihr Verschwinden in der Natur war der Bau des Kraftwerks Kihansi. Es staut Wasser zur Stromerzeugung. Dadurch verringerte sich die Wassermenge des Wasserfalls um 90 Prozent. So gab es weniger Gischt und das davon abhängige Mikrohabitat, in dem es sich die Kröten im Laufe der Evolution gemütlich gemacht hatten, geriet aus den Fugen. Dazu kam ein Chytridiomykose-Ausbruch sowie eine Verunreinigung der Gischt durch Umweltverschmutzung. Die Inobhutnahme hat die Tiere somit aus einem lebensfeindlich gewordenen Habitat gerettet und ihnen den Fortbestand gesichert.
Neophron percnopterus: Schmutzgeier
Eine der kleinsten Geier-Arten Europas ist in der Natur leider großen Bedrohungen ausgesetzt. Ohne Maßnahmen ist es zu 48% wahrscheinlich, dass die Art 2049 ausgerottet ist. Werden allerdings 12 Tiere pro Jahr ausgewildert, ist die Wahrscheinlichkeit unter 1%, dass die Art ausgerottet wird. Diese Zahlen machen unmissverständlich klar: ohne Zoologische Gärten könnte die Art nicht überleben. Schließlich sind die Zoos ein wichtiges Zentrum der Erhaltungszucht. Die Auswilderung von 2-3-jährigen Tieren ist dabei die erfolgversprechendste Methode.
Gerade auf dem Balkan ist die Population der Schmutzgeier besonders im Fokus von Artenschützern. Hier unterstützt der Tiergarten Schönbrunn in Wien ein wichtiges Projekt mit Erhaltungszucht und Wiederansiedelung. Fast jedes Jahr kann der Zoo ein Tier zum Auswilderungsprogramm, an dem auch andere Zoologische Gärten teilnehmen, für die nicht leicht zu züchtenden Tiere beisteuern.
Das geht Hand in Hand mit Maßnahmen in der Natur, denn Gefahren auf der Zugroute der migrierenden Vögel sind auch ein Problem. Sie sollen nach und nach beseitigt werden, damit die ausgewilderten Schmutzgeier auch eine sichere Reise bis nach Afrika haben. So hat – dank moderner Zoologische Garten – der Schmutzgeier eine vielversprechende Zukunft.
Nesoenas mayeri: Rosentaube
Wie ein weiterer Name der Tauben-Art spoilert, ist sie endemisch auf Mauritius. Schon als die Art beschrieben wurde, war klar, dass sie sehr selten ist. Das lag einmal an der Rodung der Wälder. Man geht davon aus, dass nur etwa 2 % der Landfläche von Mauritius mit einheimischen Wäldern guter Qualität bedeckt sind. Allerdings spielten auch Invasivarten, wie die Hauskatze, eine sehr große Rolle. 1991 ging man nur noch von 10 wildlebenden Exemplaren aus.
Zum Glück hatte man rechtzeitig Tiere aus der Natur entnommen. Seit 1970 wurde die Art in Menschenobhut gehalten. Besonders aktiv war hier der vom Durrell Wildlife Conservation Trust getragene Jersey Zoo. So war der Aufbau einer gesunden Population der Tiere in Zoologischen Gärten möglich. Dank Auswilderungen in Menschenobhut geborener Vögel konnte man 2018 wieder rund 400 von ihnen in der Natur zählen. So konnte man im gleichen Jahr ihren Bedrohungsstatus herabstufen.
Die Entwaldung sowie tierische und pflanzliche Neozonen bleiben Bedrohungen der Tiere. Dazu kommen natürliche Faktoren, wie Umweltkatastrophen. Darauf reagieren die Tiere sehr sensibel: 1960, 1975 und 1979 kamen etwa die Hälfte aller Rosentauben durch Wirbelstürme um. Daher ist es wichtig nun auch bei dieser Spezies am sprichtwörtlichen Ball zu bleiben. Hier werden Zoologische Gärten weiterhin gebraucht.
Nicrophorus americanus: Amerikanischer Totengräber
Der in Nordamerika endemische Käfer hat den höchsten Bedrohungsstatus und das Schwierige daran ist: man weiß nicht ganz genau wieso. In der Wissenschaft werden viele Gründe diskutiert. Von Pestiziden über das Aussterben der Wandertaube und weitere Faktoren sind im Gespräch. Am Ende wird es wohl ein Multifaktorensystem gewesen sein, zu dem alles seinen Teil beigetragen hat. Das macht es aber natürlich schwer zielgerichtete Schutzprojekte zu entwerfen, um das in Zukunft zu verhindern.
Im Saint Louis Zoo hat sich ein Zentrum gebildet von dem aus die ersten Auswilderungen überhaupt in Missouri stattfanden. Das war 2012. 2016 konnte man bereits 850 Tiere in Südwesten von Missouri nachweisen. Im Roger Williams Park Zoo wurde ein Programm gegründet und in diesem Rahmen wurden über 5.000 Amerikanische Totengräber aufgezogen von denen über 3.000 in Massachusetts ausgewildert wurden.
Inzwischen nehmen immer mehr zoologische Institutionen an der Erhaltung der Tiere teil. Das ist auch wichtig, denn auch hier ist wieder eine Absicherung durch Zucht der Schlüssel zum Erfolg des Projekts und damit zum Überleben der besonders bedrohten Insekten. So ist auch zum Beispiel der Cincinnati Zoo mit dabei:
The #StlZoo recently completed reintroductions of the American burying beetle, a continuous effort we have been spearheading for over a decade. There is a year’s worth of planning and acquiring materials needed for the reintroductions of this endangered species. #AnimalsAlways pic.twitter.com/hQscoz7rve
— Saint Louis Zoo (@stlzoo) July 11, 2023
Notiomystis cincta: Stichvogel
Hihi als Wort kennen viele nur als niedergeschriebene, stilisierte Äußerung für Kichern. Die Wenigsten dürften damit einen bedrohten Vogel verbinden. In Deutschland wird die Art auch deutlich technischer als Gelbbandhonigfresser bezeichnet. Manch einen mag das Tier auch an einen Zaunkönig erinnern, weshalb es für den ein oder anderen auch nicht überraschend ist, dass er eigentlich auch nicht wirklich eng mit den Honigfressern verwandt ist und in eine eigene Familie gestellt wurde.
Die Zoologische Gesellschaft von London (ZSL) hat sich 1980 der Art angenommen. Zu diesem Zeitpunkt schätze man den Wildbestand auf 50 Tiere. Dass es heute wieder tausende Vertreter dieser Art in Neuseeland gibt, verdankt man dem wissenschaftlichen Ansatz des Projektes. Zuerst musste man nämlich wichtige Forschungsfragen klären und so die Art sowie ihre Bedürfnisse kennenlernen. So begann die Rückkehr einer Art, die vor der Ankunft der Europäer noch sehr weit verbreitet war.
Dieses Projekt gilt als Muster für viele weitere Projekte. Man hat es geschafft aus einer kleinen Population auf einer Insel deutlich mehr zu machen. Daher tauscht das Hihi-Projekt Informationen mit vergleichbaren Artenschutzanstrengungen auf der ganzen Welt aus, um als Modell für erfolgreichen Artenschutz zu dienen. Ohne Erkenntnisse aus der Tierhaltung, wie der Bau von Nestboxen oder die Untersuchung der Fertilität, wäre so ein Projekt aber gar nicht möglich gewesen.
Notropis amecae: Ameca-Elritze
Ohne Tierhaltung hätte diese Art keine Chance mehr. Sie galt in ihrem natürlichen Verbreitungsgebiet als ausgestorben, weshalb sie auf der Roten Liste der Weltnaturschutzunion (IUCN) als in der Natur ausgestorben gelistet ist. 2000 galt die Art als ausgestorben. Sie wurde aber 2005 und 2008 wiedergefunden. 2014 dann im Rahmen einer intensiven Suche allerdings nicht mehr.
Im Jahr 2016 wurden 40 Fische in ihrem heimischen Verbreitungsgebiet wieder angesiedelt. Jüngste Untersuchungen haben die Art dort erfasst, es ist jedoch unklar, ob die Population lebensfähig ist. Aufgrund dessen gilt die Art noch als in der Wildbahn ausgestorben. Sollte sich die Wildpopulation halten können, dürfte sich das ändern. Diese Auswilderung war überhaupt nur möglich, weil man rechtzeitig diese Art in der Natur gefangen hat. Diese gesammelten Tiere bildeten den Grundstock für das Erhaltungszuchtprogramm.
Die Art ist Bestandteil der des Arche-Projekts für mexikanische Fischarten vom Chester Zoo. Die eher unscheinbaren, aber hochgradig artenschutzrelevanten Fische verbreiten sich eher zögerlich in Zoos und Aquarien. In Deutschland wird sie im Aquazoo Löbbecke Museum in Düsseldorf gehalten, wo die Haltung hervorragend funktioniert. Diese Zucht ist der Schlüssel zum Überleben der Art. Nur von einer stabilen Population in Menschenobhut lässt sich die Art nachhaltig auswildern.
Ognorhynchus icterotis: Gelbohrsittich
Nur noch 82 dieser kleinen Sittiche gab es 1999. Dass sich 2018 der Bestand auf fast 8.000 Gelbohrsittiche vergrößert hat, liegt im Wesentlichen an dem Engagement der Loro Parque Stiftung. Diese Initiative, in der die Stiftung des berühmten Zoos auf Teneriffa mitarbeitete, gilt als Erfolgreichste im gesamten südamerikanischen Raum. Dadurch konnte auch der Bedrohungsstatus reduziert werden.
Die Wachspalme steht hierbei in Zentrum. Warum? Die Art hat eine sehr enge Verbindung zu der Pflanze, die auch der Nationalbaum Kolumbiens ist. Zur Nutzung der Wedel an Palmsonntag aber wurden die Palmen gefällt, weil man sonst nicht gut an sie rankommt. Für die kleinen Vögel ist das deshalb eine Katastrophe, weil sie die Palme zur Ernährung und zum Nestbau brauchen. Zum Glück konnte man mit dem Vatikan kooperieren, um der Bevölkerung Alternativen aufzuzeigen.
Das hat den Gelbohrsittichen erstmal das Leben gerettet. Dabei hört aber ihr Schutz nicht auf. Auch das Schaffen von Weiden für Nutztiere fordert nämlich immer wieder das Abholzen von Wachspalmen. Nun wird man sehen müssen, wie man hier eine friedliche Ko-Existenz erreichen kann.
Oryx dammah: Säbelantilope
Nur dank Zoologischen Gärten gibt es heute noch Säbelantilopen. 2001 und 2004 hatte man in ausgedehnten Expedition kein einziges Tier ausfindig machen können. Zum Glück ist sie aber die am zweithäufigsten gehaltene Zoo-Antilope. Sie lässt sich gut durch den bräunlichen Hals von der Arabischen Oryx, die ihr sehr ähnlich sieht und ebenfalls von Zoo gerettet wurde, unterscheiden.
Eine Säule der Erhaltung des Bestandes in Menschenobhut waren und sind ironischerweise texanische Jagd-Farmen. Tausende Tiere dieser Art leben dort, werden gezüchtet und, wenn ihre Zeit gekommen ist, zum Abschuss freigegeben. Die Tierrechtorganisation Friends of Animals wollten diese Säule zerstören und die Arbeit der Jagdfarmen erschweren. Als sie das temporär zustande brauchten, brachen die Bestände der Reservepopulation ein. Inzwischen gilt diese Gefahr als erstmal abgewendet.
Die ersten Auswilderungen gab es schon in den 1980er Jahren. Mitte des Jahrzehnts wurden 10 Tiere aus dem Marwell Zoo und dem Edinburgh Zoo im Süden Tunesiens in einem umzäunten Gebiet des Bou-Hedma-Nationalparks ausgewildert. Rund 10 Jahre später war dieser Bestand auf 87 Tiere angewachsen. Das zeigt sehr deutlich, dass das Konzept funktioniert. Inzwischen gab es einige weitere Auswilderungen und eine Herunterstufung vom Bedrohungsstatus. Ohne Zoologische Gärten wären diese unmöglich.
Oryx leucoryx: Arabische Oryx
Auch den Beständen dieser weiteren Art der Oryx-Antilopen konnten Zoologische Gärten schon helfen. 1972 galt die Arabische Oryx als in der Natur ausgerottet, als das letzte Tier geschossen wurde. Zum Glück gab es aber schon seit dem Ende der 1960er Jahre ein Erhaltungszuchtprogramm in Menschenobhut, das in den USA gestartet wurde. Heute leben über 6.000 Tiere in menschlicher Obhut. Dadurch gibt es eine breite Basis für die so wichtigen Auswilderungsprojekte.
Die erste Auswilderung gab zu Beginn der 1980er Jahre. Aus San Diego kamen 17 Arabische Oryx-Antilopen nach Oman. Von diesen kamen 10 Tiere dann schließlich in die Natur. So entwickelte sich mit der Zeit eine große Population, die aber aufgrund von verschiedenen Faktoren auch wieder schrumpfte. Aber nicht nur im Oman arbeitet man an der Rückkehr der Art, auch in Jordanien und Saudi Arabien versucht man eine Wildpopulation zu etablieren.
Ein großer Boost für das Programm waren die Jordanien von der UN zugesprochene Entschädigung für den Golfkrieg und die dadurch verursachten Umweltschäden. Davon floss ein Teil in das Wiederauswilderungsprogramm der Art. Von Jordanien aus war es dann auch möglich in Menschenobhut gezüchtete Tiere in andere Länder zu schicken. 2003 gab es 4.000 Oryx-Antilopen außerhalb von Zoos, ein Anstieg von 13,5 % im Vergleich zu 2001 und ein Anstieg von 38,4 % im Vergleich zu 2000. Ohne Zoologische Gärten aber wäre das niemals möglich geworden.
Panthera pardus: Leopard
Im Laufe seiner Geschichte gab es beim Leopard schon einige Unterarten, die beschrieben wurden. Genetische Studien gehen davon aus, dass sich die afrikanischen Leoparden in einer Unterart, der Nominatform, zusammenfassen lassen. Die asiatischen Leoparden werden in sieben Unterarten gefasst. Der Amurleopard (Panthera pardus orientalis) ist dabei eine besonders herausragende Unterart. Zoologische Gärten auf der ganzen Welt, kämpfen darum, dass diese nicht ausstirbt.
Seit 1996 hat man ins Auge gefasst, die Amurleoparden auch auswildern zu wollen. Die Haltung und Zucht funktionierte gut, die Reservepopulation galt als stabil. Das geht aber nicht so einfach und setzt Forschung voraus, um nicht Tiere in den sicheren Tod auszuwildern. Ziel der Auswilderungen ist es eine Population von etwa 72 Tieren im Sichote-Alin-Gebirge im Fernen Osten zu etablieren. Dieses Vorhaben wird auch von der Russischen Regierung unterstützt.
Im Juni 2023 konnten die ersten drei Tiere ausgewildert werden. Nun muss man sehen wie diese Tiere überleben, um den Plan weiter zu optimieren und um zu sehen, ob sich die langen Vorbereitungen auch gelohnt haben oder man nochmal ein paar Schritte zurückgehen muss. Das zeigt wie kompliziert so ein Auswilderungsprogramm ist. Ohne die Haltung und Zucht der Tiere wäre das nie möglich geworden und die Tiere hätten wohl keine Chance mehr.
Parantechinus apicalis: Sprenkelbeutelmaus
Die auch Dibbler genannten Tiere waren bis Ende 2023 für 26 Jahre eine der Arten, auf die sich der Perth Zoo in seiner Artenschutzarbeit fokussierte. Das Programm endete mit großem Erfolg. Über 1.100 Tiere konnten im Rahmen dessen ausgewildert werden. Ein Überleben ohne den Perth Zoo und seine Partner wäre für die Art in dieser Form unmöglich gewesen.
Das Zuchtprogramm hat maßgeblich dazu beigetragen, das gefährdete Beuteltier vor dem Aussterben zu bewahren. Der Schwerpunkt des Programms wird nun auf den Schutz natürlicher und umgesiedelter Dibbler-Populationen verlagert. Für seinen Beitrag wird der Zoo in ganz Australien gelobt. Es passiert selten, dass man ein Projekt tatsächlich abschließen kann, denn viele Arten brauchen weiter Hilfe.
Die verbliebenen Populationen werden nun so gut überwacht, dass man hofft, rechtzeitig die Gefahren zu sehen und bei Bedarf Tiere einzufangen, wenn es wieder Erhaltungszucht benötigt. So kann der Perth Zoo seine Ressourcen nun auf andere Arten verlagern, denn das erfolgreiche Projekt wird als Blaupause für vergleichbare Arten genutzt. Ebenso wichtig ist auch die persönliche Expertise der Zoo-Leute, die so einen Erfolg ermöglicht haben.
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Partula tohiveana: Moorea-Baumschnecke
Nun wird es sehr klein und wirbellos. 2023 erhielt der Grüne Zoo Wuppertal aus dem Zoo Schwerin 496 dieser besonderen Schnecken. Die hervorragende Arbeit des Team im Aquarien- und Terrarienhaus des Zoos sorgte dafür, dass die Gruppe bald schon 1035 Moorea-Baumschnecken zählte. Diese Verdoppelung war großartig, betraf sie immerhin eine Art, die in der Natur als ausgestorben gilt. Im September 2024 konnten dann 603 zur Auswilderung aus dem Wuppertaler Zoo in den Schweriner Zoo gebracht werden.
Von da auch ging es auf die Insel Tahiti und schließlich nach Moorea. Die Auswilderung dort umfasste 5.631 Baumschnecken aus 12 Arten der Gattung Partula, über die insgesamt es auch im Kapitel über Partula varia noch mehr zu erfahren geben wird. Zuvor hat man auf der Insel Moorea aber die Raubschnecken verdrängen müssen, die die heimischen Schnecken bedrohen. Das war wichtig, damit so eine Auswilderung überhaupt Erfolg haben könnte.
Ein Hauptbedrohungsfaktor in der Natur ist die Rosige Wolfsschnecke (Euglandina rosea). Hawaii und Französisch-Polynesien hatten mit ihnen ursprünglich die Achatschnecke (Achatina fulica), ebenfalls eine Invasiv-Art dort, bekämpfen wollen. Das ging gehörig schief, denn die “Kannibalen-Schnecke”, wie sie im englischsprachigen Bereich gerne genannt wird, ist nun selbst eine schrecklich wütende Invasiv-Art. Daher muss sie erst weg, bevor Partula-Schnecken wieder existieren können.
Partula varia: Polynesische Varia-Baumschnecke
Partula varia ist nicht besonders groß und besitzt noch nicht mal einen etablierten deutschen Trivialnamen. Die Schnecke gibt es nur auf Huahine und seit 2009 gilt sie als in der Natur ausgestorben. Das teilt die Schneckenart mit vielen anderen Mitgliedern dieser Gattung, die gemeinhin als Polynesische Baumschnecken bezeichnet werden. Die meisten der etwa 75 Arten, die man bisher kennt, sind ausgestorben.
Ihr Problem waren und sind andere Schnecken: zuerst war es die Große Achatschnecke. Mit dieser eingeschleppten Art entsteht eine riesige Nahrungskonkurrenz für die heimischen Schneckenarten. Dann hat man zur deren Bekämpfung Rosige Wolfsschnecken eingeführt, die aber statt der Achatschnecken die heimischen Schnecken aßen. Zu allem Übel wurde dann noch ein Strudelwurm eingeschleppt, der liebend gerne Schnecken isst. Die schreckliche Bilanz: 14 Arten haben den höchsten Bedrohungsstatus, 62 Arten sind ausgestorben – 11 davon “nur” in der Natur, der Rest komplett – und bei 5 Arten weiß man es nicht genau.
Aber es gibt Hoffnung: zusammen mit anderen Arten der Gattung konnte die Art vor dem sicheren Aussterben gerettet werden. Zentral arbeitete hier die Zoologische Gesellschaft von London (ZSL) an einem Projekt mit anderen Zoos und Aquarien gemeinsam an der Rettung der Art. Mit Erfolg:
Pelodiscus variegatus: Gefleckte Weichschildkröte
Dass wir diese Art heute in dieser Form kennen, sie vermehren und auswildern können, hängt besonders mit einer Person zusammen: Prof. Thomas Ziegler, Kurator im Kölner Zoo. Im Rahmen seiner Doktorarbeit beschäftigte er sich mit seltsam gefleckten Weichschildkröten, die damals noch einer anderen Art untergeordnet wurden. Als klar wurde, dass es sich bei den Tieren um eine eigene, aber auch gleichzeitig schon bedrohte Art handelte, konnte man dank Prof. Zieglers Arbeit direkt mit einem Ansatz gemäß des One Plan Approach to Conservation arbeiten.
Die Me-Linh-Station für Biodiversität im Norden Vietnams, mit der der Kölner Zoo schon lange zusammenarbeitet, wurde zum Zentrum für die Erhaltung dieser Art. Die Zucht dort funktioniert, auch dank des Know-Hows der Kölner Zoo-Experten nun schon so gut, dass man die Art in Menschenobhut weiter verbreiten kann. 2024 konnten 50 Tiere ausgewildert werden. Somit hatte es nur rund fünf Jahre gedauert von der Einordnung in die höchste Bedrohungsklasse auf der Roten List bis zur ersten Auswilderung.
Hätte es Prof. Ziegler vom Kölner Zoo, seinen Forschungswillen und sein Know-How in der Tierhaltung nicht geben, wäre diese Schildkröten-Art vermutlich verschwunden ohne, dass man sie wirklich gekannt hätte. Das wäre furchtbar gewesen, denn diese Art gibt es nicht umsonst, sondern übernimmt eine wichtige Rolle im Ökosystem, auf das sie spezialisiert ist. Erneut zeigt sich wie wichtig moderne Zoologische Gärten zur Rettung von Arten, aber eben auch von Ökosystemen sind.
Peltophryne lemur: Puertorikanische Haubenkröte
Hierbei handelt es sich um die einzige Körten-Art, die auf Puerto Rico und den Jungferninseln heimisch ist. Das zeigt ihre große Bedeutung für die Ökosysteme dort. Die verbliebene Wildpopulation fluktuiert aktuell zwischen 1.000-3.000 adulten Tieren. Das ist nicht gut, weshalb die Art immer noch als maximal bedroht gilt, aber es ist besser als es mal war: die Population war nämlich dramatisch zusammengebrochen. Da ist ein stabiles Fluktuieren allemal besser.
Möglich wurde das durch ein Zusammenschluss mehrerer Zoos und Aquarien. Sie haben sich der Art, die man sogar schonmal als ausgestorben eingeschätzt hat, bevor man sie wiederentdeckte, angenommen, um sie planvoll zu züchten. Es hat einige Jahre gedauert, weil es schwer war, die Kröten zum Züchten zu motivieren. Die Wende brachte im Nashville Zoo ein Hormon-Cocktail mit dem Namen Amphiplex, das erst noch entwickelt werden musste.
All dieser riesige Aufwand, den man betrieb, hat sich aber massiv gelohnt. Inzwischen sind mehr als 260.000 Kaulquappen dieser besonderen Art ausgewildert worden. Daran haben viele amerikanische Zoos und Aquarien Anteil, wie zum Beispiel der Potter Park Zoo. Hätte diese Art ohne Zoos und Aquarien überlebt? Sicher nicht.
Penelopides panini: Tariktik-Hornvogel
Dieser besondere Vogel ist einer von fünf Arten der Western Visayas, einer Verwaltungsregion der Philippinen, die Teil eines Schutzprojektes sind, an dem viele Zoologische Gärten beteiligt sind. Zusammen gelten sie als Big Five der Region. Seit 2019 gilt für sie vor Ort der höchste Bedrohungsstatus. Sie sollen durch den One Plan Approach – also einer Kombination von Maßnahmen ex situ und in situ – gerettet werden. Ohne Zoos ließe sich dieses Vorgehen nicht umsetzen. In situ begann man mit der Einrichtung eines 300 Hektar großen Schutzgebietes mit dem Namen Bayawan Nature Reserve.
Hinzukommend wurden im Negros Forest Park sowohl Volieren als auch Gehege eingerichtet, um Erhaltungszucht ex situ zu betreiben. Bereits vier Tariktik-Hornvögel konnten im Reservat ausgewildert werden. Auch andere dieser Big Five konnten bereits in diese geschützte Natur gebracht werden.
Dieses Projekt, in dem sich besonders der Chester Zoo mit weiteren Partnern engagiert, zeigt, dass es sehr sinnvoll sein kann, sich mehreren Arten auf einmal anzunehmen. Ohne die zahlreichen Zoologischen Gärten, die sich ebenfalls einbringen, wäre das aber nie möglich geworden. Nur sie können nicht nur wichtige Gelder, um das Vorhaben zu unterstützen, beisteuern, sondern haben auch das notwendige Know-How, was zum Beispiel die Ex-Situ-Zucht anbelangt. Mit Hornvögeln hat man in Zoos in der Vergangenheit gute Erfahrungen gemacht.
Perameles gunnii: Tasmanischer Langnasenbeutler
Es waren Rotfüchse, die diese besonderen Beuteltiere an den Rand ihrer Ausrottung trieben. Doch die Zoos Victoria wollten die Art nicht aufgeben, als 1988 der Bestand auf dem australischen Festland dramatisch abnahm. Es wurden so viele Tiere wie möglich gesammelt, um eine Reservepopulation in Menschenobhut aufzubauen. Dazu begann man Reservate einzurichten, wo die Tiere in der Zukunft behütet leben konnten. Es war ein Rennen gegen die Zeit, das man zum Glück gewann. Die Art konnte gesichert werden.
Die erste Auswilderung gab es 2012: 18 Tiere wurden ausgewildert, um zu prüfen, ob sie auf den Küsteninseln überleben könnten. Sie konnten. 2015 wurde dann eine Zuchtgruppe von 20 Tieren auf Churchill Island umgesiedelt. Diese Gruppe vermehrte sich erfolgreich und 2019 zählte die Population etwa 130 Langnasenbeutler.
Zuvor hatte es 2017 eine zweite Auswilderung, diesmal auf Phillip Island, gegeben. Die war besonders heikel, denn dort gab es verwilderte Katzen, die zu den größten Feinden der Tiere zählen. Dieses Problem will man zum Schutz der Tiere nun besonders angehen. 2019 wurden auf French Island zum dritten Mal Tasmanische Langnasenbeutler ausgewildert. Die stammten aus mehreren Zuchtzentren und von Churchill Island. Ohne die beteiligten Zoos wären diese Erfolge nie möglich gewesen.
Phelsuma inexpectata: Manapany-Taggecko
Diese stark bedrohte Art gibt es nur auf der Insel La Réunion im Indischen Ozean. Sie gehört zu Frankreich. Es handelt sich hierbei um eine Art, die zu den kleinsten Taggeckos gehört, aber sie ist großen Bedrohungen ausgesetzt. Nur noch tausend Manapany-Taggeckos soll es in der Natur geben. Sie bewohnen die Küstengebiete in der Region Manapany-Les-Bains und St.-Joseph – und die sind stark bedroht durch durch Urbanisierung und Landwirtschaft. Ein weiteres Problem sind die Bioinvasoren Pantherchamäleon, Blutsaugeragame und Großer Madagaskar-Taggecko – sie fressen wohl die kleineren Geckos.
Seit vielen Jahren sinkt die Population der Manapany-Taggeckos. Zum Glück sind die schüchternen und schnellen Geckos allerdings bereits in Menschenobhut nicht nur gut haltbar, sondern auch züchtbar. Dazu gibt es hoffnungsmachende Haltungsberichte. Leider wird die Art aber noch sehr selten in Zoologischen Gärten gehalten. Der Kölner Zoo sowie im Allwetterzoo Münster sind die einzigen Zoos in Deutschland, die die Art aktuell im Jahr, in dem Geckos die Zootiere des Jahres sind, laut Zootierliste, zeigen. Die erfolgreiche Zucht gibt aber Hoffnung, dass die Art bald weiter verbreitet werden kann.
Trotz seiner wunderschönen Zeichnung ist dieser Gecko nicht sonderlich populär. Es gehört aber eben auch zu modernen Zoos und Aquarien, dass sie eben auch solche Arten schützen. Die Haltung und Zucht ist zudem auch der Ausgangspunkt, um Menschen für die Art zu begeistern und es zu ermöglichen, dass sie direkt in den Schutz der Art eingebunden werden.
Plebejus melissa: Melissa-Bläuling
Eine Unterart dieses Bläulings, der Karner-Bläuling, ist in Kanada bereits ausgestorben und lebt nur noch isoliert an vereinzelten Orten. Nun sollen Auswilderungen die Unterart wieder zu alter Blüte führen. Ohne Zoologische Gärten wäre das nicht möglich. Dabei ist zu alter Blüte sogar wörtlich genommen, denn Grund für den Rückgang der Schmetterlinge war der der Ausdauernden Lupine. Von der Pflanze ist diese Unterart nämlich massiv abhängig.
Seit der Industriellen Revolution ist der Bestand der Pflanze um 90% gesunken. Das hat den Karner-Bläuling natürlich hart getroffen. Auch seine Bestände sind daraufhin eingebrochen. Zum ersten Mal beschrieben wurde er kurioserweise nicht in einer wissenschaftlichen Veröffentlichung, sondern im Roman “Pnin” von Vladimir Nabokov. Darin war er in einem Vorort der Stadt Colonie im US-Bundesstaat New York zu finden, wonach er bis heute benannt ist.
Damit aus der Geschichte der Art auch noch ein Erfolg wird, der über das literarische weit hinaus geht, arbeiten moderne Zoologische Gärten an der Zucht und Auswilderung der Tiere. Ein Beispiel dafür ist der Toledo Zoo. Hier kann man Zeuge einer solchen Auswilderung werden:
Polposipus herculeanus: Frégate-Käfer
Der Name lässt es durchaus schon vermuten: Aktuell kommt diese Käfer-Art ausschließlich auf dieser einen Insel der Seychellen vor. Das allein macht die aktuelle als VU gelistete Art so fragil. Sie war mal deutlich stärker bedroht und deshalb kamen Tiere in Menschenobhut zur Erhaltungszucht. Federführend ist hierbei der London Zoo, der diese Art und auch besonders ihre Fortpflanzung erforschte. So konnten sich Maßnahmen außerhalb und innerhalb des Lebensraums gut ergänzen und dafür sorgen, dass die Art weniger bedroht ist.
Damit endet die Arbeit des Zoos aber keinesfalls. Eben weil die Art so fragil ist und kaum in der Natur vorkommt, braucht es eine Reservepopulation in Menschenobhut – und zwar langfristig. Die sprichwörtliche Kuh, oder in dem Fall der Käfer, ist nicht vom Eis. Über ein Vierteljahrhundert läuft das Projekt bereits sehr gut und zeigt einmal mehr, dass Natur- und Artenschutz kein Sprint, sondern ein Marathon ist.
Dazu sind die Frégate-Käfer auch wichtige Botschafter für den Schutz von Invertebraten und werden im London Zoo auch so gezeigt. Aber nicht nur ex situ helfen die Erfolge beim Schutz der Käfer, sondern auch in situ. Sie sind wichtige Nahrung von bedrohten Arten wie dem Seychellendajal und Wright-Skink. Beide Arten sind auf den Seychellen endemisch. Will man sie also auch vor dem Aussterben retten, ist der kleine Käfer ein wichtiger Baustein. Dazu erfüllt er natürlich auch eine wichtige Aufgabe im Ökosystem.
Pongo pygmaeus: Borneo-Orang-Utan
2021 begann der Tiergarten Schönbrunn in Wien, der auch als Zoo Vienna bekannt ist, mit der Unterstützung des Projekts Hutan. Dabei geht es um Forschung und Naturschutzmaßnahmen zum Schutz von Orang-Utans und anderen Primaten auf Borneo. Da zeigt sich wieder einmal, dass Arten gar nicht isoliert geschützt werden können, sondern von einer Botschafter-Art meist viele andere Arten gleich im Rahmen von Schutzmaßnahmen ebenso profitieren.
Eine Maßnahme ist zum Beispiel die Wiederherstellung von früher intakten Waldstücken entlang des Flusses Kinabatangan. Das geschieht gemeinsam mit der lokalen Bevölkerung. Dies wird auch wissenschaftlich begleitet, um den Erfolg der Maßnahme für die Biodiversität insgesamt zu evaluieren. Die noch bestehenden Bestände der Primaten werden zudem überwacht. Das sind wichtige Daten von denen man weitere Maßnahmen ableiten kann. Dazu gibt es auch Bildungsprogramme für die Menschen vor Ort.
Solcherlei umfassende Projekte sind oft Ziel der Förderung von Zoologischen Gärten. Sie verknüpfen hierbei die eigenen Ex-Situ-Maßnahmen mit den In-Situ-Maßnahmen der Partner vor Ort. So kann man Hand in Hand das Aussterben der hochbedrohten Orang-Utans verhindern. Ohne Zoologische Gärten wäre ein solcher One Plan Approach für die Großprimaten gar nicht möglich.
Porphyrio hochstetteri: Takahē
Die auch als Blaurallen bezeichneten Arten sollen nie mehr als ausgestorben gelten. Das ist die Intention vom Takahē Recovery Programme. Leider ist die Nordinseltakahe bereits ausgestorben. Bei der Rettung der Südinseltakahe gibt es schon einige Erfolge. Im Jahr 2018 wurden achtzehn Südinsel-Takahē wieder im Kahurangi-Nationalpark angesiedelt, 100 Jahre nachdem die Art dort ausgestorben war. 2023 wurden weitere Vögel auf Te Wai Pounamu ausgewildert. Daher hat die noch nicht ausgestorbene Art eine gute Chance zu überleben.
Ende des 19. Jahrhunderts hatte man bereits befürchtet, dass auch die südliche Art für immer verloren gewesen wäre. Rund fünfzig Jahre später wurde die Art aber wiederentdeckt. Fortan wurde sie unter Schutz gestellt und man arbeitet an einem Comeback dieser Art hin zu ihrer alten Stärke. Das funktioniert gut: Es gibt rund 500 Tiere und die Population wächst jährlich um 8 Prozent. Das gibt berechtigte Hoffnung.
Wesentlich daran beteiligt ist zum Beispiel der Auckland Zoo. Er leistet eine Arbeit, die völlig unbezahlbar ist. Mitglieder des für die Vögel im Zoo zuständigen Teams setzen ihr Know-How ein, um beim Monitoring der Wildpopulationen zu helfen. Darüber informiert der Zoo auch engmaschig. Dazu hält der Zoo ein Zuchtpaar dieser Art. Auch die Erhaltungszucht spielt im Projekt eine sehr wichtige Rolle.
Primolius couloni: Gebirgsara
Die auch Blaukopfara genannte Art konnte dank der Arbeit der Loro Parque Stiftung in ihrem Bedrohungsstatus herabgestuft werden. Wie funktionierte das? Im Wesentlichen ging es erstmal darum, das Vorkommen der Art zu kartografieren. Das ist die Basis für sämtlichen Schutz einer so bedrohten Art. Ein wesentliches Problem für die Vögel ist allerdings, dass sie illegal gehandelt werden. Hinzu kommt die Expansion von Bergbau, Gasförderung und Holzindustrie.
In beiden Fällen ist es wichtig, zu wissen, wo wie viele Gebrigsaras (noch) leben. Entsprechend kann man dann nämlich zielgerichtet für ihren Schutz sorgen. Hinzu kommt natürlich auch die Haltung dieser Art im Loro Parque. Dadurch entsteht eine wichtige Reservepopulation und man lernt sehr viel über diese Papageien. Ein Problem für den Schutz in der Natur ist nämlich auch die geringe Reproduktionsrate der Tiere. Daher ist auch die Population in Menschenobhut von so großer Wichtigkeit.
Ob man für die Zukunft der Gebirgsaras so hoffnungsvoll sein könnte, wenn es nicht Zoologische Gärten wie den Loro Parque auf Teneriffa geben würde, darf stark bezweifelt werden. Für den Gebirgsara muss der Schutz weitergehen.
Pseudemydura umbrina: Falsche Spitzkopfschildkröte
Die auch als Westliche Sumpfschildkröte bekannte Art ist eine kurzhalsige Schlangenhalsschildkröte. Ihr Verbreitungsgebiet kann man sich als kleinen Flickenteppich vorstellen, der ein sehr kleines Gebiet der Swan Coastal Plain in Western Australia abdeckt. Entsprechend ist die Art hochbedroht. Landwirtschaft, Stadtentwicklung und industrieller Ton-Abbau haben die Spezies in diese missliche Lage gebracht, weil sie ihren Lebensraum zerstörten. Dazu werden sie zur Beute von eingeschleppten Rotfüchsen und anderen Raubtieren.
1994 startete man mit einem Plan, den Falschen Spitzkopfschildkröten langfristig eine Zukunft zu sichern. Der Perth Zoo hielt die Art schon länger und konnte seit 1989 über 800 Tiere züchten und über 600 der Falschen Spitzkopfschildkröten auswildern. Die Art war schon einmal über 100 Jahre verschwunden und man dachte, sie sei ausgestorben, bevor sie wiederentdeckt wurde. Dass es sie heute noch gibt und sie nicht wieder verschwand, ist wesentlich dem Perth Zoo und weiteren Projektteilnehmern zu verdanken.
Die meisten Menschen werden von dieser Art noch nie gehört haben. Trotzdem ist es dank moderner Zootierhaltung gelungen, sie vor dem Aussterben zu bewahren und so etwas wie eine Hoffnung auf Überleben zu schenken. Haltung rettet Arten und das beweisen diese besonderen australischen Schildkröten einmal mehr.
Pseudophryne corroboree: Corroboree-Scheinkröte
Wenige Zentimeter sind diese kleinen Frösche lang, die erst Mitte des letzten Jahrhunderts beschrieben worden sind. In den 1970ern fand man sie in der Natur noch gut, doch die Krankheit Chytridiomykose sorgte dafür, dass der Bestand schon in den 1980ern massiv einbrach. Schließlich waren nur noch 30 Tiere übrig und es wurden immer weniger. In den 1990er Jahren schlossen sich immer mehr zoologische Institutionen einem Erhaltungszuchtprojekt an.
In dem so breit aufgestellten Projekt gab es 2018 schon über 400 Tiere. Dann gab es auch Auswilderungen, um den sich erholenden Bestand in der Natur zu unterstützen. Zudem wurden auch Zuchtstationen im natürlichen Verbreitungsgebiet aufgebaut. Genau dieses Gebiet war es aber, dass auch von den Buschfeuern 2019/2020 hart getroffen wurde. Daher müssen die Auswilderungen weitergehen.
Die Corroboree-Scheinkröte hat also eine Chance dank moderner Zoos und Aquarien. Der Schlüssel zu ihrem Überleben ist der Aufbau einer gesunden Reservepopulation in Menschenobhut, von der aus immer wieder Auswilderung nötig werden, um die von der Krankheit geplagte Wildpopulation dauerhaft zu erhalten. Ohne zoologische Institutionen, die sich mit der Art beschäftigen, hätte sie schlicht keine reelle Chance.
Pteropus rodricensis: Rodrigues-Flughund
Diese besonderen Flughunde sind endemisch auf der Insel nach der sie benannt sind. Insel-Populationen sind generell sehr gefährdet, weil ihr Verbreitungsgebiet verhältnismäßig klein sein kann. Hinzukommend haben sie meist entscheidende Rollen in ihren Ökosystemen und sind für dessen Wohlergehen unersetzbar. Mit den Rodrigues-Flughunden konnten Zoos und Aquarien sehr erfolgreich arbeiten. Dabei ist auch eine stabile Reservepopulation in Menschenobhut entstanden. Ohne Zoos stünde es schlecht um die Art.
Der Oregon Zoo hält diese Art zum Beispiel seit 1994 und hat schon über 50 Flughunde aufgezogen. Sie leben dort in einer Installation, die den Afrikanischen Regenwald zum Thema hat. Das passt hervorragend, weil die Rodung von genau dem eines der zentralen Probleme der Art in der Natur ist. So werden sie nicht nur zum Botschafter ihrer Art, sondern auch ihres Lebensraums. Das zeigt auch erneut, dass man Arten nicht isoliert schützen kann.
Will man nämlich die Rodrigues-Flughunde vor dem Aussterben bewahren, muss man ihren auf der Insel massiv bedrohten Lebensraum retten. Davon profitieren aber eben nicht nur die Flughunde, sondern auch viele andere Tier- und Pflanzenarten, die auch dort leben. Es geht bei der Artenrettung tatsächlich selten immer nur um eine einzige Art.
Pyrrhura griseipectus: Graubrustsittich
2010 gab es weniger als 100 Graubrustsittiche, die auch als Salvadori-Weißohrsittiche bekannt sind. Dass es inzwischen wieder sechs bis zehn mal so viele gibt, ist im Wesentlichen dem Chester Zoo und der Loro Parque Stiftung mit ihren Partnern zu verdanken. Ausschlaggebend für die Genesung des Bestandes der Sittiche war die Bereitstellung künstlicher Nistkästen, in denen sie brüten und gleichzeitig vor Wilderern geschützt sein konnten. Lokale Landbesitzer wurden in das Projekt einbezogen und stellten Zugang zur Platzierung, Wartung und Kontrolle von Nistkästen auf ihren Grundstücken zur Verfügung.
Zunächst installierte das Team 60 Nistkästen in der Serra de Baturité und überwachten sie. Im Jahr 2011 wurden die ersten Nestlinge beringt und die Art wurde in angrenzenden Gebieten gesichtet. Mehr als 1.000 Graubrustsittich-Küken sind in den letzten 10 Jahren des Programms aus diesen Nistkästen im Baturité-Gebirge ausgeflogen.
Eine weitere wichtige Maßnahme war die Schaffung privater Schutzgebiete und des Graubrustsittich-Schutzgebiets (Refúgio de Vida Silvestre Periquito Cara-suja), um dieser Art und anderen gefährdeten Vögeln in der Region einen besseren Schutz zu bieten. In den Gemeinden vor Ort wurde ein umfassendes Umweltbildungsprogramm über die Bedeutung des Graubrustsittichs als Schlüsselart für die Gesundheit der Wälder durchgeführt. Dank all dieser Maßnahmen, die ohne Zoos niemals möglich gewesen wären, hat die Art eine Chance.
Rhabdotorrhinus waldeni: Panayhornvogel
Dieser besondere Vogel ist einer von fünf Arten der Western Visayas, einer Verwaltungsregion der Philippinen, die Teil eines Schutzprojektes sind, an dem viele Zoologische Gärten beteiligt sind. Seit 2019 gilt für die als Big Five der Region geltenden Arten vor Ort der höchste Bedrohungsstatus. Sie sollen durch den One Plan Approach – also einem kombinierten Vorgehen ex situ und in situ – gerettet werden. Ohne Zoologische Gärten ließe sich so ein Vorgehen nicht umsetzen. In situ begann man mit der Einrichtung eines 300 Hektar großen Schutzgebietes, das Bayawan Nature Reserve.
Hinzukommend wurden im Negros Forest Park sowohl Volieren als auch Gehege eingerichtet, um Erhaltungszucht ex situ zu betreiben. Dort gab es auch die Erstzucht des Panayhornvogels. Andere dieser Big Five konnten bereits in die geschützte Natur gebracht werden.
Dieses Projekt unter Federführung vom Chester Zoo und weiterer Partner zeigt, dass es sehr sinnvoll sein kann, sich mehrere Arten auf einmal vorzunehmen. Ohne die zahlreichen Zoologischen Gärten, die daran teilnehmen, wäre das aber nie möglich. Nur sie haben nicht nur wichtige Gelder, um das Vorhaben zu unterstützen, sondern auch das notwendige Know-How besonders, was Ex-Situ-Zucht anbelangt. Mit Hornvögeln hat man in Zoos schon gute Erfahrungen machen können.
Rana muscosa: Gelbschenkel-Gebirgsfrosch
Die Art, die sogar noch nicht mal einen breit bekannten deutschen Trivialnamen besitzt, wird oft in eine nördliche und südliche Population geteilt. Getrennt werden diese durch die Tehachapi Mountains. Sowohl die Populationen für sich, als auch die gesamte Art gilt als ernsthaft bedroht. Das liegt an invasiven Fischarten, Pestiziden und der grassierenden Krankheit Chytridiomykose. Das macht auch klar: ohne Ex-Situ-Population geht es nicht, diese Art zu erhalten. Alleingelassen würde sie aussterben.
Moderne Zoos und Aquarien lassen sie aber nicht allein. Die Erstzucht gelang 2009 im San Diego Zoo. Von der so aufgebauten Population sollen Tiere ausgewildert werden. Auch andere zoologische Institutionen, wie der Oakland Zoo und das Aquarium of the Pacific, schlossen sich den Rettungsbestrebungen an. Der Schlüssel zum Überleben ist eine enge Verzahnung von Maßnahmen ex situ und in stitu.
Zoos und Aquarien auf der ganze Welt, forschen darum natürlich auch artenübergreifend an der Bekämpfung der Chytridiomykose. Verantwortlich für die Erkrankung sind die Chytridpilz-Arten Batrachochytrium dendrobatidis und Batrachochytrium salamandrivorans. Rund 500 Amphibienarten in über 60 Ländern sind von der Krankheit betroffen. Für die bedrohten Populationen ist die Krankheit natürlich ein besonders großes Problem.
Rusa alfredi: Prinz-Alfred-Hirsch
In der so genannten Westlichen Welt benannt nach Alfred von Sachsen-Coburg und Gotha (1844-1900), wird die Art auf den Western Visayas als Usa oder Lagsaw bezeichnet. Dort gehört sie zu den Big Five. Diese fünf Arten haben eines gemeinsam: sie sind sehr stark bedroht. Zum Glück ist man sich vor Ort aber einig, diese Arten erhalten zu wollen und man arbeitet eng mit Zoologischen Gärten zusammen, um einen One Plan Approach anzuwenden. Das bedeutet, dass man Maßnahmen ex situ und in situ eng verzahnen möchte.
In situ begann man mit der Einrichtung eines 300 Hektar großen Schutzgebietes, das Bayawan Nature Reserve. Ex situ wurden im Negros Forest Park sowohl Volieren als auch Gehege eingerichtet, um Erhaltungszucht betreiben zu können. Zum Glück sind die Prinz-Alfred-Hirsche aber auch sehr beliebte Zootiere. 2020-2022 konnten bereits 39 Exemplare im Reservat ausgewildert werden. Diese Population wird auch überwacht.
Federführend ist der Chester Zoo mit weiteren Partnern beteiligt, aber Zoologische Gärten auf der ganzen Welt haben sich längst eingehakt. Ohne sie wäre dieses große Projekt auch gar nicht möglich. Ein Gelingen ist wichtig, denn das Projekt zeigt, dass es sehr sinnvoll sein kann, sich mehrere Arten auf einmal vorzunehmen. Zudem haben Zoos auch genau die Erfahrungswerte, die die Züchter auf den Philippinen dringend brauchen. So konnten auch schon weitere der Big Five im Rahmen des Projekts ausgewildert werden.
Salamandra salamandra: Feuersalamander
Der Hautpilz Batrachochytrium salamandrivorans – besser bekannt als Salamanderfresser – ist ein riesiges Problem für verschiedene Schwanzlurche. Daher helfen viele moderne Zoos und Aquarien bei der Bekämpfung des Pilzes und der Sicherung von Beständen. Der Österreichische Zooverband (OZO) hat unter Federführung vom Tiergarten Schönbrunn in Wien und dem Alpenzoo Innsbruck ein Projekt gestartet, der Bestände und deren Erkrankung systematisch erfasst. Das geschieht durch stichprobenartige Untersuchungen an Alpen- und Feuersalamandern in Wien, Nieder- und Oberösterreich, Kärnten, Salzburg, Tirol und Vorarlberg.
Solches Monitoring ist extrem wichtig. Inzwischen weiß man auch dank Experten in Zoos und Aquarien sowie kooperierenden Privathaltern, wie man die Art gut züchten kann. Dazu ist auch eine Behandlung von infizierten Tieren in Menschenobhut möglich. Kurierte Tiere können dann entweder in der Erhaltungszucht eingesetzt oder direkt wieder ausgewildert werden.
Dank moderner Zoos und Aquarien haben die Feuersalamander, ein ikonischer Vertreter europäischer Amphibien, somit eine reelle Chance auf eine Zukunft, obwohl sie von einer so schweren und ruchlos grassierenden Krankheit bedroht werden. Ohne Zoologischen Gärten wäre das wohl kaum in dieser Form möglich.
Sarcophilus harrisii: Beutelteufel
Vermutlich im 14. Jahrhundert starben die Beutelteufel auf dem australischen Festland aus. Dort war sie eine so genannte Keystone-Spezies. Sie verblieben noch in Tasmanien. Daher wird die im 19. Jahrhundert entdeckte Art auch häufig als Tasmanischer Teufel bezeichnet. Allerdings wurde sie in ihrem verbliebenen Lebensraum stark bejagt, weil man das gehaltene Nutzvieh vor den Raubbeutlern schützen wollte. Zum Glück wurden die Tiere dann rechtzeitig unter Schutz gestellt, aber seit den späten 1990er Jahren gibt es ein sehr großes Problem: DFTD.
Diese furchtbare Krankheit bedrohte den Wildbestand. Dank Forschung versteht man sie inzwischen besser und deshalb versucht man in Menschenobhut eine Population aufzubauen, die diese Krankheit nicht in sich trägt. Tiere aus dieser Population sollen dann auch weiter ausgewildert werden, wo es möglich und nötig ist. Ohne Zoologische Gärten gäbe es diese Option gar nicht. Das wurde zum Beispiel auf Maria Island und der Tasmanischen Halbinsel schon umgesetzt. Es muss aber weiter gehen. Erste Erfolge zeigen sich bereits.
Die dort heimische Beuteltierart hat auch einen weiteren wichtigen Zweck für die jeweiligen Lebensräume, die er bewohnt. Der Rotfuchs ist als invasive Art in Australien ein sehr großes Problem. Dort, wo Beutelteufel lieben, kann er sich aber wohl nicht ansiedeln, weil sie ihre Reviere sehr gut verteidigen können. In Gebieten ohne Beutelteufel hat sich wiederum der für viele Arte gefährliche Fuchs sehr gut etablieren können. Eine gesunde Beutelteufel-Population ist somit auch für viele andere Arten von großer Bedeutung.
Scardinius racovitzai: Petzea-Rotfeder
Die Heimat dieses Fisches ist die wohl berühmteste Thermalquelle Europas, die Quelle Petzea, die auch als Püspök-Fürdö, Bischofsbad oder Baile Epiropesti bekannt ist. Diese Quelle liegt im Westen Rumäniens, nahe der Grenze zu Ungarn in der Nähe der Stadt Oradea. Die Art, die nur dort vorkommt, wird von der Weltnaturschutzunion (IUCN) mit dem höchsten Bedrohungsstatus (CR) auf der Roten Liste geführt. Diese Einstufung basiert allerdings aus Zahlen, die im Jahre 2008 publiziert wurden.
Das ursprünglich natürliche Thermalwasser wird in ein Thermalbad unterirdisch umgeleitet. So ist für den eigentlichen Teich gar nichts mehr übrig. Dadurch kommt es im Winter auch zur Eisbildung in der Uferregion, aber auch die Temperatur des Wassers hat generell abgenommen. 2012 wurde ein drastisch gefallener Wasserstand vorgefunden und die Rotfedern gar nicht mehr angetroffen. Daher wird vermutet, dass sie in der Natur ausgestorben ist.
Die letzte Rettung dieser Art ist ein Erhaltungszuchtprogramm in Menschenobhut. Es ist die einzige Chance dieser Art auf eine Zukunft. Dazu ist es eine Botschafter-Art für nicht wenige Fischarten, die aufgrund der menschlichen Nutzung von Thermalquellen als Vergnügungsinstitutionen, in Bedrohung geraten sind. Gemeinsam mit dieser Art hält zum Beispiel der Tiergarten Schönbrunn in Wien noch Zwergkarpfen, die ein ähnliches Schicksal in der Natur ereilt hat und die nun auch nur dank ihrer Haltung in Menschenobhut überleben können.
Smutsia temminckii: Steppenschuppentier
Schuppentiere sind weltweit massiv bedroht. Der Tiergarten Schönbrunn in Wien hat sich Namibia als Fokusland für seine Betätigung im Bereich des Schutzes von Schuppentieren ausgesucht. Ranger übernehmen hierbei den notwendigen Schutz vor Wilderei, monitoren die Bestände und sind in Kontakt mit der lokalen Bevölkerung.
Es geht beim Projekt aber auch um Rehabilitation und Auswilderung beschlagnahmter Schuppentiere aus dem illegalen Wildtierhandel. In dem Rahmen wurde 2023 das erste Rehabilitationszentrum für Schuppentiere in Namibia gegründet. Ohne Rehabilitation stirbt nämlich rund die Hälfe von einfach ausgewilderten Schuppentieren. Schon innerhalb der ersten sechs Monate wurden dank des vom Zoo unterstützen Zentrums fünf Schuppentiere rehabilitiert und ausgewildert. Sie hatten sogar schon Nachwuchs in der Natur.
Das Steppenschuppentier ist die einzige Schuppentier-Art, die in Namibia vorkommt, und massiv bedroht. Namibia ist deshalb so wichtig, weil man dort verhindern kann, dass die Tiere im westlichen Teil ihres Verbreitungsgebietes weiter an Boden verliert. Daher ist die Rehabilitation und Auswilderung, die natürlich überall wichtig ist, aber gerade dort von besonderer Bedeutung.
Staurois parvus: Kleiner Winkerfrosch
Frösche, die winken? Ja, die gibt es. Das müssen diese deshalb, weil sie in der Natur in einem so lauten Lebensraum leben, dass es akustisch weniger gut funktionieren würde. Der kleinste Vertreter dieser Winkerfrösche ist, wie der Name schon verrät, der Kleine Winkerfrosch. Allerdings wird dessen Lebensraum auf der Insel Borneo zunehmend zerstört. Neben also einer Faszination für die “gebärdensprechenden” Frösche kommt auch ein Artenschutz-Aspekt hinzu. Erneut muss Haltung wieder Arten retten.
Als erster Zoo in Europa hat deshalb der Tiergarten Schönbrunn in Wien eine Arche für die besondere Art geschaffen. Im Rahmen von Citizen Conservation werden auch Privathalter gesucht, die beim Erhalt der Art mithelfen wollen. Allerdings sind die Kleinen Winkerfrösche nicht wirklich etwas für Anfänger, aber erfahrenen Terrarianern ist die Art zu empfehlen. Sie können so, Seite an Seite mit modernen Zoos und Aquarien, eine bedrohte Art vor dem sonst sicheren Aussterben bewahren.
Zoologische Gärten können aber nicht nur durch Erhaltungszucht die Art bewahren, sondern diese Art überhaupt erst der Öffentlichkeit vorstellen. Die winzigen Frösche, die auch noch gut getarnt und damit schwer zu sehen sind, sind durchaus erklärungsbedürftig. Hier können Zoo-Installationen eine wichtige Aufgabe übernehmen und genau das tun: durch edukative Aufbereitung die Faszination für diese Art wecken. Diese Faszination schafft Motivation, um sich mit der Art zu beschäftigen und ihren Schutz zu unterstützen.
Sterna nereis: Australseeschwalbe
Global ist die Art schon als bedroht gelistet, die Unterart, die auf Neuseeland vorkommt, aber hat den höchsten Bedrohungsstatus mit nur noch 40 Vertretern in der Natur. Daher konzentriert man sich auch gerade besonders auf diese der drei Unterarten, um die gesamte Art vor dem Aussterben zu bewahren. Lokal sind die Tiere als Tara-iti bekannt und nur auf vier Küstenabschnitte zwischen Whangarei und Auckland auf der Nordinsel zurückgedrängt. Es ist der seltenste heimische Vogel in Neuseeland.
Der Auckland Zoo hat sich zu Beginn der 2020er-Jahre mit der Artenschutzabteilung (Department of Conservation) zusammengetan, um die Art zu retten. Dabei nutzt der Zoologische Garten seine Erfahrung mit erfolgreicher Vogelhaltung. Er brütet Eier aus und zieht die Tiere per Hand auf. Dann kommen sie in einen raubtiersicheres Areal, um aufzuwachsen und alles zu lernen, was sie in er Natur zum Überleben brauchen.
Wenn sie groß und stark genug sind, werden sie ausgewildert. So will man die bedrohten Bestände unterstützen und die Art vor dem Aussterben bewahren. Diese Möglichkeit gäbe es ohne den Auckland Zoo beziehungsweise Zoologische Gärten generell gar nicht. Dank dieser Aktion hat die Neuseeland-Australseeschwalbe aber eine reelle Chance zu überleben.
Strix uralensis: Habichtskauz
Die österreichische Hauptstadt Wien ist ein Zentrum für den Schutz des Habichtskauzes – dank zwei zoologischer Institutionen, die sich intensiv in die Rettung der Art einbringen. Seit 2007 unterstützen die Blumengärten Hirschstetten und der dortige Zoo das Projekt zur Wiederansiedelung der Habichtkäuze in Österreich. Der Nachwuchs der Tiere dort wird regelmäßig im Wienerwald sowie im Wildnisgebiet Dürrenstein-Lassingtal in Niederösterreich ausgewildert. Im Sommer 2011 wurde dann die erste Brut ausgewilderter Tiere aus dem Projekt beobachtet.
Seit 2009 unterstützt auch der Tiergarten Schönbrunn die Rettung der Habichtkäuze in Österreich, 2012 kam dann die Österreichische Zoo Organisation (OZO) dazu. Ziel der so immer stärker werdenden Unternehmung ist es, dass der Habichtkauz in Österreich wieder heimisch werden kann. Es soll eine stabile Population dort entstehen, wo die Art ursprünglich vorkommt. Diese Population soll dann auch mit den mitteleuropäischen Beständen gut vernetzt sein, um einer Verinselung vorzubeugen.
Noch vor 100 Jahren war der Habichtskauz in Mitteleuropa gut verbreitet – das hat sich geändert. Daher arbeiten viele Zoologische Gärten an einer Rückkehr der Art. Sie ist für die Ökosysteme, die sie bewohnt, sehr wichtig. Die österreichische Population ist dabei eine bedeutende Brücke zwischen dem nördlichen und südlichem Verbreitungsgebiet.
Struthio camelus: Afrikanischer Strauß
Insgesamt ist der Afrikanische Strauß zwar nicht als bedroht gelistet, die Nominatform der Art ist es aber sehr wohl. Struthio camelus camelus, der Nordafrikanische Rothalsstrauß, ist sogar stark bedroht. Etwa 1.000 Tiere überleben nur in der Natur. Daher haben sich Zoologische Gärten zusammengeschlossen, um die Art zu erhalten. Eine Wiege der Erhaltungszuchtpopulation liegt im Erlebnis-Zoo Hannover. Dort wurden Eier aus der Natur erbrütet und aus ihnen schlüpften die Gründerväter und -mütter der Population.
Verbunden ist dieser Aufbau einer Reservepopulation aber auch mit Aktion in der Natur. Hier arbeitet der Zoo Hannover mit Sahara Conservation zusammen. Das zeigt sehr gut wie sowohl im natürlichen Lebensraum als auch außerhalb gearbeitet wird. Somit agiert man gemäß dem One Plan Approach der Weltnaturschutzunion (IUCN). Ohne Zoologische Gärten wäre ein solch umfassender Schutz der Nordafrikanischen Rothalsstrauße gar nicht möglich.
Aber der Schutz endet auch nicht im Niger und im Tschad, wo Sahara Conservation arbeitet, sondern geht durch ein internationales Netzwerk in Tunesien und Marokko dank entsprechender Vernetzung weiter. Eine solche Vernetzung sorgt auch dafür, dass lange nicht mehr nur der Erlebnis-Zoo Hannover diese wichtige Unterart züchtet, sondern inzwischen haben sich weitere Zoologische Gärten dem Erhaltungszuchtprojekt angeschlossen. Teamwork makes the dream work, gilt somit auch für diese Art.
Sus barbatus: Bartschwein
Schweine mit Bart? Ja, die gibt es. Wie lange es sie aber noch gibt, hängt auch mit Zoos und Aquarien zusammen. Für den notwendigen Ausbau der Reservepopulation in der so genannten westlichen Welt legte der San Diego Zoo mit der Erstzucht vor einigen Jahren. Leider wird die Art in Europa sehr selten gehalten. Hier gibt es Anfang des 21. Jahrhunderts durchaus Nachholbedarf, was die Erhaltungszucht anbelangt. Die Haltung droht hierzulande auszusterben. Solche Startschwierigkeiten hatten aber schon einige hier aufgeführte Arten, die schlussendlich aber gerettet werden konnten.
Allerdings bedroht die Afrikanische Schweinepest die Wildpopulation und die Population in Menschenobhut gleichermaßen. Daher haben sich Zoos mit Wissenschaftlern in einem breiten Bündnis zusammengeschlossen, um eine Impfung für die Krankheit zu entwickeln. Ziel ist eine Schluckimpfung wie sie schon bei der Eindämmung der Europäischen Schweinepest half. Bei der Entwicklung dieses Impfstoffes konnten Zoos bereits einen großen Beitrag leisten, indem sie Tiere der Forschung zur Verfügung stellten.
Eine Lösung dieser Problematik wäre ein wichtiger Schritt. Die auch durch andere Faktoren bedrohten Wildpopulationen könnten besser geschützt werden und die Zoos der westlichen Welt so auch mehr Tiere zur Erhaltungszucht aus Asien bekommen. Ein Import der Tiere gestaltet sich nämlich aktuell aus seuchenpolizeilichen Gründen als kaum möglich. Dabei wäre er so wichtig. Ohne Zoologische Gärten hätten die Bartschweine aber wohl kaum überhaupt eine Chance auf eine Zukunft.
Sus cebifrons: Visayas-Pustelschwein
Dieses besondere Schwein ist ein Mitglied der Big Five der Western Visayas, einer Verwaltungsregion der Philippinen. Sie sind Teil eines Schutzprojektes sind, an dem viele Zoologische Gärten beteiligt sind. Seit 2019 gilt für diese “Five” vor Ort der höchste Bedrohungsstatus. Sie sollen gemäß dem One Plan Approach – also einer Kombination von Aktionen ex situ und in situ – gerettet werden. Ohne Zoos ließe sich ein Vorgehen wie dieses nicht umsetzen. In situ begann man mit der Einrichtung eines 300 Hektar großen Schutzgebietes, genannt Bayawan Nature Reserve.
Hinzukommend wurden im Negros Forest Park sowohl Volieren als auch Gehege eingerichtet, um Erhaltungszucht ex situ zu betreiben. Von 2020 bis 2022 konnten bereits 22 Visayas-Pustelschweine im Reservat ausgewildert werden. Andere Mitglieder dieser besonderen fünf Arten konnten bereits in diese geschützte Natur gebracht werden.
Dieses Projekt, dessen Speerspitze der Chester Zoo und weitere Partner bilden, macht klar, dass es sehr sinnvoll sein kann, sich mehrere Arten auf einmal vorzunehmen. Ohne die zahlreichen Zoologischen Gärten, die sich angeschlossen haben, wäre das wohl niemals möglich geworden. Sie haben nicht nur wichtige Gelder, um das Vorhaben zu unterstützen, sondern auch das notwendige Know-How besonders im Bereich der Ex-Situ-Zucht. Mit bedrohten Schweinen hat man in Zoos schon gute Erfahrungen machen können.
Tapirus indicus: Schabrackentapir
Man muss wohl kaum diskutieren, dass der gebräuchliche deutsche Name für diese Art wenig schmeichelhaft wirkt. Allerdings gibt es zum Glück auch viel Spannenderes zu erzählen: es handelt sich nämlich aktuell um die größte Tapir-Art der Welt und gleichzeitig, die einzige, die in Asien lebt. Sie ist auch leicht erkennbar am weißen Sattel, der die Fellzeichnung dominiert. Leider sind aber auch diese besonderen Tapire bedroht.
Im Zoo von Singapur ist die Zucht zum Beispiel auch so erfolgreich, dass Tiere nach Kopenhagen gebracht werden konnten. Unter der Leitung der Tapir-Spezialisten der Weltnaturschutzunion (IUCN) führt der Kopenhagener Zoo ein wichtiges Projekt durch. Das soll klären wie man die Landschaft managen muss, damit Mensch und Tapir dort Seite an Seite leben können. Dabei spielen Themen wie die Vertreibungsökologie aber auch Umsiedlung eine große Rolle.
Grund für die Bedrohung der Art sind nämlich besonders Mensch-Tier-Konflikte. Dabei geht es eigentlich den Menschen und den Tapiren im Prinzip um das Gleiche: die Gewinnung von Rohstoffen, die sie zum Überleben brauchen. Daher spielt die Schlichtung der Konflikte eine große Rolle und eben das Management einer Reservepopulation in Menschenobhut. Sie ist eine wichtige Sicherheit zum Überleben der Art.
Tapirus terrestris: Flachlandtapir
Der größte der südamerikanischen Tapire wird als VU von der Weltnaturschutzunion (IUCN) gelistet. Die niedrige Reproduktionsrate ist ein Problem der Art – vor allem in Verbindung mit Wilderei, Lebensraum-Zerstörung und Krankheitsübertragung durch Rinder aus der Landwirtschaft. Besonders zeigt sich das im Biodiversitätshotspot Pantanal. Von diesem größten zusammenhängenden Feuchtgebiete der Welt stehen aktuell weniger als 3% unter Schutz, 40% werden aber vom Menschen beeinflusst.
Von dem Schutz der Botschafter-Art Flachlandtapir werden viele andere Arten dort profitieren können. Am Anfang steht aber erstmal mehr über den Tapir und seine Rolle im Ökosystem zu erforschen. Hier braucht es Grundlagenforschung auf deren Basis dann weiter gearbeitet werden kann, um die bedrohte Art vor dem Aussterben zu retten. Dazu wird die lokale Bevölkerung mit einbezogen und es gibt ferner Bildungsprogramme zu diesem Artenschatz.
Der Tiergarten Schönbrunn in Wien ermöglicht zum Beispiel die Ausstattung der Tiere mit Senderhalsbänder. Mit Tieren in Menschenobhut entwickelt, liefern sie wichtige Daten zur Bewegung und Flächennutzung der Tapire in der Natur. Tapir-Expertin Patrícia Medici weist darauf hin, dass moderne Zoologische Gärten “ungefähr 80% der finanziellen Mittel für diese Initiative zum Schutz des Flachland-Tapirs in Brasilien zur Verfügung” stellen. Das unterstreicht deren Wichtigkeit für diese Art.
Telmatobius culeus: Titicaca-Riesenfrosch
Die Zeiten der frühen 1970er Jahre, in denen man bei Tauchgängen die Art noch zu Hauf antraf, sind lange vorbei. Dicht bedeckt soll der Boden des Titicacasees mit den Fröschen gewesen sein. Diese sind relativ klein und ziemlich faltig, was mit ihrer Atmung zusammenhängt. Nach und nach aber verschwanden sie. Warum weiß man gar nicht ganz genau. Wahrscheinlich hat es mit dem Rückgang einer Andenkäpflingsart zu tun. Die Population, wie auch andere Fisch-Populationen, wurden und werden befischt. Dabei endet der Frosch auch nicht selten als Beifang.
Dazu kommt die Verschmutzung des Sees und auch den Einsatz der gefangenen Frösche als angebliches Aphrodisiakum. Am Ende wird es wahrscheinlich eine Kombination aus allem gewesen sein. Fest steht aber: Der Frosch braucht Hilfe. Daher begannen Zoos und Aquarien sich den Titicaca-Riesenfröschen anzunehmen. 2010 gelang die Erstzucht im Huachipa Zoo. Außerhalb Südamerikas war es der Denver Zoo im Jahr 2018, der die Art nachzog und eine führende Rolle im Schutz der Frösche einnahm. So verteilte sich die Art in den Zoos und Aquarien weltweit.
Seit 2020 bringt man sich auch im Aquazoo Löbbecke Museum in Düsseldorf ein, um die Art vor dem Aussterben zu bewahren. Er hält und züchtet die Titicaca-Riesenfrösche aber nicht nur erfolgreich, sondern unterstützt auch das Kyara-Projekt. Das Kozept der Verbindung von Maßnahmen ex situ und in situ zur Rettung der Art macht Schule. Anfang 2024 gab es in Europa 19 Haltungen dieser Art. Allein in Wien haben sich schon zwei zoologische Institutionen der Art angenommen. Je mehr Halter sich finden, desto größer die Chance, dass die Art – dank Zoos und Aquarien – überleben kann.
Telmatobius yuracare: Sehuencas-Wasserfrosch
Romeo ging als einsamster Frosch der Welt in die Geschichte ein. Er galt lange als letzter seiner Art. So kreierten Artenschützer ein Dating-Profil für ihn, um auf das Schicksal der Sehuencas-Wasserfrösche aufmerksam zu machen. Über zehn Jahre war nämlich zu diesem Zeitpunkt kein Vertreter der Art in der Natur gesichtet worden. Im gleichen Jahr aber gab es eine Expedition, bei der fünf weitere dieser massiv bedrohten Frösche gefunden worden. So fand Romeo auch seine Julia.
In der Natur gibt es wahrscheinlich so wenige Tiere noch, dass dort eine Vermehrung eher unwahrscheinlich ist – vor allem langfristig gesehen. Daher ist die Ex-Situ-Zucht von sehr großer Bedeutung. Also versucht man die gefundenen Tiere in einem Zuchtprogramm zu organisieren, um später von einer diversen Population in Menschenobhut, die Art wieder auswildern zu können. Daher wurde im K’ayra Center im Museo de Historia Natural Alcide d’Orbigny (MHNC) eine Zuchtstation gebaut.
Das Zentrum wird unter anderem vom Kansas City Zoo, dem Aquazoo Löbbecke Museum in Düsseldorf und dem Chester Zoo finanziell unterstützt. Allerdings geht auch hier die Unterstützung weit über das Finanzielle hinaus. Solche Projekte profitieren natürlich von der Erfahrung aus der Erhaltungszucht anderer Frosch-Arten, die von Zoos und Aquarien schon gerettet wurden. Hinzukommend werden auch diese Erfahrungen aus dem Projekt wieder wichtig für andere Erhaltungsprojekte für andere Frosch-Arten sein.
Todiramphus cinnamominus: Zimtkopfliest
Diese Art ist seit 1988 in der Natur nicht mehr auffindbar. In den Jahren zuvor hatte man sich entschieden, 29 der verbliebenen Tiere einzufangen, um ein Erhaltungszuchtprojekt zu starten. Ohne diese Vögel, die dann in Zoos gebracht wurden und sich begannen fort zu pflanzen, gäbe es die Art nicht mehr. So konnte der Bestand bis März 2020 auf fast 140 Tiere anwachsen. Nun will man den Bestand weiter vergrößern, um irgendwann an Auswilderung denken zu können.
Das Problem aktuell ist, dass die Zahl möglicher Auswilderungsgebiete abnimmt, weil weiterhin Wälder gerodet werden und die Natur durch Raum für Menschen ersetzt wird. Gleichzeitig sind die Bestände der Braunen Nachtbaumnattern immer noch ein Problem. Sie müssen eingedämmt werden. Das alles sind Probleme, die nicht leicht zu lösen sind. Sie zeigen aber den Wert von Reservepopulationen in Menschenobhut und die Notwendigkeit diese rechtzeitig aufzubauen, wenn absehbar ist, dass eine Art in der Natur kaum noch eine Zukunft hat.
Diese Art wäre komplett verloren, wenn es die Reservepopulation nicht geben würde und dank Zoos hat sie jetzt eine reelle Chance auf eine Zukunft. Hieran sieht man auch wieder wie wichtig die im One Plan Approach gelebte Verbindung von Projekten im Lebensraum und außerhalb des Lebensraumes der Tiere ist: eine Population in Menschenobhut ohne Projekte in der Natur wäre wertlos, aber genauso wertlos wären die Bemühungen, die in der Natur ausgestorbene Art in ihren angestammten Lebensraum zurück zu bringen, wenn es die Reservepopulation nicht geben würde.
Tragelaphus eurycerus: Bongo
Bei dieser Art tragen auch Weibchen Hörner. Das unterscheidet sie von ihren nächsten Verwandten den Kudus, Nyalas und Sitatungas deutlich. In Zoos wird die Art gerne gehalten, aber gleichzeitig kämpfen auch Zoologische Gärten darum zu verhindern, dass die Art bald als bedroht gilt. Nur noch wenige Tiere der Art lassen sich in der Natur finden. Dass es nicht noch weniger sind, ist den Zoos zu verdanken.
Allein in Nordamerika gibt es rund 400 Bongos in Rahmen des Erhaltungszuchtprogramms. Das sind wohl mehr Tiere als es noch in der Natur gibt. Daher sollen sie ausgewildert werden. 2004 zum Beispiel kamen 18 Östliche Bongos (Tragelaphus eurycerus isaaci) aus dem Zuchtprogramm bei White Oak Conservation zusammen. Von da aus kamen sie an den Mount Kenya, wo sie nach einer Zeit der Gewöhnung ausgewildert wurden.
2013 wurde dann ermessen, dass es nur noch 100 Östliche Bongos in der Natur gibt. Das bedeutet, dass die Haltung und Zucht der Tiere weitergehen muss, wenn man die Art retten möchte. Ohne Zoologische Gärten ist dieses Unterfangen nicht möglich. Daher hängt das Überleben der Bongos an der Existenz von Zoos – wie es bei vielen hier aufgeführten Arten der Fall ist.
Tylototriton vietnamensis: Vietnamesischer Krokodilmolch
Ein Mini-Krokodil? Nein, ein Molch! Die Krokodilmolche sind die artenreichste Gattung der Echten Salamander: 30 Spezies wurden beschrieben. Doch dieser Artenreichtum ist bedroht. Dem Vietnamesischen Krokodilmolch geht es in der Natur nicht sonderlich gut. Zum Glück hat man ihn 2005 rechtzeitig entdeckt, um jetzt noch das Aussterben verhindern zu können. So kann Biodiversität erhalten werden und die Ökosysteme bleiben intakt.
Eine zentrale Rolle bei der Erhaltung dieser Art nimmt der Kölner Zoo ein. Dort gelang zum ersten Mal überhaupt die erfolgreiche Zucht und dieser Erfolg wird Saison um Saison reproduziert. So kann die Art, die nur an wenigen Orten in der Natur überhaupt noch nachgewiesen werden kann, in Menschenobhut eine stabile Population ausbilden. Die wiederum ist die Voraussetzung für die Auswilderung und dadurch das Aufstocken der Populationen in der Natur.
Dank des Zuchterfolgs kann nun sowohl im Heimatland der Art als auch mithilfe von engagierten Privathaltern diese so wichtige Reservepopulation weiter vergrößert werden. Das funktioniert wie eine Art Lebensversicherung für die Art. Selbst, wenn es also im natürlichen Habitat zum Äußersten käme, soll es auf der Welt genügend Orte geben, wo die Population in Menschenobhut überleben kann, um dann wieder ausgewildert werden zu können.
Tylototriton ziegleri: Zieglers Krokodilmolch
Bei der Art wurde der Namenspate zum Schutzpatron. Diese Krokodilmolch-Art wurde nämlich nach dem Artenschützer Prof. Dr. Thomas Ziegler benannt. Er leitet die Geschicke des Aquariums im Kölner Zoo, indem es auch einen Terrarien-Bereich gibt. Dort leben nicht nur Zieglers Krokodilmolche, sondern die Art wird dort auch erfolgreich vermehrt. Auch bei dieser Art ist diese Haltung und Zucht eine Grundfeste für ihr Überleben.
2013 wurde die Art zum Glück noch rechtzeitig beschrieben. Maßlose Forst- und Landwirtschaft sind die Probleme, die die Zieglers Krokodilmolche in der Natur primär bedrohen. Dort bilden sich dadurch nämlich die temporären Kleingewässer nicht mehr, die für die Fortpflanzung der Art so unabdingbar sind. Über Citizen Conservation werden nun auch Privathalter mit ins Boot geholt, um die Art vor dem sonst sicheren Aussterben zu retten.
Dass der Ziegler Krokodilmolch also eine Chance auf Überleben hat, verdankt er Prof. Ziegler ganz persönlich, aber natürlich auch dessen Partnern bei der Mission die nach ihm benannte Art zu retten. Das zeigt wie Zoo-Mitarbeiter nicht nur durch ihre Arbeitsstelle, sondern auch ganz persönlich zu wichtigen Artenschützer werden, dank denen es möglich ist, ganze Arten vor dem sonst sicheren Verschwinden zu bewahren.
Tympanuchus cupido: Präriehuhn
Eine Unterart des Präriehuhns, Tympanuchus cupido attwateri, hat eine furchtbare Dezimierung erfahren. Dank modernen Zoos konnte die Art vor dem sonst wohl sicheren Aussterben gerettet werden. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts gab es noch bis zu eine Million Attwater-Präriehühner in den küstennahen Graslandschaften von Texas und Louisiana in den Vereinigten Staaten, sogar eventuell bis in den Norden Mexikos. Ab dann aber begann man zur Produktion von Seife viele Chinesische Talgbäume zu pflanzen.
Diese Baumart stellte sich als aggressiver Invasor für das Küstengrasland heraus. Die Präriegräser und Stauden wurden nun von nahezu monospezifischen Beständen verdrängt, was biotische und abiotische Ökosystemprozesse erheblich veränderte. Mit der Seifenindustrie kamen natürlich auch mehr Menschen und die Hühner kamen sprichwörtlich aber auch wortwörtlich gar nicht mehr durch. Wo früher Bisons und Feuer für ein offenes Gelände sorgten, war nun alles hoch und dicht bewachsen und bebaut.
Nur etwas mehr als 100 Jahre später gab es weniger als 50 Attwater-Präriehühner in der Natur. Dazu kam nun noch ein neues Ölbohrprojekt, das die Art wohl völlig auslöschen würde, wenn man ihr nicht hilft. Dann kamen Hurricanes und 2018 zählte man in der letzten Rückzugsstätte der Tiere in der Natur nur noch 12 Tiere. Ein Jahr später waren es aber wieder 200. Warum? Nachzuchten aus dem Houston Zoo, Fossil Rim Wildlife Center und dem Caldwell Zoo wurden ausgewildert. Sie und weitere Zoologische Gärten unterstützen die Vergrößerung der Wildpopulation auch weiterhin aktiv.
Ursus maritimus: Eisbär
Seit rund 600.000 Jahren gibt es Eisbären. In dieser Zeit haben sie schon sehr viel Veränderung in ihrem Lebensraum erlebt. Wird es wärmer, zieht es sie von der Arktis weg. Sie folgen den verfügbaren Nahrungsquellen. Diese Bewegung nach Süden wird zum Problem, weil dort zwischen menschlicher Besiedelung kaum Platz für die Tiere ist. Es kommt zu Mensch-Tier-Konflikten und die Eisbären werden quasi zwischen den Fronten aufgerieben. Daher sind sie bedroht. Zudem leiden sie auch massiv unter Umweltverschmutzung.
Zoos und Aquarien auf der ganzen Welt kooperieren deshalb mit Polar Bears International (PBI) und werden so zu Zentren des Schutzes für Eisbären. Der Tiergarten Schönbrunn in Wien sowie der Erlebnis-Zoo Hannover sind dafür Beispiele. Insgesamt rund 50 Zoos und Aquarien fungieren als so genannte Arctic Ambassador Center. PBI selber erklärt, welchen “enormen Beitrag” dieses internationale Netzwerk für den Schutz der Eisbären leistet.
Eisbären lassen sich in modernen Zoos und Aquarien sehr gut halten. Seriöse Experten und Artenschützer arbeiten deshalb sehr gerne mit den Zoologischen Gärten zusammen. Ohne sie hätten nämlich die Eisbären sehr viel schlechtere Chance auf eine Zukunft in der Natur. Die Haltung und Zucht der Tiere in Menschenobhut ist das wichtige Rückgrat für die Vernetzung von Maßnahmen ex situ und in situ. Nur so lassen sich Eisbären umfassend schützen und vor dem Aussterben bewahren.
Varanus komodoensis: Komodowaran
Die größte Echse der Welt hat leider eine verhältnismäßig kleine Wildpopulation. Ein großes Glück für die Art ist der für Reptilien ehr ungewöhnlich hohe Schauwert. So kamen sie auch früh in Zoologische Gärten und man konnte viele Erfahrungen sammeln, um sie jetzt mit dem Ziel der Artenrettung halten und züchten zu können. All das begann im Jahre 1927 als im Londoner Zoo die ersten Exemplare dieser Art der Weltöffentlichkeit präsentiert wurden.
So ist es passend, dass der London Zoo bis heute auch ein Zentrum für den Schutz dieser Art geblieben ist. Aber nicht nur um Haltung und Zucht macht man sich in London verdient, sondern unterstützt auch ein Projekt in Flores, das vom Europäischen Zooverband (EAZA) durchgeführt wird. Dabei geht es um die Unterhaltung und den Schutz von zwei Reservaten, in denen es noch Komodowaran-Populationen gibt. Dazu arbeitet man mit der Bevölkerung vor Ort zusammen, um die Tiere zu monitoren. Auch der Chester Zoo ist sehr aktiv in den Schutz der Komodowarane involviert.
So kooperieren Zoos und Aquarien auf der ganzen Welt, um diese besondere Art vor dem Aussterben zu bewahren. Es darf bezweifelt werden, dass die Art eine solche hoffnungsvolle Zukunft hätte, wenn es Zoologische Gärten nicht (mehr) geben würde. Viele verbinden diese Art mit magischen Wesen wie Drachen. Tatsächlich aber sind sie sehr real und haben reale Probleme. Hier sind Zoos und Aquarien erneut ein Teil der Lösung.
Varecia variegata: Schwarzweißer Vari
Sie sind kein Farbschlag der Varis, sondern eine eigene Art: die sympathischen, schwarzweißen Primaten, die die Herzen vieler Zoobesucher im Sturm erobern, sind in der Natur bedroht. Die großen Lemuren haben nur noch ein sehr kleines, fragmentiertes Verbreitungsgebiet mit einer doch überschaubaren Anzahl an Tieren. Es ist das Ziel moderner Zoologischer Gärten dies zum Besseren zu wenden.
In dem Zusammenhang ist die Partnerschaft zahlreicher Zoos mit dem Duke Lemur Center (DLC) in Durnham (North Carolina, USA) von entscheidender Bedeutung. Dort werden die Tiere nämlich nicht nur gehalten, sondern dieses einzige universitätsbasierte Zentrum für Feuchtnasenaffen weltweit arbeitet mit Zoologischen Gärten eng zusammen. So ist der Aufbau von Reservepopulationen, die als Grundlage für Auswilderungen dienen erst möglich. Gleichzeitig braucht das DLC auch die Mitarbeit moderner Zoos, um seine Mission zu erfüllen.
1997 brachte diese Zusammenarbeit ein Programm zur Auswilderung Schwarzweißer Varis hervor. Das war das erste Programm für madagassische Halbaffen überhaupt. Es bot und bietet eine Blaupause für Programme verwandter und ähnlicher Arten. So ging es für 13 Tiere aus den USA in eine Art Boot Camp zur Vorbereitung. Schließlich wurden sie mit Radio-Transmitter-Halsbänder ausgewildert. Weitere Auswilderungen sollen folgen, sobald es wieder mehr gesicherten Platz für die Tiere gibt.
Vultur gryphus: Andenkondor
Die Ausmaße der Tiere sind mindestens so riesig wie es die Bedrohung für diese besonderen Kondore mal war. Schon 1970 war klar: die Andenkondore in der Natur sind bedroht. Dass es 1989 schon zur ersten Auswilderung von in Menschenobhut geborenen Tieren kommen konnte, verdankt man Zoologischen Gärten, die diese Tiere hielten und züchteten. Das ist auch deshalb bemerkenswert, weil zu dem Zeitpunkt das Image der Tiere praktisch am Boden lag. Hierbei kämpften Zoos auch gegen weit verbreitete Mythen an, die den Ruf der Tiere ruinierten.
Haltung, Zucht und Auswilderung halfen so sehr, dass sich die Wildbestände erholen konnten. Inzwischen hat die Art den niedrigsten Bedrohungsstatus. Das heißt aber auch: Die sprichwörtliche Kuh ist noch nicht vom Eis. Also geht die Arbeit moderner Zoologischer Gärten mit dieser Art bis heute weiter. Zum Glück wird die Art inzwischen auch lange nicht mehr so selten gehalten.
Trotzdem ist die Zucht kein Kinderspiel und in der Wildbahn sind die Reproduktionsraten naturgemäß gering. Hier wird die Evolution der Andenkondore zum Problem, wenn der Mensch dazukommt. Gleichwohl ist auch für den Menschen das Überleben der Andenkondore letztendlich überlebenswichtig. Die Aasfresser verhindern nämlich das Ausbreiten von Krankheiten, indem sie quasi für die Entsorgung von Tierkadavern sorgen. Das hält das gesamte Ökosystem gesund. Daher müssen Andenkondore überleben.
Zenaida graysoni: Socorrotaube
Nur noch 182 [Stand: 2024] dieser besonderen Tauben leben auf der Welt. Alle leben in Menschenobhut. Diese Art überlebt dank modernen Zoos und engagierten Privathaltern. Ohne Tierhaltung wäre die Socorrotaube bereits für immer verschwunden. Ein bedeutender Teil dieser Population stammt aus dem Zoo Heidelberg. Der Zoo hält die Art seit 2016 und das zu dem Zeitpunkt aktuelle Zuchtpaar hat 10 Tauben allein im Jahr 2023 großgezogen. Das zeigt was für eine wichtige Stütze Zoologische Gärten sind.
700 Kilometer vor der Küste von Mexiko auf der 132 km² kleinen pazifischen Hochseeinsel, nach der die Taube benannt ist, befindet sich ihr angestammtes Habitat. Dort ist sie aber seit 1972 nicht mehr auffindbar. Das Problem dieser Tauben kennen wir von anderen Arten weiter oben: Haustiere. Erst fraßen Ziegen und Schafe ihren Lebensraum und den der Insekten, die die Tauben unter anderem fressen, weg und dann kamen die Katzen. Sie bejagten die nun schutzlosen Tiere und rotteten sie aus.
Hätte man nicht zuvor, genügend Tauben aus der Natur in Menschenobhut gebracht, gäbe es keine Socorrotauben mehr. Aktuell besetzen Carolinatauben auf Socorro die ökologischen Nische der Socorrotauben, die lange als deren Unterart galten. Ziel ist aber natürlich eine Rückkehr der Socorrotauben in die Natur. Man geht davon aus, dass sie die Carolinatauben dann verdrängen würden, weil sie wohl zuvor eine Ansiedlung dieser Art verhinderten. Vorher muss aber vor allem noch die Population verwilderter Katzen reduziert werden.
Zoogoneticus tequila: Tequila-Kärpfling
Natürlich sind diese Fische nicht nach dem berühmten Getränk benannt, sondern nach dem gleichnamigen Vulkan. Zum Zeitpunkt ihrer Erstbeschreibung im Jahr 1998 galt die Art als wahrscheinlich in Natur ausgestorben. 2001 wurde dann eine sehr kleine Population von weniger als 50 Fischen gefunden wurde. Wenige Jahre später starb jedoch auch diese Population aus und es gab die Tequila-Kärpflinge nur noch in Menschenobhut. Das ist rechtzeitigen Wildentnahmen zu verdanken, die die Art retteten. Trotzdem sollte sie aus der Natur nicht verschwinden.
Darum legte man zuerst einen großen Erdteich an, der Idealbedingungen bieten sollte. Bis 2016 hatte der Teich eine geschätzte Population von 10.000 Individuen. Vor der Wiedereinführung wurden 160 Fische in In-situ-Gehegen untergebracht, um zu sehen, ob sie überleben können. Die Tiere wurden dann zusammen mit weiteren 80 Fischen ausgewildert – alle mit einem eindeutigen Code gekennzeichnet. Attribuiert wurde all das durch ein umfassendes Umweltbildungsprogramm für die lokale Bevölkerung.
Nach der Auswilderung wuchs die Population zwei Jahre lang stark und stabilisierte sich dann. Nun gilt die Art “nur” noch als gefährdet. Insgesamt leben mehr als 800 Tequila-Kärpflinge nun wieder in der Natur. Zur Absicherung möchte man ein Naturschutzgebiet für das Ökosystem des Flusses Teuchitlán einrichten. Federführend beim Projekt ist der Chester Zoo, aber wird von vielen anderen Zoos und Aquarien sowie Privathaltern unterstützt. Ohne sie hätte es diese fulminante Rückkehr der Art nicht gegeben.
Viele Arten nur dank Zoos nicht ausgestorben
Diese Liste hat keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Zudem wurde versucht, die Geschichten der Arten an dieser Stelle möglichst kompakt zu erzählen. Daher konnte man auch nicht alle beteiligten Personen und Institutionen beim Namen nennen. Nichtsdestoweniger zeigt diese Liste wie viele Arten so durch Zoos und Aquarien gerettet werden konnten und gerettet werden. Außerdem erläutert sie auch konkrete Geschichten und fokussiert dabei besonders die Leistung der Zoologischen Gärten an. Über 151 Arten ist eine riesige Zahl.
Man kann anhand dieser zahlreichen Erfolge mit großer Sicherheit sagen: wenn es diese modernen Zoos und Aquarien, die solche Erfolge zustande bringen, nicht schon längst geben würde, müsste man sie schleunigst erfinden. Zum Glück ist das aber nicht mehr nötig. Aus lebenden Sammlungen haben sich sehr schnell aus eigenem Antrieb Institutionen entwickelt, die sich für den Erhalt der Natur einsetzen können wie niemand sonst. Das macht sie auch unersetzlich für den umfassenden Natur- und Artenschutz.
Es steckt noch mehr dahinter
Zudem darf man dabei eines nicht vergessen: Arten kann man nie isoliert schützen. Wir sehen in der Liste also die Spitze der Eisberge, denn, wenn man eine Art erfolgreich schützt und erhält, bewahrt man mit ihr auch einen ganzen Lebensraum, den auch viele andere Arten bewohnen. All diese Arten sind Teil eines Nahrungsnetzes, aber eben auch anderer Verflechtungen im jeweiligen Ökosystem. Von ihrem Erhalt, ihrem Überleben, profitiert also jeweils eine große Zahl anderer Tier- und Pflanzenarten.
Dabei ist Natur- und Artenschutz kein Sprint, sondern ein Marathon. Während Zoogegner sich schon damit überfordert zeigen, eine einzige Art zu retten und trotzdem denken, Zoos schließen zu können, müssen die seriösen Artenschützer neben viel Geld auch viel Zeit investieren. All diese geleistete Arbeit sowie auch der Ertrag der Zucht lassen sich nicht nur kaum in Geld aufwiegen, sondern werden es auch häufig nicht. Dazu ist die bereits gesammelte Expertise riesig, aber ebenfalls unbezahlbar.
Wie viele Arten wurden gerettet?
Auch wegen dieser Unübersichtlichkeit, wie viele Arten jetzt letztendlich von Schutzprojekten profitieren, ist es schwer, genaue Zahlen zu liefern, wie viele Arten gerettet wurden. Das hängt auch mit der jeweiligen Definition von “gerettet” zusammen. Außerdem sorgt die Verbindung des Wortes dafür, dass der falsche Eindruck entsteht, das Engagement der Zoos und Aquarien wäre mit der Rettung quasi zu Ende. Bedrohte Arten brauchen auch Aufmerksamkeit, wenn sie scheinbar gesichert sind.
Daher schaut diese Liste auf Arten, um die sich Zoos und Aquarien aktuell kümmern. Dazu gehören sowohl Arten, die als von Zoos gerettet gelten, aber eben auch solche, die noch im Begriff der Rettung befindlich sind. Für beide Gruppen ist nämlich das Fortbestehen von Zoos und Aquarien wichtig. Selbst, wenn nämlich das sonst unmittelbar bevorstehende Aussterben abgewendet werden konnte, bleiben Arten weiterhin artenschutzrelevant und das Engagement der Zoologischen Gärten überlebenswichtig.
Macht mit!
Beim oben aufgelisteten Natur- und Artenschutz kann jeder mitmachen. Dabei geht es nicht nur um Spenden, sondern auch um eigene Aktion. So kann man zum Beispiel durch heimische Aquarienhaltung auch Erhaltungszucht unterstützen. Nicht nur dabei könnt ihr aber helfen, sondern auch bei unserer Liste oben. Ihr kennt noch Arten, die dank Zoos und Aquarien gerettet werden konnten, aber noch nicht in unserer Liste stehen? Dann sendet sie uns gerne über Mail oder Nachricht auf Social Media mit den Belegen zu.
Es tut dieser gesamten Liste sehr gut, wenn sie immer wieder erweitert und ergänzt wird. Wir freuen uns sehr über Mitarbeit unserer Community. Daher wird diese Liste – im Gegensatz zu anderen Bestandteilen dieser Rubrik – geändert werden. Das ist notwendig, damit es die kompletteste Liste dieser Arten wird. Um dieses Ziel zu erreichen, ist es natürlich hilfreich, wenn der Link zu dieser Liste möglichst weit verbreitet wird. Denn eines beweist jede einzelne Art: Zoos retten Arten. Es braucht Zoologische Gärten und Aquarien, um den Fortbestand der Biodiversität zu sichern.