Östliches Spitzmaulnashorn im Zoo Leipzig | Foto: Karbohut, Lizenz: CC BY-SA 4.0

Nashörner aus Europäischen Zoos zurück in Afrika

Exklusiv für zoos.media – 26.06.2019. Autor: Philipp J. Kroiß

Der größte Nashorn-Transport Europäischer Zoos nach Afrika ist ein großer Erfolg für den Artenschutz. Der Artikel beleuchtet die Hintergründe dieses Vorgangs.

Nashörner aus Europäischen Zoos zurück in Afrika

So etwas hat es bisher noch nie geben: Es ist der größte Transport von Nashörnern aus Zoos ins Europa in ihre angestammte Heimat nach Afrika. Es handelt sich dabei um fünf östliche Spitzmaulnashörner (Diceros bicornis michaeli) aus dem Zuchtprogramm. Federführend war hierbei der Chester Zoo:

Diese Unterart gilt als “critically endangered” und steht somit vor dem Aussterben – in vielen Ländern ist sie bereits nicht mehr zu finden.

Auf nach Ruanda

Spitzmaulnashorn im Erlebnis-Zoo Hannover | Foto: zoos.media

Im Akagera-Nationalpark, auch Kagera-Nationalpark genannt, im Osten Ruandas sollen sie ein neues Zuhause finden. Er erstreckt sich über eine Fläche von rund 900-1.100 km² (unterschiedliche Angaben vorhanden). Im Mai 2017 wurden bereits zwanzig Tiere der gleichen Unterart ausgewildert, wodurch der Park damit werben konnte, nun die “Big Five” zu beherbergen. Sie waren damals aus Südafrika in den Park gekommen – 10 Jahre, nachdem die Unterart aus dem Nationalpark verschwunden war. Die beiden Männchen und die drei Weibchen aus Europa sollen nun wohl diese Gruppe unterstützen, um die Unterart im Nationalpark langfristig zu etablieren.

Der Park war in den 1930er Jahren von Belgien gegründet worden, die zum damaligen Zeitpunkt in Ruanda das Sagen hatten. Damals umfasste er noch 2.500 km2. In den letzten Jahren gab es eine durchaus positive Entwicklung, da die Population von Großsäugern von 4.000 Tieren im Jahre 2010 auf 13.500 Tieren im Jahr 2018 anstieg. Seit 2010 kontrolliert die Multi-Millionen-Dollar-NGO “African Parks” die Geschicke des Nationalparks und kurbelte den Tourismus deutlich an: 2018 besuchten rund 44.000 Menschen den Park. Dabei half ihnen natürlich auch, mit den “Big Five” werben zu können.

Ein Nationalpark ist natürlich immer eine eingezäunte Schutz-Zone und nicht die Natur. Die traurige Wahrheit ist aber, dass außerhalb dieser Schutzzonen, diese Tiere keine Chance auf Überleben haben und im Nationalpark ist die deutlich besser. Wer solche Tiere ohne Schutz auswildern würde, könnte sie auch gleich vor die Flinte eines Wilderers stellen. Deshalb ist es richtig und sinnvoll, sie unter den Schutz von Wildhütern des Gebietes zu bringen. Somit werden sie schon quasi ausgewildert, aber eben in eine geschützte Wildbahn, weil Wildbahn ohne Schutz für Nashörner nicht mehr funktioniert.

Wichtiger Schritt

Nashornnachwuchs im Zoo Krefeld | Foto: zoosmedia

Die Bestände in den Nationalparks zu stärken ist richtig und wichtig, wenn man diese Unterart, aber auch Nashörner generell, erhalten will. Wirksamer Nashornschutz funktioniert aber nur durch die Kombination von Maßnahmen ex situ und in situ. Vielversprechend für viele Unterarten sind aktuell Forschungen zur künstlichen Befruchtung, die moderne Zoos und Aquarien ermöglichen. Es gibt aktuell so wenige Vertreter verschiedener Unterarten, dass, bevor man an Auswilderungen im großen Stil denken kann, die Zuchtprojekte auf eine genetisch sichere und langfristig ausgelegte Basis zu stellen sind. Es hilft den Nashörnern also nicht, jetzt ständig Massen an Tieren auszuwildern, denn auch die Nationalparks haben eben einen begrenzten Platz.

Parallel zur direkten Hilfe am Tier ist natürlich der Kampf gegen die Wilderei sehr wichtig. Viele NGOs befinden sich deshalb in einem Aufrüstungswettstreit mit den Wilderern, was keine langfristige Strategie sein kann. Auf legislativer Ebene tut sich auch etwas, um den Handel mit Wilderei-Erzeugnissen zu erschweren. Um den Wilderern aber wirklich das Geschäft zu verhageln, wäre es wichtig, eine Alternative zu präsentieren und dazu gab es auch schon Bestrebungen. Ein vielversprechender Weg war die Haltung von Nashörnern zum Gewinn des Nashornhorns, das ihnen ja auch abgenommen kann, ohne die Tiere gleich töten zu müssen. Ironischerweise wird dieses Konzept aber von Handelsbeschränkungen verhindert, die eigentlich nur für die Wilderer gedacht sind.

Es wird also weiterhin nötig sein, Nashorn-Bestände zu managen. Bei den Südwestlichen Spitzmaulnashörnern (Diceros bicornis occidentalis) schlagen die Schutzmaßnahmen schon gut an – hier steigt der Bestand schon etwas an in den letzten Jahren. Das ist nichts, worauf man sich ausruhen kann, denn der Schutz muss weiter konsequent betrieben werden, aber es zeigt auch gleichzeitig, dass der Weg gut ist und man ihn eben weiter beschreiten muss. Eine Art zu retten, ist ja kein Sprint, sondern ein Marathon und bis eine Art voll umfänglich als gerettet betrachtet werden kann, dauert es. Umso besser ist aber, dass man nun solche Etappen-Erfolge feiern kann wie diesen Transport der Nashörner nach Afrika.

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