London Zoo: Gorilla-Mutter Mjuluu mit ihrem Baby | Foto: Jonathan Kemeys (London Zoo), aus: Pressematerial Loro Parque

Gorilla-Männchen aus dem Loro Parque sorgt für Nachwuchs in London

Exklusiv für zoos.media – 22.01.2024. Autor: Philipp J. Kroiß

Im London Zoo herrscht große Freude über Gorilla-Nachwuchs. Der wäre ohne Pionierarbeit im Loro Parque auf Teneriffa allerdings nie zustande gekommen.

Gorilla-Männchen aus dem Loro Parque sorgt für Nachwuchs in London

Erfreuliche Nachrichten aus dem Zoo von London: Gorilla-Dame Mjukuu hat ein gesundes Baby geboren. Die Besucher können das Jungtier nun sehen und helfen mit jedem Besuch dabei, seine wilden Artgenossen vor dem Aussterben zu bewahren. Westliche Flachlandgorillas haben nämlich den höchsten Bedrohungsstatus inne. Zoologische Gärten auf der ganzen Welt arbeiten daran, das Aussterben der Großprimaten zu verhindern.

 

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Pionierarbeit im Loro Parque

Die Zucht der Westlichen Flachlandgorillas hatte lange Zeit ein wesentliches Hindernis: die adulten Gorillas leben in Haremsgruppen. Im Rahmen der Nachzucht aber werden ungefähr gleich viele Weibchen wie Männchen geboren. Das natürliche Ausselektieren von Männchen aber, das in der Natur dafür sorgt, dass es deutlich weniger Männchen als Weibchen gibt, existiert in Zoologischen Gärten nicht. So hatte man schnell zu viele Männchen. Von Berggorillas aber wusste man, dass sie Junggesellengruppen bilden. So wagte der Loro Parque das Experiment, dies auch für die Westlichen Flachlandgorillas zu probieren.

In getrennten Schlafzimmern aber auf einer gemeinsamen, riesigen und naturgetreuen Anlage hielt man eine Gruppe so genannter Bachelor-Gorillas. Diese Tiere haben noch keinen Platz in einem Harem. Anders als in der Natur müssen sie sich aber nicht einen neuen Harem erkämpfen oder sterben, sondern warten in einer Luxus-Unterkunft bis ein Platz frei wird. So war es auch mit Kiburi. Im November 2022 wurde er dann aber vom Erhaltungszuchtprogramm ausgewählt, seinen Harem in London zu bekommen.

Wichtiger Artenschutz-Beitrag

Gorillas im Loro Parque | Foto: zoos.media

Die Pionierarbeit machte Schule: die Haltung der Gorilla-Junggesellen im Loro Parque wurde zur Blaupause für weitere Haltungen dieser Art. So soll zum Beispiel auch im Zoo Krefeld im Rahmen des Baus vom Artenschutzzentrum Affenpark ebenfalls Platz für eine solche Junggesellengruppe geschaffen werden. Jede Haltung dieser Art, die neu entsteht, ist ein wichtiger Beitrag für den Schutz dieser bedrohten Spezies, weil sie Zucht andernorts erlaubt, wo man ohne die Abgabe der überzähligen Männchen gar nicht züchten könnte.

Daran sieht man, wie wichtig es ist, dass sich – und das gilt nicht nur bei Gorillas – Zoos und Aquarien bereiterklären, Junggesellengruppen zu übernehmen und damit auf die Zucht zu verzichten. Das hilft dem Zuchtprogramm enorm und ist dem Erfolg zuträglich. So wie dieses Mal in London. “Zu sagen, dass wir uns über diesen Nachwuchs freuen, wäre eine Untertreibung. Wir strahlen alle bis über beide Ohren”, berichtete Kathryn Sanders, die die Primaten-Abteilung im London Zoo managt.

Erhaltungszuchtprogramm wichtig

Gorilla mit Baby im San Diego Zoo Safari Park (2011) | Foto: Becker1999, Lizenz: CC BY 2.0

Die Westlichen Flachlandgorillas sind bedrohter als die für ihre Bedrohung besonders bekannten Berggorillas. Diesen konnten Zoos auch bereits schon helfen. Hinzukommend konnten Zoologische Gärten einem Auswilderungsprogramm für Westliche Flachlandgorillas, das zuvor immer gescheitert war, zum Erfolg verhelfen. Das Überleben der Westlichen Flachlandgorillas ist also eng mit dem Fortbestehen der Zoologischen Gärten verwoben. Ohne sie hat die Art schlicht keine Chance.

Das Engagement von modernen Zoos für die Gorillas endet nämlich nicht an den Zoo-Grenzen, sondern geht weit darüber hinaus. Der Lebensraum der Tiere in der Natur wird immer weiter fragmentiert und zerstört. Entsprechend arbeitet man auch daran, die Schutzgebiete zu erweitern und zu schützen. Die Reservepopulation in Menschenobhut dient dabei als Absicherung und natürlich auch Grundlage für Auswilderungen, wenn sich die Wildbestände nicht von selbst erholen können.

Hinzukommend ermöglicht die Zucht natürlich auch Forschung, was die Basis für evidenzbasierten Artenschutz ist. Außerdem sind die Gorillas wichtige Botschafter ihrer bedrohten Art und ihres bedrohten Lebensraums in den Bildungsprogrammen von zum Beispiel dem Loro Parque für verschiedene Besuchergruppen. Besucher von Zoos haben nämlich auch die Chance zu lernen wie sie selbst helfen können, dass Gorillas nicht aussterben.

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