Zebrafink im Tiergarten Mönchengladbach | Foto: zoos.media

Ist PeTA-Aktivistin Yvonne Würz eine Tierquälerin?

Exklusiv für zoos.media – 23.04.2018. Autor: Philipp J. Kroiß

Diese Frage müsste man mit einem “Ja” beantworten, wenn man die Maßstäbe der radikalen Tierrechtsorganisation PETA auf die Forschung der Aktivistin Yvonne Würz anwenden würde.

Ist PeTA-Aktivistin Yvonne Würz eine Tierquälerin?

“PeTA-Mitarbeiterin Dr. Yvonne Würz ist Tierquälerin”, behauptete Silvio Harnos in einem seiner Artikel für die Webseite gerati.de .

PeTA-Mitarbeiterin Dr. Yvonne Würz ist Tierquälerin

Damit hat gerati.de einmal mehr Aufsehen erregt. Was ist aber dran und was steckt hinter dem Titel?

Fall enttarnt Messen mit zweierlei Maß enttarnt

Zwei unterschiedliche Wissenschaftlerinnen forschten an unterschiedlichen an Singvögel. Im Rahmen beider Karrieren kommt es auch zum jeweils unverschuldeten Verlust von Vögeln, aber beide machen völlig unterschiedliche Karrieren. Eine genießt höchste Anerkennung in der wissenschaftlichen Gemeinschaft und forscht an der renommierten Universität Yale zum Schutz von Singvögeln. Die andere hat ihre wissenschaftliche Karriere an den Nagel gehängt und ist jetzt hochrangige Aktivistin bei der Tierrechtsorganisation PETA. Die Frage ist: Wer ist wer?

Welche von beiden bezieht sich auch heute noch auf seinen Doktortitel, obwohl er ihn durch eine Forschung erlangt hat, die sie jetzt zu verhindern sucht? Welche von beiden hat gerne die Vorteile einer solchen Universität ausgenutzt, arbeitet aber jetzt genau gegen solche Forschung? Welche von beiden hat kein Problem damit, bei einer Tierrechtsorganisation gegen die Grundfesten ihrer eigenen, offenbar langfristig nicht besonders erfolgreichen, wissenschaftlichen Karriere zu arbeiten?

Bei einer der beiden, die im Bereich des Vogelschutzes forscht und deswegen höchste Anerkennung genießt, handelt es sich um Dr. Christine Lattin von der renommierten Yale Universiät, die durch ihre Forschung einen wichtigen Beitrag zur Grundlagenforschung lieferte, die wir, und das meint jeden, dem das Überleben dieser Arten am Herzen liegt, dringen brauchen, um Singvögel zu schützen. Sie wurde für ihre Forschung von PETA massiv angefeindet und mit einer üblen und unfairen Schmierenkampagne überzogen.

Die andere ist Dr. Yvonne Würz, sie ist Fachreferentin für Tiere in der Unterhaltungsbranche bei PETA Deutschland e.V. und ist damit, offenbar nach der (falschen) Ideologie des Vereins, für den sie arbeitet, eine Tierquälerin, wenn Dr. Lattin doch auch entsprechend mit diesem (falschen) Attribut versehen wird. Somit schlägt gerati.de durch seinen Titel PETA mit den eigenen Mitteln.

Was passierte an der Uni Bielefeld?

Würz war an der Universität Teil der Gruppe für Verhaltensbiologie und beschäftigte sich mit den in der Forschung sehr beliebten Zebrafinken. Es ging um Verhaltensflexibität und Persönlichkeit der Singvögel. Ein Nachweis von Persönlichkeit gelang nicht wirklich: letztendlich bewies man nur die Existenz von zwei unterschiedlichen Verhaltensstrategien in einer Testsituation. Der “Persönlichkeitstest”, den Würz durchführt, sah so aus, dass den Zebrafinken die Flügel auf den Körper gepresst wurden und sie dann mit dem Rücken für fünf Sekunden von Würz mit zwei Fingern auf eine mit Schaumgummi gepolsterte Halterung gepresst wurden. Dann wurde losgelassen und an der Reaktion wurden die Tiere in zwei Kategorien eingeordnet. Ob die Tiere sich freiwillig zur Teilnahme entschieden, wie es zum Beispiel bei der Verhaltensforschung in modernen Zoos der Fall ist, ist fraglich. (Die Studie ist übrigens online verfügbar.)

Im Jahre 2014 berichtete das Westfalen-Blatt dann über einen Zwischenfall in der Forschungseinrichtung: “Die unbekannten Diebe müssen sich zwischen Samstag, 13. Dezember, 18 Uhr, und Sonntag, 15 Uhr, Zutritt in das Gebäude oberhalb der Universität verschafft haben. Zuvor waren bereits in der Nacht vom 19. auf den 20. November kleine Finken gestohlen worden. […] Zehn Tiere vermisst allein Doktorandin Yvonne Würz […]. Dass ihre Zebrafinken tatsächlich durch eine Luke, die vielleicht versehentlich offenblieb, in die freie Wildbahn gelangt sein könnten, schließt Yvonne Würz aus: »Dafür waren es auch zu viele.« Zudem, sagt die Doktorandin, ist sie nicht alleine betroffen. Eine zweite Biologin hat ebenfalls zehn Vögel eingebüßt, einige sind auch gestorben: Wer sich Zugang zu den Volieren verschafft habe, habe die Klappe zum Innenbereich geschlossen und es den Vögeln so unmöglich gemacht, sich in die Wärme der Lampen zurückzuziehen. »Die Tiere sind eingegangen.« Weil sie mit ihrer Dissertation schon recht weit ist und sie vor allem Tiere aus drei von ihr selbst gezüchteten Generationen zur Verfügung hatte, ist die Doktorarbeit von Yvonne Würz nicht mehr gefährdet.”

Ob Würz vor diesem Hintergrund nun in einer guten Position ist, professionellen Tierhaltern, Vorwürfe machen, ist fraglich. Wer Zebrafinken in eine unnatürliche Zwangsposition bringt oder unter wessen Obhut Tiere “entfleuchen” oder sterben, der wird ja von PETA meist mit einer Schmierenkampagne, in dem zweifelsohne der Vorwurf der “Tierquälerei” bemüht wird, bedacht und nicht mit einem ziemlich gut bezahlten Job.

Glaubwürdigkeit von Yvonne Würz fraglich

Die Uni Bielefeld hat einen Uni-“Zoo” und bildet sogar Tierpfleger aus. Von Pantherchamäleon über Taschenkrebs bis zum Axolotl zeigt die Lehreinrichtung verschiedene Tiere aus rund 100 Arten. Davon hat Würz profitiert – nun arbeitet sie für eine Organisation, die jede Tierhaltung und auch die Forschung an und mit Tieren ablehnt. PETA wirbt sogar auf seinem Veganblog mit dem Bildungsgrad seiner Angestellten: “Yvonne ist Fachreferentin für Tiere in Zoo und Zirkus bei PETA Deutschland. Sie ist promovierte Biologin und hat sich in ihrer Dissertation mit der Persönlichkeit von Tieren beschäftigt.” Gleichzeitig aber leugnet man, dass Tierhaltungen, wie etwa solche in Zoos oder Universitäten, sinnvolle Lernorte wären.

Schön zu sehen ist aber auch wie man das Bild von der Dissertation verfälscht – es wäre PETA wahrscheinlich auch peinlich gewesen zu schreiben, dass sie für ihre Dissertation ein paar Zebrafinken in eine Vorrichtung gepresst und dann die Tiere anhand ihrer Reaktion kategorisiert hat. Denn bei der Wahrheit zu bleiben, würde ja bedeuten, den eignen Irrtum eingestehen zu müssen. Somit ist der Fall Yvonne Würz symptomatisch für die Desinformation der radikalen Tierrechtsorganisation PETA.

Wenn Würz das nächste Mal, aufgrund dem offensichtlichen Mangel an Expertise, freiwilliges Training im Zoos als unter Zwang geschehene Tierquälerei diskreditieren will, kann man ja mal fragen, ob die Zebrafinken, die sie für ihren Doktortitel verwendete, wie etwa ein Elefant in einem modernen Zoo, eine Wahl hatte, an der Forschung teilzunehmen. Man wird darf gespannt sein, wie sie die Frage beantwortet und das dann den Medien öffentlich erklärt. Somit wird interessant sein, wie ihre Karriere in der Tierrechtsindustrie weitergeht, denn durch den Populismus von PETA, dem sie willentlich den Steigbügel hielt und zu dessen Unterstützung ja sogar ihren Namen hergab, hat sie sich jede andere Karriere in seriösen und renommierten Einrichtungen wahrscheinlich für alle Zeit verbaut.

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