Skulptur einer Wal-Fluke an der Baja California | Foto: Juan Guillermo Navarrete Díaz, Lizenz: CC BY-SA 4.0

Sarah Connor & Orcas in Mexiko

Exklusiv für zoos.media – 01.06.2023. Autor: Philipp J. Kroiß

Das Schwimmen mit Orcas und Whale Watching wird für die Schwertwale der Baja California zum Alptraum. Sarah Connor hatte solche Angebote immer wieder auf Social Media positiv dargestellt.

Orca Morgan im Loro Parque | Foto: zoos.media

Sarah Connor & Orcas in Mexiko

„Hier in Mexiko bin ich ihnen im warmen Wasser der Cortez Sea erneut so nah gekommen, dass ich noch immer verzaubert bin.“ – Sarah Connor auf Instagram

„Die erfolgreiche Sängerin begeistert sich für Orcas und durfte die beeindruckenden Tiere bereits live erleben: Mit einer Orca-Schutzgruppe war sie in Baja California in Mexiko, um die Tiere dort in Freiheit zu sehen.“ – PETA über Sarah Connor

So inszenieren Sarah Connor und die Tierrechtsindustrie gerne die touristischen Touren der vor allem noch durch Auftritte in Social Media und Talkshows bekannten Sarah Connor. Die Realität in Mexiko ist eine andere. Realistischer beschreibt es Oskar Schulz, Freier Mitarbeiter der Funke-Zentralredaktion für die Morgenpost: Duzende Boote samt Schwimmern umringten oftmals eine Orca-Gruppe. Ganz besonders beträfe es das Gebiet rund um die Halbinsel Baja California, auch Niederkalifornien genannt.

„Alptraum“ dank Social Media

Der Artikel beschreibt eine Art Kontrollverlust: Fairytale Gone Bad. Legal sei das Schwimmen mit den Orcas ohnehin nur durch ein Schlupfloch im mexikanischen Gesetz. Der an anderen Stellen defizitäre Artikel der Morgenpost basiert im Wesentlichen auf der Berichterstattung vom Guardian zum Thema. Dort liest man zudem: „Das Schwimmen mit Orcas in Mexiko […] ist in den letzten fünf Jahren besonders problematisch geworden, da Selfies mit den Walen in den sozialen Medien zu einem Anstieg der Menschen geführt haben, die diese Aktivität ausprobieren möchten.“

 

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Schaut man nun auf Sarah Connors Instagram-Account gibt es nicht nur Selfies, sondern auch andere Inhalte von ihr und Walen. Alles zuverlässig garniert mit gefühligen Texten darüber wie toll es doch wäre, wilden Tieren so nahe zu kommen. In Mexiko setzte Sarah Connor zum Beispiel auf den Anbieter Te Ma’o Expedition. Der wirbt offensiv mit dem nahen Erlebnis von Orcas und anderen Walen um die Baja California. Mit Bildern des Gründers vom Unternehmen unterstrich sie auch ihre Anti-Werbung gegen TUI. Wie tragisch für sie, dass sich diese Attacke gegen den Loro Parque und SeaWorld nun zum Bumerang entwickelt.

Whale Watcher gegen Zoos & Aquarien

Schon lange hetzen unseriöse Unternehmen, die Whale Watching anbieten, gegen Zoos und Aquarien. Wir berichteten schon oft darüber. Connor berichtet auch begeistert davon, dass das in Norwegen ansässige Unternehmen Valhalla Expeditions ebenfalls Touren an der Baja California anbietet. Auch bei diesen Unternehmen kann man mit wilden Orcas schwimmen. Es ist von der World Cetacean Alliance zertifiziert. Diese Allianz hetzt mit Lügen, Fake News und Desinformationen gegen Zoos und Aquarien, die Wale halten.

Die Hetze gegen zoologische Institutionen seitens solcher Unternehmen kommt nicht von ungefähr. Zoos und Aquarien bieten das bessere Erlebnis: Sie zeigen Tiere, die nicht bedrängt werden müssen, damit man sie von Nahmen sehen kann. Nicht nur an der Baja California ist offensichtlich, dass Whale Watching und besonders auch das Schwimmen mit wilden Orcas nicht gut für die dortigen Tiere ist.

Whale Watching schadet Orcas

Vor der eigenen Haustür kehren?

Dabei ist es durchaus ein unternehmerisches Kalkül von Anbietern von Whale Watching gegen das für die Tiere und Urlauber eigentlich bessere Angebot zoologischer Institutionen zu hetzen. Generell scheint Sarah Connor bei ihren Ausflügen auf Anbieter zu setzen, die gegen Zoos und Aquarien sind. So besuchte sie auch die La Ernestina – Eco Orca Lodge in Argentinien. Dort leitet zum Beispiel Juan Copello Touren zu Orcas. Er ist Mitbegründer der Free Morgan Foundation. Diese Stiftung scheiterte an der Wahrheit und vor Gericht bereits mehrfach mit hanebüchenen Anschuldigungen gegen den Loro Parque.

Sarah Connor findet die Unternehmen anscheinend voll toll. Für die Firmen sind solche Menschen mit reichweitenstarken Accounts enorm nützlich. Sie teilen nicht nur die fragwürdigen Erzeugnisse solcher Touren, sondern auch die falsche Propaganda solcher Unternehmen gegen Zoos und Aquarien. Gerade in Mexiko sind die Firmen gemeinsam mit der Tierrechtsindustrie schon recht weit auch im Staat drin. So gibt es massive Lobbyarbeit gegen zoologische Institutionen mit Walen. Die bessere Konkurrenz soll schließlich ausgemerzt und die eigene fragliche Unternehmenspraktik gegreenwasht werden.

Win-Win-Situation – nur halt NICHT für die Wale

Ingrid Visser jagt Orcas mit Unterwasserkamera – die Tiere schwimmen vor ihr weg. | Foto: Screenshot des Films „Woman swims with killer whales in the wild.webm“ von Fair Projects (Lizenz: CC BY 3.0)

So wird Mexiko ganz oft plötzlich zum Vorzeigeland für Walschutz stilisiert. Die Propaganda-Maschinerie läuft. Wie ungelegen für diese Maschinerie, dass jetzt rauskommt, dass der Hass gegen Walhalter am Ende auf Kosten der Wale des Landes geht. Da ist man wohl doch nicht so weit mit dem Walschutz wie das Greenwashing immer hat erscheinen lassen. Die Orcas der Baja California zeigen, warum das Märchen, dass es besser wäre die Tiere in der Natur zu sehen, nicht funktioniert. Es ist vielmehr schlechter.

Moderne Zoos und Aquarien ermöglichen aber noch viel mehr, als die Tiere einfach nur zu sehen. Sie ermöglichen die Beantwortung von Forschungsfragen, die in der Natur nicht beantwortet werden können, aber für den Schutz der Tiere wichtig sind. Im Angesichts des Alptraums, den die mexikanischen Wale durch Whale Watching erleiden, hätte wohl auch Mexiko ein bisschen mehr Wissenschaft gut getan. Noch kann das Land umkehren. Für die Vaquitas, deren Schutzkampagne unter dem Einfluss der Tierrechtsindustrie in Mexiko stark zu leiden hat, könnte so eine dringend notwendige Einsicht, dass die Tierrechtler nicht die richtigen Ratgeber sind, aber schon zu spät kommen.

From Sarah With Love

Auf Social Media immer wieder solche fragwürdigen Angebote zu bewerben, hat zu der desolaten Situation an der Baja California geführt. Einige dieser Problem-Touristen waren wohl auch ‚From Sarah With Love‘ geschickt. Wie groß man die Rolle von Sarah Connor in diesem Bereich einschätzt, liegt wohl auch daran, wie viel Reichweite man ihr zutraut. Aktuell bewirbt Sarah Connor ja auch „ihre“ „Stiftung“ für Orcas. Im Zusammenhang damit hat das Projekt dolphinaria.truth schon einige Probleme recherchiert.

Wer an die „Stiftung“ spenden will, wird auf bcause.com weitergeleitet. Anscheinend gibt es dort einfach nur ein Konto. Bei bcause erfährt man allerdings: „Individuelle Stiftungskonten haben keine eigene Rechtsform, sondern sind ein Teil unserer bestehenden gemeinnützigen Treuhandstiftung, die alle gemeinnützigen Zwecke abdeckt.“ Also gibt es anscheinend so wirklich keine Stiftung. Es gibt nur ein Konto.

Wohin mit dem Geld?

Euroscheine | Foto: Berthgmn, Lizenz: CC BY-SA 4.0

Auf bcause erfährt man, dass aktuell 68.007,58 € von den 114.046,49 € an insgesamten Mitteln weitergegeben wurden. Ziel waren Save The Iberian Orca – by WeWhale, der Organisation ihres Ko-Gründers der „Stiftung“, und Sea Shepherd France, einem Kooperationspartner von WeWhale und Teil der Tierrechtsindustrie, sowie die Iberian Orca Guardians, also die „Stiftung“ selbst. Wie zahlt man Geld an eine Stiftung, die keine ist, aus? Warum wird mit den Spenden quasi über Bande dieser „Stiftung“ gespielt? Warum spendete Sarah Connor 40.000€ an die Stiftung und nicht direkt an WeWhale und/oder Sea Shepherd? So richtig sinnvoll mag das nicht erscheinen. Erklärt wird es auch nicht.

Es wirkt übrigens fast überflüssig zu erwähnen, dass WeWhale natürlich auch im Bereich Whale Watching aktiv ist – auch auf Teneriffa. Dort werden schon lange Einschränkungen bei solchen Touren gefordert. Man bewirbt aber auch Whale Watching an der Baja California: „Whale Watching ist in Baja California das ganze Jahr über möglich, aber wenn du dich für bestimmte Arten interessierst, kannst du deinen Ausflug genauer planen.“ Für Orca-Sichtungen werden Februar bis März empfohlen. Dort liest man dann natürlich nichts von den Problemen der Orcas dort durch das Whale Watching.

Finanziert das Geld, das angeblich den Iberischen Orcas zugute kommen soll, am Ende nur Greenwashing von genau dem, das jetzt zu so großen Problemen an der Baja California führt? Da die „Stiftung“ nicht wirklich transparent ist, kann sich da jeder selbst sein Bild von zeichnen. In jedem Fall könnte es schwer fallen, den Walschutz-Gedanken von Leuten ernst zu nehmen, die so blauäugig Whale Watching bewerben. In Mexiko ist dieses Whale Watching aktuell ein Alptraum für Orcas.

Richtiger Schutz für Orcas

Orca spielt mit Segelboot in der Straße von Gibraltar | Foto: Screenshot eines Videos aus dem Pressematerial des Loro Parque

Seriöser Schutz für Orcas verliert sich nicht in einem undurchsichtigen Geflecht aus Organisationen. Ironischerweise ist es der von Sarah Connor so bekämpfte Loro Parque, der wirklich etwas für die Iberischen Orcas erreicht. Dank der zoo-eigenen Orca-Haltung ist es der angeschlossenen Stiftung möglich, den One Plan Approach – der Goldstandard von modernem Natur- und Artenschutz – auf die bedrohte Population anzuwenden. Was im Loro Parque erforscht und entwickelt wird, setzt man zum Schutz der Tiere ein.

Zudem widerlegte die seriöse Forschung an der Population auch Thesen von Sarah Connor gegen die Haltung von Orcas. Im Doppel-Interview mit der Zeit behauptete Connor gegenüber Christoph Kiessling, es stimme nicht, dass wilde Orcas nur schwimmen würden, wenn sie nach Futter suchten. Er konnte das widerlegen: „Wir haben die Erlaubnis des spanischen Staats, die Orcas vor Gibraltar mit Sensoren auszustatten. Dadurch kam heraus: Wenn Futterreserven da sind, bewegt sich ein Orca zwischen fünf und neun Kilometern am Tag – und nicht unnötigerweise 200.“ Er zeigte ihr darauffolgend ein Diagramm.

Connor lenkte daraufhin ab auf ihre „Stiftung“ und die Bootskollisionen. Auch hierzu gibt es allerdings auch wesentliche Forschung der Loro Parque Stiftung. So sieht eben am Ende dann die seriöse Wissenschaft aus: Fakten vor Fiktion. Die Faktenlage zeigt aktuell wie schlecht es den Orcas der Baja California wegen durch Social Media Posts geschickter Wal-Touristen geht. Wird sich Sarah Connor diesen Fakten stellen und vielleicht auch überlegen, ob sie nicht auch durch ihre Posts eine gewisse Mitverantwortung für diesen „Alptraum“ trägt?

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