Tokeh in Indonesien | Foto: Rsutedja90/ Rhevie Sutedja, Lizenz: CC BY-SA 4.0

Warum ist der Strom so teuer?

Exklusiv für zoos.media – 25.10.2024. Autor: Philipp J. Kroiß

Die hohen Strompreise zwingen Tierhalter immer wieder zur Aufgabe liebgewonnener Haltungen. Was sorgt aber dafür, dass der Strom in Deutschland so teuer ist?

Luftaufnahme eines Windparks in Niedersachsen | Foto: Philip May, Lizenz: CC BY-SA 3.0

Warum ist der Strom so teuer?

Die erste Antwort ist, dass die Verteuerung des Stroms ein Ergebnis der Politik ist. Ideologie steht sehr deutlich über Versorgungssicherheit und sozialer Preisgestaltung. Die Realität ist nämlich, dass der Strom nicht so teuer sein müsste, wenn es nicht politisch gewollt wäre. Somit ist ein Grund, warum der Strom so teuer ist auch die Entscheidung an der Wahlurne beziehungsweise dem, was die Politik dann daraus gemacht hat.

Ideologie ignoriert Markmechanismen

Erzeugung so genannter grüner Energie in Deutschland | Foto: Michael Foertsch, Lizenz: CC BY-SA 4.0

Fast 60 Prozent der Stromerzeugung stammt aus erneuerbaren Energien”, titelte der Tagesspiel und führte weiter aus: “2023 stammte jede dritte in Deutschland erzeugte Kilowattstunde aus dem Wind und im Sommer erzielte die Solarenergie neue Spitzenwerte.” Das klingt grün, das klingt toll, das klingt progressiv, aber für die Preisentwicklung ist es ein Problem. Warum? Deutschland ist weit davon entfernt, seinen Strombedarf – also das, was die Menschen verbrauchen – das ganze Jahr über damit zu decken. Solar und Wind sind nicht grundlastfähig.

Strom muss im Prinzip genau in der Minute erzeugt werden, in der er gebraucht wird. Hier kommt das Problem: Man kann so viel Wind- und Sonnenergie erzeugen, wie man will, aber beides kann nicht mal theoretisch immer dann zur Verfügung stehen, wenn es gebraucht wird. Das bringt einen Mechanismus ins Spiel, der ein wesentlicher Fallstrick von Wind- und Solar-Energie aktuell ist: Man erzeugt ihn, wenn er leicht zu erzeugen ist. Das bedeutet, es gibt viel Ware auf dem Markt und wenig Nachfrage. Dieser Strom ist also fast bis völlig wertlos.

Strom wird dann teuer, wenn viel Nachfrage ist und wenig auf dem Markt. In Bezug auf Wind und Solar ist das, wenn wenig bis gar keine Sonne scheint oder der Wind weht. Das ist zum Beispiel im Winter ganz typisch. Da bringt es einem dann auch nicht, wenn man – zum Beispiel im Sommer – ganz viel Solar- und Wind-Energie produziert hat, weil der Strom ist praktisch wertlos weggegangen. Stattdessen muss man dann teuer aus dem Ausland zukaufen, wenn man keine Atom- oder Kohlekraftwerke hat, die die Stromlücke günstig aus eigener Produktion decken könnten.

Bittere Realität

Der Sprogø Vindmølle Park nördlich der Great Belt Bridge (2010) | Foto: Fxp42, Lizenz: CC BY-SA 3.0

Ein Land, das also primär auf Wind und Solar setzt, produziert Strom, wenn er fast wertlos ist und muss Strom zukaufen, wenn er besonders teuer ist. 2023 musste Deutschland erstmal mehr Strom importieren als es exportieren konnte. Problematisch hierbei: Deutschland kann mit 60% Wind und Solar exportieren, wenn der Strom billig oder gar wertlos ist und muss importieren, wenn er teuer ist. Dass dieser Umstand den Strompreis für die Verbraucher verteuert, kann man sich schnell ausrechnen.

Im gleichen Jahr erklärte die Neue Zürcher Zeitung die ganze Misere: “Deutschland muss immer häufiger Strom verschenken – und ihn anschliessend teuer zurückkaufen“. Dass das so sein müsste, war immer absehbar. Solar und Wind sind nicht grundlastfähig. Das ist keine Überraschung. Natürlich kann man das ideologisch leugnen und sich schönrechnen, aber die bittere Realität steht auf der Rechnung der Bürger. Sowas resultiert also entweder aus ideologischer Blindheit der Politik oder ist von ihr sogar absichtlich so intendiert.

Wer gewinnt dabei?

Euroscheine | Foto: Berthgmn, Lizenz: CC BY-SA 4.0

Während der Bürger nämlich Geld verliert, ist für den Staat die Verteuerung des Stroms sehr lukrativ. Warum? Laut eon setzte sich 2023 der Strompreis wie folgt zusammen: “27 % entfallen auf Steuern, Abgaben und Umlagen, 21 % fließen in gesetzlich regulierte Netzentgelte sowie die Kosten für den Messstellenbetrieb und 52 % gehen in die Kosten für Beschaffung und Vertrieb“. Dadurch, dass der Staat prozentual den Strom verteuert, bedeutet ein höherer Grundpreis am Ende auch mehr Gewinn durch Prozente. Platt gesagt: 40% von 12€ ergeben mehr Euros als 40% von 10€.

Der gleiche Mechanismus gilt nicht nur beim Strom, sondern auch bei Lebensmitteln und anderen Waren, die Menschen immer brauchen. Es ist also für den Staat beziehungsweise die Politik lohnenswert, Güter wie Strom künstlich zu verteuern, um mehr Geld im Haushalt zu haben. Die Ideologie gibt der Politik dann die scheinbare Legitimierung dafür, dass den Bürgern immer mehr Geld abgenommen wird.

Viele denken, der Staat könnte nur durch höhere Steuern und Abgaben mehr Einnahmen erzielen. Fakt ist aber, dass künstliche Verteuerung, wie sie aktuell beim Strom geschieht, auch eine Option ist, wie ein Staat plötzlich mehr Geld in der Tasche haben kann. Das ist ein oft übersehener Mechanismus. Dass die Ampel-Regierung trotzdem 56.500.000.000€ Neuverschuldung im nächsten Jahr in Kauf nimmt, unterstreicht, dass Deutschland kein Einnahmen-, sondern ein Ausgaben-Problem hat. Ohne eine Schuldenbremse hätte die Regierung liebend gern zukünftige Generation noch viel mehr mit Schulden belastet.

Wie grün ist das?

Feuersalamander im Aquazoo Löbbecke Museum der Landeshauptstadt Düsseldorf | Foto: zoos.media

Natürlich muss der Staat, um mit dieser Masche durchzukommen, die Verteuerung des Strompreises ideologisch verkaufen. Hierbei fallen dann häufig Schlagworte wie “grüne Energie”, “Klimaschutz” und ähnliche positiv aufgeladenen Phrasen. Die Politik setzt darauf, dass das nicht hinterfragt wird. Natürlich wird aber die Natur nicht dadurch gerettet, dass der Strom in Deutschland teurer wird. Vielmehr wird ihr Erhalt durch die höheren Stromkosten sogar verhindert.

An dieser Stelle kommen wir wieder zu den Tierhaltern zurück. Haltung rettet Arten. Wenn Arten gerettet werden, lassen sich Ökosysteme bewahren. Wenn Ökosysteme intakt bleiben, ist das nicht nur der bestmögliche Klimaschutz, sondern man bewahrt auch die Natur. Zur Tierhaltung braucht man aber sehr häufig Strom. Amphibien zum Beispiel, als bedrohteste Wirbeltierklasse, hält und züchtet man in Terrarien oder Paludarien, damit sie nicht aussterben und eventuell sogar ausgewildert werden können. Dazu braucht es Strom.

Wenn aber nun ein Staat hingeht und den Strom künstlich verteuert, gefährdet das den Fortbestand der Tierhaltungen und verhindert dringend notwendigen Ausbau. Die künstliche Verteuerung des Strompreises ist also am Ende ein Raubbau am umfassendem Natur- und Artenschutz. Im Ergebnis ist es also gar nicht mal so grün, was die Regierung hier tut. Vielmehr ist es das Gegenteil. Sollte das nicht gestoppt werden, endet die Raffgier der Politik in einer nicht nur wirtschaftlichen Katastrophe, denn diesen politischen Kurs hält kein Land auf Dauer durch.

Diesen Beitrag teilen