Bantengs im Tierpark Hellabrunn - die asiatischen Rinder sind bedroht. | Foto: Rufus46, Lizenz: CC BY-SA 3.0

Zoos liefern keine Steaks

Erschienen auf faz.net am 18.06.2021. | Von: Rebecca Hahn

Das neu geplante Tierarzneimittelgesetz des BMEL hat mal wieder Artenschutz nicht mitgedacht und könnte Zoologische Gärten vor ernsthafte Probleme stellen.

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Kommentar: Das Klöckner’sche Ministerium weiß in der ausgehenden Legislaturperiode immer wieder zu überraschen – und zwar durch bemerkenswerte Ignoranz der Realität vieler Artenschützer. Der Wahlkampfmodus von Julia Klöckner (CDU) scheint vor allem durch eines gekennzeichnet zu sein, schlecht durchdachte Verordnungen und Gesetze, bei denen zwar vorher Fachleute angehört werden, deren Expertise aber ignoriert wird, als gäbe es sie gar nicht. Das hat man beim Thema Zirkus gesehen:

Was dabei rauskommt, wenn sich das BMEL von Tierrechtlern beraten lässt

Das war bei den Küken so:

Bundestag verbietet Kükentöten: Zoos fürchten um Futter für Raubtiere

Und nun gilt das auch für die Veterinärmedizin. Auf ziemlich allen Ebenen sieht man immer nur eine einseitige Sicht auf die Dinge und ein erschreckend großes Maß an andauernder Ignoranz. So langsam scheint sich das Engagement bestimmter Lobbyverbände der Tierrechtsindustrie auszuzahlen, über das wir schon vor Jahren berichteten:

Schädlicher Einfluss von laikalen Lobbyverbänden auf Haltungsrichtlinien

Dass dies nun Früchte trägt, kommt nicht ohne Vorwarnung: viele Tierhalter haben sich sehr gemütlich darauf ausgeruht, dass eben jahrelang nichts dergleichen kam und nun geht es Schlag auf Schlag. Die nächsten Monate schon werden zeigen, ob sich Verbände wie der VdZ, der zum Thema sehr deutliche Worte findet, durchsetzen und jahrelang versäumtes Engagement gegen den Tierrechtspopulismus wird aufholen können. Dass sich das BMEL nun offenbar sehr schlecht beraten lässt, liegt aber natürlich auch an der Behörde selbst. Es ist teilweise erschreckend, welche peinlichen Fehler unterlaufen: um der neuen Verordnung für Zirkusse etwa zu entsprechend, müssten die dortigen Tierhalter afrikanischen Nashörner erstmal einen Schwimmkurs ermöglichen und hoffen, dass sie dabei nicht ertrinken, denn im Gegensatz zu Nashörnern aus Asien, sind die afrikanischen Nashörner eben keine talentierten Schwimmer. Solche himmelschreienden Peinlichkeiten und so eine penetrante Ignoranz sind einem Ministerium eigentlich nicht würdig.

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