Exklusiv für zoos.media – 28.01.2021. Autor: Philipp J. Kroiß
Das Krokodil ist Zootier des Jahres – was das bedeutet und wie wichtig das gerade in diesen Zeiten für den Artenschutz ist, beschreibt dieser Artikel.
Zootier des Jahres 2021: Das Krokodil
Krokodile werden in der Kunst in sämtlichem Medien nicht selten als Monster gezeichnet. Oft erst im Zoo lernen die Besucher diese majestätischen Tiere auf eine ganz andere Art kennen. Naturdokumentationen zeigen die Tiere etwa häufig nur bei der Jagd, weil sie sonst recht ruhig sind und ein ruhendes Krokodil nicht unbedingt das ist, was die Menschen aus den Kino- oder Fernsehsesseln haut. Auch sonst findet man meist eher Darstellungen, in denen es darum geht, wie die Tiere ihren Hunger stillen. Das kann zweifelsohne brutal aussehen, aber die Fokussierung auf diese kurzen Momente, sorgen dafür, dass die Öffentlichkeit ein falsches Bild von den Tieren bekommt.
Die meiste Zeit sind Krokodile nämlich einfach nur friedlich ruhende und stille Geschöpfe. Im Zoo wird das erlebbar, denn man kann hier beide Seiten der Tiere auch in entsprechend authentischer Gewichtung zeigen. Daher können Zoologische Gärten und Aquarien das Imageproblem der Tiere tiefgreifend verändern und Menschen auch für die Ruhe, die diese Geschöpfe ausstrahlen, begeistern. Allerdings geht das Engagement auch weit darüber hinaus, denn nicht wenige Krokodile sind auch wegen dieses schlechten Images, was in den Ursprungsländern auch auf Mensch-Tier-Konflikte teilweise zurückzuführen ist, bedroht. Ebenfalls schwer wiegen die Verschmutzung und Fragmentierung des Lebensraumes sowie die Bejagung der Tiere. Daher schützen Zoos und Aquarien Krokodile innerhalb und außerhalb ihres angestammten Lebensraums.
Dieses wichtige Engagement soll nun dadurch ins Scheinwerferlicht gestellt werden, dass Krokodile das Zootier des Jahres sind. Dazu wird für bestimmte Projekte Geld gesammelt.
Besondere Arten im Fokus
Dieses Jahr soll es hauptsächlich um Kuba-, Siam- und Philippinenkrokodile gehen, aber auch die anderen Krokodile sind mit Botschafter für ihre Verwandten. Das Kubakrokodil, das auch Rautenkrokodil genannt wird, findet man in zwölf zoologischen Haltungen in Deutschland. Von der IUCN wird es als CR gelistet. Dies gilt auch für das Siamkrokodil, das allerdings nur sechs Mal in Deutschland vertreten ist. Das Philippinenkrokodil ist noch seltener in Zoos und Aquarien zu finden und ist ebenso bedroht wie die anderen, hat aber trotzdem im Corona-Jahr 2020 für reichlich Schlagzeilen und gute Nachrichten gesorgt.
Gegen Aussterben: Krokodile vom Kölner Zoo auf Rettungseinsatz
Solche großen Erfolge wie die des Kölner Zoos sollen nun auch in Zukunft weiter ermöglicht werden, damit auch weitere solcher Meilensteine vermeldet werden können. Das ist auch dringend notwendig: “Die bereits jetzt erkennbaren, negativen Auswirkungen auf die Ökosysteme in den Heimatländern der Krokodile machen ihren Schutz daher besonders wichtig”, erklärt Viktoria Michel, Projektkoordinatorin der “Zootier des Jahres”- Kampagne, “weshalb sich die ZGAP dazu entschied, das Krokodil zum “Zootier des Jahres” 2021 zu küren.” Das so gesammelte Geld soll dann den Bau neuer Auswilderungsanlagen für Philippinen-Krokodile und eine weitere Nachzuchtstation direkt in dem Auswilderungsgebiet finanzieren. Zudem soll ein Zentrum für Umweltbildung, sowohl für Einheimische, als auch für Touristen, entstehen und ein Konzept für nachhaltigen Tourismus in der Region umgesetzt werden.
Darüber hinaus sollen Auswilderungen mit GPS-Sendern für Kubakrokodile finanziert werden sowie die genetische Untersuchung von Krokodilen auf Borneo, die im Verdacht stehen, eine wichtige Restpopulation der Siamkrokodile zu sein. Das ist wichtig, weil natürlich nur auf Basis von Bestandzahlen und dem Verbreitungsgebiet der Tiere, Schutzmaßnahmen eingeleitet werden können. Dies zeigt aber auch wie unterschiedlich das Problem-Profil bei den einzelnen Arten ist und wie fokussiert man nun helfen muss.
Wichtige Aufmerksamkeit
Etwas Pech für die Krokodile ist natürlich in diesem (und auch schon im vergangenen) Jahr, dass sie vielerorts gar nicht live erlebbar sind oder waren. Letztendlich weiß auch niemand, wann es wieder so sein wird. Daher ist es umso wichtiger, dass die Kampagne nun auf diese Krokodile aufmerksam macht, denn leider werden Arten mit einem schlechteren Image auch schneller vergessen, wenn sie nicht ständig wieder positiv in Erinnerung gerufen werden, was die Zoos und Aquarien natürlich auch so wichtig macht. Wann man also wieder Auge in Auge mit einem Krokodil sein kann, ist ungewiss. Ebenso schadet der Lockdown des Tourismus nicht nur Elefanten und Löwen, die jeder kennt, sondern eben auch den Krokodilen, denn auch ihr Artenschutz baut auf einem funktionierenden Tourismus auf, weil der eben auch Gelder akquiriert, die Schutzgebiete finanzieren oder sogar erweitern.
Daher kommt diese Kampagne, wenn sie es denn schafft, Menschen zahlreich zu erreichen, obgleich viele Zoos noch erzwungenermaßen geschlossen sind, genau zur richtigen Zeit. Es ist von entscheidender Wichtigkeit, die Fahne der Krokodile weiter hochzuhalten. Selbst geschlossen, tun also Zoos und Aquarien alles in ihrer Macht stehende, damit der Artenschutz, der von der Politik dieser Tage, in denen andere Themen die Nachrichten bestimmen, nicht ausreichend beachtet wird, nicht völlig vom Radar verschwindet. Es wird lange dauern bis man sich von den Lockdowns erholt hat. Daher sind solche Projekte nun wichtig. Für viele Arten geht es nach wie vor um alles, denn der Lockdown marginalisiert die Probleme vieler Arten nicht, sondern verschlimmert sie viel mehr.