Die Form der Zähne und des Kopfes waren Inspiration für den Namen der Kegelrobbe. | Foto: Christian Rosenbaum, Lizenz: CC BY-SA 3.0

Robert Marc Lehmann: Das laute Schweigen der Unterstützer

Exklusiv für zoos.media – 30.11.2024. Autor: Philipp J. Kroiß

Der YouTuber Robert Marc Lehmann wirbt für AMPri und ist Botschafter für Canon. Befragt man die Unternehmen mal genauer zur Verbindung zu Lehmann, trifft man auf eine Wand des Schweigens.

Winkende Robbe im so genannten Fokarium der Meeresstation des Instituts für Ozeanographie der Universität Danzig | Foto: Mateusz Włodarczyk, Lizenz: CC BY-SA 4.0

Robert Marc Lehmann: Das laute Schweigen der Unterstützer

Der immer wieder als Meeresbiologe bezeichnete YouTuber mit der Abschlussarbeit über Flusskrebse und dem weitgereisten Merchandising hatte zuletzt mit Reaktionen auf die Serie “7 vs. Wild” anscheinend seinen Kanal pushen können. So gut kamen der Zoo-Hass und die längst widerlegten, angeblichen “Argumente” gegen Zoos und Aquarien dann wohl bei seinen Followern doch nicht an. Die wenigen, die die Ausführungen wohl ernst nahmen und auf zoos.media versuchten zu kommentieren, liefen schnell auf Grund, waren die gegen Zoos vorgebrachten Plattitüden doch schnell leicht zu widerlegen.

Was dann folgt, ist meist Schweigen. Durchaus spannender ist aber, wie Unternehmen, mit denen Robert Marc Lehmann sich verbindet, dessen Vorgehensweise finden. Da wird das Schweigen durchaus interessanter. Das wirft Fragen auf.

Werbung für AMPri?

Wimpelfisch | Foto: Magnus Johansson, Lizenz: C BY-SA 2.0 DEED

Werbung: AMpri [sic!] (www.ampri.de) unterstützt Robert und seine Mission Erde. Vielen Dank!“, liest man zum Beispiel unter den YouTube-Videos des Kanals “Robert Marc Lehmann – Mission Erde”. Das ist Grund genug mal nachzufragen und das Unternehmen mal zu Wort kommen zu lassen. So wurde im Rahmen der Recherche für diesen Artikel zum Beispiel gefragt: “Wie sieht die Unterstützung vom YouTube-Kanal und des angeschlossenen Vereins genau aus? Wie viel Geld fließt pro Jahr?” Ben Peters von AMPri bat daraufhin um Entschuldigung, weil er zoos.media “natürlich keine Informationen über meine Geschäfte und Kooperationen mitteilen kann”.

Gewisses Interesse zeigte Peters aber an folgender Frage: “Wie stehen Sie als Unternehmen zu von inzwischen unterschiedlicher Seite nachgewiesenen Falschdarstellungen auf diesem Kanal, der sich und somit auch diese Fehler mit Ihrem Unternehmen verbindet?” So wurden Informationen dazu erbeten. Die gaben wir unter anderem in Bezug darauf, wie Lehmann behauptet hatte “Europas größtes Aquarium geleitet” zu haben oder auch auf die Theater-Doku in Bali. Antwortfristen dazu, ließ AMPri verstreichen.

Desinteresse zeigte das Unternehmen auch an der Frage: “Wo sehen Sie die Verbindung zwischen Ihrer Marke und den öffentlich geteilten Inhalten des Kanals?” Eine Antwort darauf hatte die Firma offenbar nicht. Ebenso interessierte sie sich für Beleidigungen wie “Heiopeis” für Kritiker von Robert Marc Lehmann nicht. Auf die Frage, ob das “eine Ausdrucksweise mit der sich Ihre Marke identifiziert” sei, wusste man wohl keine Antwort. Ebenso nicht auf die Frage, ob man den Kanal weiter unterstützen will. Offenbar möchte man das aber nach wie vor.

Soziale Verantwortung?

Mehr über die von Herrn Peters von AMPri angesprochenen “Geschäfte und Kooperationen”, über die keine Informationen mitgeteilt werden könnten, liest man auf der Webseite des Unternehmens unter der zweifelhaften Überschrift “Soziale Verantwortung“. Dort erfährt man von wahrlich ehernen Absichten: “Wir streben langfristige und partnerschaftliche Geschäftsbeziehungen an, die unseren hohen ethischen, moralischen und sozialen Standards entsprechen. Diese Werte bilden die Grundlage für die Integrität unserer Beziehungen und sind zentral für unser Unternehmen und seine Zukunft.” So könnte man auf die Idee kommen, dass bei AMPri Beschimpfungen als ethisch, moralisch und sozial empfunden werden.

Wie viel das noch mit sozialer Verantwortung zu tun hat, kann jeder Leser sicher selbst beurteilen. Bei dem Code of Conduct vom AMPri geht es aber auch angeblich um die Umwelt und nachhaltige Beschaffung. Da liest man wahrhaft blumigste Worte und Versprechungen. Die Frage, wie das Unternehmen, dann dazu steht, dass Merchandising vom Kanal, der für AMPri wirbt, zig tausende von Kilometer zurücklegt bevor das Produkt überhaupt mal zum Kunden versendet wird, blieb aber auch unbeantwortet. Natürlich hätte AMPri erklären können, wie das dann doch zum Code of Conduct passt, aber dafür hat das Unternehmen alle Fristen verstreichen lassen.

So bleibt dann am Ende von den großen Worten des Unternehmens nicht viel an Glaubwürdigkeit übrig. Man fragt sich wie die Audits verlaufen, die angeblich regelmäßig den Code of Conduct überprüfen. Ist man dabei irgendwie blind für die offensichtlichen Widersprüche im Rahmen dieser Werbepartnerschaft? Wenn die Einmalhandschuhe von AMPri so löchrig sind, wie solche Audits, müsste man fast schon Angst um die Kundschaft haben. Es steht aber zu hoffen, dass das Unternehmen sorgfältiger bei seinen Produkten ist als bei der Auswahl seiner Werbepartner.

Botschafter-Funktion bei Canon

In der Natur bedrohte Azur-Demoiselle mit Korallen und Traumkaiserfisch im Hintergrund – fotografiert mit einer Canon EOS RP | Foto: zoos.media

Auf der Instagram-Seite zum oben genannten Kanal, kann man lesen, dass Robert Marc Lehmann ein “Canon Ambassador” wäre. Das klingt groß. Auf der dazugehörigen Seite liest man zum Beispiel: “Robert Marc Lehmann ist ein deutscher Naturschutzfotograf und Filmemacher. Als Meeresbiologe und wissenschaftlicher Taucher hat er bereits in über 100 Ländern gearbeitet und Tauchgänge in jeder Klimazone absolviert. Er wurde als deutscher National Geographic Photographer des Jahres 2015 ausgezeichnet.” Das war dann doch ein interessanter Text. So war dieser Grund genug mal bei Canon genauer nachzufragen.

“Ist Ihnen nachvollziehbar gemacht worden, warum Lehmann seine Abschlussarbeit zum Wachstum von Flusskrebsen – also definitiv keinen Meeresbewohnern – geschrieben hat?” An anderer Stelle erwähnte Canon die Uni Kiel (CAU) als seinen Studienort. Laut deren Studienangebot kann man dort – zumindest aktuell nicht – Meeresbiologie studieren. Zudem passt eine Abschlussarbeit über Flusskrebse eben nicht zum Thema Meeresbiologie. Ferner ist, laut National Geographic selbst, James Smart und nicht Robert Marc Lehmann der “National Geographic Photographer of the Year” des Jahres 2015. So fragte zoos.media, warum das anders von Canon behauptet wird.

Antworten gab es darauf nicht. Man teilte einzig und allein mit, dass die “relevanten Nachweise” vorlägen, “auf dessen Basis sich Robert Marc Lehmann als Canon Ambassador qualifiziert”. Das mag durchaus sein, aber die viel wichtiger Frage ist, warum sich Canon dann mit falschen Federn schmückt. Offensichtlich ist es gar nicht notwendig Meeresbiologe zu sein oder Fotograf des Jahres, um Canon Ambassador zu werden, aber dann hätte man die “relevanten Nachweise” auch in der Vorstellung von Robert Marc Lehmann nennen können. Das passierte anscheinend nicht.

Was bleibt?

So wird das Schweigen auf tiefergehende Fragen bei den beiden Unternehmen plötzlich sehr laut. Daraus ergeben sich tatsächlich neue Fragen: Wie verlässlich ist das Canon Ambassador Programm am Ende überhaupt? Wie realitätsgetreu ist das Geschreibe von sozialer Verantwortung bei AMPri? Das hätten die Unternehmen beantworten können, aber sie wollten nicht mal auf die oben genannten, grundlegenden Fragen eine Antwort finden. So ist es wohl den Kunden der Unternehmen überantwortet, diese Fragen zu stellen und wohl für sich zu beantworten, wenn das Schweigen so fortgesetzt wird.

Ob es sich vor dem Hintergrund gelohnt hat, dass die Firmen ihre Marke mit dem YouTuber Robert Marc Lehmann verbunden haben, wird die Zukunft zeigen. Glaubhafter hat es die Unternehmen aber wohl nicht gemacht. Vielmehr hat es für hochgezogene Augenbrauen gesorgt. Das Schweigen wird man vielleicht nicht mehr lange durchhalten können. Zudem zeugt dieses auch nicht gerade von Loyalität Lehmann gegenüber. So sprechen am Ende die Taten sowieso deutlich lauter als die Worte.

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