Exklusiv für zoos.media – 09.06.2025. Autor: Philipp J. Kroiß
Zoos hätten „nicht zum Erhalt der Art beigetragen“, behauptet Robert Marc Lehmann in Bezug auf Sumatra-Nashörner. Die Fakten sprechen eine andere Sprache. Vielmehr ist das Gegenteil der Fall.

Robert Marc Lehmann, Zoos & Sumatra-Nashörner
In seinem offensichtlichen Bestreben sich und seine Arbeit zu präsentieren, sowie Zoos schlecht zu machen, hat Robert Marc Lehmann einen Post über Sumatra-Nashörnern verfasst. Es könnte wahrscheinlich so ein schöner Post gewesen sein, wenn die Realität diesen nicht eingeholt hätte. Das Zoo-Bashing scheitert nämlich an der Realität.
An diesen Worten stimmt Einiges nicht.
Es fängt harmlos an …

Die IUCN weist 30 ausgewachsene Exemplare in der Natur aus. Sanctuarys oder Sanctuaries werden natürlich auch nicht mit Apostroph geschrieben. Das dient im Englischen zur Bildung des Genitivs (Possessiv) und zum Weglassen von Buchstaben in Verkürzungen. Beides trifft natürlich hier nicht zu. Das mag man noch verzeihen. Wenn man sich aber schon auf die IUCN bezieht, hätte man erwarten können, dass Robert Marc Lehmann auch den ganzen Artikel zum Thema liest und die Drop-Down-Menüs nutzt.
Da findet man nämlich, dass es sehr wohl Tiere gibt, die im Zoological Information Management System (ZIMS) verzeichnet sind. Es sind insgesamt, laut IUCN, sogar 10: Vier Männchen und sechs Weibchen. Diese leben in Indonesien. Man kennt sogar ihre Namen: Andalas, Harapan, Bina, Ratu, Rosa, Andatu, Delilah, Sedah Mirah, Anggi und Indra. Zwei davon wurden im Cincinnati Zoo geboren.
Sie leben im Sumatran Rhino Sanctuary (SRS). Diese Haltung nennt sich Sanctuary, hat aber nichts mit den Sanctuaries der Tierrechtsindustrie zu tun, weil in dieser Tierhaltung aktiv gezüchtet wird. Es entstand daraus, dass man für die Erhaltungszucht verfügbare Tiere an einem Ort zusammenzog. So kamen auch die Tiere aus der erfolgreichen Zucht in Cincinnati dorthin.
… dann wird es richtig peinlich

Natürlich hat der Cincinnati Zoo allein schon durch die Zucht zur Erhaltung der Art beigetragen. Die dort erlangten Erfahrungen ermöglichen die Arbeit vom SRS. Aber jetzt muss man sich fragen, wer denn diese Arbeit überhaupt finanziert. Zum Überleben der Art, gibt es die Sumatran Rhino Survival Alliance. Strategische Partner sind, neben dem Cincinnati Zoo, der Auckland Zoo, Taronga Conservation Society Australia, die mehrere Zoos betreibt, der Zoo Basel und die Wilhelma in Stuttgart sowie Save The Rhino.
Save the Rhino pflegt wiederum selbst noch intensive Partnerschaften zu Zoologischen Gärten. Allein 2023-2024 konnte so eine sechsstellige Summe zusammenkommen. Damit wurden unter anderem die laufenden Kosten des SRS finanziert, also Gehälter der Mitarbeiter, Fahrzeugkosten, Tierarztkosten und die Ernährung der Nashörner. Save the Rhino und seine Partnern konnten auch die Kapazität des SRS für die Haltung und Zucht von Sumatra-Nashörnern verdoppeln.
Also zeigen die Fakten zum Schutz der Sumatra-Nashörner ganz deutlich: Ohne Zoos nix los. Es gäbe schlicht dieses Zuchtprogramm nicht. Die Art hätte keine Chance mehr. Sie würde aussterben müssen. Erst dank Zoologischer Gärten gibt es für diese Art eine Hoffnung. Sie bestimmen die Zukunft dieser Art – und zwar ex situ und in situ. Es ist schlicht falsch, was Robert Marc Lehmann schreibt.
Wie konnte das passieren?

Ein Hashtag des Posts von Robert Marc Lehmann, lautet sogar SRS. Hat er da nicht mal nachgefragt, mit wem das SRS so zusammenarbeitet und wer es finanziert? Das wäre naheliegend gewesen. Auf der Seite der IUCN, auf die er sich bezieht, hätte er lesen können, dass es auch ein Populationsmanagement-Programm für diese Art seitens des Weltzooverbandes (WAZA) gibt. So aber hat er nun einen Post auf seinen Social-Media-Kanälen, den jeder mit geringstem Recherche-Aufwand widerlegen kann.
Wer das Überleben von Sumatra-Nashörnern im Rahmen seriöser Projekte unterstützen will, kommt an Zoologischen Gärten gar nicht vorbei. Das sieht jeder, der sich auch nur über die Grundzüge des Projekts informiert. Man könnte aber durchaus sagen, dass Robert Marc Lehmann eine gewisse Zielstrebigkeit an den Tag legt, Arten zum Zoo-Bashing auszuwählen, bei denen das so gar nicht funktioniert. Erst Balistare, jetzt Sumatra-Nashörner – was kommt als nächstes? Große Pandas vielleicht?!
Eventuell hätte Robert Marc Lehmann doch das Angebot vom Grünen Zoo Wuppertal und der Historischen Stadthalle dort annehmen sollen, sich mal über Zoologische Gärten zu unterhalten. Da hätte er sicher einige weitere Arten kennenlernen können, bei denen das Zoo-Bashing so gar nicht funktioniert. Stattdessen bestand er aber auf dem Narrativ von beiden zensiert worden zu sein. Von der Behauptung blieb aber am Ende auch so wenig über wie vom Zoo-Bashing zu Sumatra-Nashörnern heute.