Grevyzebras im Zoo Leipzig | Foto: Frank Vincentz, Lizenz: CC BY-SA 3.0

Deutscher Tierschutzbund, PETA & Co.: Populismus zur Tötung überzähliger Tiere in Zoos

Exklusiv für zoos.media – 24.01.2025. Autor: Philipp J. Kroiß

Unseriöse Organisationen im Bereich und Dunstkreis der Tierrechtsindustrie haben sich zur Tötung überzähliger Tiere in Zoos geäußert. Sie setzen dabei offenbar auf ein großes Maß an Ignoranz unter ihren Rezipienten.

Deutscher Tierschutzbund, PETA & Co.: Populismus zur Tötung überzähliger Tiere in Zoos

Es ist immer wieder zu beobachten, dass die Tierrechtsindustrie und andere Zoogegner aus deren Dunstkreis denken, mit der Tötung überzähliger Tiere in Zoologischen Gärten so etwas wie ein Argument gegen sie an der Hand zu haben. Tatsächlich ist aber das Gegenteil der Fall. Sie hoffen aber wohl darauf, dass die Rezipienten von ihrem Anti-Zoo-Populismus nicht besonders erfolgreich nachdenken können.

Lächerliche Artenschutz-Leugnung

Eine stark bedrohte Houston-Kröte (Anaxyrus houstonensis) | Foto: USFWS Endangered Species, Lizenz: CC BY 2.0

In einer aktuellen Pressemitteilung vom Bundesverband Tierschutz, Bund gegen Missbrauch der Tiere, Deutsche Juristische Gesellschaft für Tierschutzrecht, Deutscher Tierschutzbund, Pro Wildlife und PETA Deutschland versuchen die fragwürdigen Vereine, den Artenschutz-Beitrag von Zoologischen Gärten kleinzureden. Dabei schaut man vor allem auf Auswilderungen, die “verschwindend gering” bei VdZ-Zoos wären. Das ist ein spannendes Urteil von Organisationen, deren Beitrag für den Natur- und Artenschutz nicht messbar ist.

Moderne Zoos und Aquarien haben weltweit Millionen Tiere ausgewildert? Allein von der Houston-Kröte schaffte man es, über 6.300.000 Eier, Jungtiere und Kaulquappen in die Natur zu bringen. Das ist eine von über 160 Arten, die dank modernen Zoos und Aquarien überleben – und das sind noch lange nicht alle. Nicht eine Art überlebt dank der Vereine, die behaupten, der Beitrag von Zoologischen Gärten wäre ja ach so gering. Der erschöpft sich aber eben lange nicht nur in Auswilderungen.

Die Weltnaturschutzunion (IUCN) lobt den Beitrag, den moderne Zoos und Aquarien für den Natur- und Artenschutz leisten. Der von der Organisation formulierte One Plan Approach to Conservation und somit der umfassende Schutz der Natur und den Arten, die sie bewohnen, wäre ohne sie gar nicht möglich. Zoos und Aquarien spielen “Schlüsselrollen”, laut der IUCN. Die Organisationen, die diese Arbeit Zoologischer Gärten in den Dreck ziehen wollen, haben diese nicht.

Wie entstehen überzählige Tiere?

Burchell-Steppenzebras im Kruger-Nationalpark | Foto: Nithin bolar k, Lizenz: CC BY-SA 3.0

Eigentlich ist es ganz einfach: Verschiedene Tiere leben in Strukturen, die weniger Männchen als Weibchen inkludieren. Ein Beispiel sind Haremsstrukturen. Das ist bei den meisten Zebras der Fall. Jetzt ist es aber so, dass das Geschlechterverhältnis der Geburten bei Zebras darauf nicht großartig Rücksicht nimmt. So gibt es zu viele Männchen. In der Natur regelt sich das von selbst. Die überzähligen Männchen dort, überleben schlicht nicht.

In Menschenobhut regelt sich das nicht von selbst. Man versucht das zum Beispiel durch Junggesellengruppen dann abzumildern und hat da funktionierende Strukturen entwickelt. Das kann man aber nur bis zu einer gewissen Anzahl machen. Genauso wie Nationalparks, kann man auch Zoologische Gärten nicht vollstopfen. Irgendwann vermehren sich die Tiere eben so gut, dass es zu viele werden. Man kann die Natur, die Parks und die Zoos eben nicht vollladen mit Tieren. Jedes System hat nur ein bestimmtes Fassungsvermögen.

Daher ist klar: Wenn das Raubtier in Menschenobhut fehlt, muss der Mensch regulativ eingreifen. Das macht man auch, indem man überzählige Tiere erschießt und dann verfüttert. So bekommt zum Beispiel eine Löwen-Familie, die als Botschafter ihrer bedrohten Art fungiert, hervorragendes Fleisch. Für den Arterhalt von zum Beispiel Raubkatzen müssen ohnehin Tiere sterben. Da ist es sinnvoll für Zoologische Gärten, überzählige Tiere so für den Artenschutz zu nutzen.

Aber könnte man nicht einfach verhüten?

Ein Paar Persische bzw. Asiatische Löwen im Tiergarten Nürnberg | Foto: Rufus46, Lizenz: CC BY-SA 3.0

Kontrazeptiva haben, wie jedes Medikament, eine Hauptwirkung und somit auch Nebenwirkungen. Daher muss immer abwägen, ob man ein Tier diesen Wirkungen aussetzt. Das kann sinnvoll sein, ist es aber nicht immer. Auch, wenn die Verhütung erfolgreich ist und das Tier von Nebenwirkungen verschont bleibt, nimmt man dem Tier etwas, nämlich natürliche Fortpflanzung. Daher ist eine Entscheidung für und gegen Verhütung nicht so einfach, wie sich das manche Menschen, die nicht mit Tieren arbeiten, machen.

Die Nebenwirkungen sind zudem auch keine Kinkerlitzchen. Zum Beispiel Raubkatzen entwickelten durch die Gabe von Hormonpräparaten Krankheiten wie Krebs. Menschen, die wirklich im Artenschutz arbeiten und nicht für Spenden billigen Populismus verbreiten, wissen daher, dass das alles eben nicht so leicht ist. Ähnliches gilt für andere Maßnahmen wie Kastration oder Sterilisation. Auch hierbei herrscht Lebensgefahr für die Tiere. Daher muss man sich sehr gut überlegen, ob man diese Gefahr eingehen will.

Einfach ist also in dieser Frage gar nichts. Zudem muss man sich fragen, warum man denn verhütet. Im Zoo und Aquarium spielt das Interesse des Tieres und die Erhaltung der Art eine übergeordnete Rolle. Will man Tieren letztendlich nur deshalb Gefahren auszusetzen, weil man selbst die Schlachtung von Tieren scheut? Die Schlachtung und Verwertung überzähliger Tiere, ist letztendlich im Interesse des Artenschutzes, weil es Populationen gesund hält. Manche Tiere sterben, damit andere Tiere leben – so ist die Realität in der Natur. Löwen leben nicht vegan.

Entlarvender O-Ton

Von PETA getöteter und entsorgter Hund in einer Plastiktüte, die in einem Mülleimer gefunden wurde – tausenden erging es wohl gleich oder ähnlich. | Foto von http://whypetakills.com (Nathan J. Winograd)

So schwer zu verstehen ist es also gar nicht, warum es wichtig und richtig ist, überzählige Tiere in Zuchtprogrammen zu töten. Naturgemäß wird die Tierrechtsindustrie das nie verstehen. Organisationen wie PETA wollen ein Ende jeder Form der Tierhaltung. Wahrscheinlich unfreiwillig komisch wird dann aber ein O-Ton vom Deutschen Tierschutzbund.

“Würden Tierheime oder Tierärzte in Deutschland dazu übergehen, alte oder auf intensive Pflege angewiesene Tiere aus wirtschaftlichen Gründen systematisch einzuschläfern, wäre der Aufschrei wohl groß.” – Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes

Was macht denn PETA in den USA? Zehntausende Tiere – auch gesunde und vermittelbare – wurden schon im “Tierheim” der radikalen Tierrechtsorganisation getötet. “Nicht zuletzt ist eine Tötung mangels Vorliegens eines vernünftigen Grundes rechtswidrig”, erklärt Schröder weiter in der Pressemitteilung gemeinsam mit PETA. Das Tierheim von PETA in den USA profitiert davon, dass es dort nicht rechtswidrig ist. Die den deutschen Tierheimen ähnlichen No-Kill-Tierheime in den USA, die auch keine Tiere ohne vernünftigen Grund einschläfern, werden hingegen von PETA bekämpft.

Tötung nur, wenn es nicht anders geht

Kalifornischer Kondor – dank Zoos hat diese Art überlebt | Foto: Chuck Szmurlo, Lizenz: CC BY 3.0

PETA könnte mit seinen zig Millionen an Etat natürlich spielend mehr Tiere vermitteln. Das wäre kein Problem, denn Tierheime ohne so reich gefüllte Kassen schaffen es auch. In Zoos und Aquarien demgegenüber werden Tiere nur dann getötet, wenn es nicht anders geht. Die Schlachtung macht sich kein Zoologischer Garten leicht. Es wird sehr intensiv geschaut, ob es nicht eine andere Lösung gibt.

Nur, wenn es wirklich keinen Platz für das Tier gibt, erfolgt die Tötung und dann versucht man natürlich das verhältnismäßig Beste draus zu machen. Das muss dann auch nicht immer eine Verfütterung sein, das kann zum Beispiel auch die Übergabe an ein Museum sein. Dort kann dann die Botschafter-Funktion, die die Tiere im Leben hatten, nach ihrem Tod fortgesetzt werden.

Niemand hat gesagt, dass Artenschutz einfach ist. Zum Tier-, Natur- und Artenschutz gehört es auch, Entscheidungen treffen zu müssen, die weh tun. Es ist aber so, dass schon die Tötung der überzähligen Tiere im Zoo deutlich humaner ist, als das, was überzählige Tiere in der Natur erleben. Das Ergebnis ist aber meist gleich: Es endet im Bauch eines Raubtieres, das dadurch sein Überleben sichert. Das zerstört natürlich die disneyfizierte Traumwelt der Tierrechtsindustrie, zeigt aber auch, warum sie im Natur- und Artenschutz nicht ansatzweise so erfolgreich ist, wie Zoos und Aquarien.

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