Exklusiv für zoos.media – 03.10.2024. Autor: Philipp J. Kroiß
Auch 2024 wurde der berühmte Kiessling-Preis für Artenschutz verliehen. Wer der glückliche Sieger ist und weitere Hintergründe zum Preis, erfahrt ihr im Artikel.
Wolfgang-Kiessling-Preis 2024 für Dr. Arnaud Desbiez
Der internationale Artenschutz-Preis, der nach dem Gründer des Loro Parque benannt ist, ging dieses Jahr an einen französischen Experten für den Schutz von Riesengürteltieren und Großen Ameisenbären. Der aus Berichten von unter anderem BBC und PBS bekannte Artenschützer konnte durch seine Arbeit den Schutz dieser beiden Arten und mit ihm den Schutz der Natur in Südamerika wesentlich voranbringen. Riesengürteltiere und Große Ameisenbären zu schützen, hilft nämlich nicht nur diesen beiden Spezies, sondern auch den Ökosystemen, die sie bewohnen.
“Es ist eine große Ehre für mich, den Internationalen Wolfgang-Kiessling-Preis für Artenschutz 2024 zu erhalten. Dieser Preis wird zur Aufklärung über die Notlage unserer südamerikanischen Riesen, des Riesengürteltiers und des Großen Ameisenbären, beitragen. Er wird auch dazu dienen, dem multidisziplinären Team des ICAS, das sein Leben diesen Arten widmet, Anerkennung auszusprechen und unsere langjährige Zusammenarbeit mit zoologischen Einrichtungen zu feiern.” – Dr. Arnaud Desbiez
Gründer & Motor für Artenschutz
Der französische Naturschützer ist Gründer des Instituts für die Erhaltung der Wildtiere (ICAS). Dank moderner Zoologischer Gärten und mit ihnen konnte er – dem One Plan Approach to Conservation der Weltnaturschutzunion (IUCN) folgend – schon viel für die Arten erreichen. Von der Grundlagenforschung angefangen bis hin zu sogar eher neuen Strömungen, wie Citizen Science, konnte Artenschutz auf hohem Niveau erfolgreich betrieben werden. Dabei geht es besonders auch darum, die Menschen vor Ort nicht nur zu bilden, sondern auch mit ihnen gemeinsam die Arten zu erhalten.
Sowohl der Große Ameisenbär als auch das Riesengürteltier werden auf der Roten Liste der IUCN als VU gelistet und gelten damit als bedroht. Zum Glück sind Große Ameisenbären in Zoologischen Gärten recht gut verbreitet. Es gibt über 80 Haltungen in Europa. Der Loro Parque auf der Kanaren-Insel Teneriffa, den Wolfgang Kiessling gegründet hat, ist einer davon. Haltungen von Riesengürteltieren gibt es bisher – laut Zootierliste – leider nur in Südamerika. Viele Zoologische Gärten halten aber andere Gürteltier-Arten auch als Botschafter für die gesamte Gruppe. Sowohl der Loro Parque als auch der Kölner Zoo, dem Vorjahresgewinner Prof. Theo Pagel vorsteht, sind zwei Beispiele dafür.
Erneut hat der Kiessling-Preis also einen Träger gefunden, der beweist wie erfolgreich Artenschutz mit Zoologischen Gärten zusammen möglich ist. Das zeigen Dr. Arnaud Desbiez und seine Arbeit sehr gut. Das Preisgeld von 80.000$ wird das Vorankommen beim Schutz dieser Arten unterstützen. “Die Pionierarbeit von Dr. Arnaud Desbiez beim Schutz bedrohter Arten wie dem Riesengürteltier und dem Ameisenbären in Südamerika ist ein Beispiel für das Engagement und die Innovation, die zum Schutz der biologischen Vielfalt erforderlich sind”, erklärte Wolfgang Kiessling
Nominierungen aus 25 Ländern
Aus sechs von sieben Kontinenten gingen Nominierungen ein, aus denen erstmal ein Kreis von Finalisten ausgewählt werden musste. Diese wurden von der Tierschutz-Organisation Global Humane benannt. Das ist so etwas wie die weltumspannende Version der renommierten Organisation American Humane. Zu diesem Kreis gehörten – neben dem Sieger – noch:
- Dr. Robert Aruho, Leiter der Abteilung Naturschutz, Veterinärdienste und des Bongo-Erhaltungsprogramms der Mount Kenya Wildlife Conservancy
- Dr. Kathleen Dudzinski, Gründerin und Direktorin des Dophin Communication Project
- Dr. Danté Fenolio, Vizepräsidentin des San Antonio Zoos Conservation and Research Center
- Dr. Alejandro Granal, Präsident und CEO des Woodland Park Zoo in Seattle
- Vivek Menon, Gründer und Geschäftsführer des Wildlife Trust India
Sie alle haben sich auch um den Natur- und Artenschutz verdient gemacht. Über ihre Erfolge konnte auch bereits zoos.media berichten. So ist auch in unserer Liste von über 150 Arten, die dank Zoos & Aquarien überleben können, das Bongo erwähnt. In der Arbeit dieser Personen sieht man auch, wie wichtig die Wechselwirkung zwischen Arbeit in situ, also vor Ort, und ex situ, also zum Beispiel in Zoos, ist. Der Woodland Park Zoo hat zum Beispiel seit 2018 über 1.300 Pazifische Sumpfschildkröten aufgezogen und wieder in die Natur gebracht. Ob es Schreikraniche noch ohne den San Antonio Zoo geben würde, darf bezweifelt werden. Mehr zur Arbeit der Finalisten gibt es auch in der Pressemitteilung von American Humane zu lesen.
Preis für den Artenschutz
Die Verleihung vom Wolfgang Kiessling International Prize for Species Conservation, wie er mit vollem Namen heißt, kam aufgrund einer Bewunderung für die Lebensleistung des Loro-Parque-Gründers Wolfgang Kiessling zustande. Die Tierschutzorganisation American Humane beziehungsweise Global Humane hatte eine unabhängige, externe Prüfung des Loro Parque durchgeführt. Sie zertifiziert inzwischen Zoologische Gärten und Aquarien auf der ganzen Welt. Der Loro Parque war der erste in Europa.
Im Rahmen der Zertifizierung überprüften die Tierschützer die Arbeit vom Loro Parque und der angeschlossenen Stiftung sehr genau. Dank dieser konnten bereits 12 Arten vor dem Aussterben bewahrt werden. Viele weitere Arten haben eine Chance, dank der Arbeit des Zoos, ebenfalls gerettet zu werden. Die Auditoren sahen den Loro Parque als global außergewöhnlich, nicht nur für sein Engagement für das Tierwohl, sondern auch für seine intensive Arbeit im Artenschutz.
Die vorbildhafte und beispielhafte Arbeit des modernen Zoos wird nun inzwischen auch mit der Verleihung vom Kiessling-Preis besonders betont. Aus einer kritischen Prüfung ist somit eine außergewöhnliche Würdigung entstanden. Bis heute übertrifft der Loro Parque die Standards, die Global Humane für einen tierschutzfreundlichen Zoo ansetzen. Das wird durch unabhängige Audits immer wieder bestätigt. Nach wie vor auditiert Global Humane auch andere Zoologische Gärten auf der ganzen Welt. Dabei wird ein Tierschutz-Standard verlangt, der weit über gesetzliche Erfordernisse hinausgeht. Als erster Zoo in Deutschland erlangte der Kölner Zoo dieses Zertifikat.