Exklusiv für zoos.media – 12.06.2025. Autor: Philipp J. Kroiß
Pavianmord im Tiergarten Nürnberg? Von diesem Schreckgespenst der Tierrechtsindustrie bleibt nichts über, wenn man die Fakten betrachtet. Diese nähere Beschäftigung mit dem Thema wiederum deckt auf, wie scheinheilig und populistisch die Kampagne der Tierrechtsindustrie ist.

Kampagne „Gegen Pavianmord“: Scheinheilig & Populistisch
Es sind also wieder die üblichen Verdächtigen, die sich hier zusammengefunden haben: ARIWA, PETA, Mission Erde, Great Ape Project und weitere, noch unbekanntere Organisationen. Sie alle wollen wohl gegen einen angeblichen „Pavianmord“ im Tiergarten Nürnberg mobilmachen. Allerdings strotzt die ganze Kampagne nur so vor Populismus und Scheinheiligkeit. Dabei braucht es nicht einmal großen detektivischen Verstand, um das zu entlarven.
Kein Mord

So ist der Terminus „Mord“ juristisch sehr klar definiert. Dabei handelt es sich um die vorsätzliche Tötung eines Menschen mit mindestens einem Mordmerkmal. Gemäß § 211 StGB sind das: Mordlust, Befriedigung des Geschlechtstriebs, Habgier oder generell niedrige Beweggründe, Heimtücke, Grausamkeit, Nutzung gemeingefährlicher Mittel sowie zur Ermöglichung oder Verdeckung einer Straftat. Ein Mord ist es also nicht, ein Tier zu töten, weil es einmal eben kein Mensch ist und auch keines der Mordmerkmale auch nur irgendwie erfüllt ist.
In Wahrheit handelt es sich bei der geplanten Maßnahme im Tiergarten Nürnberg um eine Tiertötung. Sie würde im Rahmen des Bestandsmanagements einer bedrohten Art geschehen, um die genetische Diversität der Reservepopulation von Guinea-Pavianen gewährleisten zu können. Das hat der Tiergarten Nürnberg auch allen erklärt, die es wissen wollten, und er ist maximal transparent zum Thema. Die Kampagne „Gegen Pavianmord“ setzt aber auf die Uninformiertheit ihrer Rezipienten. Das zeigt sich sehr gut auch in der Bezeichnung der tiergerechten Tötung als „Mord“. Mit Zookritik hat so ein Vorgehen nichts zu tun.
Interessieren Tiertötungen wirklich?

An der Partizipation von PETA an der Kampagne merkt man: Es geht nicht wirklich darum, Tiertötungen zu diskutieren. Warum? Die radikale Tierrechtsorganisation PETA hat über 50.000 Tiere getötet. Erschreckend viele davon waren gesund und vermittelbar. PETA betreibt in den USA ein Tötungstierheim und bekämpft dort Tierheime, die – ähnlich wie deutsche Tierheime – nur auf Basis von medizinischer Indikation einschläfern und die Praktiken von PETA kritisieren.
Aber selbst unter den Tötungstierheimen ist PETAs Tötungsrate bemerkenswert. Laut SZ verlassen in den USA im Durchschnitt 40% der Tiere die Tierheime nicht lebendig. Ein Tierheim in Los Angeles berichtet von einer Tötungsrate zwischen 30-60%. Die Tötungsrate des Tierheims von PETA liegt durchschnittlich bei rund 80% – zwischen rund 65-98%.
PETA verteidigt sich gern damit, einen kostenlosen Tötungsservice anzubieten. Die Tierrechtsorganisation ist allerdings nicht die einzige im Bundesstaat, die das macht. Das Fairfax County Animal Shelter bietet einen solchen Service ebenso an. 2014 hatte das Tierheim eine Tötungsrate von 15% – demgegenüber hatte PETA im gleichen Jahr eine Tötungsrate von rund 88%. Es ist spannend, dass die Kampagne „Gegen Pavianmord“ so eine Organisation als Unterstützer duldet.
Offensichtliche Scheinheiligkeit

Der Tiergarten Nürnberg plant nur knapp über 40 überzählige Paviane zu töten. Zu Vergleich: Das wären 0,08% der von PETA getöteten Tiere. Allein die Zahlen offenbaren die Scheinheiligkeit. In Deutschland so zu tun, als seien Tiertötungen das Schlimmste überhaupt, aber dabei die Reihen mit PETA zu schließen, eine Organisation, die so massiv Tiere tötet, ist scheinheilig. Es ist auch völlig unglaubwürdig.
Demgegenüber macht der Tiergarten Nürnberg schon seit vielen Jahren transparent, dass Artenschutz eben auch manchmal bedeutet, Tiere zu töten. Wer zum Beispiel eine Löwen-Spezies vor dem Aussterben bewahren will, muss schon Tiere töten, denn Löwen sind keine Veganer. Umfassender Natur- und Artenschutz bedeutet eben auch mit Tiertötungen klar zu kommen. Das betrifft auch etwa Invasivarten. Tiertötungen können auf viele verschiedene Arten hilfreich sein Tierarten zu retten.
Der Unterschied zwischen Zoologischen Gärten und PETA ist nur eben, dass es bei Zoos und Aquarien darum geht, so wenig Tiere wie möglich töten. Bei PETA sieht man keine solchen Bestrebungen, die Todeszahlen wirklich so gering wie möglich zu halten. Das wird zwar durchaus anders beteuert, aber mit einem Multimillionen-Etat, von dem seriöse Tierheime nur träumen könnten, wäre es der Tierrechtsorganisation schon möglich, mehr Tiere zu vermitteln und nicht nur 1,38% der aufgenommenen Tiere, wie im letzten Jahr. Andere Tierheime vermitteln mit weniger Geld einen höheren Anteil ihrer aufgenommenen Tiere.
Alternativ-Angebot vom Great Ape Project?

Im Rahmen der Kampagne wird behauptet: „Trotz Angeboten zur Aufnahme der Tiere durch seriöse Auffangstationen wie das Waliser Sanctuary des Great Ape Projects hält der Tiergarten Nürnberg an seinen Plänen fest – mit Rückendeckung durch die Stadt Nürnberg.“ Das ist bereits widerlegt: „Berichte, dass uns ein konkretes Angebot des Great Ape Projects bzw. eines sogenannten Sanctuary in Großbritannien vorläge, aus dem grundlegende Informationen zu den Haltungsbedingungen hervorgehen, sind nicht korrekt„, erklärte der Tiergarten Nürnberg.
Es ist wohl kein Zufall, dass „Waliser Sanctuary“ nicht beim Namen zu nennen. Der Ruf vom Wales Ape and Monkey Sanctuary (WAMS) in Großbritannien ist denkbar schlecht. Auch zoos.media hat schon oft über diese Einrichtung berichtet. Auf Kritik an den Haltungsbedingungen reagiert man seitens des WAMS auch in der Öffentlichkeit sehr dünnhäutig. Das Bild vom WAMS passt in das Vorgehen der Tierrechtsindustrie des Greenwashings von schlechten Tierhaltungen als Sanctuary.
Bisher gibt es keine Alternative zur Tötung der Paviane. Während der Tiergarten Nürnberg aber daran arbeitet, wirklich alle Möglichkeiten auszuschöpfen, verliert sich die Tierrechtsindustrie in der populistischen und scheinheiligen Kampagne „Gegen Pavianmord“. Offensichtlich ist dem Tiergarten deutlich mehr am Überleben der Tiere gelegen als dieser Kampagne. Das zeigen die Taten eindeutig.