Blick auf das Wales Ape & Monkey Sanctuary | Foto: Nigel Davies, Lizenz: CC BY-SA 2.0

Wales Ape and Monkey Sanctuary: Dünnhäutig bei Kritik

Exklusiv für zoos.media – 19.10.2023. Autor: Philipp J. Kroiß

Auf Google findet man immer wieder Rezensionen, die das Wales Ape and Monkey Sanctuary in schlechtes Licht rücken. Wie glaubhaft sind diese Meinungen?

Wales Ape and Monkey Sanctuary: Dünnhäutig bei Kritik

Angeblich ist es die Alternative für Zoos schlechthin: das Wales Ape and Monkey Sanctuary (WAMS). “Das Waliser Sanctuary ist dem Internationalen Great Ape Project als UK-Sektion angegliedert”, schreibt das deutsche Great Ape Project (GAP) auf seiner Webseite. Unerwähnt bleibt bei der kurzen Vorstellung, dass vom WAMS so bezeichnete “CEO” von diesem GAP im Beirat der Einrichtung ist. Vielleicht deshalb versuchte das deutsche GAP zum Beispiel auch die Krefelder Schimpansen Bally und Limbo dorthin zu bekommen. Zum Glück für die Tiere scheiterte das. Besucher vom WAMS lassen nicht selten kein gutes Haar an der Einrichtung.

WAMS antwortet auf Google-Rezensionen

Thomas Smith zum Beispiel besuchte das WAMS vor einem Monat. “Worse than a zoo”, beschrieb er. Die Tiere täten ihm leid. Dass das WAMS schlimmer als ein Zoo sei, begründet er damit, dass wohl lieber Range Rover gekauft würden, statt die Käfige vergrößert, obwohl ja Platz wäre. Das belegt er mit einem Foto. “How dare you”, schreibt das WAMS zurück. Dass es sich offenbar ertappt fühlt, kann man daran merken, dass es keinen Gegenbeweis antritt, sondern nur persönlich attackiert und offenbar versucht den Rezensenten herab zu würdigen.

Bei Jordan Oliver, die die Einrichtung auch vor zwei Wochen besuchte und sich über die die kleinen Gehege sowie über die Haltung der Esel in einem “field full of junk” beschwerte, sieht es nicht anders aus. Ihr wurde erstmal abgesprochen, dass sie überhaupt da war. Das stellte sie schnell richtig. Widerlegen konnte das WAMS ihre Ausführungen aber nicht.

Rebecca Faulkner, die das WAMS nicht empfahl, außer man wolle sich fühlen, als würde einem das Herz ausgerissen, weil es so traurig sei, warf man entgegen, dass es keine Kritik sei, die sie schrieb, sondern eine “eine schlecht informierte, gehässige Schimpftirade”. Debbie Mead wusste schon, was sie erwartete, als sie ihre Bewertung schrieb, gab aber trotzdem ihre ehrliche Meinung. Es kam auch, wie sie dachte: das WAMS lud offenbar seinen Frust über sie ab, aber schaffte es nicht, die Ausführungen zu widerlegen.

Nur missgünstige Bewertungen?

Negative Google-Bewertungen können falsch, böswillig und daher nicht zutreffend sein. Das passiert auch bei anderen Einrichtungen. Es zeigt sich aber zum Beispiel auf Instagram, dass nicht mal Leute, die offenbar gerne das WAMS besuchen, Fotos hinbekommen, die den Eindruck einer modernen Tierhaltung verschaffen können.

 

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Wären solche Bilder etwa aus einem modernen Zoo, würde das Great Ape Project zum Beispiel sofort darüber losschlagen. Beim Wales Ape and Monkey Sanctuary aber scheint das okay für die Tierrechtler. So muss man aber auch anhand dieser wohlmeinend geschossenen Bilder konstatieren, dass die negativen Bewertungen sehr wohl authentisch sind. Es ist also nicht so, als würden die Rezensenten diese Kritik konstruieren müssen. Vermutlich auch deshalb reagiert das WAMS so unentspannt. Ansonsten könnte man das ja einfach widerlegen und müsste nicht in der Antwort persönlich werden.

Positive Bewertungen bestätigen das Bild

Local Guide S. N. Manning hingegen findet es toll. Allerdings ist sie auch Unterstützerin des Sanctuarys, wofür sich das WAMS auch bedankt. Schafft sie es aber Fotos von der Haltung zu präsentieren, die eine moderne Tierhaltung widerspiegeln? Nein. Bei Jan Burnett bedankt sich das WAMS sogar für die “großartigen Fotos”. Die meisten dieser Fotos zeigen Tiere in Käfigen, die mit moderner Tierhaltung nicht wirklich was zu tun haben.

NicolaClare Giltinan gibt dem WAMS auch 5 Sterne. Sie liefert aber auch Fotos der diskutierten Eselhaltung mit. Das im Matsch stehende Tier hat hinter sich eine Kulisse, wie man sie tatsächlich vom Schrottplatz (English: junkyard) kennt. Die übrigen Bilder zeigen wieder Tiere in Gehegen, wie man sie sonst von Posts des Great Ape Projects kennt, um die angeblich schlechte Haltung von Tieren zu belegen. Da kann sich jeder durchklicken.

Erneut sind es also sogar die wohlmeinenden Fotografen, die WAMS nichts Böses wollen, die die Aussagen der negativen Bewertungen belegen. So ist auch klar, warum das Wales Ape and Monkey Sanctuary so zur persönlichen Attacke bläst, wenn Kritik kommt. Es ist für sie wohl schlicht nicht möglich, diese wirklich zu widerlegen, weil es eben tatsächlich zutrifft.

Doppelstandards

Das gleiche Great Ape Project, das diese Zustände als die bessere Alternative zu Zoos verkaufen will, strengt sich an, die im Krefelder Zoo gebaute Übergangshaltung für die Schimpansen, schlecht reden zu wollen. Zudem will das Projekt die noch viel bessere, bereits geplante, Schimpansen-Haltung im Zoo Krefeld verhindern. Das ist komisch, bietet doch sogar schon das Übergangsquartier der Tiere eine bessere Haltung als die im WAMS – selbst in der Darstellung der dem Sanctuary positiv gegenüberstehenden Besucher.


Einerseits sagen, dass die Haltung im WAMS gut sei, aber andererseits solche Zoo-Haltungen dann ernsthaft als schlechter zu bezeichnen, macht keinen Sinn. Wie soll das objektiv funktionieren? Beim Wales Ape and Monkey Sanctuary kommt ja noch hinzu, dass die Tiere dort lebenslang unter einem Zuchtstopp leben. Der verhindert, dass sich normale soziale Gruppenkonstellationen bilden. Der Krefelder Zoo hingegen arbeitet daraufhin, dass Bally und Limbo, sofern sie das selbst wünschen, wieder in eine soziale Gruppe eingegliedert werden können. Im WAMS wäre auch das nie möglich, geschweige denn eine Haltung auf dem Niveau wie in Krefeld.

Nicht nur in Krefeld

Die Tierrechtsindustrie möchte, dass Menschenaffenhaltung in Zoos endet. Nicht nur das Great Ape Project findet solche fragwürdige Haltung in euphemistisch als “Sanctuary” bezeichneten Einrichtungen als die angebliche Lösung. Man fragt sich nicht nur in Bezug auf Krefeld, wie man die Haltung in Wales zum Beispiel besser finden kann, als die in renommierten Zoos gegen die die Tierrechtsindustrie hetzt.




In welcher Welt sollen diese Installationen denen im WAMS inferior sein? Es ist unerklärlich wie jemand, der die Haltungen im Wales Ape and Monkey Sanctuary, gut finden kann, etwas gegen solche Anlagen einwenden könnte. Ein Verbringung der Tiere in eine solche Haltung, wie die vom WAMS, hat keine positiven Folgen für die Tiere. Gleichwohl, verlangt die Tierrechtsindustrie, dass die Zoo-Haltungen enden, während solche wie im WAMS weitergehen.

Auch Experten stellen WAMS kein gutes Zeugnis aus

Gorillanachwuchs im Zoo Duisburg | Foto: zoos media, Lizenz: Erlaubnis des Fotografen

So ist es auch nicht verwunderlich, dass Experten das Wales Ape and Monkey Sanctuary alles andere als loben. Tom de Jongh, Vize-Koordinator des Europäischen Erhaltungszucht-Programms (EEP) für Westafrikanische Schimpansen im Burgers Zoo Arnheim, erklärte “nicht viel Positives sagen zu können”. Er wundere sich nur über die Praktiken. Alison Cronin, Leiterin von Monkey World, das sich ebenfalls in Großbritannien befindet, wird deutlicher. Die Einrichtung beschäftige “kein ausgebildetes Fachpersonal”.

Von ehemaligen Praktikanten des WAMS würden sich einige an Monkey World wenden “mit der Bitte die Missstände im WAMS aufzudecken und zu beenden”, berichtet sie weiter. Dass, wie vom WAMS angegeben, Platz bestünde, um Tiere aufzunehmen, was man ja in Bezug auf Bally und Limbo behauptete, steht auch im Zweifel. Warum wollte WAMS Bally & Limbo aufnehmen, nicht aber Schimpansen, die auf einer entsprechenden Warteliste standen, wie de Jongh beschrieb? Offenbar warten in Großbritannien schon genug Tiere auf einen Platz in einem solchen Sanctuary.

Wales Ape and Monkey Sanctuary: Kein guter Platz für Tiere

All das zusammengenommen, lässt sich konstatieren, dass am Ende wohl jedes Tier froh sein kann, die Haltung im WAMS nicht ertragen zu müssen. Man sieht sehr deutlich anhand von Rezensionen und Bilder, dass es sich dabei nicht um eine bessere Alternative zu Zoos handelt. Zudem fällt es schwer, Organisationen ernst zu nehmen, die das WAMS als gut befindet, moderne Zootierhaltung aber nicht. Sehr deutlich findet sich in Zoologischen Gärten die bessere Haltung.

So wirken auch die Versuche zur Beendigung von Menschaffenhaltung in Zoos sehr lächerlich. Man kann bezweifeln, dass eine Organisation, die das Wales Ape and Monkey Sanctuary als bessere Alternative verkaufen will, überhaupt über das Schicksal von Menschenaffen entscheiden sollte. Immer wieder sind solche Sanctuarys in Skandale verwickelt. In modernen Zoos hingegen verbindet sich eine tiergerechte Haltung der Tiere mit Bildung und Forschung sowie mit Natur- und Artenschutz. So kann ein Aussterben effektiv verhindert werden.

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