Guinea-Pavian im Tiergarten Nürnberg | Foto: Rufus46, Lizenz: CC BY-SA 3.0

Paviane in Nürnberg: Konkretes Angebot vom Great Ape Project?

Exklusiv für zoos.media – 03.06.2025. Autor: Philipp J. Kroiß

Zum Management der Guinea-Paviane ist der Tiergarten Nürnberg sehr transparent. Nun gibt es Berichte, dass es ein konkretes Angebot zur Übernahme von Affen durch das Great Projekt geben würde. Der Nürnberger Tiergarten dementiert das.

Junger Guinea-Pavian im Tiergarten Nürnberg: Zucht in Zoos ist der Schlüssel zum Überleben der Art in der Natur. | Foto: Matthias, Lizenz: CC BY 3.0 DEED

Paviane in Nürnberg: Konkretes Angebot vom Great Ape Project?

Immer wieder fällt die Tierrechtsindustrie durch vermeintliche Besserwisserei gegenüber Zoologischen Gärten auf. Dabei tritt immer wieder grundlegendes Unverständnis zum Natur- und Artenschutz zutage. Zum Schutz gehört aber eben auch das Management bedrohter Populationen in Menschenobhut. Zum Glück ist die Zucht von Guinea-Pavianen sehr erfolgreich, was aber zu Überpopulation führt. Tiere, die nicht abgegeben werden können, müssen entsprechend getötet werden, um die Gesundheit dieser wichtigen Reservepopulation nicht zu gefährden. Das ist eigentlich Basis-Wissen.

Ob die Tierrechtsindustrie diese Grundlagen nicht kennt oder schlicht ignoriert, ist nicht bekannt. Auf jeden Fall tut sie so, als würde es sie nicht geben, um gegen den Tiergarten Nürnberg zu hetzen. Das Narrativ: ‚Der Tiergarten Nürnberg will Tiere töten, obwohl es eine Alternative gibt.‘ Die gibt es aber nicht. Die Experten vom Nürnberger Tiergarten schöpfen alle Optionen aus. Als letzte Option steht eben die Tötung überzähliger Tiere zur Debatte.

Zukunft im WAMS?

Rettung für Nürnbergs Paviane: Das Great Ape Project steht bereit”, tönte es von ARIWA Nürnberg. Die unseriöse Organisation Animal Rights Watch (ARIWA) ist Teil der Tierrechtsindustrie und so stimmten die üblichen Verdächtigen in die Kampagne mit ein. Entweder wurden sie alle betrogen oder haben sich betrügen lassen, denn der Tiergarten Nürnberg stellte auf Facebook klar: „Berichte, dass uns ein konkretes Angebot des Great Ape Projects bzw. eines sogenannten Sanctuary in Großbritannien vorläge, aus dem grundlegende Informationen zu den Haltungsbedingungen hervorgehen, sind nicht korrekt.“

Das war dann wohl wieder mal nichts. Die ständig von der Tierrechtsindustrie als Alternative ausgewiesenen Sanctuarys sind keine echten Alternativen. Gerade das Wales Ape and Monkey Sanctuary (WAMS) hat einen schlechten Ruf unter Fachleuten. Schon oft hat zoos.media über die fraglichen Zustände dort berichtet. So konnte zoos.media zeigen, dass das WAMS Stock-Fotos statt Fotos der eigenen Haltung nutzte, um seine Tiere online zu präsentieren. Das wirkt fast schon nachvollziehbar, wenn man die tatsächlichen Zustände dort bedenkt. Auf Kritik reagiert das WAMS zudem äußert dünnhäutig.

Trotz mehrmaliger Nachfragen seit Februar 2024 haben wir nach wie vor keinerlei Informationen erhalten, beispielsweise zu der Größe und Ausstattung der Gehege, zu der geplanten Gruppenzusammensetzung der Tiere oder zu Haltungskapazitäten der Einrichtung”, beschreibt der Tiergarten in Bezug auf das WAMS auf seiner Webseite. So lässt sich konstatieren, dass von dem Bereitstehen, das ARIWA ins Schaufenster stellte, keine echte Rede sein kann. Auch andere mehr oder weniger öffentliche Angebote aus Indien, Slowenien und Österreich stellen sich als aktuell nicht realisierbar heraus. Ein Auswilderungsprojekt ist ebenso im Moment unmöglich.

Keine Verhütung möglich?

Löwenbaby mit Mutter | Foto: David Dennis, Lizenz: CC BY-SA 2.0

Als Basis für Auswilderungen in der Zukunft braucht es eine gesunde Erhaltungszuchtpopulation. Verhütung bei Weibchen brachte eine Unfruchtbarkeit mit sich, was nicht nur für die Erhaltungszucht unerwünscht ist, sondern auch Nachteile für das Tier mit sich bringt. Männchen kann man nur durch Sterilisation an der Fortpflanzung hindern. Ein Männchen allein aber reicht, um alle fruchtbaren Weibchen zu schwängern. Also die klassischen Management-Methoden, die bei anderen Arten in Zoos durchaus greifen, funktionieren bei diesen Pavianen nicht.

„Dass die Tiere sich fortpflanzen können, ist aber nicht nur aus genetischen und gesundheitlichen Gründen wichtig: Partnerwahl, Paarung, Geburten und Aufzuchten spielen eine entscheidende Rolle für das Sozialleben der Tiere. Der Tiergarten möchte seinen Guinea-Pavianen all diese Aspekte ermöglichen und sieht sich in der Verantwortung, eine sozial funktionierende, gesunde, vielfältige und fortpflanzungsfähige Gruppe zu halten.“ – Tiergarten Nürnberg

Somit ist das Erlauben der Fortpflanzung bei gleichzeitigem Management durch Tötung für diese Art die beste Option. Es ist zudem auch eine gangbare Option bei anderen Arten. Bei Löwen etwa hat Verhütung durchaus auch ernsthafte Nebenwirkungen: „In vielen Fällen sind sie auf Dauer gesundheitsschädlich. Großkatzen etwa können Tumore entwickeln. Die Medikamente führen bei vielen Arten zu sozialen Verwerfungen in der Gruppe. Außerdem halten sie den Tieren eine der zentralsten Verhaltensaufgaben in ihrem Leben vor: Die Vermehrung. Das hat der Zoo in Kopenhagen ja auch schon erläutert”, erklärte Dr. Dag Encke schon 2019 zu Kontrazeptiva.

Tierfreunde verstehen die Gründe

Löwen im Zoo Kopenhagen
Quelle: Guillaume Baviere/flickr CC 2.0

So lässt man in Kopenhagen etwa die Löwen einfach züchten und tötet dann Jungtiere, die man nicht vermittelt bekommt, um das Krebsrisiko der Löwinnen zu minimieren. Erklärt man das echten Tierfreunden, verstehen sie das auch. In der Natur sterben überzählige Tiere ebenso. Dort ist es aber weitaus grausamer als man das mit Löwen in Kopenhagen oder Pavianen in Nürnberg gestalten kann.

Löwen, die in der Natur zu viel sind, verhungern erbärmlich und qualvoll. Paviane, die in der Natur nicht mehr in Gruppen passen, enden als Futter von Raubtieren oder verenden auf andere Weise. Diese natürlichen und leidvollen Prozesse kann man in Zoologischen Gärten zum Glück erträglicher für die Tiere gestalten. Das Ergebnis ist aber in beiden Fällen richtig und wichtig: Zu viel von einer Art schadet dem Naturschutz, deshalb muss reduziert werden. Daher muss man auch beim Natur- und Artenschutz bereit sein, zu große Bestände zu reduzieren.

So sind auch zu viele Afrikanische Elefanten in einem geschützten Bereich Natur schnell ein Problem. Auch hier muss man dann den Bestand managen. Das passiert ebenso durch gezielte Tötungen. Bei solchen Entscheidungen steht immer das Überleben der Arten über dem Überleben des einzelnen Tieres. Das ist immer eine Entscheidung, die ethisch diskutiert werden kann. Letztendlich macht es aber keinen Sinn die Existenz einer ganzen Erhaltungszuchtpopulation zur Rettung einer Art dafür zu zerstören, dass ein paar wenige Nürnberger Paviane ein längeres Leben haben.

Heuchelei der Tierrechtsindustrie

Man sollte nicht den Fehler machen, nun auf die Betroffenheitsnummer der Tierrechtindustrie hereinzufallen. In Wahrheit ist der Industrie jeder Pavian im Tiergarten Nürnberg völlig egal. Sie will jede Form der Tierhaltung zerstören. Das ist eine wesentliche Grundlage der Tierrechtsideologie. Die Paviane werden nur als Mittel zum Zweck missbraucht. Man versucht so Menschen für Spenden zu mobilisieren, die sich sehr oberflächlich mit der Thematik befassen. Sobald man sich informiert, versteht die Argumentation des Tiergartens sogar jedes Kind.

Die Mobilisierung funktioniert entsprechend schlecht. So war die Demo, die von der Industrie zur angeblichen Lebensrettung für Paviane hochstilisiert wurde, deutlich dürftiger besucht als ein als Demo verkauftes Fan-Event eines YouTubers aus der Szene. Das spricht auch Bände über diese Szene. Lieber Fan-Event statt angeblich Leben retten? Vielleicht ist aber auch der ein oder andere „Aktivist“ einfach nur den Märchengeschichten der Industrie gegenüber müde geworden. Richtig motivierend ist es ja nicht, wenn sich ständig das als Fake rausstellt, wogegen man „demonstriert“ hat. Dazu ist schwer gegen Tötungen auf die Straße zu gegen, wenn einer der Hauptakteure der Szene über 50.000 Tiere bereits auf dem Gewissen hat.

Es geht in der Kampagne der Tierrechtsindustrie gegen den Tiergarten Nürnberg nur darum, Hass zu schüren. Wer zum Beispiel Zoo-Hass-Merchandising an die Kunden in spe bringen will, macht natürlich irgendwie Content dazu und versteht es wohl absichtlich nicht, obwohl es seitens des Nürnberger Tiergartens für jeden nachvollziehbar erklärt wird. Manche Interessensgruppen wollen es aber nicht verstehen oder können es nicht verstehen, weil sonst ihre Geldmaschinerie nicht mehr funktionieren würde.

Tiergarten Nürnberg aktiv im Natur- und Artenschutz

Transkaspischer oder Turkmenischer Halbesel (Equus hemionus kulan) im Tiergarten Nürnberg | Foto: Rufus46, Lizenz: CC BY-SA 3.0

Während sich andere aber künstlich aufregen, rettet der Tiergarten Nürnberg weiter Arten. Das ist nicht nur auf die Guinea-Paviane beschränkt. Einheimische und exotische Arten und Ökosysteme profitieren von der intensiven Arbeit des Zoos im Natur und Artenschutz. Von der Kampagne gegen den Tiergarten Nürnberg hingegen profitiert keine einzige Art und auch kein Ökosystem. Es geht bei dieser Hetze nur um zwei Dinge: Hass und Geld. Dem Tiergarten Nürnberg hingegen geht es um die Rettung von Arten und der Natur, die diese bewohnen. Das steht für jeden modernen Zoologischen Garten im Zentrum.

Daher ist es wichtig sich nach innen und außen von solchen Attacken der Tierrechtsindustrie nicht beirren zu lassen. Der Tiergarten Nürnberg zeigt auch: Transparenz, auch bei solchen unpopulären Themen, zahlt sich aus. Menschen verstehen auch solche schwierigen Entscheidungen, wenn sie ordentlich kommuniziert werden. Solche Beispiele sind wichtig. Sie sind auch der beste Schutz gegen Hass-Kampagnen. Dadurch kann nämlich jeder solche Kampagnen gegen Zoos durchschauen. Solcher Hass gefährdet sonst den Tier-, Natur- und Artenschutz.

Wer die Aufgaben von modernen Zoos und Aquarien ernstnimmt, zu denen auch unter anderem die Bildung gehört, stellt sich entschieden gegen solche Kampagnen der Tierrechtsindustrie.

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