Japanmakak im Zoo Lissabon | Foto: Alfonsopazphoto, Lizenz: CC BY-SA 3.0

WAMS: Sanctuary der Stock-Fotos?

Exklusiv für zoos.media – 04.10.2022. Autor: Philipp J. Kroiß

Bei der Präsentation des angeblich eigenen Tierbestandes greift das Wales Ape & Monkey Sanctuary (WAMS) immer mal wieder auf Stockfotos zurück.

WAMS: Sanctuary der Stock-Fotos?

Die Tierrechtsindustrie in Europa preist das so genannte Wales Ape & Monkey Sanctuary als Musterbeispiel für Tierhaltung an. Zoologische Gärten wären, ihrer Meinung nach, am besten so, wie der von der Industrie greengewashte Roadside Zoo. Unter Fachleuten hat das “Sanctuary” einen mehr als zweifelhaften Ruf, aber auch das scheint den Tierrechtlern egal. Für zum Beispiel das Great Ape Project (GAP), das sich gegen Zootierhaltung wendet, ist die Schimpansenhaltung in Käfigen dort dann plötzlich völlig okay.

 

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Nicht nur Primaten

Erdmännchen im Oakland Zoo | Foto: Rdmsf01, Lizenz: CC BY-SA 4.0

Jetzt hat dieses “Sanctuary” aber nicht nur Primaten, wie der Name ja eigentlich vermuten lässt, den zahlenden Besuchern zu bieten. Das kann man auch auf der Webseite nachlesen. Es gibt zum Beispiel dort Erdmännchen. Natürlich werden auch diese Tierchen zu Geld gemacht: man kann sie angeblich “adoptieren”. Neben ein paar “Facts” kann man auch ein Bild der Tiere sehen – oder? Wenn man dieses Foto in die Google-Bildersuche gibt, findet man die gleichen Erdmännchen auf mehreren Webseiten wie etwa hier und hier. Dort lernt man dann auch, dass es sich um ein Stock-Foto von Pixabay handelt.

Während Menschen, die seriös mit solchen Stock-Fotos umgehen, auf die Herkunft des Bildes hingewiesen haben, macht das WAMS es sich zu nutze, dass man dies nicht muss und lässt es so erscheinen, als wären das die Erdmännchen, die man dort “adoptieren” kann. Man betont sogar noch unter dem Bild, man habe ja ach so viele Erdmännchen. Offenbar schafft man es dann in einer langen Zeit, seit dem die Haltung besteht, aber nicht ein schönes Foto der Tiere zu schießen.

Bei den Primaten ehrlicher?

Schimpansenbaby im Loro Parque | Foto: zoos.media

Affen sind allerdings natürlich das Kerngeschäft von diesem Sanctuary – es heißt ja schließlich Wales Ape & Monkey Sanctuary. Auf der Startseite der Webseite begrüßt einen auch gleich eine Slideshow mit verschiedenen Primaten. Mit dabei ist dieses Foto von einem rufenden Lisztaffen. Den findet man ebenso auf Pixabay. Offensichtlich war man auf der Seite sehr fleißig “shoppen”, wenn man das so nennen möchte. Es ist schon alarmierend, dass man Werbung auf der eigenen Hauptseite mit Stock-Fotos macht.

Richtig dreist, wird es aber beim Japanmakaken. Auf der Webseite wird direkt unter dem Foto betont: “Here are some of the characters that you will see on your visit to Wales Ape & Monkey Sanctuary.” [Deutsch: Hier sind einige der Charaktere, die Sie bei Ihrem Besuch im Wales Ape & Monkey Sanctuary sehen werden.] Den Makaken sieht man aber auch noch ganz woanders – zum Beispiel hier und natürlich, wie könnte es anders sein, auf Pixabay. Das ist dann schon dreist unter so einem Foto zu behaupten, diesen Charakter könnte man im Sanctuary sehen.

Tatsächliche Zustände wenig werbend

Es ist ja auch nicht so, dass sie von den Erdmännchen gar keine Fotos veröffentlichen würden:

 

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Dass man mit dieser Haltung aber natürlich keine zahlende Kundschaft auf der Webseite anlockt, dürfte nachvollziehbar sein. Mit moderner Tierhaltung hat sowas nämlich dann doch sehr wenig zu tun. Nicht viel anders sieht es bei den Primaten aus, wenn Besucher sie fotografieren. Von Instagram haben wir ja schon in anderen Artikeln Fotos geteilt, deshalb diesmal zwei Tweets:

Auch hier sieht man also, dass es eigentlich wenig Gutes und vor allem Vorzeigbares zum Anpreisen gibt. Solche Zustände dann als “besser als im Zoo” zu beschreiben, ist Augenwischerei. Schaut man sich die Kooperation zwischen Sanctuaries und der Tierrechtsindustrie an, so zeigt sich weltweit durchweg das gleiche Bild: schlechte Haltungen unter jedem modernen Standard werden von der Industrie gegreenwasht. Darüber hat zoos.media schon oft berichtet und man sieht es immer wieder.

Dadurch wird dann auch klar, warum man immer mal wieder auf Stock-Fotos zurückgreifen muss: anders lässt sich die Scheinwelt schlicht nicht erhalten. Tierrechtler scheint das aber nicht zu alarmieren. Man kann sich sicher sein, dass auch hier wieder Ausreden gefunden werden. Seriös ist so ein Vorgehen trotzdem nicht: Stock-Fotos als Fotos eigener Tiere auszugeben, ist schlicht unseriös.

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