Exklusiv für zoos.media – 29.08.2024. Autor: Philipp J. Kroiß
Ob sich Robert Marc Lehmann mit seinem neuen Video einen Gefallen getan hat? Man könnte auf die Idee kommen, die Argumentation wäre nicht wirklich durchdacht.
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Robert Marc Lehmann über Banksy & zoos.media
Mitte des Monats hat Banksy dem London Zoo ein besonderes Geschenk gemacht. Seitdem versucht die Tierrechtsindustrie dieses Kunstwerk für sich zu vereinnahmen. Ende des Monats scheint nun Robert Marc Lehmann das Thema auch entdeckt zu haben – zumindest hat er am 28.08.2024 ein Video dazu hochgeladen. Das Video ist verwunderlich, denn dem YouTuber scheint das zu passieren, was bereits vielen Tierrechtlern passiert ist.
Wir hatten geschrieben: Eine “”Free the animals”-Lesart zeugt von einer großen Ignoranz. Dadurch führt sich die Tierrechtsindustrie selbst vor. Wenn man sich nämlich die Arten wirklich anschaut, merkt man das schnell.” Tatsächlich sieht man nämlich eine sehr deutliche Artenschutz-Botschaft, wenn man sich die Arten genau anschaut und die Artenschutz-Projekte vom London Zoo kennt. Über dieses Artenschutz-Engagement spricht Robert Marc Lehmann allerdings nicht wirklich. Könnte das vielleicht sogar absichtlich passiert sein?
Geht es nicht ohne Beleidigungen?
“Viele, viele Zeitungen und viele Fernsehsender” hätten das Motiv “eher auch pro Zoo” verargumentiert, gibt Robert Marc Lehmann zu. Vielleicht etwa, weil sie – im Gegensatz zu ihm anscheinend – die Artenschutz-Arbeit vom London Zoo in ihrer Interpretation berücksichtigt haben? Sie könnten ja unter Umständen tatsächlich Recherche betrieben und nicht das Motiv wie naive Kunst interpretiert haben. Wenig überraschend, hält sich Robert Marc Lehmann mit den Artenschutz-Projekten nicht auf und beharrt auf seiner Interpretation gegen Zoos.
Beim Timecode 11:55 wird Lehmann dann konfrontativ: “Jetzt fragt doch mal hier die ganzen Leute, zoos.media und und izzi und was weiß ich nicht alles wie wie sie alle heißen, die ganzen Zoo-äh-Heiopeis, wie wie sie das interpretieren.” Beleidigungen, wie Heiopei, sagen bekanntlich mehr über den, der sie adressiert aus, als über die Personen, die damit adressiert sind. Andere als abwertend “wenig intelligente Person” zu bezeichnen, nachdem man selbst eine wichtige Aspekte ignorierende Interpretation eines Kunstwerks abgeliefert hat, könnte man, gelinde gesagt, als etwas unbeholfen ansehen.
Es wäre einfach möglich gewesen, eine Argumentation ohne Beleidigungen zu verfassen. Das ist immer möglich. Sowohl izzi als auch zoos.media haben aber in der Vergangenheit die Filme, die Robert Marc Lehmann veröffentlich hat, auf Basis von Fakten kritisiert. Der Begriff “Heiopeis” ist bisher anscheinend das Einzige, was ihm wohl dazu eingefallen ist. Da scheint die Kritik selbst ja nicht widerlegbar zu sein, wenn es Schimpfwörter braucht, um darauf zu antworten. Das lässt tief blicken.
Theatralische Wette
Anschließend wettet Robert Marc Lehmann mit seinen Zuschauern, dass zoos.media zum Thema Banksy einen Artikel verfasst hätte. “Ich verwette meinen Arsch”, erklärt er. Ob den Wetteinsatz wirklich einer gewinnen mag, steht dabei sicher auf einem anderen Blatt. “Sucht’s mal raus”, fordert er seine Community auf und blendet dann einen Screenshot des zoos.media-Artikels vom 14. August 2024 ein. Die Überraschung die Wette gewonnen zu haben, wird sich in Grenzen gehalten haben, zumal der zoos.media-Artikel schon längst zirkulierte als das Video veröffentlich wurde.
Beim Timecode 12:28 beginnt er dann zu behaupten: “Zoos.media ist aber nur ein Typ, also, das ist überhaupt kein Medien-Konglomerat, lasst euch da nicht täuschen.” Das hat in unserer Redaktion für schallendes Gelächter gesorgt. Jeder, der die Seite besucht, sieht ja den Beirat. Vermutlich hat man nur oberflächlich ins Impressum geschaut, in dem zwar auch mehrere Personen erwähnt sind, aber im ersten Satz, wie eigentlich auch üblich, nur der Chefredakteur. Wer übrigens je behauptet hätte, zoos.media sei eine “Zusammenballung” von irgendwas, bleibt derweil schleierhaft.
“Dass der Typ, Philipp Kroiß, garantiert schon wieder irgendeinen Scheiß geschrieben hat”, fährt Lehmann in der Schimpftirade ab Timecode 12:32 fort, “mit ‘Banksy ist pro Zoo’ und dass die Tierrechtler alle keine Ahnung haben.” Dass es kein Scheiß war, sondern der Text den YouTuber vor einem solchen Video, das man als Offenbarungseid sehen könnte, bewahrt hätte, sah er wohl nicht rechtzeitig. Jean-Jacques Rousseau (1712 – 1778) hat mal gesagt: “Beleidigungen sind die Argumente jener, die über keine Argumente verfügen.” Daher hat zoos.media Robert Marc Lehmann noch nie beleidigen müssen. Das werden wir auch fortsetzen.
Weitgereistes Anti-Zoo-Merchandising
Solche Videos kommen aber natürlich nicht von ungefähr. Robert Marc Lehmann hat Anti-Zoo-Merch im Shop, den er bewirbt. Sie tragen den Slogan “FCK ZOOs”. Zu dieser Kollektion, die anscheinend geschürten Zoo-Hass in bare Münze umwandeln soll, gehören auch weitgereiste T-Shirts. “Made in Bangladesch, bedruckt in Deutschland“, liest man in der “Beschreibung” des Produkts. Vor dem Versand an die Kunden haben die Shirts mit der Hass-Botschaft damit wohl schon über 7.000 Kilometer zurückgelegt.
Ähnlich weitgereist sind die Baumwolltaschen mit der Hass-Aufschrift. Zu Ihnen liest man: “Made in India, veredelt in Deutschland“. Das ist vor dem Versand an den Kunden eine Reise von wohl “nur” fast 7.000 Kilometern. Bei der zu 63% aus Polyester bestehenden “Cap” mit dem Hass-Slogan erfährt man leider nichts über die Reise. Polyester ist “billiges Plastik“. Robert Marc Lehmann forderte mal: “Den Plastikkonsum so doll einschränken wie nur möglich.” Hat er das nun beim Anti-Zoo-Merchandising vergessen? Auf diese Idee könnte man glatt kommen.
Das Balistar-Problem
Wie üblich wird die Anti-Zoo-Kampagne von einem Haufen Insta-Storys begleitet. Besonders ulkig wird es, wenn er nach einem Story-Slide mit dem Hashtag #FCKZoos ein Bild von dem Fliegenlassen von Balistaren zeigt. Balistare gehören zu den vielen Arten, die dank Zoologischer Gärten überleben können. 2006 wurde auf Bali kein einziger Vogel mehr gefunden. Zum Glück gab es aber die Reservepopulation in Zoologischen Gärten.
Von 2011 und 2016 wurden insgesamt 42 Vögel nach Indonesien gebracht. Sie wurden dort wieder angesiedelt. Dass also Robert Marc Lehmann mit dem Fliegenlassen von Balistaren posieren kann, verdankt er ironischerweise den Zoologischen Gärten, die er so verteufelt. Ob sich Lehmann dieses Problems, was er sich selbst geschaffen hat, bewusst ist, entzieht sich freilich der Kenntnis von zoos.media, aber man könnte schon auf die Idee kommen, dass es etwas unglaubwürdig wirkt.
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