Grünflügelara im Zoo von Buenos Aires (2007) | Foto: David, Lizenz: CC BY 2.0

Buenos Aires: Tieren geht es nach Zoo-Schließung schlechter

Exklusiv für zoos.media – 27.05.2017. Autor: Philipp J. Kroiß

Nach der von Tierrechtlern umjubelten Zooschließung in Buenos Aires, zieht unser Autor Bilanz. Hat sich die Situation für die Tiere überhaupt verbessert? Nein – eher das Gegenteil ist der Fall.

Buenos Aires: Tieren geht es nach Zoo-Schließung schlechter

Spiegel Online schrieb am 06.07.2016: “Ein Zoo in Buenos Aires schließt – nun öffnen sich in den Gehegen die Käfigtüren: Hunderte Tiere werden in die Freiheit entlassen.” PETA jubilierte zuvor am 26.06.2016: “In Buenos Aires wird umgesetzt, was PETA schon seit vielen Jahren von den Zoos fordert: Die Einrichtung wandelt sich in eine reine Auffangstation für beschlagnahmte und verletzte Tiere. Nur zum Begafft-werden wird hier nie wieder ein Tier leiden.”

Zoo auf Sparflamme

Was bleibt nun, fast ein Jahr nach den Jubelstürmen, übrig?

Elefanten im Zoo von Buenos Aires (2010) | Foto: Alex Proimos, Lizenz: CC BY 2.0

Hunderte Tiere sind immer noch da. Es wurden nicht mal feste Arrangements getroffen, die Tiere in andere Einrichtungen zu transportieren. Selbst der neue “Masterplan” sagt nicht wie man diese Pläne umsetzen will. Der Zoo liegt quasi tiergärtnerisch brach.

“Aus schlecht wurde schlimmer”, erklärt Claudio Bertonatti, ein ehemaliger Zoodirektor und Berater der Fundacion Azara. Die Unterbringungen der Tiere sind inzwischen heruntergekommen und sind dringend reparaturbedürftig. Für die Tiere hat die Zoo-“Schließung” keine Vorteile gehabt. Richtig geschlossen ist die Einrichtung ohnehin nicht, sondern öffnet im Prinzip jeden Tag für rund 2.000 Besucher die Pforten.

Alles nur ein Marketing-Gag?

Kein einziges Tier im Besitz der Stadt wurde transportiert oder gar ausgewildert. Eine Koalition von Tierschützern und Veterinären sagten, die einzigen Dinge, die sich seit der Schließung verändert hätten, wären der Name, der jetzt EcoParque lautet, die Ticketpreise, die teurer geworden sind, das Schließen einiger Areale und Veränderungen an der Personalstruktur. Allerdings an der Situation für die Tiere habe sich rein gar nichts verbessert.

Die Giraffen im Zoo von Bueno Aires (2011) | Foto: Robert2183, Lizenz: CC BY-SA 3.0

Die Tiere sind ein trostloser Anblick wie ein Artikel der New York Times eindrucksvoll darlegt. Dort lebt auch die Orang-Utan-Dame Sandra, die 1986 im Zoo Rostock geboren wurde. Sie wurde von einem Argentinischen Gericht als “una persona no humana” eingestuft, was letztendlich aber nicht wirklich etwas bedeutete. Tierrechtler wollten das Tier, ein Unterartenhybrid (Borneo x Sumatra), sogar auswildern, scheiterten aber ironischerweise am Rechtssystem, das für einen solchen Rechtsstatus eines Tieres gar nicht ausgelegt ist. Sie sitzt nach wie vor in ihrem Gehege. Für die Besucher ist sie allerdings wohl gar nicht mehr zu sehen. An ihrer Haltungssituation ändert dies aber nichts.

Experten sind besorgt

Großkatzen im Buenos Aires Zoo (2011) | Foto: Robert2183, Lizenz: CC BY-SA 3.0

Der Zoo befindet sich in einem schlechten Zustand. Der Besuchereinbruch hat wohl dafür gesorgt, dass die Optimierung der Gehege nicht finanziert werden kann. Die Stadt will anscheinend auch nicht wirklich Geld investieren. Der ehemalige Zootierarzt Juan Carlos Sassaroli findet klare Worte: die Stadt habe die Haltung nicht verbessert – es wäre sogar weitaus schlimmer geworden. “Die Gehege sind nicht modifiziert worden, und offensichtlich leiden die Tiere.”

Leere Versprechungen an die Tierrechtslobby bei kompletter eigener Ratlosigkeit der Verantwortlichen, haben dafür gesorgt, dass es den Tieren also schlechter geht als zuvor. Das Appeasement in Richtung der Tierrechtslobby ist gescheitert. Ebenso ist es ein Versagen dieser Tierrechtler, die trotz Millionen Spendeneinnahmen für die Tiere nichts erreicht haben.

#EmptyTheCages hat versagt. Aus ihrem angeblich so großen Erfolg ist ein Alptraum für die Tiere geworden – wie zynisch der PETA-Tweet heute doch vor diesem Hintergrund heute wirkt. Die Zirkustiere in Mexiko hatte es zuvor noch schlimmer getroffen, als man, um die Tierrechtler zu befrieden, die Einrichtungen schloss. Oder steht den Zootieren von Buenos Aires bald ein ähnliches Schicksal bevor?

Zoos schließen ist keine Lösung

Dieses konkrete Beispiel zeigt, dass Zoogegnertum keinem Tier hilft: weder den Tiere in der Wildbahn, noch den Tieren in Menschobhut. Nun geht es den Zootieren von Buenos Aires schlechter als je zuvor. Das in so herausragendem Maße kontraproduktiv, dass es zeigt, dass die Tierrechtsideologie nicht die Lösungen bietet, die sie vorgibt.

Elefantendami Maali zeigt einem ehrenamtlichen Helfer Dankbarkeit für das Enrichment, das sie teilweise auf dem Kopf trägt | Foto: Taingvitou Mut, Eric M. Davis, ZooNation.Org

Einen ganz anderen Ansatz verfolgt ZooNation.Org: Während andere populistisch die Schließung des Manila Zoo fordern, helfen sie dem Zoo auf seinem Weg sich zu verbessern und zu einem modernen Zoo zu werden. Es ist ein völlig anderer Ansatz als ihn Tierrechtler verfolgen, die kein Interesse an einer Optimierung von Zoos haben, sondern schlicht die Haltung, wie jede andere Tierhaltung, beenden wollen.
Man kombiniert hier kurzfristige Maßnahmen wie Enrichment mit langfristigen Optionen, wie einer Optimierung zum Beispiel der Elefantenanlage durch Modernisierung der Bedingungen. Im Gegensatz zu den Tierrechtlern in Buenos Aires haben die Tierschützer in Manila schon einiges für die Tiere erreicht.

Diesen Beitrag teilen