Totenkopfäffchen im Tierpark + Fossilium Bochum | Foto: zoos.media

Kein Aufatmen trotz Lockerungen: Zoos fordern Öffnungen losgelöst von Inzidenzwerten

Erschienen auf der Facebook-Seite der Deutschen Tierpark-Gesellschaft am 18.03.2021.

Die Deutsche Tierpark-Gesellschaft fordert eine Öffnung der Zoos und Tierparks – unabhängig von Inzidenzwerten, das Schutzkonzepte vor Infektion schützen können.

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Anmerkung: In Deutschland ist aktuell ein Inzidenzwert in Gebrauch, der eigentlich gar keiner ist. In der Epidemiologie ist der Inzidenzwert eigentlich ein Wert, der die Häufigkeit von Neuerkrankungen beschreibt. Die werden aber nicht gezählt, denn man misst die Zahl der positiven Tests, die allerdings nicht gleichbedeutend mit der Zahl der Neuerkrankungen sind, da nicht jeder, der positiv getestet wird, auch erkrankt. Es gibt eine große Anzahl asymptomatischer Verläufe. Die dürften in seiner seriös erhobenen Inzidenz definitionsgemäß nicht gezählt werden. Menschen ohne Symptome zu testen, ist auf Basis neuer Studienergebnisse fraglich. Eine Studie aus Wuhan, die 300 positiv getestete Menschen identifizierte, wies nach, dass diese nicht nur in über 1.000 engen Kontakten mit anderen Personen nicht ansteckend waren, sondern auch keinen vermehrungsfähigen Virus in sich trugen.

Die 7-Tages-Inzidenz ist also als Richtwert ohnehin diskutabel – bereits vor rund einem Monat hatten Berliner Amtsärzte diesen stark kritisiert. Ebenso gab es weitere Einwände, wie etwa hier. Der Wert spiegele eben nicht das Infektionsgeschehen wider. Das liegt auch daran, weil der zur Inzidenzbestimmung verwendete PCR-Test keine Infektion als solche nachweisen kann. Das liegt am Wirkmechanismus dieses Tests, der bestimmte Bestandteile des Virus nachweisen kann, nicht aber, ob der jeweils nachgewiesene Bestandteil denn Teil eines entwicklungs- oder vermehrungsfähigen Virus ist oder nicht. Paragraph 2 IfSG definiert eine Infektion aber als “die Aufnahme eines Krankheitserregers und seine nachfolgende Entwicklung oder Vermehrung im menschlichen Organismus”. Der Test funktioniert ähnlich wie ein DNA-Test: man kann damit den Gene eines Menschen bestimmen, aber nicht, ob der noch lebt oder sich vermehrt.

Eine aussagekräftige 7-Tages-Inzidenz würde dann messen können, wenn tatsächliche Erkrankungen, also die Häufigkeit von Covid-19, also der Krankheit, und nicht des Virus, SARS-CoV-2, ermitteln würde. Das müsste man dann in Bezug zur Gesamtbevölkerung setzen und auch zu den Testzahlen. Dann bekommt man eine grobe Idee der Häufigkeit und kann einen Inzidenzwert daraus berechnen. Dabei ist aber die Erkrankungshäufigkeit wichtig, nicht die Test-Positiv-Zahl. Das ist durchaus ein Unterschied bei Coronaviren.

Bei den endemischen Coronaviren entwickelt man in frühen Jahren durch Epidemien eine kurzzeitige vollständige, so genannte sterilisierende, Immunität. Die wandelt sich aber im Laufe der Folgejahre in eine Teilimmunität. Dann ist nach einem Jahr bereits wieder eine positive Testung auf ein solches Virus möglich, aber es bleibt dann bei einem asymptomatischen Verlauf. Das wiesen Callow et al. (2009) am Beispiel des endemischen Coronavirus 229E nach. Ein asymptomatischer Verlauf bei positivem Testergebnis weist also bei endemischen Coronaviren auf bereits bestehende (Teil-)Immunität hin. Solche Menschen fallen bei den endemischen Coronaviren, neben 229E sind das noch NL63, OC43 und HKU1, überhaupt nicht auf, da sie ja gesund sind. Man testet zur Inzidenzbestimmung normalerweise keine gesunden Menschen. Das hat man vor dem Auftreten von SARS-CoV-2 zu Inzidenzbestimmung noch nie getan, denn dieser Wert soll eigentlich die Zahl der Erkrankungen angeben.

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