Naya mit ihren beiden Babys | Foto: Loro Parque

Jaguar-Geburt im Loro Parque: zwei kleine Großkatzen

Exklusiv für zoos.media – 20.02.2019. Autor: Philipp J. Kroiß

Zwei Jaguarbabys tollen durch den Loro Parque und erobern ihre naturgetreue Anlage. Im Artikel wird erklärt, warum diese Geburt ein besonderer Erfolg für den Artenschutz ist.

Geburt im Loro Parque: zwei kleine Großkatzen

Die Jaguar-Zwillinge erkunden im Loro Parque ihre naturgetreue Anlage. | Foto: Loro Parque

Auf ihren putzigen Pfötchen erkunden sie die Welt: die beiden Jaguar-Zwillinge im Loro Parque, dem Zoo in Puerto de la Cruz auf der Kanaren-Insel Teneriffa, der erst vor wenigen Wochen erneut zum besten Zoo der Welt gekürt wurde und dieses Jahr sein 47. Jubiläum feiern wird. Fast ein halbes Jahrhundert Loro Parque bedeutet auch fast ein halbes Jahrhundert Engagement für den Natur- und Artenschutz. Solches Engagement brauchen auch die Jaguare, denn, wenn man keine Trendwende erreicht, sind sie schon bald bedroht. Aktuell gelten sie noch als “Near Threatened” bei der IUCN. Wenn man will, dass es nicht so weit kommt wie bereits bei zu vielen anderen Tierarten, ist auch bereits jetzt schon Handeln angesagt – umso besser, dass moderne Zoos eine Zuchtpopulation aufgebaut haben.

Der Loro Parque klärt intensiv über die Jaguare, deren Biologie und auch die Bedrohungen dieser Art auf: “Die größten Gefahren für die Jaguare sind die rasante Rodung in Lateinamerika und die Zerstörung ihrer Lebensräume, wodurch sie isoliert und anfälliger für die Verfolgung durch den Menschen werden. All dies bestärkt den Loro Parque als Naturschutzzentrum in seinem Engagement für den Naturschutz und den Schutz der verschiedenen Tierarten und macht ihn zu einer echten Botschaft für wilde Tiere.” Jede Geburt hilft, die Art zu erhalten, aber auch sie zu studieren. Daten zur Reproduktion dieser Tiere zu sammeln und sie so zu erforschen, ist wichtig, wenn man verstehen will, wie man die wilden Artgenossen der Tiere schützen kann.

Eltern sehen unterschiedlich aus

Jaguar Gulliver zeigt im Loro Parque sein beeindruckendes Raubtier-Gebiss. | Foto: zoos.media

Vermenschlichend könnte man sagen, die beiden kommen eher nach dem Vater, denn Gulliver (Bild rechts) weist eine ähnliche Zeichnung auf wie sie. Die Mutter Naya erscheint dem Betrachter schwarz. Das nennt man Melanismus, den aber die beiden Zwillinge nicht geerbt haben. Der Begriff kommt vom lateinischen “melas”, was schlicht und einfach “schwarz” bedeutet. Melanin lagert sich dabei massenhaft ab und so entsteht diese schwarze Färbung.

Sehr bekannt im Tierreich sind schwarze Leoparden, die auch gerne als Panther bezeichnet werden. Aber der Melanismus ist längst nicht nur auf Katzen beschränkt. Man kennt ihn von Schlangen, Vögeln und Schildkröten. Bei letzteren gibt es die Erscheinung des so genannten Altersmelanismus. Schildkröten werden ohnehin recht alt und dabei können sie sich schwarz färben. Allerdings die für die meisten Leute bekannteste Form von Melanismus ist der Rappe. Schwarze Pferde, deren Genmutation im Vergleich zur Wildform der Pferde auch am besten erforschten ist.

Der Melanismus ist quasi das Gegenteil von Leuzismus, bei der Mutation kann Melanin gar nicht gebildet werden. Das wird oft mit Albinismus verwechselt, aber das ist etwas völlig anderes, denn bei letzterer Mutation fehlt die Pigmentierung komplett. Für Jaguare hat diese schwarze Färbung keinerlei bekannte Nachteile und es kann sogar auftreten, wenn nur ein Elterntier dieses Merkmal trägt. Gleichzeitig aber können zwei melanistische Elterntiere auch normalfarbene Jungtiere hervorbringen. Jede Geburt ist also aufs neue spannend.

Aber haben schwarze Jaguare wirklich keine Zeichnung? Wir haben dazu auf Instagram ein Foto veröffentlicht:


Wie man sieht, hat Naya tatsächlich eine Zeichnung wie ihre Kinder, aber durch die Überproduktion von Melanin kann man diese nur bei sehr genauem Hinsehen und in günstigem Licht erkennen. Das zeigt wie faszinierend der Melanismus bei dieser Art ist und welchen edukativen Wert es hat, beide Farbvarianten den Besuchern zu zeigen.

Naya seit letztem Jahr im Loro Parque

Früh übt sich: Jaguar-Baby brüllt | Foto: Loro Parque

“Naya ist Teil eines Erhaltungsprogramms im Rahmen des Europäischen Programms für gefährdete Arten (EPP), an das auch die mit der Europäischen Vereinigung der Zoos und Aquarien (EAZA) verbundenen Zoos angeschlossen sind. So kam Naya 2019 von einer zoologischen Einrichtung auf Martinique in der Karibik in den Loro Parque, mit dem Ziel, die genetische Vielfalt des Programms zu erhöhen”, erklärt der Loro Parque in der Pressemitteilung zur Geburt der Zwillinge. Das zeigt auch wie wichtig dieser Nachwuchs für das gesamte Zuchtprogramm ist und wie viel mehr Bedeutung diese Zwillinge für die Jaguare weltweit haben.

In der Natur “ernährt er sich von einer Vielzahl lebendiger Beutetiere, von Fischen bis hin zu großen Säugetieren und sogar kleinen Alligatoren. Darüber hinaus ist bekannt, dass Jaguare die stärksten Kiefer unten den Raubkatzen haben. Im Allgemeinen, mit Ausnahme während der Aufzucht- und Paarungszeit, ist der Jaguar ein Einzelgänger”, erklärt der Loro Parque weiter. “Doch obwohl die kommerzielle Jagd auf Jaguare aufgrund ihrer Felle seit den 1970er Jahren dank verschiedener Anti-Pelz-Kampagnen und der fortschreitenden Kontrolle und Schließung der internationalen Märkte erheblich zurückgegangen ist, gibt es noch immer eine Nachfrage nach ihren Pfoten, Zähnen und anderen Produkten. Dank der Schutzprogramme, die in Zoos durchgeführt werden, wächst die Population dieser Tiere. Gleichzeitig macht diese Jaguarfamilie die Besucher auf die Schwierigkeiten aufmerksam, denen ihre Artgenossen in der Natur ausgesetzt sind.”

Nachträgliche Ergänzung: Ein paar Tage später nach der Veröffentlichung dieses Artikels veröffentlichte der Loro Parque dieses Video.

Das wollten wir euch natürlich nicht vorenthalten.

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