Kegelrobbe am Brouwersdam in den Niederlanden | Foto: BouketenCate, Lizenz: CC BY 4.0

Der Mission Erde Online Shop by myMerch

Exklusiv für zoos.media – 14.-15.08.2025. Autor: Philipp J. Kroiß

Robert Marc Lehmann verkauft Merchandising über den Mission Erde Online Shop by myMerch. Aber wie viel davon kommt beim namensgebenden Verein überhaupt an?

Winkende Robbe im so genannten Fokarium der Meeresstation des Instituts für Ozeanographie der Universität Danzig | Foto: Mateusz Włodarczyk, Lizenz: CC BY-SA 4.0

Der Mission Erde Online Shop by myMerch

Wer nur noch den sprichwörtlichen schmalen Taler hat, der wird wohl eher wenig im Mission Erde Online Shop by myMerch finden. T-Shirt für 40€, Hoodies für fast 100€ und selbst B-Ware-Bücher wurden wohl noch für 17-30€ verkauft. Im Impressum des Shops steht die myMerch GbR vertreten durch die Gesellschafter Jürgen Gierl, Sebastian Hennig und Simone Rosenstiel. Das Unternehmen wirbt in Richtung von Influencern oder Content Creatorn mit einem „Rundum-Sorglos-Paket“. Darin böten sie alles, was man für „Merchandising-Erfolge“ benötige: „von der Idee bis zur Auslieferung, alles aus einer Hand!“

Was kostet das Paket? Laut Webseite nichts. „Du profitierst von einer attraktiven Verkaufsprovision auf jedes verkaufte Merch-Produkt – ganz ohne finanzielle Vorleistung.“ Das versetzt den Kunden des vom Rundum-Sorglos-Pakets somit quasi in die Rolle des Designers und Verkäufers von Produkten von myMerch.

Roberts Shop?

Kegelrobbe der Scilly-Inseln | Foto: Jerome Paillet (IFREMER, Laboratoire d’Océanographie Physique et Spatiale, Centre Bretagne – ZI de la Pointe du Diable – CS 10070 – 29280 Plouzané), Lizenz: CC BY 4.0

Im FAQ-Bereich vom Mission Erde Online Shop bei myMerch liest sich das dann etwas anders: „Dieser Shop ist Roberts Shop. Er hat ihn zusammen mit MyMerch gegründet um seinen Lebensunterhalt aber auch seinen Verein Mission Erde e.V. mit zu finanzieren.“ An der Stelle in unklar, wie genau dieses Finanzierungsmodell läuft. Spendet myMerch selbst, weil die Firma für den Shop laut Impressum verantwortlich ist? Läuft die Spende über Robert Marc Lehmann selbst, der quasi von seiner Provision, die myMerch ihm eventuell auszahlt, etwas an den eigenen Verein spendet? Das wird nicht klar.

Sonderlich viel dürfte derweil beim Verein ohnehin nicht landen. So kann man lesen: „Unabhängig vom Bestellwert gehen pro Bestellung, 1€ direkt als Spende an den Verein zum Support von Tieren in Freiheit und den Missionen.“ Mal unabhängig, dass es sowas wie „Tiere in Freiheit“ nicht gibt, ist das ziemlich wenig. Spielen wir das mal durch: Man kauft sich einen Hoodie Women „for the animals“. Der schlägt mit 99€ zu Buche. Inklusive Versand – zum Beispiel nach Berlin – kostet einen die Bestellung dann 104,90€. Von dieser Bestellung geht dann rund 0,95% an Mission Erde.

Dazu muss man ja auch betonen: Das gilt pro Bestellung. Je mehr mal also pro Bestellung kauft, desto weniger geht prozentual vom Endpreis an Mission Erde. Kommt zu dem Hoodie noch ein zweiter zum gleichen Preis dazu, sind es nur noch rund 0,49% vom Endpreis, der an Mission Erde geht. So könnte man durchaus schlussfolgern, dass nur ein recht kleiner Teil an den Namensgeber des Shops geht.

Shop-Name berechtigt?

Man kann durchaus unterstellen, dass die Erwartungshaltung vor dem Hintergrund des Namens eine andere ist. Wer im Shop von Mission Erde einkauft, der könnte durchaus davon ausgehen, dass ein großer Teil von dem, was er da einkauft, dem Verein zugute kommt. Erst im FAQ erfährt man dann, dass es eigentlich „Roberts Shop“ ist und pro Bestellung 1€ als Spende an den Verein geht. Bei den hohen Preisen im Shop ist der Anteil recht gering.

Einer der niedrigsten Preise, die man so im Shop finden kann, sind 1,50€ für einen Zoo-Hass-Sticker. Inklusive Versand – zum Beispiel nach Berlin – steht dann die Endsumme von 4€. Das bedeutet, dass selbst davon nur 25% nach Mission Erde gehen. Die wenigsten Menschen werden sich nur den einen Sticker bestellen. Also steigt die Endsumme, aber der prozentuale Anteil für Mission Erde sinkt.

Hat man sich zum Beispiel mit falschen Fakten gegen Zoos emotionalisieren lassen und kauft zu dem Sticker noch einen zweiten. Dann will man sich noch etwas einkleiden mit Socken, Basecap, T-Shirt und Hoodie. Accessoires sollen auch nicht fehlen: Airpaq, Patch, Schlüsselanhänger und Baumwolltasche kommen noch dazu. Dann landet man bei 250€. Mit Versand – zum Beispiel nach Berlin – liegt man die Endsumme bei 255,90 €. Von all dem Geld geht dann 1€ – also 0,39% der Endsumme an Mission Erde. So ein kleiner Anteil wird wohl nicht unbedingt erwartet, wenn man nur nach dem Namen des Shops gehen würde.

Wohin geht das ganze Geld?

Euroscheine | Foto: Berthgmn, Lizenz: CC BY-SA 4.0

Generell gesprochen funktioniert Influencer-Merch auf die gleiche Weise bei den verschiedensten Anbietern: Man bekommt eine Plattform, auf dem man Produkte designen kann, und stellt die dann im Shop online. Produktion, Versand und so weiter laufen über den Anbieter. Durch den Preis, den der Influencer meist selbst bestimmen kann, bestimmt er seinen Anteil mehr oder weniger selbst. Faustregel: Jede höher der Produkt-Preis, desto größer der Influencer-Profit. Ob das bei myMerch genauso läuft, erklärt das Unternehmen auf der Webseite nicht.

So sind auch die Anteile nicht transparent. Bei dem kleinen Anteil für Mission Erde, landen aber die wesentlichen Gewinne beim Unternehmen myMerch und eben Robert Marc Lehmann, dessen Shop es – laut FAQ-Angaben – bekanntlich ist. Wir hatten schon vermehrt vom weitgereisten Merchandising in dem Shop berichtet. „Made in Bangladesch“ liest man nicht selten – wie etwa bei diesem Zoo-Hass-Produkt unter „Verantwortung“. Die Produktionskosten dieser Produkte, die wohl bei myMerch liegen, dürften entsprechend überschaubar sein.

Die große Frage ist aber letztendlich: Warum heißt der Shop nicht „Robert Marc Lehmann Online Shop bei myMerch“? Zumindest, wenn es um den Profit geht, scheint das ehrlicher. Auch in den FAQs bescheibt man den Shop ja als „Roberts Shop“. Warum man dann nicht auch mit dem Namen dazu steht, scheint fraglich. Man könnte durchaus mutmaßen, dass man sich aber natürlich durch den anhand des Namens gegebenen Anschein, der Shop käme hauptsächlich einem Verein zugute, mehr Verkäufe verspricht.

Nachhaltigkeit?

Wohl um die Kritik an den weitgereisten Produkten etwas abzufedern, ist myMerch stolz darauf sich auch für die Nachhaltigkeit zu engagieren. Dabei setzt man auf den Partner Wilderness International. „Für jeden abgeschlossenen Auftrag über myMerch schützen wir in deinem Namen echten, artenreichen Regenwald in Kanada oder Peru“, heißt es bei myMerch. Was genau ein abgeschlossener Auftrag sein soll, ist dabei nicht bekannt. Weiter heißt es bei myMerch: „Mit nur einem Euro wird ein Quadratmeter Regenwald dauerhaft bewahrt.“

Schaut man nun auf die Seite von Wilderness International kann man lesen, dass im Zusammenhang mit dem Unternehmen 180 Spenden 37.193 Quadratmeter Urwald „für immer geschützt“ hätten. Wie solide solcherlei Versprechen sind, steht nochmal auf einem anderen Blatt. Aber wenn dem so wäre und 1€ gleich ein Quadratmeter wäre, wie von myMerch dargestellt, würde es sich um ein Spendenvolumen von 37.193€ handeln. Ebenfalls bei Wilderness International lies man über myMerch, das Unternehmen habe „bisher über 250.000 Pakete versendet“. Pro Paket würde das eine Spende von unter 0,15 € bedeuten.

37.193 Quadratmeter Urwald – auch Primärwald genannt – klingt viel, ist es aber auch nicht. Laut WWF im Mai diesen Jahren verschwand im vergangenen Jahr allein der tropischer Primärwald mit einer Geschwindigkeit von 18 Fußballfeldern pro Minute. Jetzt sind die Maße von einem Fußballfeld variabel. Der DFB hat eine Spielfeldgröße von 105×68 Metern (= 7.140 Quadratmeter) als Standardmaß festgesetzt. Was myMerch also an Wilderness International gespendet hat, entspricht etwas mehr als 5 Fußballfeldern nach Standardmaß des DFB.

Vergleich

Roter Vari im Masoala Regenwald im Zoo Zürich | Foto: kuhnmi, Lizenz: CC BY 2.0

Der Zoo Zürich zum Beispiel kümmert sich intensiv um den 2.300.000.000 Quadratmeter großen Masoala Nationalpark. Dabei steht auch der dortige Baumbestand im Fokus. Es wurden Baumschulen gebaut. Aus denen gehen über 50.000 Baumsetzlinge pro Jahr hervor, die dann Lebensraumzerstörung & -fragmentierung entgegenwirken. Das Projekt wird seit 1995 unterstützt. Das sind dann schon andere Größenordnungen.

Dagegen ist das, was myMerch hier als Nachhaltigkeit verkauft, vergleichsweise gering. Wie wirklich nachhaltig dann der Waldschutz von Wilderness International ist, ist dann sicher auch nochmal gesondert zu betrachten. Es gibt immer wieder solche Projekte, die angeblich geschützten Wald versprechen. Dabei gilt häufig das Prinzip, dass man es einfach glauben muss. Bilanzen, wo man wirklich den Weg des Geldes nachverfolgen kann, sucht man vergeblich. Die zuletzt veröffentliche Bilanz zum Beispiel hat wenig Aussagekraft.

Viel Lärm um fast Nichts

Nach diesem kleinen Exkurs, aber wieder zurück zum eigentlichen Thema: Der Mission Erde Online Shop by myMerch. Laut dem Impressum gehört der nicht Mission Erde, sondern der myMerch GbR. Eigentlich ist es aber sowieso – laut FAQ – „Roberts Shop“. Pro Bestellung geht nur ein Euro tatsächlich an den namensgebenden Verein. Man behauptet zwar im Transparenz-Bereich der FAQs, dass auch mal 1€ pro Produkt oder sogar mal der komplette Produktgewinn an ausgewählte Projekte ginge. Diesen Worten glaubt man oder eben nicht – durch Nachweise werden sie im Bereich nicht untermauert.

So richtig viel bleibt von dem Verkauf der hochpreisigen Produkte für den Verein also nicht. Wie viel ist dabei auch nicht irgendwo transparent gemacht. Wilderness International gibt ja immerhin Zahlen für das, was zum Beispiel myMech bei ihnen geleistet hat, an. Ob die stimmen, steht an dieser Stelle natürlich auf einem anderen Blatt, weil wirklich nachprüfbar ist das nicht. Der Shop allerdings gibt gar keine Zahlen im Transparenz-Bereich vom FAQ diesbezüglich an, wie viel denn jetzt wirklich in Richtung Mission Erde gewandert ist.

Was macht Mission Erde dann mit dem Geld?

Euroscheine und -münzen | Foto: Christoph Scholz, Lizenz: CC BY-SA 2.0

Im Finanzbericht 2023 von Mission Erde e.V. liest man von den Shop-Einkünften gar nichts. Erträge erzielt Mission Erde nur aus Spenden und sonstigen betrieblichen Erträgen. Also der 1€ pro Bestellung wird offensichtlich als externe Spende deklariert und dürfte dann von myMerch oder Lehmann selbst kommen, wenn niemand anderes am Shop auch noch mitverdient. Personalaufwand, Raumkosten und Öffentlichkeitsarbeit sind dann nur einige Punkte, für die der Verein Geld ausgibt. Das meiste Geld geht in sogenannte Missionen. 2023 waren das über 400.000€.

Die sogenannten Missionen erscheinen als Medien-Produkte, die dann zum Beispiel an RTL oder die Pro 7 beziehungsweise deren Streaming-Dienste veräußert werden. Darüber hinaus dürfte mit ihnen auch selbst Geld über YouTube verdient werden. Bei Mission Erde auf der Bilanz erscheinen sie aber ausschließlich als Aufwendungen. Was sie einbringen, findet man nicht aufgeführt. Der Verein darf also anscheinend nur für die Produktion zahlen.

Direkte „Spenden“ erhielt Mission Erde 2023 in der Höhe von 1.093.762,51€. Selbst an sogenannte Umweltschutzorganisationen – ob die Bezeichnung in den drei Fällen berechtigt ist, lässt sich auch noch mal diskutieren – spendete Mission Erde 37.500,00€. Das sind 3,4% des Spendenaufkommens. Das Übrige ging in Verwaltungskosten, Personal, Öffentlichkeitsarbeit und eben hauptsächlich in die Produktion der Missionen, von denen der Verein aber nur die Kosten zu sehen scheint.

Fragliche Geldströme im Namen von Mission Erde

Wie viel am Ende dann wirklich in der Natur ankommt, wenn man im Mission Erde Online Shop by myMerch kauft, ist fraglich. Die Transparenz der ganzen geldlichen Vorgänge ist mangelhaft. Auch zu Mission Erde e.V. unterhält Wilderness International eine Seite. Dort kann man lesen: „Seit 2021 unterstützen der Mission Erde e.V., Robert Marc Lehmann und die großartige Mission Erde Community Wilderness International beim Schutz einzigartiger Wildnisgebiete, und stellen dabei einen Spendenrekord nach dem anderen auf!“

Praktischerweise sind ja seit 2021 die Finanzberichte von Mission Erde e.V. online und es gibt ja in jedem dieser Berichte eine Rubrik: „Spenden an andere Umweltschutzorganisationen“. Da müsste dann ja irgendwann Wilderness International auch mal zu finden sein. 2023 – das konnte man schon sehen – war das nicht der Fall. 2021 gab es sogar gar keine solche Spende von Mission Erde. Einzig für das Jahr 2022 sind mal 7.500€ von Mission Erde an Wilderness International verzeichnet. Das war es, mehr findet man seitens des Vereins nicht auf den Finanzberichten. Für 2024 wurde noch keiner veröffentlicht.

Wie diese 7.500€ und die 63.890 Spenden, die angeblich 2.185.909 Quadratmeter Urwald „für immer geschützt und so sichergestellt“ hätten, zusammenpassen, wird dabei nicht erklärt. Das müssten ja eigentlich 2.185.909€ gewesen sein. Wilderness International sagt, das Geld käme von der „Mission Erde Community“. Die Frage ist dann auch, über welche Kanäle das geflossen sein soll. Über Mission Erde e.V. anscheinend – laut aktuellen Finanzberichten – nur zu einem sehr kleinen Teil. Mit dem bisher angezeigten Geld vom Verein hätten sich maximal 7.500 Quadratmeter „schützen“ und „sicherstellen“ lassen, wenn man der 1€-Rechnung folgt.

Was bleibt?

Gorillanachwuchs im Zoo Duisburg | Foto: zoos.media, Lizenz: Erlaubnis des Fotografen

Die Transparenz vom Verein Mission Erde und dem nach ihm benannten Shop könnte man als ebenso eine Farce bezeichnen wie die Benennung eines Shops nach einem Verein, der nur einen geringen Bruchteil an Spenden aus demselben bezieht. Was am Ende durch den Kauf im Shop für die Natur wirklich rumkommt, lässt sich kaum beziffern. Es dürfte sehr viel weniger sein, als so manch einer beim Namen des Shops vielleicht vermutet.

So bleiben am Ende sehr viele Fragen. Eine zentrale Frage, die auch in der Diskussion um sein Video, mit dem er sich angeblich aus dem Nutztierschutz zurückziehen wolle, aufkam ist aber: Wenn es doch „Roberts Shop“ ist und am Ende so wenig für Mission Erde übrig bleibt, warum nennt man ihn dann nicht auch so? Es ist eine legitime Frage, die auch aus der Tierschutz- und Tierrechtscommunity kommt. Die könnte man auch einfach mal beantworten beziehungsweise direkt so viel Transparenz zeigen, dass sie gar nicht aufkäme.

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