Fiaker Hermann Hofer mit seinen tierischen "Kollegen" am Stephansplatz in Wien | Foto: zoos.media

arte: Fiaker, Aktivisten & Hitze in Wien

Exklusiv für zoos.media – 02.10.2025. Autor: Philipp J. Kroiß

Die Pferde und die Hitze sind ein beliebtes Thema in der Fiaker-Stadt Wien. Eine arte-Doku näherte sich dem Thema und bot spannende Einblicke in die Fiakerei und das Gebaren ihrer Gegner.

Fiaker-Pferde auf dem riesigen Pferdehof in Arbesthal von Faiker Paul | Foto: zoos.media

arte: Fiaker, Aktivisten & Hitze in Wien

Re: Wiens Fiaker im Hitzestress“ heißt eine Reportage von arte, in der es um die Wiener Fiaker und ihre Gegner geht. Dabei lässt man beide Seiten zu Wort kommen. Sie können ihre Sicht der Dinge schildern. So stehen Äußerung ausgewiesener Pferde-Experten am Ende ziemlich laikalen Aussagen von Aktivisten gegenüber. Der Zuschauer kann daraus seine Schlüsse ziehen.

Bekannte Protagonisten

Im Zentrum der Betrachtung steht Hermann Hofer. Der Tierschützer betont die Tradition, aber zeigt auch seine Liebe zu den Tieren. Beides schafft die Dokumentation zu repräsentieren. Follower von zoos.media kennen den Fiaker schon von unserem YouTube-Kanal. Zudem ist er bei den Touristen beliebt und Experte, wenn es um den Schutz und das Wohl von Tieren geht, weil er seit vielen Jahren im Tierschutz aktiv ist.

Die Dokumentation zeigt ihn bei seiner Arbeit mit Pferden und Menschen. Bei Fiaker Paul ist er Teil des wohl größten Pferdekutschen-Unternehmens der Welt. Diesem steht unter anderem Marco Pollandt vor. Er hat die Fiakerei nicht nur auf TikTok gebracht und den Genuss-Fiaker mit erfunden, sondern ist auch gern gesehener Gast in Funk und Fernsehen, wenn es um das Wohlergehen der Fiaker-Pferde geht. Für treue Follower von zoos.media ist auch er kein Unbekannter.

Auch er berichtet aus seinem Arbeitsalltag. Was bedeutet es, einen modernen Kutschbetrieb zu leiten? Worauf muss er achten? Wie richtet er das Traditionsunternehmen aus? Er kann in der Dokumentation über solche Fragen sprechen und zeigt den Betrieb transparent. Beide, Hermann Hofer und Marco Pollandt, können so aus der Praxis die Fiakerei zeigen. Diese arbeitet mit Pferden, die als „Steppen-Tiere“ mit Hitze hervorragend klarkommen können.

Beschäftigung für den Sommer

Fiaker am Stephansplatz in Wien | Foto: zoos.media

Als eine Art Antagonist tritt Georg Prinz, stellvertretende Obperson des Vereins gegen Tierfabriken (VGT), auf. Dabei handelt es sich um eine Tierrechtsorganisation, die wegen Falschbehaupten vor Gericht schon den Fiakern unterlag. Der Aktivist bereitet sich mit anderen zuerst auf eine Demo vor, indem unter anderem austauschbare Pappen über Schilder gezogen werden, die später hochgehalten werden sollen. Im Sommer würden sie immer verstärkt demonstrieren, weil den Leuten heiß wäre und man sich wohl erhofft, dass die Laien denken, dass die an Steppentemperaturen gewöhnten Pferde auch so mit der Hitze zu kämpfen hätten. Es ist also eiskaltes Kalkül, was die arte-Doku hier zutage fördert.

Prinz sei seit 2016 „Vollzeit-Aktivist“, wird erklärt. Die Doku begleitet ihn bei der U-Bahn-Fahrt. Im Winter sei es immer gegen Pelz gegangen, was er gut fand. „Und dann war aber die Winter-Saison aus“, erklärt er. „Und so hab ich mir aber gedacht, man könnte doch die Fiaker stärker thematisieren.“ Das sei gerade politisch „sehr opportun“ gewesen, wegen der Hitzefrei-Regelung für Fiaker ab 35°C. Damit habe man sich dann beschäftigt „und daraus hat sich das ergeben und ist dann immer intensiver geworden“.

Man könnte also auf die Idee kommen, dass die Anti-Fiaker-Demos am Ende einfach als eine Beschäftigung für den Sommer gedacht sind, weil die Leute da traditionell weniger Pelz tragen. Man könnte ja auch schlecht Vollzeit-Aktivist werden, wenn man im Sommer quasi nichts zu tun hätte. So wirkt es in der Doku fast so, als wäre die Gegnerschaft gegen die Fiakerei seitens der VGT nichts als eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme. Echte standhafte Argumente hat die VGT schließlich am Ende gar nicht zu bieten.

Alternative wird zum Rohrkrepierer

Von der Tierrechtsindustrie, zu der verschiedene Gruppen und ihre Kollaborateure gehören, immer wieder als Alternative angepriesen wird das traditionslose Sightseeing mit anderen, nicht von Tieren angetriebenen Vehikeln. Auch so eine angebliche Option hat man sich in der arte-Doku angeschaut. Eine Art E-Fiaker wird präsentiert. Dass solche Pseudo-Lösungen keine Konkurrenz für die echten Fiaker sind, zeigt sich auf vielen Ebenen.

So fehlt nicht nur die Tradition, denn Pferde und ihre Zugkraft sind mit der Entstehung der Stadt Wien eng verknüpft, sondern sie sind auch sehr viel teurer, obwohl ein E-Kutsche nichts frisst, ihr Besitzer sich nicht an hohe Tierschutz-Auflagen halten muss oder ähnliches. Entschuldigt wird der deutlich höhere Preis mit dem angeblichen Aufwand, den es bräuchte von der Garage in die Stadt zu fahren und weitere Organisationstätigkeiten. Auch die Fiaker müssen allerdings erst vom Stall in die Stadt und auch diese Unternehmen haben nicht wenig zu organisieren.

230€ kosten eine Stunde Rundfahrt mit dem E-Mobil, die einstündige Route mit einem Fiaker liegt aktuell bei 140€. Es wird die Zuschauer der arte-Doku wohl verwundert haben, dass es diesen Preisunterschied gibt, da sie sehen, wie viel mehr hinter einer echten Fiaker-Fahrt steckt. Wofür also die Touristen fast 100€ mehr zahlen sollen, bleibt letztendlich offen. Ob die Erklärungsversuche für den so viel höheren Preis, überzeugend wirken, können die Zuschauer dann selbst entscheiden.

Fiaker-Pferde kommen mit der Hitze gut zurecht

Die Pferde, die in Wien für sie ziemlich leichte Kutschen durch die Straßen ziehen, stammen aus der ungarischen Steppe. Wer diese kennt, weiß, dass dort in der Puszta die Sommer sehr heiß und sehr trocken sind und die Winter sehr kalt werden können. Wer dort auf der Koppel Wind und Wetter ausgesetzt ist, für den ist das Wiener Klima eher eine Erholung.

Schon die österreichische Kaiserin Elisabeth, die auch Königin von Ungarn wurde, bevorzugte den Aufenthalt in Ungarn im Frühjahr und Herbst und mied den warmen Sommer und harten Winter, den sie dann lieber am Hof in Wien, dessen Zeremoniell sie nur zu gern entfloh, und nicht im geliebten Ungarn verbrachte. Allerdings residierte sie in Ungarn vorwiegend auf Schloss Gödöllö, wo es – im Vergleich zur Puszta – noch milder ist. Wer aber süddeutsches und österreichisches Klima gewohnt ist, dem sind die ungarischen Sommer nicht selten zu heiß und Winter zu kalt – besonders nochmal in der Steppe.

So kommen auch die Pferde aus der Steppe hervorragend mit dem Wiener Wetter zurecht. Das zeigt die Wissenschaft sehr deutlich, wie wir berichteten. Dazu wird es aber auch in Zukunft noch weitere Ergebnisse geben. Es ist kaum zu erwarten, dass die Ergebnisse zu Wind in den Segeln der Aktivisten werden. Der limitierende Faktor bei Hitze ist bei den Fiakern eher der Mensch. Eher wird wohl der Kutscher kollabieren als das Pferd. Der will das verständlicherweise nicht. So wird er auch ohne 35°C-Regel schon in den Stall gefahren sein, bevor das hitze- und kälteerprobte Pferd wetterbedingte Probleme bekommt.

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