Kammbuntbarsch Rupert im Aquazoo Löbbecke Museum Düsseldorf | Foto: zoos.media

Aquazoo Löbbecke Museum Düsseldorf: Million-Schatz in Gefahr?

Exklusiv für zoos.media – 07.11.2025. Autor: Philipp J. Kroiß

Neben den zahlreichen Tieren hat der Aquazoo Löbbecke Museum in Düsseldorf auch etwa eine Million Naturobjekte aus Biologie, Geologie und Paläontologie in seiner Obhut. Sie brauchen dringend eine moderne Unterkunft.

Aquazoo Löbbecke Museum: Million-Schatz in Gefahr?

Was wird aus dem Zoo der NRW-Landeshauptstadt Düsseldorf? Seit über 25 Jahren soll die Institution bereits erweitert werden, wie Dr. Jochen Reiter in der Lokalzeit (WDR) erläuterte. Die Anforderungen an die Tierhaltung steigen, das Artenschutz-Engagement soll ausgeweitet werden, aber der Platz ist dafür noch nicht mehr geworden. Allerdings gehören zum renommierten Zoo nicht nur die tierischen Bewohner. Es geht auch um Räumlichkeiten für die Bildung im Rahmen von jetzt schon hunderten von Veranstaltungen jedes Jahr.

Bei einem weiteren wichtigen Punkt aber geht es um einen ganz besonderen Schatz. Das ist seine Sammlung von etwa einer Million Naturobjekten aus den Bereichen Biologie, Geologie und Paläontologie. Dieser Schatz ist aber gleichzeitig auch das Fundament, auf dem der Zoo steht, denn dieser Zoo ist gleichzeitig auch ein Museum beziehungsweise ist das Museum auch ein Zoo. Beides ist so eng miteinander verwoben, dass es kaum sinnvoll zu trennen ist.

Moderne Lagermöglichkeiten dringend gesucht

Neben Platz-Problemen, die schon lange offensichtlich sind, wird auch die Lagerung zur wichtigen Frage. In der aktuellen Ausgabe des hauseigenen Magazins AQUARIUS heißt es: „Überhaupt bereitet das Magazin als Herberge der rund einer Million Sammlungsobjekten dem Institut Sorgen.“ Bereits vier Jahrzehnte ist diese Herberge ohne jegliche Be- und Entlüftung, die für einen solchen Ort üblich wäre. Das Team im Magazin gibt täglich sein Bestes, die Objekte zu erhalten. Auch sie aber brauchen bessere Bedingungen.

„Eine fachliche Bewertung der aktuellen Verhältnisse durch ein spezialisiertes Büro hat unmissverständlich ergeben, dass zur zeitgemäßen, konservatorisch sicheren Unterbringung und Pflege der Sammlungen ein Vielfaches der bisherigen Magazin-Fläche vorgehalten werden muss. Es stellt sich also eine weitere markante Herausforderung: Auslagerung in nächster Zeit in größere Räumlichkeiten, die noch zu finden sind.“

Gegner der Erweiterung, wie etwa der Bund der Steuerzahler, ignorieren diese Problematik gerne, um die Erweiterung als eine Art Prestige-Objekt zu diffamieren. In Wirklichkeit handelt es sich um eine dringende Notwendigkeit. Das zeigt auch die Situation des Magazins. Die Objekte dort sind von unschätzbarem Wert. So hat etwa ein Typusexemplar nicht nur einfach anekdotischen Wert, sondern auch historischen und naturwissenschaftlichen.

Warum ist die Sammlung so ein Schatz?

Der Million-Schatz ist aber nicht nur ganz hübsch anzuschauen oder ein schöner Blick in die Vergangenheit. Forschung schafft auch Zukunft. So wird die Sammlung beziehungsweise Teile von ihr immer wieder auch von der Wissenschaft betrachtet. Man kann etwa anhand gesammelter Insekten die Veränderungen in der Biodiversität an verschiedenen Orten nachvollziehen. Gleichzeitig kann man auch sehen wie sich Tiere über Generationen an neue Gegebenheiten anpassten.

Das ist nur ein Beispiel. Es zeigt aber ganz augenscheinlich: Diesen Schatz zu verlieren, bedeutet großen Schaden. Wenn es also die Verantwortlichen der Stadt Düsseldorf nicht schafft, ihn zu bewahren, wäre das ein historischer Verlust, für den sie auch persönlich verantwortlich wären. Seit fast einem halben Jahrhundert kennen die Verantwortlichen die Situation im Magazin. Seit einem Viertel-Jahrhundert weiß man schon, dass es eine Erweiterung für den Zoo braucht.

Da kann sich also niemand mehr rausreden, sollte die Sammlung vor die sprichwörtlichen Hunde gehen. Alle Verantwortlichen haben es gewusst. Man wird es also nicht auf ein Versehen oder Unkenntnis schieben können. Seitens des Aquazoos wird seit vielen Jahren auf die Situation hingewiesen. Jeden Tag kämpfen die Mitarbeiter um das Überleben nicht nur von Arten und ihren Lebensräumen, sondern auch von einem großen Schatz der Stadt Düsseldorf.

Keine andere Option

Euroscheine | Foto: Berthgmn, Lizenz: CC BY-SA 4.0

In der Frage auf die Finanzen zu starren wie das Reh auf die näherkommenden Autoscheinwerfer, wird für die Stadt am Ende so enden wie für das Reh: Die rettende Reaktion kommt wahrscheinlich zu spät. Das würde die Zerstörung von jahrzehntelanger Arbeit bedeuten. Zudem wäre die Landeshauptstadt um einen Schatz ärmer.

Die Stadt ist aktuell bereit eine Milliarde und mehr für den Bau der Oper zu investieren. Diese hat ein Bruchteil des Besucherzustroms vom Aquazoo Löbbecke Museum in Düsseldorf. Wer also schon so eine Menge Geld für eine weniger frequentiere Kultureinrichtung aufbringen kann, für den sollte es auch kein Problem sein, das für die am meisten besuchte Kultureinrichtung der Stadt zu tun. Das ist nämlich mit großem Abstand der Aquazoo samt Löbbecke Museum.

Interessanterweise akzeptiert der Bund der Steuerzahler bei der Oper allerdings die Fakten und schreibt: „Keine Oper ist keine Option.“ In seiner Argumentation gegen die Erweiterung vom Aquazoo Löbbecke Museum erwähnt er zwar die Notlage des Magazins, geht aber gar nicht darauf ein. Warum nicht? Würde er ehrlich und redlich vorgehen, müsste er dann nämlich auch für den Aquazoo Düsseldorf konstatieren: „Keine Erweiterung ist keine Option.“ Das sieht man nämlich gerade am Zustand vom Magazin ganz besonders.

Investitionsstau muss bewältigt werden

Europäischer Flusskrebs im Aquazoo Löbbecke Museum in Düsseldorf | Foto: zoos.media

Bei beiden Kulturinstitutionen hat man zu lange gewartet. Man sieht an der Oper sehr gut, wie hoch die Zeche ist, wenn man zu lange wartet. Auch die dringend notwendige Erweiterung vom Aquazoo Löbbecke Museum in Düsseldorf wird durch Warten nicht günstiger. Das liegt nicht nur an der Inflation. Es liegt auch daran, weil durch die Nicht-Erweiterung natürlich Folgekosten ins Haus beziehungsweise in den Haushalt stehen werden.

Es geht also weniger darum, ob Düsseldorf es sich leisten will oder kann, die Politik muss es, wenn sie nicht Raubbau an den Kulturinstitutionen der eigenen Stadt betreiben will. Düsseldorf ist jetzt schon einer der wenigen international bedeutenden Städte ohne einen Flächen-Zoo. Ohne den Aquazoo Löbbecke Museum – und besonders dabei auch seinen musealen Anteilen – hätte die Stadt auch kein naturwissenschaftliches oder naturhistorisches Museum mit überregionaler Blickrichtung.

Wenn also die Stadt, was sie jetzt jahrzehntelang aufgeschoben hat, nicht schnell bewältigt, könnte nicht nur sie für eine Stadt mit dieser Bedeutungsambition wichtige Kulturinstitutionen kaputtsparen, sondern auch für ihre Bewohner ein wesentliches Downgrade des Standortes erzielen. Das wiederum hatte weitere Folgen, die sich auch finanziell negativ auswirken. So muss die Stadt nicht nur im Interesse der bedeutenden, eigenen Sammlung agieren, sondern auch im Interesse der Bürger und ihrer eigenen Ambitionen als internationaler Hotspot handeln.

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