Kaiserschnurrbarttamarin im Loro Parque auf Teneriffa | Foto: zoos.media

Parlamentarischer Abend des Loro Parque: Starkes Statement für moderne Zoos & Aquarien

Exklusiv für zoos.media – 26.11.2025. Autor: Philipp J. Kroiß

Ein Parlamentarischer Abend des Loro Parque im Hotel Adlon schaute auf die Bedeutung von Zoologischen Gärten in der heutigen Zeit – besonders im Hinblick auf den Tier-, Natur- & Artenschutz.

Dr. K. Alexandra Dörnath bei ihrem Impulsvortrag im Rahmen des Parlamentarischen Abends des Loro Parque unter Schirmherrschaft von Olav Gutting im Hotel Adlon in Berlin | Foto: Dr. habil. Joachim Scholz

Parlamentarischer Abend des Loro Parque: Starkes Statement für moderne Zoos & Aquarien

Vor dem Hintergrund aktueller Krisen droht die Biodiversitätskrise in den Hintergrund zu rücken. Das ist problematisch, denn Aussterben passiert weiterhin. Moderne Zoos und Aquarien liefern Lösungen, um Aussterben zu verhindern. Darauf muss auch die Politik aufmerksam gemacht werden. Unter der Schirmherrschaft vom CDU-Politiker Olav Gutting wurde im Hotel Adlon vom Loro Parque ein Abend ermöglicht, der genau auf diese Bedeutung der Zoologischen Gärten aufmerksam machte. Unsere Beiratsmitglieder Dr. K. Alexandra Dörnath und Michael Miersch waren vor Ort.

Loro Parque konnte schon 12 Arten retten

Die 12 vom Loro Parque und seiner Stiftung geretteten Arten (Stand: 2022) | Grafik: Loro Parque Stiftung

Wenn es um das Verhindern von Aussterben geht, ist der Loro Parque und seine Stiftung sehr lange schon sehr erfolgreich. Aus dem kanarischen Zoo ist mit den Jahren eine Gruppe geworden, die unter anderem auch das Großaquarium Poema del Mar umfasst. Arten zu retten, ist dabei kein Sprint, sondern ein Marathon. Aktuell ist die Loro Parque Fundación auf vielen Marathons unterwegs. 12 Arten konnten schon gerettet werden, aber es sollen noch weitere werden.

So können die Vertreter der Loro Parque Gruppe aus der Praxis berichten wie man Arten erfolgreich vor dem Aussterben bewahrt. Das sind wichtige Informationen – gerade auch für Politiker. Wolfgang Kiessling, der den Loro Parque vor über 50 Jahren gründete, ist mehr als ein halbes Jahrhundert aktiv im Tier-, Natur- und Artenschutz. Er stammt aus Deutschland und ist zu den bedeutendsten Persönlichkeiten weltweit in diesem Bereich geworden. Nach ihm wurde von der Tierschutz-Organisation American Humane Society sogar ein Preis benannt.

Sein Sohn Christoph Kiessling ist inzwischen der Präsident der Loro Parque Stiftung. Sie fokussiert sich auf Schutz von Papageien weltweit und von Meerestieren in Makaronesien, aber unterstützt auch andere Projekt. Seit ihrer Gründung 1994 hat die Loro Parque Fundación über 280 Naturschutz- sowie Forschungsprojekte in über 36 Ländern mit über 29.000.000$ nicht nur finanziell unterstützt, sondern auch mit der Expertise der eigenen Mitarbeiter. Sie produziert also einen enormen Output für den Natur- und Artenschutz.

Was wäre die Welt ohne Zoos?

Im Loro Parque geborener Lear-Ara füttert seinen Nachwuchs in der Natur. | Foto: Loro Parque Stiftung

Die im Tier-, Natur- & Artenschutz erfahrene Tierärztin Dr. Kerstin Alexandra Dörnath war eingeladen den Impulsvortrag zu halten. Seit vielen Jahren schon berichtet sie aus ihrer Praxis und motiviert Menschen für den Schutz von Tieren, ihren Arten sowie deren Lebensräumen. Sie leitete damit ein, dass auch das Hotel Adlon aus der Intention gegründet worden sei, „die weite Welt nach Hause zu holen“. Das täten Zoos und Aquarien auch, aber eben mit dem starken Wunsch verbunden, genau diese Welt aktiv zu schützen.

Sie betonte dabei die Expertise der zoologischen Einrichtungen: Fachpersonal und Fachverbände, aber eben auch Tierwohl-Expertise und Artenschutz-Praxis. Die Expertin erklärte aber auch: „Was uns wohl alle, die wir mit Wildtieren arbeiten, vereint, ist nicht nur die Expertise, sondern auch die Liebe zu sowie die Faszination und Empathie für die Tiere und die Natur.“ Mit großer Sorge blicke man daher auf die Biodiversitätskrise. Seien Zoos früher, noch als das Hotel Adlon eröffnet wurde, simple Tiersammlungen gewesen, hätten sie sich – auch besonders dank Dr. Heini Hediger, der als Vordenker des modernen Zoos gilt – längst zu Zentren für Tier-, Natur- & Artenschutz gewandelt.

„Der Zoo ist also die heutige Arche“, erklärte Dr. Dörnath. Sie zeigte Fotos von Arten, die bereits verloren wären, wenn es denn Zoos nicht gegeben hätte. Dabei ging sie besonders auf den Lear-Ara ein und betonte, dass Artenschutz eben auch Geld koste. Für diese finanzielle Ausstattung von Projekten sorgten moderne Zoos und Aquarien. Sie zeigte knapp 200 Arten, die ähnliche Unterstützung bräuchten, betonte aber auch: „So viele Arten benötigen inzwischen die Hilfe der Zoos, dass sie nicht auf ein Dia passen.“

„Ohne Zoos nichts los“

Mystic Aquarium: Die Besucher lieben die Belugas und werden so zum Schutz motiviert. | Foto: Carol M. Highsmith, Lizenz: public domain

Sie zitierte in dem Zusammenhang den ebenfalls anwesenden Autor Heiko Werning, der 2019 subsummierte, dass ohne Zoos in Bezug auf den Schutz von Klima und Biodiversität nichts los sei. Von dieser Warnung aus kam sie auf einen weiteren Vorreiter des Modernen Zoos zu sprechen: Prof. Dr. Bernhard Grzimek. Dabei schaut Dr. Dörnath besonders auf seine Arbeit zur Interaktion von Tier und Mensch.

Sie warnte vor zunehmender Naturentfremdung: „Ein Naturschutzzentrum im Urwald, an den Polen, in der Steppe oder der Wüste kann die Menschen nicht erreichen. Auch hierfür brauchen wir den Zoo.“ Sie beschrieb diesen als „größte Bildungsplattform zu Tierschutz, Artenschutz und Naturschutz“. Wichtig dabei ist ihr: „Der direkte, emotionale Kontakt zum Tier weckt Empathie.“ Es geht also nicht nur um Lernstoff, sondern eben auch besonders um Herzensbildung, denn auch schon laut Hediger sei das Erlebnis im Zoo „gerade für die emotionale Bildung essenziell“, schließlich sei „Umweltschutz ohne Mitgefühl viel schwerer umsetzbar“.

Neben dieser emotionalen Bildung betonte sie aber auch, Forschung an sich: Zoos lieferten „Daten zu Genetik, Ernährung, Verhaltensökologie und Krankheitsprävention, die direkt dem Schutz der Wildtiere zugutekommen“. Zu dem Thema konnte sie auch aus ihrer praktischen Arbeit an verschiedenen Orten der Welt berichten.

Bedrohung für den Tier-, Natur- & Artenschutz

Ein mobiles Tötungskit von PETA | Foto von http://whypetakills.com (Nathan J. Winograd)

Dr. Dörnath kam auch auf die Tierrechtsindustrie und ihre Akteure zu sprechen: „Sie wollen die Haltung von Tieren insgesamt verbieten und also auch zoologische Gärten schließen.“ Sie deckte deren Methoden auf, in dem sie erklärte wie Mitarbeiter dieser Organisationen sich Fantasietitel geben wurden, „um so einen Anschein von Kompetenz zu erwecken“. Die Tierrechtsindustrie benutze „Bilder von gestern, um Entscheidungen von morgen zu beeinflussen“. Das identifizierte sie klar als Problem. Zum Beispiel ging sie die Parole „Artgerecht ist nur die Freiheit“ ein.

„“Artgerecht“ bedeutet „wie in der Natur“. Hielten wir Tiere nach dem Vorbild der Natur, stünde sofort der Amtstierarzt vor der Tür. In der Natur sind Tiere Phasen ohne Wasser und ohne Futter ausgesetzt, es gibt dort Fressfeinde und Wilderer; Beinbrüche werden nicht behandelt. So aber wollen wir unsere Tiere nicht halten. Wir wollen sie ihrer Art gemäß halten; besser sogar tiergerecht, also den individuellen Bedürfnissen entsprechend. Der tierschutzrechtlich korrekte Begriff lautet „artgemäß“.“ – Dr. K. Alexandra Dörnath

In Bezug auf Freiheit erklärte sie klar: „Die Natur ist alles andere als frei. Auch kennen Tiere keine „Gefangenschaft“.“ So ging sie auf den naturalistischen Fehlschluss ein, dem die Industrie unterlege. „Die „Tierrechtsindustrie“ macht unter dem Deckmantel des Tierschutzes ein großes Geschäft“, erklärte Dr. Dörnath. Sie betonte, dass es trotz Millionen-Umsätzen der Industrie dieser nicht gelungen sei auch nur eine einzige Art zu retten. „Zoos hingegen investieren jedes Jahr Millionen in konkrete Artenschutzprojekte vor Ort“, erläuterte die Expertin.

Klare Unterscheidung gefordert

Hornsittich im Loro Parque – die Art wurde von der Loro Parque Stiftung vor dem Aussterben bewahrt. | Foto: zoos.media

So plädierte Dr. K. Alexandra Dörnath nicht nur dafür, der Tierrechtsindustrie keinen Platz mehr unter dem Schirm der Gemeinnützigkeit einzuräumen. Vielmehr appellierte sie: „Wir müssen hier also klar zwischen echtem Tier- und Naturschutz und purem Spendengeschäft unterscheiden.“ So wäre eine Welt ohne Zoos und Aquarien, die von der Tierrechtsindustrie, wie jeder andere Tierhalter auch, bedroht werden, „eine Welt, in der das Wort „Artenschutz“ ein leeres Versprechen wäre, weil wir das Notfall-Backup abgeschaltet und somit die Versicherungspolice gegen das Artensterben gekündigt hätten.“

„Zoos sind die letzte Arche, die verhindert, dass die Stimmen der bedrohten Tierwelt für immer verklingen. Während Kaiser Wilhelm II. das Adlon als Ort der Welt-Repräsentation schuf, repräsentieren moderne Zoos heute die Welt-Verantwortung für Natur- und Artenschutz. Dabei übernehmen sie auch die Verantwortung für das Leben jeden einzelnen Individuums, das sie pflegen.“ – Dr. K. Alexandra Dörnath

Die heutige Welt brauche „Zoos mit all ihren Facetten; und sie braucht Zootiere als reale Botschafter vor Ort.“ So endete dann auch ihr Vortrag und wurde mit großem Applaus der Anwesenden sowie Dank durch die Gastgeber goutiert. Einmal mehr konnte Dr. K. Alexandra Dörnath so Menschen Tier-, Natur- & Artenschutz näher bringen. Die gesamte Rede ist hier nachlesbar.

Rege Diskussion

Bayerische Kurzohrmaus im Haus des Meeres in Wien | Foto: zoos.media

Zu einem solchen Abend gehört es aber auch ins Gespräch zu kommen. So diskutierten zoos.media-Beiratsmitglied Michael Miersch, Dr. habil. Joachim Scholz vom Senckenberg-Institut und Jeff Schreiner, der Direktor vom Haus des Meeres in Wien, moderiert vom Artenschutzbeauftragten der Loro Parque Gruppe, Wolfgang Rades, darüber, ob Zoos nicht erfunden werden müssten, wenn es sie nicht schon längst geben würde.

So wurden Punkte aufgebracht, an die angeschlossen werden konnte. Solche Gesprächsforen zu kreieren, ist wichtig. Zu selten steht die Biodiversitätskrise im Mittelpunkt. Zu oft muss sie zurücktreten vor anderen aktuellen Krisen. Abende zu gestalten, bei denen das nicht der Fall ist, ist daher wichtig. Denn egal, wohin die Politik gerade schaut, Artensterben ist real. Es passiert jetzt.

Zoos und Aquarien haben auch eine Möglichkeit an solchen Abenden, Hoffnung zu vermitteln. Sie sprechen nicht nur über Probleme, sondern können auch Lösungen liefern. Haltung rettet Arten. Das kann man nicht nur beweisen, sondern auch erfolgreich umsetzen. Solche Erfolgsgeschichten, wie die des Loro Parque und seiner Stiftung, geben Hoffnung. Diese Hoffnung bedeutet für bedrohte Arten letztendlich Zukunft.

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