Die Trainer und die Orcas im Loro Parque sind durch viel Liebe und großen Respekt verbunden. | Foto: zoos.media

WWF: „Missverständnis“ zu Orcas in der BILD

Exklusiv für zoos.media – 05.03.2025. Autor: Philipp J. Kroiß

In der BILD wurde behauptet, der WWF sähe die „Gefangenschaft von Walen und Delfinen kritisch“ und eine „artgerechte Haltung von Delfinen nicht vorstellbar“.

WWF: „Missverständnis“ zu Orcas in der BILD

Eine mehr als defizitäre BILD-Berichterstattung zur Schwangerschaft der Orca-Dame Morgan in der BILD-Zeitung hatte für hochgezogene Augenbrauen gesorgt. Darin wurde der World Wide Fund For Nature (WWF) Deutschland am Ende des Artikels wie folgt zitiert:

Auch der WWF sieht die Gefangenschaft von Walen und Delfinen kritisch. Allgemein sei eine wissenschaftlich artgerechte Haltung von Delfinen nicht vorstellbar, heißt es auf Anfrage.“ – BILD-Artikel von Mara Pallokat

Damit hätte sich der WWF in direkten Widerspruch zur Weltnaturschutzunion (IUCN) begeben sowie mit den führenden wissenschaftlichen Experten auf diesem Gebiet. Zudem wären die Aussagen natürlich falsch gewesen. Das war offenbar der Autorin der BILD nicht aufgefallen und die Worte landeten in dem Artikel. Nun steht fest: Sie spiegeln nicht die Meinung des WWF wider.

Anfrage beim WWF sorgt für Klarheit

Nach Bekanntwerden der unsäglichen, angeblichen Aussagen des WWF hat zoos.media unverzüglich die Organisation kontaktiert. Der WWF stellt klar, gar nicht zur Haltung von Delfinen zu arbeiten. Vielmehr wird klargestellt: „In der Beantwortung der Presseanfrage der BILD ist bedauerlicherweise durch ein Missverständnis eine falsche Information herausgegeben worden.“

Vielmehr macht sich der WWF für moderne Zoos und Aquarien stark. „Wir als WWF Deutschland befürworten grundsätzlich die Aufgaben, die von zahlreichen seriösen, wissenschaftlich geführten Zoos in den Bereichen Artenschutz, Bildung und Forschung wahrgenommen werden“, heißt es weiter. Ein Beispiel dafür sind zum Beispiel sehr erfolgreiche Kooperationen mit dem Kölner Zoo in Bezug auf zum Beispiel Nashörner und Tiger.


Artikel nicht seriös recherchiert

Allerdings hat der Artikel noch mehr Fehler. Inzwischen wurde er auch verändert (hier nachvollziehbar), allerdings steht das falsche WWF-Statement weiterhin drin. So behauptet man in der Überschrift „Tierschützer“ würden TUI auffordern, „Orca-Shows aufzugeben“. Erstmal kann TUI das nicht, zweitens ist das eine Kampagne der Tierrechtsindustrie. Echte Tierschützer unterstützen die Orca-Haltung wie zum Beispiel die Organisationen American Humane beziehungsweise Global Humane. Hinzukommend ist der Loro Parque Tierschutz-zertifiziert.

Mit Hinweis auf dem Sterben von Keto wird behauptet, dass „in Gefangenschaft [Orcas] oft deutlich vor ihrer natürlichen Lebenserwartung sterben“ würden. Gerade in Bezug auf Keto ist das schlicht falsch wie diese Grafik hervorragend zeigt:

Der Artikel basiert seine Agenda gegen die Haltung von Orcas ausschließlich auf unseriösen Organisationen wie dem Deutschen Tierschutzbund und WDC. Alle Anschuldigungen aus dem Artikel seitens dieser NGOs sind längst widerlegt. Daher war auch wohl das falsche WWF-Zitat für die BILD so wichtig. Es gab diesen unseriösen Organisationen einen scheinbar seriösen Anstrich. So kommt dieser tendenziöse Artikel einer journalistischen Bankrott-Erklärung gleich. Der wird auch durch die nachträgliche Ergänzung eines Statements vom Loro Parque nicht besser.

Aktivisten-Märchen statt Fakten

Loro Parque: Orca Keto zeigt seinem Trainer seinen Bauch – ein Vertrauensbeweis. | Foto: zoos.media

Der WDC hatte sich mit der gleichen Protagonistin wie in der BILD und ähnlichen Aussagen schon in der SZ blamiert. Zuvor mit anderen Protagonisten sogar vor Parlamenten – etwa mit einer angeblich maßstabsgetreuen Zeichnung, die gar keine war. Dazu gab es einen angeblichen Hintergrundbericht zu Delfinarien, der keiner war und vor Fehlern nur so strotzte. So ist es ohnehin für Journalisten gefährlich, sich auf das WDC zu verlassen, wenn man wirklich nach Fakten sucht. Für die Tierquälerei-Märchen über den Loro Parque war der WDC noch nie im Stande irgendwelche stabilen Belege vorzuweisen.

Warum Mara Pallokat so eine Organisation überhaupt fragte, ist derweil ungewiss. Wer eine solche Anti-Delfinarien-Organisation mit dieser Vergangenheit überhaupt anfragt, kann eigentlich schon sicher sein, dass er dort keine Wahrheit finden wird. Ähnliches gilt für den Deutschen Tierschutzbund (DTV). Den Namen könnte man schon fast als Etikettenschwindel beschreiben, kooperiert die Organisation doch offenbar lieber mit der Tierrechtsindustrie statt als Dachverband der Tierheime zu fungieren.

Zahlreiche Lügen über Zoologische Gärten seitens des DTV sind auch lange schon widerlegt. Erst jüngst kooperierte der DTV wieder mal mit der radikalen Tierrechtsorganisation PETA um offenbar längst widerlegte Narrative gegen Zoos aufleben zu lassen. Auch der DTV faselt bei BILD etwas von einer „tierquälerischen Touristen-Attraktion“ in Bezug auf die nachgewiesenermaßen tiergerechte Haltung von Orcas im Loro Parque. Tierquälerei wurde nicht nur nie für die Schwertwale im Loro Parque nachgewiesen, sondern alle bisherigen Vorwürfe scheiterten vor Gericht oder wurden auf andere Weise als Lügen enttarnt. Die höchste Instanz Spaniens in dieser Frage bezeichnete die Orca-Haltung im Loro Parque zum Beispiel als „einwandfrei“.

Wie geht es den Tieren wirklich?

Unerwähnt von der BILD bleibt – wenig überraschend – die bislang größte Studie, die je zum Wohlergehen von Walen in Menschenobhut gemacht wurde:

Stattdessen wirkt der Artikel wie eine Gefälligkeitsberichterstattung für Nichtregierungsorganisationen. So torpediert letztendlich die BILD-Zeitung ihre eigene, durchaus gelungene und vor allem journalistisch sorgfältigere Berichterstattung zur Kleinen Anfrage der Unionsfraktion. Wenn das Blatt seine Glaubwürdigkeit irgendwie bewahren will, sorgt es in Zukunft dafür, dass ordentliche Standards in allen Bereichen gelten und durchgesetzt werden. Sonst wird es immer wieder Artikel geben, in denen die BILD auf unseriöse NGOs hereinfällt und sich lächerlich macht.

Es wäre von Mara Pallokat und den anderen Verantwortlichen, durch deren Hände so ein Artikel geht, sicher nicht zu viel verlangt gewesen, etwas Hintergrundrecherche zu den befragten Organisationen zu betreiben. Dann wäre ihnen wohl auch das Missverständnis mit dem WWF erspart geblieben beziehungsweise rechtzeitig aufgefallen.

Diesen Beitrag teilen